Hohlbein, Wolfgang: Thor Garson - Der Kristall des Todes

CoverThor Garson – Der Kristall des Todes
von Wolfgang Hohlbein
erschienen: Frühjahr 2008
249 Seiten, 14.95 €
ISBN: 978-3-800-05383-4
Ueberreuter Verlag

Thor Garson – das ist der Name eines fiktiven jungen Abenteurers, Archäologen und Reporters, der in den 1940er Jahren an verschiedenen exotischen Orten der Erde gefährliche, zumeist geradezu haarsträubende Abenteuer erlebt. Gleichzeitig ist Thor Garson der Titel einer Buchreihe von Wolfgang Hohlbein, deren ersten drei Bände im Sommer 2007 beim Ueberreuter-Verlag erschienen sind. Nun gibt es Nachschub für alle Fans: Mit Der Kristall des Todes ist Roman Nummero vier auf den Markt gekommen, der den Leser erneut eintauchen lässt in eine Welt voller Entdeckungen und Gefahren, immer auf der Suche nach Antworten auf die großen Rätsel der Menschheit.

Nach dem Kampf gegen einen uralten Mayagott (Der Dämonengott), der verzweifelten Jagd nach einem mächtigen Wikingerartefakt (Das Totenschiff) und der Suche nach dem legendären El Dorado (Der Fluch des Goldes) darf sich Thor Garson diesmal einem der ältesten Mysterien der Welt zuwenden: dem Geheimnis der Osterinseln.Na ja, zumindest ist dies der Aufhänger für die folgenden Geschehnisse, denn in Wahrheit geht es bei Garsons neustem Abenteuer um etwas ganz anderes.

Eine archäologische Expedition zu den Osterinseln! Das ist der Auftrag, mit dem die US-Regierung den jungen Abenteurer betraut. Schnell jedoch entpuppt sich die ganze Chose als Tarngeschichte, die die Aufmerksamkeit der Presse von den wahren Hintergründen ablenken soll. Thors eigentliche Mission besteht darin, ein im Inselreich Polynesien abgestürztes Flugzeug zu finden, an Bord: ein amerikanischer Spion, der wichtige Informationen über die Kriegspläne der Nationalsozialisten besitzt.

Auf der Suche nach dem verschwundenen Flugzeug stößt Thor schon bald auf eine erste Spur – und auf eine Waffe, die so mächtig ist, dass sie niemals in die Hände einer Krieg führenden Nation fallen darf. Doch das wahre Geheimnis, das sich hinter der unvorstellbaren Stärke der Waffe verbirgt, ist noch ungleich schrecklicher, als es der Abenteurer jemals für möglich gehalten hätte...

Der Kristall des Todes ist ein Abenteuerroman, der gespickt ist mit phantastischen Elementen. NS-Soldaten und alte Gottheiten, tödliche Schusswechsel und magische Rituale, Intrigen und mörderische Luftkämpfe... Realistische und unglaubliche Elemente geben sich die Klinke in die Hand und verschmelzen zu einem einheitlichen Abenteuermix, in dem die Protagonisten eigentlich nie zur Ruhe kommen und von einer Gefahr in die nächste stürzen.

Der Roman wirkt dadurch zwar dynamisch und lässt sich schnell und flüssig lesen, es gelingt ihm allerdings nie, wirkliche Tiefe zu erzeugen und den Leser fest in seinen Bann zu schlagen. Während Hohlbein Mysterium an Mysterium und Actionsequenz an Actionsequenz reiht, vernachlässigt er seine Protagonisten ein wenig. Die Charaktere der Figuren bleiben oberflächlich und vielfach recht einfallslos gestrickt, weshalb man keine echte Beziehung zu den einzelnen Personen aufbaut. Die Folge: Man amüsiert sich beim Lesen zwar ganz gut, wirkliche Begeisterung kommt aber nicht auf.

Damit ist Der Kristall des Todes allerdings in guter Gesellschaft: Die anderen Bände der Reihe (Kann man hierbei überhaupt von einer Reihe oder gar Serie sprechen? Zwar taucht in jedem Buch dieselbe Hauptperson auf, doch ansonsten haben die einzelnen Werke eigentlich nichts miteinander zu tun), die anderen Bänder der Reihe jedenfalls sind nach genau dem gleichen Muster gestrickt. Viel Action, wenig Tiefgang, oberflächliche Personen. Damit stellen sie für jeden Hohlbein-Fan eine kleine Überraschung dar, denn bekanntlich kümmert sich der Autor im Normalfall viel mehr um das Innenleben seiner Figuren als um halsbrecherische Stunts. (Mal unabhängig davon, ob einem die etwas andere Ausrichtung des Romans nun gefällt oder nicht: Großes Lob an Hohlbein für die Actioneinlagen; diese sind wirklich gelungen und wirken sehr plastisch).

Der Kristall des Todes ist mit knapp 250 Seiten der dünnste Band der Reihe. Dabei gehen natürlich einige Elemente verloren, die in den vorherigen Büchern noch enthalten waren, etwa die mehr oder weniger deutliche Liebesgeschichte zwischen Thor und der jeweiligen Frauengestalt. Doch da gerade diese Storylines in den Vorgängerbänden eher genervt als mitgerissen haben, trägt ihr Fehlen dazu bei, dass das Buch mehr Spaß macht als die bisherigen Serienromane. Die Geschichte ist daher knapp und schnörkellos, weshalb sie äußerst rasant und dynamisch wirkt. Das macht dieses Buch ganz eindeutig zum bisher besten Band der Reihe.

Für Der Kristall des Todes gilt aber im Endeffekt das, was eigentlich für die gesamte Thor Garson-Reihe gilt: Nette Romane für zwischendurch, die aber nicht allzu lange im Gedächtnis hängen bleiben. Keine wirklichen Überflieger, keine Bücher, die man zwingend gelesen haben muss, aber eben nette Unterhaltung für regnerische Nachmittage. Wer ein bisschen Action ohne Tiefgang, exotische Abenteuer oder einfach mal einen etwas anderen Hohlbein-Roman sucht, der wird hier fündig werden. Fans von Indiana Jones oder Clive Cusslers Romanen rund um Dirk Pitt können guten Gewissens mal reinschnuppern.


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