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... Michael J. Parrish über Torn

 Guido Latz... Michael J. Parrish ...
... über Torn

Michael J. Parrish ist der Schöpfer der Heftserie Torn. Im Zaubermond-Verlag läuft die Serie weiter und auch die alten Hefte werden nun als Hardcover wieder aufgelegt. Stefan Robijn hat unter dem Titel TORN CLASSICS - die Entstehung des Torniversums im Zauberspiegel die 50 Hefte umfassende Serie nachgezeichnet.

Nun hat sich es sich ergeben, dass Michael J. Parrish dem Zauberspiegel ein Interview gegeben hat.


Peter Molden, ehemaliger Verlagsleiter der Verlagsgruppe Lübbe, ist sein Agent und portraitiert den Autor auf seinen Seiten so:

„Michael J. Parrish
Der von der Phantastik-Szene liebevoll MJP genannte Parrish hat zahlreiche Romane für diverse Romanheft-Serien verfasst, u. a. die erfolgreiche Science-Fiction-Serie „Maddrax”. Auch für „Jerry Cotton” verfasste er zahlreiche Romanhefte und Taschenbücher und war mehrere Jahre lang für die Konzeption und Ausarbeitung großer Handlungszyklen verantwortlich. 2001 erschien seine Dark-Fantasy-Serie „Torn - Wanderer der Zeiten”, die seit 2003 als Hardcover fortgesetzt wird. 2006 verfasste er einen Roman zum PC Spielreihe „Sacred”.
Parrish liebt es zu reisen und seine Romane von unterwegs aus zu schreiben. Seine Werke erscheinen bei Bastei, Lübbe, Zaubermond und Dino/Panini.“

Kurzum: Ein vielfältiger Autor, der um keine Antwort verlegen ist. Aber lest selbst.

Zauberspiegel: Wie lange ist es nun eigentlich schon her, dass es an der Tür zu deiner Fantasie geklopft hat und ein Kerl eingetreten ist mit folgenden Worten auf den Lippen: „Hallo, mein Name ist Isaac Torn. Ich möchte, dass du meine Geschichte erzählst.“? Sag uns doch bitte ein bisschen was über die Entstehungsgeschichte von Torn.
Michael J. Parrish: Das sind nun in der Tat schon ein paar Jährchen – bei Zaubermond hatten wir deshalb ja schon vor drei Jahren eine Art Jubelband zum fünfjährigen Bestehen. Die Geschichte ist inzwischen ja schon hinlänglich bekannt, aber ich erzähl’ sie immer gerne wieder, ist einfach zu schön: Also, ich stand bei Rot an der Ampel, und eine Dame sang im Autoradio davon, wie schrecklich „torn“ sie doch sei – und da hat’s mich wie aus heiterem Himmel getroffen. Torn – welch ein Name für einen Helden! Und noch ehe die Ampel auf Grün war, hatte ich die ersten Ideen beisammen. Bis zum realisierten Projekt hat’s freilich noch lang gedauert, aber das war der erste Impuls.

 

Zauberspiegel: War Torn von Anfang an als Heftserie geplant?
Michael J. Parrish: Ja. Ich war zur damaligen Zeit ja schon seit einigen Jahren für diverse Heftroman-Serien tätig, und die episodische Struktur war schon im Stoff angelegt.

 

Zauberspiegel: Wie kam es zu dem gewagten Entschluss, gleich mit einer Trilogie zu starten? Oder war Torn ein Buchprojekt und die Einstiegstrilogie eine Konsequenz aus der Anpassung ans Heftformat?
Michael J. Parrish: Nein. TORN war wie gesagt von Beginn an als Heftromanserie geplant – zunächst sogar nur als Subserie zum „Grusel-Schocker“. Der zuständige Lektor Peter Thannisch und ich waren aber der Ansicht, dass wir nicht kleckern, sondern klotzen wollten und mit einem richtigen Knaller an den Start gehen. Das Torniversum ist ja auch ein wenig komplexer als etwa die Hintergründe eines „Cotton“ oder „Lassiter“, von daher war es auch gut, drei Bände zur Verfügung zu haben, um es in seinen Grundzügen zu etablieren.

 

Zauberspiegel: Hattest du Einfluss auf das Design der Hefte?
Michael J. Parrish: Was das Design selbst betrifft – nein. Bastei wollte da in eine neue Richtung starten und sich von der altbekannten Zinne verabschieden. Bei „Maddrax“ war man ja auch schon in diese Richtung gegangen. Das Titellogo selbst stammte von mir, allerdings war es ursprünglich in einer grauen Metalloptik gehalten, so wie es dann auch später auf den Zaubermond-Covern verwendet wurde. Mit der bunten Einfärbung des Logos konnte ich mich nie ganz anfreunden. Anfangs passten sie sich wenigstens noch an die Coverabbildungen an, später wurde nur noch zwischen gelb und rot gewechselt. Das fand ich ein wenig schade. Die Titelbilder von Del Nido waren – wie jeder weiß – qualitativ sehr unterschiedlich. Aber ich finde, dass auch einige sehr gute Arbeiten dabei waren.

 

Zauberspiegel: Nach der Einstiegstrilogie erschien ja doch erst mal eine ganze Reihe von Einzelromanen, bevor es dann mit Band 13 wieder etwas komplexer wurde. Hat da der Verlag anfangs etwas auf die Komplexitätsbremse getreten oder war das deine Entscheidung?
Michael J. Parrish: Der Verlag hat mir da freie Hand gelassen, aber natürlich muss man die Gesetzmäßigkeiten des Heftromans berücksichtigen. Nach dem Neustart muss man einer Serie unbedingt einige Wochen Zeit geben, ihr Publikum zu finden – und das schafft man nicht, indem man gleich mit einem hammerkomplexen Zyklus loslegt, bei dem schon Insidern bald der Kopf raucht. Wir hatten ja durchaus Zweiteiler im Programm, aber ich wollte zunächst ein paar Einzelabenteuer liefern und zeigen, welche Möglichkeiten in der Serie stecken, ehe es in den ersten Zyklus ging.

Zauberspiegel: Mit Band 50 wurde die Heftserie eingestellt und beim Zaubermond-Verlag als Buchreihe fortgeführt. Soweit ich mich erinnern kann, wurden die Leser von der Einstellung sehr überrascht, weil sich auch auf der Leserseite nichts dergleichen abzeichnete. Wann hast du eigentlich von der Einstellung erfahren?
Michael J. Parrish: Mir ging es ähnlich wie den Lesern – das alles ging sehr, sehr schnell. Nicht von ungefähr hatte ich ja schon mit einer neuen Trilogie begonnen, die die Bände ab 50 hätte einleiten sollen. Es blieb gerade noch Zeit, einen alternativen Band 50 zu schreiben, der die Heftserie immerhin zu einem inneren Abschluss brachte. Alles andere wäre nicht nur für die Leser, sondern auch für mich ziemlich unbefriedigend gewesen.

Zauberspiegel: Wie kam es dann zum nahtlosen Übergang beim Zaubermond-Verlag? Wie schnell kam der Kontakt zustande?
Michael J. Parrish: Dass es so schnell hing, war Dennis Erhardt vom Zaubermond-Verlag sowie dem damaligen TORN-Redakteur Holger Kappel zu verdanken, die sich sehr schnell einigten. Auf diese Weise mussten auch keine Romane umgearbeitet werden, wie manche Leser vermutet haben. Mit Band 1 der Hardcover-Serie startete TORN in ein neues Medium und in eine neue Zukunft.

Zauberspiegel: Für die Heftserie hat Roger Clement einen Roman abgeliefert und Steve Salomo war mit sechs Bänden vertreten. Welche Freiheiten hatten die Co-Autoren in der Heftserie? Oder anders gefragt: Schrieben sie nach eigenen Ideen oder nach einem Exposé von dir? Falls nach einem Expo: Wie ausführlich war das gehalten?
Michael J. Parrish: Vorgegeben waren lediglich der grobe Zeitrahmen sowie einige Grundelemente der Handlung, z.B. der Crush’tar im ersten Steve Salomo-Zweiteiler.

Zauberspiegel: Seit Band 13 der Buch-Serie hast du dir Christian Montillon als Co-Autor ins Boot geholt. Da ich Christians Arbeit sehr schätze, kann ich dich zu diesem Entschluss nur beglückwünschen. Dennoch frage ich mich, warum du dich für ihn entschieden hast und nicht für den in der Heftserie doch sehr beliebten Steve Salomo. Oder nein, ich frage es nicht mich, ich frage es dich. J
Michael J. Parrish: Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist natürlich, dass Christian ein absolut talentierter Newcomer ist, der nicht von ungefähr auch bei anderen Serien sehr erfolgreich ist. Ihn für die Serie gewonnen zu haben, war ein großer Glücksfall, zumal er selbst TORN-Anhänger ist und die Serie von ihren Anfängen weg verfolgt hat. Steve Salomo ist derzeit einfach mit zu vielen anderen Projekten beschäftigt.

Zauberspiegel: Ich nehme mal an, dass ein Co-Autor deshalb nötig geworden ist, weil du dich anderen Projekten zugewandt hast. In einem Interview hat uns Christian Montillon verraten, dass die Arbeit so abläuft, dass er die Romane nach deinen Exposés schreibt, dabei aber immer noch genug Montillon mit reinbringen kann. Ist das noch so oder hat sich die Aufgabenverteilung in der Zusammenarbeit seit Band 13 geändert? Kommt irgendwann einmal wieder ein Band von Michael J. Parrish alleine? Hast du dir vielleicht sogar den einen oder anderen Handlungsstrang für dich selbst reserviert? Oder ist es denkbar, dass du Torn irgendwann mal völlig in bewährte Hände abgibst und dich aus dem Torniversum zurückziehst?
Michael J. Parrish: Momentan gestaltet sich die Arbeit nach wie vor so, dass ich die Exposés liefere und Christian die Ausformung des Romans übernimmt, wobei ich ihm zunehmend Freiraum gebe, damit er auch eigene Figuren und Themen in die Serie einbringen kann. Es gibt allerdings nach wie vor einen groben Handlungsstrang, dem ich folgen will und der für die Zukunft auch wieder einige Überraschungen bereithält. Von daher bin ich auch nach wie vor an der Entwicklung und Erweiterung der Serie beteiligt.

Zauberspiegel: Ist evtl. gar zu befürchten, dass sich Christian Montillon wegen seiner Arbeit an Macabros aus Zeitgründen etwas zurücknehmen muss?
Michael J. Parrish: Im Augenblick sehe ich eine solche Gefahr nicht, da wir gerade dabei sind, einen guten Vorlauf herauszuarbeiten.

Zauberspiegel: Wie siehst du die Entwicklung der Serie von den ersten Heften bis heute? Hat sich mehr geändert als nur die Erscheinungsform? Wie würdest du versuchen, einen ehemaligen Leser, der nach fünfzehn oder zwanzig Heften aus der Serie ausgestiegen ist, zu überzeugen, dass er der Buchreihe eine erneute Chance geben sollte?
Michael J. Parrish: Das Torniversum und seine Charaktere sind komplexer geworden, und es hat sich viel geändert. Torn ist nicht mehr der verschlossene Einzelgänger, der er einst war, sondern der Anführer des neuen Wandererkorps und hat sich entsprechend neuen Herausforderungen zu stellen. In mancher Hinsicht ist es eine neue, andere Serie geworden, die jedoch ohne die Heftromanserie oder die früheren Hardcover-Bände so sicher nicht möglich gewesen wäre. Ich habe immer gesagt, dass TORN eine Serie ist, die sich – anders als etwa „Cotton“ - in ständiger Entwicklung befindet. Und genau das ist geschehen.

Zauberspiegel: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen habt.
Michael J. Parrish: Jederzeit gern.

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