Horseplay: Männer allein zu Haus

DVD: Horseplay
Männer allein zu Haus

Seit seinem Langfilmdebüt „Plan B“ im Jahr 2009 hat sich der argentinische Regisseur Marco Berger (Jahrgang 1977) zu einem der international bekanntesten Filmemacher seines Landes gemausert. Mit seinem achten Langfilm „Horseplay“, der hierzulande als DVD-Premiere erscheint, ist er seinen Lieblingsthemen einmal mehr treu geblieben.
Marco Berger ist schwul und hat nie ein Geheimnis daraus gemacht. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass bei seinen Filmen immer homosexuelle Protagonisten im Mittelpunkt stehen. Ein wiederkehrendes und selbst im queeren Filmbereich ungewöhnliches Sujet bei Berger ist die Begierde, die schwule Männer gegenüber heterosexuellen Männern hegen.

Das war bereits in „Plan B“ die Ausgangskonstellation, und das hat Marco Berger in seinem bislang besten Film „Ausente“ aus dem Jahr 2011 schließlich auf die Spitze getrieben. Hierin schilderte er das sexuelle Begehren, das ein Schüler gegenüber seinem Sportlehrer empfindet – und womit er diesen am Ende in eine überaus prekäre Situation bringt, die der Filmemacher mit an Alfred Hitchcock gemahnender Spannung eingefangen hat.

Sein neuester Streich heißt hierzulande „Horseplay“, was man mit „Herumalbern“ übersetzen könnte, und der spanischsprachige Originaltitel lautet „Los agitadores“, was so viel bedeutet wie „Die Unruhestifter“. Damit wird der Inhalt dieses wieder einmal recht handlungsarmen Films ganz gut zusammengefasst.

Artur (Iván Masliah) hat in der Villa seiner Eltern in der Provinz Buenos Aires sturmfreie Bude und über die Weihnachtsfeiertage und Silvester seine besten Kumpels eingeladen. Bei bestem südamerikanischem Wetter genießen ein knappes Dutzend junger und gutaussehender Männer gemeinsam eine Auszeit, gönnen sich schon tagsüber Bier und Joints, sonnen sich am Rande des Swimmingpools oder necken sich, indem sie sich gegenseitig in homoerotischen Situationen inszenieren und diese mit der Handykamera festhalten.

Mal in gegenseitigem Einverständnis, mal heimlich, während die betreffenden Personen gerade Siesta halten. Doch das machohafte Gebaren der athletischen Jugendlichen ist in einigen Fällen lediglich vorgeschoben.

Poli (Franco de la Puente) weiß zumindest für sich selbst ganz genau, dass er auf Männer steht. Und in Andy (Agustín Machta) hat er in der Gruppe einen Gleichgesinnten gefunden, der nichts dagegen hat, wenn er von Poli im Wäldchen vor der Villa einen geblasen bekommt.

Als zum Jahreswechsel dann doch noch einige Freundinnen der Männergruppe in die Villa dazu stoßen, brechen sich die angestauten Spannungen Bahn und es kommt zu einigen nicht immer für alle Beteiligten angenehmen Entladungen.

Wer die Filme Marco Bergers kennt, weiß, dass es bei ihm immer mal wieder recht langatmig zugehen kann, weil die Handlung sich oftmals auf ein absolutes Minimum reduziert. Das ist nun auch bei „Horseplay“ wieder der Fall, der zumindest in der ersten Hälfte lediglich einen voyeuristischen Blickwinkel einnimmt und die gut aussehenden, durchtrainierten und oftmals komplett unbekleideten Männer bei ihren Exzessen beobachtet.

In diesen Momenten funktioniert Bergers Film wie ein in Bewegung versetzter erotischer Wandkalender, der zumindest dem schwulen Zielpublikum etwas fürs Auge bieten kann.

Im weiteren Verlauf, wenn die Anspannungen innerhalb der Clique zunehmen, wird es dann auch auf dramaturgischer Ebene interessanter. Mit der finalen Sequenz gibt Berger seinem Publikum schließlich auch etwas zum Nachdenken mit auf den Weg, das er auf subtile Weise in den vorangegangenen neunzig Minuten vorbereitet hatte.

Die DVD-Erstveröffentlichung des Films bei Salzgeber bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) und einen passenden spanischen Originalton (in Dolby Digital 5.1, optional mit deutschen Untertiteln). Das Bonusmaterial umfasst lediglich den Trailer zum Film.

© by Frank Brenner (10/2023)

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