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Die Adaption des Respekts - Edgar Wallace bei EUROPA - Folge 7 "Neues vom Hexer"

 Edgar Wallace bei EUROPADie Adaption des Respekts - Edgar Wallace bei EUROPA
Folge 7 »Neues vom Hexer« 

G. Walt: Ich möchte mal bei Edgar Wallace bleiben, diese Serie die Sie 1983 für EUROPA gemacht haben. Da haben Sie sich sehr dicht an der Vorlage gehalten. Übrigens als Einziger, der diese Krimis je adaptiert hatte. Gab es einen Grund dafür?
H.-G. Franciskowsky: Immer der Respekt vor dem Autor, dem Erfinder. Wenn ich einen Roman geschrieben habe, möchte ich nicht, dass das Werk von irgendwem verhunzt wird, sondern soweit wie möglich Original bleibt. Denn nur das Original ist das originäre daran.
Neues vom HexerKein anderer setzte Wallace origineller um als Franciskowsky. Zumindest im Hörspiel gilt das bis heute. Auch wenn der Hörplanet nun ebenfalls auf Wallace-Originalität verweist, so haben doch die Werke nicht die Genialität der EUROPA-Werke aus den 80er Jahren. Schon gar nicht was die Kunst angeht, den Hörer zu fesseln und knackig zu unterhalten. Nicht zuletzt aus diesem Grunde werde ich mich der Serie nochmal widmen. Ausführlich. Inzwischen erschienen die Hörspiele (bisher 4 Stück, weitere folgen) bei Streamingprotalen wie Spotify und sind so allen zugänglich. ich empfehle sie wärmstens.
 
 
Handlung:
Miska Guild hat eine Frau im Streit von Dach eines Hotels in die Tiefe gestürzt. Man kann ihm keine Schuld nachweisen und er tut es als Unfall ab. Doch der Hexer ist anderer Meinung und kündigt deshalb den baldigen Tod des Lebemannes an. Der kriegt es mit der Angst zu tun und bittet Chefinspektor Bliss dringend um Hilfe. Doch der kann die Rache des Hexers nicht verhindern. Als Bliss in Urlaub geht, bekommt Inspektor Mander seine große Chance und fordert den Hexer heruas. Er weiß jedoch nicht mit was für einen Meister er sich da angelegt hat. Sollte es dem Hexer wirklich gelingen die wertvollen Juwelen des Mr. Lumiere zu stehlen...?

Klappentext
Der Hexer ist nicht zu fassen. Die Polizei jagt ihn nicht nur vergeblich, sie muss auch hinnehmen, dass er die Bestrafung von Verbrechen übernimmt. Aber dann erhält Inspektor Mander seine große Chance. Chefinspektor Bliss ist verreist. Inspektor Mander übernimmt die Fahndung nach dem Hexer. Und kaum hat Bliss London verlassen, als Inspektor Mander auch schon eine raffinierte Falle für den Hexer aufgebaut ... (EUROPA)

Meinung
Von den Inhalten und der Auswahl der Stoffe, fällt die zweite Staffel gegenüber der Ersten etwas ab. Qualitativ ist sie dennoch in Ordnung und einige Geschichten brauchen sich nicht hinter denen der Ersten zu verstecken. Dazu gehört auch "Neues vom Hexer". Franciskowsky gelang ein kleines Kunststück. Denn bei der Vorlage handelte es sich um eine Kurzgeschichtensammlung. Der Hörspielautor wählte zwei Geschichten aus. Die verarbeitete er auf zwei Kassettenseiten. Die erste Seite handelt von Miska Guild, der die Rache des Hexers fürchten muss und dabei ähnlich nervös reagiert wie Maurice Messer im ersten Teil. Grundlage war die Kurzgeschichte "Der Elektroingineur" aus dem besagten Band. Auf Seite 2 geht es um Inspektor Mander, der dem Hexer eine Falle stellen will und selbst hinein tappt. Grundlage war die Kurzgeschichte "Paul Lumiere wird bestraft".
Das einzige Manko ist, dass der Hexer schon aus dem ersten Teil bekannt ist. Zumindest rein stimmlich erkennt man ihn und so sind aufmerksame Hörer im Vorteil, bzw. im Nachteil. Denn sie wissen mehr aber die Spannung dürfte Ihnen fehlen. Doch im Grunde funktioniert die Geschichte auch so. Dafür sorgen wie gewohnt wieder die Sprecher und die flotte Inszenierung. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass "Neues vom Hexer" nach dem "roten Kreis" das beste Hörspiel der Reihe ist und damit auch das beste der 2. Staffel.
Der Erfolg der ersten Staffel muss groß gewesen sein, denn die zweite kam ziemlich schnell hinterher. Aber einiges hatte sich geändert. Die Cover hatten anderes Serienlogo und auch die Bilder wurden augenscheinlich von einem anderen Zeichner fabriziert. Insgesamt ist die zweite Staffel auch etwas flotter in der Inszenierung. Das merkt man an der Musik. So sind alle sechs Folgen der zweiten Staffel nicht ganz so düster geraten, wie die der ersten.

Gedanken
"Seine Vergehen sind zwar nicht so schwer, dass man ihn töten muss, aber man müsste ihn berauben": zitiert Sergeant Stourbridge ein Schreiben des Hexers an den Yard, welches sich auf Paul Lumiere bezieht. Damit wird klar, dass der Hexer durchaus nicht nur den Tod als geeignetes Mittel der Rache ansieht.

"Ich werde den Hexer finden, wenn Sie nicht die Nerven verlieren": das sagt Chefinspektor Bliss zu Miska Guild. Bei diesem Namen allein, dürfte der Hexer von der Unschuld dieses Mannes nicht mehr überzeugt sein. Zuerst lacht Guild noch über den Hexer. Doch im Verlauf der Handlung steigert sich seine Angst, bis er am Ende nur ein Nervenbündel ist. Das hat er mit Maurice Messer aus dem ersten Hexer-Roman gemeinsam. Der Unterschied scheint zu sein, dass Messer Koks und Alkohol in Massen zu sich nimmt, während Guild ein solider Kaffeetrinker ist.

Horst NaumannDie Sprecher
Das Schöne an dieser Reihe ist auch, dass man sich an eine gewisse Kontinuität hält. Sicher hängst das mit dem immensen Erfolg der ersten Staffel zusammen und der kurzen Zeit, die zwischen den Produktionen lag. Jedenfalls hat man hier wieder Peter Lakenmacher als Bliss besetzt. Selbstverständlich ist das nicht, da EUROPA oftmals gleiche Rollen mit unterschiedlichen Sprechern besetzte. Das hing sicher auch von der Verfügbarkeit der Schauspieler ab. Auch der Hexer wird wieder von Günther Ungeheuer gesprochen. Das einzig was man bemängeln könnte ist die Tatsache, dass man die Stimme des Hexers eigentlich schon aus dem ersten Teil kennt und hier keine großen Überraschungen zu erwarten sind. Auch sonst ist der Cast gut ausgestattet. Horst Stark ist wieder mit dabei und er verspricht die zweite Staffel genauso umfangreich zu beehren wie die erste. Hier mimt er den Spitzel Freddy und er bleibt damit in seinem Rollenprofil als kleiner Gauner. Eine Rolle, die in den Filmen übrigens meistens Klaus Kinski inne hatte. Douglas Welbat (Macabros) ist in einer leicht komischen Rolle zu hören und ansonsten kommen noch Marianne Bernhard, Gernot Endemann als Guild und Michael Harck als Mander hinzu. Harck hat damit eine etwas andere Rolle, als bei seinen beiden Einsätzen in der ersten Staffel. Aber als etwas unerfahrener Junge wird er auch hier dargestellt. Marianne Bernhardt spricht Guilds Opfer Ethel Seddings. Ihre Stimme ist bekannt aus der "Insel der Zombie" (Gruselserie). Leider hat sie nur diesen einen Auftritt in der Reihe. Den Erzähler gibt auch in der zweiten Staffel Horst Naumann (u.a. "Traumschiff).Friederich Schütter war Dick Alford im "schwarzen Abt". Hier spricht er erneut einen Polizeichef - wie schon in den Folgen 4 und 5.

Cover
Das Cover ist ein absolutes Highlight. Die Cover der zweiten Staffel sind im allgemeinen etwas besser als die der ersten. Jedenfalls gibt es mit Ausnahme von Folge 12 nicht mehr solche Patzer wie bei den Folgen 2 und 4. Hier lehnt man sich sogar noch ein bisschen an das Cover der Folge 3 an, dem besten der ersten Staffel. Der fallende Mann taucht hier ebenfalls auf. Folge 7 ist mit dem wohl besten Cover der gesamten Serie ausgestattet.

Parallelen
Henry Kielmann, hier in der Rolle des Sergeant Stourbridge, sprach in der Maritim-Version von "Neues vom Hexer" den Chefinspektor Bliss.

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