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... Hans-Gerhard Franciskowsky über die Auflagen der 80er, die Dramaturgie von damals ...

Hans-Gerhard Franciskowsky …... Hans-Gerhard Franciskowsky ...
... über die Auflagen der 80er, die Dramaturgie von damals und dem Respekt gegenüber dem Autor
 
Hans-Gerhardt Franciskowsky, besser bekannt als H.G. Francis schrieb viele Romane. Unter anderem für Perry Rhodan. Er entwickelte mit Rex Corda die Basteische Antwort auf Perry Rhodan und schrieb darüber hinaus über 600 Hörspiele. Vornehmlich für EUROPA, wo er die ersten Drei ???-Hörspiele schrieb, die Gruselserie, Edgar Wallace, Commander Perkins, TKKG und vieles mehr.  Die Gesamtauflage seiner Hörspiele liegt bei 120.000.000 Exemplaren. Er wurde 1936 in Itzehoe geboren und lebt derzeit in Hamburg.

Zauberspiegel
: Sie haben viele unvergessliche Hörspiele geschaffen. Wenn Sie sich den Markt für Hörspiele heute so anschauen, wie sehen da die Entwicklung seit den 70er Jahren. Und welche Unterschiede zu damals gibt es?
H.-G. Franciskowsky: Die Unterschiede sind vor allem in der Auflage zu finden. Sie müssen bedenken, als wir damals angefangen haben, z.B. mit TKKG hatten wir eine Auflage von 200.000 Stück. Das steigerte sich dann und ging weit bis über 500.000 Stück. Ich habe eine goldene Schallplatte nach der anderen bekommen, am Ende waren es, glaub ich 130 Stück. Dazu noch sechs Platin-Schallplatten. Das heißt im Klartext, wenn Sie 200.000 Kassetten oder Platten verkaufen, dann bekommen Sie auch Geld in die Kasse und können Spitzenkräfte beschäftigen, bei den Sprechern, Musikern und so weiter und so sofort. Und Sie können es sich leisten auch mal 14 Tage am Stück im Studio an einem Hörspiel zu arbeiten. Heute, bei den niedrigen Auflagen, sind Sie gezwungen schneller zu arbeiten, und über manches hinwegzusehen.

Zauberspiegel: Die Erwachsenenserien bei EUROPA in den 80er Jahren hatten augenscheinlich nur einen geringen Erfolg. Perry Rhodan und Edgar Wallace kamen nur auf 12 Folgen. War das nur eine Erfolgsfrage, oder wollten Sie da einfach nicht weiter machen?
H.-G. Franciskowsky: Das war eine reine Erfolgsfrage. Ich komme wieder auf die Auflagen zurück. Der Verlag war verwöhnt mit einer Auflage von 200.000 Stück. Kam jetzt ein Hörspiel nur auf 150.000 Stück oder 180.000 Stück, hieß es Schluss damit, neues Thema. Es ging um die Umsätze beim Händler. Wenn da ein Ständer mit 100 Hörspielen im Laden stand, dann ging man auch davon aus, dass die raus gingen.
Wenn heute einer 100.000 Hörspiele verkaufen würde, der würde vom Leder hochspringen.

Zauberspiegel: Ich möchte mal bei Edgar Wallace bleiben, diese Serie die Sie 1983 für EUROPA gemacht haben. Da haben Sie sich sehr dicht an der Vorlage gehalten. Übrigens als Einziger, der diese Krimis je adaptiert hatte. Gab es einen Grund dafür?
H.-G. Franciskowsky: Immer der Respekt vor dem Autor, dem Erfinder. Wenn ich einen Roman geschrieben habe, möchte ich nicht, dass das Werk von irgendwem verhunzt wird, sondern soweit wie möglich Original bleibt. Denn nur das Original ist das originäre daran.

Zauberspiegel: Ich habe das damals sehr geschätzt, das mal jemand die Stoffe im Original belassen hat.
H.-G. Franciskowsky: Das ist der Respekt vor dem Autoren.

Zauberspiegel: Und warum ist die Gruselserie damals nicht fortgesetzt wurden, hier gab es immerhin 18 Folgen. Sind da nicht auch ein bisschen die Ideen ausgegangen?
H.-G. Franciskowsky: Ideen waren massenhaft vorhanden. Nur auch bei der Gruselserie gingen die Verkaufszahlen unter 200.000 und man wollte neues Terrain betreten. Man hat nur den Trend verpasst, denn zu der Zeit gingen die Hörspielumsätze ganz allgemein zurück, und man hat keine Serie mehr entwickeln können, die die 200.000 je überschritten hätte.

Zauberspiegel: Warum haben Sie sich ganz aus dem Hörspielgeschäft zurückgezogen?
H.-G. Franciskowsky: Weil ich mal was Neues ausprobieren wollte. Ich bin immer auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Sehen Sie, ich habe über 600 Hörspiele geschrieben, und da möchte man irgendwann auch mal was Anderes machen.

Zauberspiegel: Hören Sie gern Hörspiele, haben Sie Lieblinge.
H.-G. Franciskowsky: Ja, ich nehme mir auf einer langen Autofahrt immer meine alten Sachen mit, und dabei läuft es mir immer so schön über den Rücken, weil die Geschichten so herrlich sind.

Zauberspiegel: Könnten Sie sich vorstellen noch mal ein Hörspiel zu machen. Vielleicht einmal noch?
H.-G. Franciskowsky: Nein. Das wäre mir zu mühsam. Außerdem die Dramaturgie bei einem Hörspiel ist heute eine Andere als wir Sie damals hatten. Wir hatten damals die Platten und die Cassetten mit jeweils A und B-Seite und einer Gesamtlänge von 45 Minuten. Die Dramaturgie musste nun so gestaltet werden, dass immer am Ende von Seite A ein Spannungshöhepunkt erreicht war, der den Hörer zum Umdrehen der Platte bzw. Kassette zwang. Dieser Moment geht bei den heutigen Produktionen verloren, weil da kann man 60 bis 80 Minuten draufhauen und so wird oft geschludert und von der Dramaturgie her sehr nachlässig gearbeitet. Und dazu habe ich keine Lust.

Zauberspiegel: Was machen Sie heute so?
H.-G. Franciskowsky: Ich arbeite an einem historischen Roman, an einem Krimi und entwickle derzeit ein Perry Rhodan-Musical. An dem Musical sitze ich seit 3 Jahren. Ich habe Story, Bühnenbild und die Musik dafür erarbeitet. Ich bin sehr eng in Kontakt mit der staatlichen Musikhochschule in Hamburg und wir werden das Ganze Projekt am 1. Juli vorstellen, und hoffen das der auserkorene Produzent davon so überzeugt ist, das wir in die Uraufführung gehen können.

Zauberspiegel: Sehr interessant. Vielen Dank, es war mir Ehre.
H.-G. Franciskowsky: Nur nicht übertreiben.

 

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