Redick, Robert: Windkämpfer

Redick, Robert: WindkämpferWindkämpfer
(The Red Wolf Conspiracy)
von Robert Redick
aus dem Amerikanischen von Irene Holicki
Heyne Paperback
erschienen: Frühjahr 2009 (Deutschland), 2008 (USA)
735 Seiten, 15,00 €
ISBN: 978-3-453-52466-8

Random House (Heyne Verlag)

Gibt es so etwas wie das perfekte Fantasybuch? Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht daran. Was es allerdings gibt, sind Romane, die dieser Idealvorstellung sehr, sehr nahe kommen. Wie etwa »Windkämpfer« von Robert Redick, ein Werk, das ich geradezu verschlungen habe. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten eine ganze Reihe von Fantasyromanen gelesen – und glaubt mir, da waren jede Menge erstklassiger Abenteuer darunter –, doch keines von ihnen kann es auch nur annähernd mit »Windkämpfer« aufnehmen. Seit der »Gentlemen-Bastard-Sequence« von Scott Lynch habe ich keinen Fantasyroman gelesen, der mich derart mitgerissen hat wie »Windkämpfer«.

Doch der Reihe nach; kommen wir zuerst zum Inhalt.

Schon viel zu lange liegen dunkle Wolken über den Reichen von Alifros. Nach langen Jahren des Krieges und des gegenseitigen Misstrauens herrscht ein brüchiger Waffenstillstand zwischen Arqual und Mzithrin, den beiden mächtigsten Nationen des Kontinents. Die alte Feindschaft könnte allerdings jederzeit wieder neu entflammen und die Länder in einen verheerenden Krieg stürzen.

Um dies zu verhindern, wird die Chathrand, das letzte der Großen Schiffe und damit der mächtigste Segler in der arqualischen Flotte, auf eine heikle Friedensmission geschickt. Unter dem Kommando ihres umstrittenen Kapitäns Nilus Rose begibt sich das Schiff auf eine ebenso gefahrvolle wie abenteuerliche Reise.

Mit an Bord der Chathrand ist auch der Teerjunge Pazel. Schon bald wird er in eine Reihe von Ereignissen verstrickt, die nicht nur sein Schicksal für immer verändern könnten. An Bord eines Schiffes, auf dem es von Mördern, Verschwörern und finsteren Gesellen nur so wimmelt, obliegt es alleine ihm und seinen Gefährten, eine verhängnisvolle Intrige aufzudecken, die die bekannten Reiche in einen vernichtenden Krieg führen könnte...

Atemberaubend. Unvergleichlich. Abenteuerlich, actionreich und voll phantasievoller Einfälle. Ich habe es schon mal gesagt, aber ich wiederhole es mit großer Freude noch einmal: »Windkämpfer« ist zweifelsohne eines der brillantesten Fantasybücher, das je geschrieben wurde.

Das beginnt schon bei der Story des Buchs. Autor Robert Redick vermischt eine groß angelegte Verschwörung mit ausgefallenen phantastischen Elementen und packenden Einzelschicksalen. Vor den Augen seiner Leser lässt er ein rasantes Abenteuer ablaufen, das mit jedem Kapitel neue aufregende Abenteuer und originelle Ideen zu bieten hat. Ohne sich groß um irgendwelche Genrekonventionen zu kümmern – und ebenfalls ohne sich darum zu bemühen, ganz bewusst mit eben jenen Konventionen zu brechen –, fesselt Redick sein Publikum mit einer einmalig faszinierenden, ungeheuer abwechslungsreichen Geschichte.

Hierzu trägt der hervorragende, ausgefallene Cast des Romans natürlich nicht unwesentlich bei. Sprechende Ratten, ein jähzorniger und möglicherweise wahnsinniger, immer jedoch undurchschaubarer Kapitän, oder ein als Nerz getarnter Magier sind nur einige wenige Mitglieder dieses außergewöhnlichen Figurenensembles. Die Protagonisten sind durchweg erstklassig gezeichnet, und obwohl viele von ihnen nur recht kurze Auftritte haben, wirken sie allesamt durchdacht und lebendig.

Ebenso stimmig wie die Charaktere sind auch die übrigen Elemente des Romans. Der Background der Geschichte bietet reichlich Konfliktpotenzial, das sorgsam – nicht zu oft und nicht zu selten, und immer im richtigen Maß – in die Handlung eingebaut wird. Atmosphärisch könnte der Roman nicht dichter und stimmiger sein. Ob dramatische Sturmszene oder hitzige Streitgespräche, Redick meistert alle Arten von Szenen meisterhaft und gibt dem Leser das Gefühl, unmittelbar dabei zu sein.

Positiv anmerken sollte man zudem, dass es dem Autor ganz ohne lange und breite Beschreibungen oder den häufigen Rückgriff auf romaninterne Mythen und Hintergründe gelingt, Stimmung zu erzeugen und dafür zu sorgen, dass vor den Augen seiner Leser ein plastisches Bild von Alifros entsteht. Respekt, das schaffen nicht allzu viele Schriftsteller!

Was den Schreibstil von Redick angeht, so ist dieser zunächst ein klein wenig gewöhnungsbedürftig; gerade zu Beginn wirkt er etwas sprunghaft. Davon sollte sich der geneigte Fantasyfan aber nicht abschrecken lassen; spätestens nach den ersten drei Kapiteln hat man sich an die Schreibe gewöhnt und kann die mitreißende Handlung vollauf genießen.

»Windkämpfer« ist ein Highlight der Fantasyliteratur, ein phantastisches Meisterwerk voll Abenteuer, Magie und Dramatik, das sich niemand, aber auch wirklich niemand entgehen lassen sollte. Wer abenteuerliche und actionreiche Fantasy liebt, der wird an diesem Auftaktband zu einer als Trilogie geplanten Reihe nicht vorbeikommen, und auch sonst ist »Windkämpfer« uneingeschränkt empfehlenswert für jeden, der von einem Roman allerfeinste Unterhaltung erwartet.

Robert Redick – wenn es einen Autor gibt, der an Scott Lynch herankommt, dann zweifelsohne dieser Mann. Viel besser kann man einen Roman eigentlich nicht in Szene setzen.

Was für ein Buch!!!

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