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... Carsten Steenbergen über den Pilwiz, Hörbücher und Hörspiele

Carsten Steenbergen... Carsten Steenbergen ...
...über den Pilwiz, Hörbücher und Hörspiele

Der Phantastik-Autor Carsten Steenbergen wurde 1973 in Düsseldorf geboren und wohnt seit 1999 in Mönchengladbach. Kurz vor seinem 30. Geburtstag entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben.

Das Genre Phantastik hat es ihm dabei besonders angetan, Auslöser waren hier als Kind sicher die Nibelungensage und andere Legenden, sowie Jahre später das Werk J.R.R Tolkiens (Herr der Ringe).


Im Jahr 2006 wurden dann die ersten Kurzgeschichten, zwei Kindermärchen, veröffentlicht. Seitdem sind weitere Kurzgeschichten aus der ganzen Brandbreite von Märchen bis Grusel in verschiedenen Anthologien, Fanzines oder Magazinen abgedruckt worden. Im Jahr 2008 erreichte der vielversprechende Autor einen ersten Karierrehöhepunkt. Er wurde in drei Kategorien für den Deutschen Phantastik Preis nominiert: Beste Kurzgeschichte, Beste Anthologie/Geschichtensammlung, Beste Homepage.

Damit nicht genug: 2008/2009 erscheinen diverse Gruselhörspiele, von denen eines (Der Pilwiz – Die dunklen Schriften zu Gladbach) als Auftakt einer eigenen 12-teiligen historischen Hörspielreihe dienen soll, die bei dem Label HaRoVerlag produziert wird. Weitere Hörspiele aus den Genres Fantasy, Horror und Science Fiction sind bereits in der Vorbereitung.

Doch damit ist das Repertoire des Nachwuchs-Autors noch längst nicht erschöpft. rei Romane sollen im nächsten Jahr erscheinen, darunter sein Debüt „Der Pilwiz“, ein historischer Dark-Fantasy-Roman zum gleichnamigen Hörspiel.


Zauberspiegel
: Hallo Carsten. Mit „Der Pilwiz“ ist im HaRo-Verlag ein Hörspiel an den Start, welches deinem Schaffen entstammt. Erkläre unseren Lesern doch kurz was ein Pilwiz ist?
Carsten Steenbergen: Hallo Stephan. Aber gerne. Ein Pilwiz, je nach Gegend auch Willeweis oder Bilmesschnitter genannt, stellt einen Korngeist dar. Im Mittelalter glaubte man an durchaus an diese mal wohltätigen, mal schädigenden Erntedämonen, die in den Kornfeldern leben. Ob nun als Erntehelfer oder Dieb, den unterschiedlichen Varianten sagte man nach, die Menschen mit einem magischen Pfeil lähmen zu können.
Mein Pilwiz fährt allerdings eine etwas härtere Gangart.
Das bekommen die Menschen, die im Jahr 1256 in der Nähe der Abtei zu Gladbach leben und arbeiten, deutlich zu spüren. Insbesondere Katharina, die Tochter des Bauern Bruno, und Heinrich, der Sohn des Landvogts, müssen sich dem blutigen Treiben des Dämons stellen und decken nebenbei noch ein uraltes und schändliches Geheimnis auf. Versteht sich ja.
Wink

Zauberspiegel: Ist man mit der Hörbuch-Produktion an dich herangetreten, oder warst du da federführend, in irgendeiner Weise?
Carsten Steenbergen: Tatsächlich ist man zunächst einmal an mich herangetreten. HaRo hat einen starken Bezug zu Mönchengladbach, meinem Wohnort, und suchte im letzten Jahr genau dort einen Autor, mit dem man einmal ein anderes Konzept als die altbekannten Niederrheinkrimis verwirklichen könnte. Im Vordergrund stand die Idee einer Gruselreihe mit historischem Lokalkolorit, die sich von dem üblich in diesem Genre Angebotenen abheben sollte. Da bot sich dann ein Mönchengladbacher Autor förmlich an. Kurzum: man stieß im Internet auf meine Homepage und nahm Kontakt auf.

Zauberspiegel: Wenn man dich herantrat, dann ist doch eine große Ehre für einen Jungautoren oder?
Carsten Steenbergen: Ganz klar. Du kannst dir sicher vorstellen, wie ich nach dem ersten Telefonat aus dem Häuschen war. Als Hörspielfan von Kind an und als Jungautor war das natürlich etwas ganz besonderes. Danach ging es aber direkt an die Konzeptarbeit, da ich ja nicht mit leeren Händen zum ersten Treffen kommen wollte. Vor Ort haben wir die Sache dann durchgesprochen und die Hörspielreihe „Scripta Obscuritatis – Die dunklen Schriften zu Gladbach“,  war geboren. Im Anschluss daran gab es jede Menge an Recherche zu erledigen, denn die geplanten Episoden sollten ja auf dem historischen Hintergrund der über 1.000 Jahre alten Stadt Mönchengladbach aufbauen.
 
Zauberspiegel: Dem gegenüber hat HaRo schon die eine oder andere Sache von dir herausgebracht, als Hörbuch. Wann genau hat das angefangen mit den Hörbüchern?
Carsten Steenbergen: Das erste Hörspiel wurde im Februar 2008 veröffentlicht: Trau nie einer Legende. Die Story basiert auf einer schaurigen Kurzgeschichte, die ich im letzten Jahr geschrieben habe und handelt von einem todkranken Botaniker, der sich in den bulgarischen Bergen auf die Suche nach einem legendären, heilenden Baum macht (siehe auch www.traunieeinerlegende.de).
Im Laufe des Jahres haben sich dann Kontakte zu weiteren Labels ergeben, teils über Kollegen, die ebenfalls im Hörspielbereich schreiben oder über meine Arbeit als Rezensent für funpool.net. Damit kamen erfreulicherweise auch diverse neue Anfragen. Momentan stehen deshalb einige Projekte und Optionen für 2009 an, was mich sehr begeistert. Genaues kann ich an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten.


Zauberspiegel: Inwieweit warst du an der Produktion zu Der Pilwiz beteiligt?
Carsten Steenbergen: Ich hatte von Anfang an vollwertiges Mitspracherecht. In Sachen Konzeption und natürlich bei der Ausgestaltung des Drehbuchs gab man mir nahezu freie Hand. Regie und technische Umsetzung überlasse ich dagegen lieber den Fachleuten, wobei ich trotzdem nach wie vor nach meiner Meinung gefragt werde. So konnte ich zum Beispiel auch bei der Auswahl des Covers meinen Wunschkandidaten benennen.  Ziel bei der Produktion war es, dass meine Ideen so gut wie möglich umgesetzt werden sollten. Und bei so einem Angebot schlägt das Autorenherz unweigerlich einen Takt schneller.
Dazu ergab sich auch noch die Möglichkeit, einer der Nebenrollen meine Stimme zu verleihen. Die drei Stunden Aufnahme im Studio waren unerwartet anstrengend, haben aber umso mehr Spaß bereitet. Immerhin konnte ich mir so die Arbeiten hinter dem Hörspiel einmal näher anschauen. Aus eigener Erfahrung sozusagen. Mein Respekt vor der Leistung der Sprecher und der Verantwortlichen im Hintergrund hat sich dadurch um einiges gesteigert.

Zauberspiegel:Magst du Hörbücher sehr gern, oder bevorzugst du eher Hörspiele?
Carsten Steenbergen: Ich mag beides sehr gern. Für lange Autofahrten (wenn man mal wieder zu einer der Messen oder Cons unterwegs ist) sind Hörbücher der ideale Begleiter, besonders wenn sie gut vorgelesen sind.
Hörspiele sind dagegen etwas direkter und lassen den Hörer sofort am Geschehen teilhaben, so als ob man selbst dabei wäre. Wenn mich nichts ablenkt, zum Beispiel während eines ausgiebigen Hundespaziergang, dann ist das für mich das Höchste. Aufgewachsen bin ich mit Europa-Schallplatten von Flash Gordon, Commander Perkins und Drei Fragezeichen. Diese Scheiben konnten mich damals unglaublich fesseln (und tun es wohl heute noch).
Wahrscheinlich schreibe ich daher auch lieber Hörspiele als Hörbücher.


Zauberspiegel: Deine Geschichten sind im phantastischen Bereich anzusiedeln. Hast du da einen Schwerpunkt. Mehr Mystery oder mehr Fantasy, oder gar noch eine andere Richtung. Oder vermischt sich da einiges?
Carsten Steenbergen: Ich würde sagen sogar alles. Mich begeistert nahezu jedes Genre aus dem Bereich der Phantastik. So kann ich mir genauso ein SciFi-Projekt vorstellen wie ein Märchenbuch für die Kleinsten. Urban- und die klassische High-Fantasy geht genauso oder halt wie aktuell eine historisch angelegte Dark-Fantasy. Einen speziellen Schwerpunkt will ich mir bislang nicht antun. Es gibt doch so vieles, was man ausprobieren kann.
Ab und zu bewege ich mich deshalb auch in anderen Fahrtwassern und das sogar gerne. In diesem Jahr habe ich zum Beispiel in Zusammenarbeit mit DBB Health München ein 13-teiliges Pharmathriller-Hörspiel produziert. Für das eigene Ausloten der Fertigkeiten war das schon eine umwerfende Erfahrung
Als Schwerpunkt würde ich daher eigentlich nur die Phantastik als solche bezeichnen, aber kein spezielles Untergenre daraus.


Zauberspiegel: Wer sind deine schriftstellerischen Vorbilder?
Carsten Steenbergen: Davon gibt es einige. Diesmal tatsächlich je nach Genre. Ich versuche mal einige herausstehende Autoren zu nennen, ohne zu sehr in die epische Breite zu gehen.
Für die Heroic-Fantasy hat es mir schon früh Michael Moorcock mit seiner Elric-Saga bzw. Wolfgang Hohlbein mit seinem alten Enwor-Zyklus angetan. Bei den eher skurrilen Erzählungen hat mich Matt Ruff (Fool on a hill) besonders mit seiner Art von Humor absolut begeistert. Fantasy steht ganz klar im Zeichen J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ und dem meisterlichen Michael A. Stackpole. Seine Romane mag ich besonders gerne und ich habe noch keinen gelesen, der mir nicht gefallen hätte. Im Bereich Horror lässt sich dann noch Dean Koontz anführen. Aber in Wahrheit sind es noch viel, viel mehr. Es gibt Unmengen Autoren, die ihr Handwerk unglaublich gut beherrschen und die mit tollen Ideen aufwarten. Und lernen kann man von allen etwas. An mir selber habe ich feststellen können, dass ich Romane, seit ich selbst schreibe, mit einem ganz anderen Auge lese. Immerhin kann man ja so nebenbei noch den einen oder anderen Kniff mitnehmen.

 
Zauberspiegel: Atmosphärische Dichte und im Mystery-Bereich die surrealen Welten, all das zu beschreiben wird in der heutigen Literatur immer wichtiger. Wie stellst du dir Deine Welten vor. Siehst du Szenen vor deinem geistigen Auge, oder vergleichst du mit irgendwelchen Geschichten, die vielleicht mal im Film gesehen hast. Kurzum gefragt: beeinflusst dich der Film?
Carsten Steenbergen: Absolut. Ich stelle mir meine Szenen und Geschichten meist in einer Art filmischen Umsetzung vor, wenn auch ohne Hintergrundmusik. Das oft gerühmte Kopfkino.
Diverse Verfilmungen von phantastischen Stoffen helfen dabei natürlich ungemein und sei es nur zu Inspiration. Ich bin begeisterter Kinogänger und freue mich über jeden neuen Phantastik-Streifen. Dass ich dabei direkt vergleiche, würde ich eigentlich nicht sagen. Es sind eher die vielen kleinen Bausteine daraus, die sich dann im Kopf unweigerlich zusammensetzen.
Beim Schreiben versuche ich dann mein Kopfkino direkt in Worte umzusetzen, damit der Leser hoffentlich einen ähnlichen Effekt erlebt. Das fällt mir meist  leicht, kann sich aber auch ab und zu furchtbar zäh gestalten.


Zauberspiegel: Wie lange schreibst du an einer Geschichte, wie zum Beispiel Der Pilwiz?
Carsten Steenbergen: Das ist unterschiedlich. Einerseits hängt das natürlich vom Umfang des Projekts ab, andererseits auch davon, wie viel Zeit mir neben meinem regulären Broterwerb zur Verfügung steht. Eine Kurzgeschichte kann durchaus in 2 Tagen durch sein. Für die Drehbuchfassung des Pilwiz, was dann ja schon ein größeres Projekt darstellt, habe ich gut fünf Wochen gebraucht, nachdem der Ablauf der Story feststand.
Für den 13-teiligen Pharmathriller dagegen hatte ich auftragsbedingt nur drei Wochen zur Verfügung. Das war ein hartes Stück Arbeit, hat aber zur Zufriedenheit aller gut geklappt.
Für die Romanfassung des Pilwiz, an der ich gerade arbeite, muss ich doch einiges mehr einplanen.


ZauberspiegelWas planst du für die nächste Zukunft. Was erscheint demnächst von dir?
Carsten Steenbergen: Momentan arbeite ich an der Romanfassung des Pilwiz. Die Fertigstellung ist für Februar 2009 geplant. Ein Veröffentlichungstermin hierfür steht allerdings noch nicht fest, wenn es auch schon den ein oder anderen interessierten Verlag gibt.
Anfang 2009 soll aber erst einmal das Pilwiz-Hörspiel erscheinen.
Danach setze ich mich umgehend an meinen ersten Fantasy-Roman „Das Gesetz der Titanen“, auf den ich mich schon jetzt sehr freue.
Dazu sind zwei, drei Thrillerhörbücher, ein SciFi- und weitere Dark-Fantasy-Hörspiele, sowie die Umsetzung des Drachenkinder-Ebooks „Hauch der Finsternis“ (nominiert für den Deutschen Phantastik Preis 2008) als Print- und Hörbuchversion geplant.
Mir steht also noch jede Menge Arbeit bevor. Aber wenn ich es nicht gerne täte, würde ich es wohl auch nicht machen.
 
Weitere Informationen zum Autor gibt es im Internet auf seiner Homepage und seinem Blog

Roman „Der Pilwiz“ - Kurzinfo
Denkt man an Gladbach, fallen einem schnell Fußball, Krimigeschichten oder das Münster ein, doch unheimliche und übernatürliche Begebenheiten kommen einem dabei nicht in den Sinn.
Carsten Steenbergen erweckt in seiner Erzählung eine uralte Spukgestalt wieder zum Leben, einen Korngeist, der sein blutrünstiges Unwesen im historischen Gladbach von 1256 treibt. Den Leser erwartet eine fröstelnde Zeitreise in die dunkle Vergangenheit des tiefsten
Mittelalters.
Heinrich, Sohn des Grafen Wilhelm von Kessel, wird mit einer mörderischen Schreckensgestalt konfrontiert, die auf den Feldern des Bauern Bruno
Menschen tötet. Das Oberhaupt der Abtei zu Gladbach, Abt Theoderich, verweigert
jedoch jegliche Hilfe, denn der Neubau des Münsterchors durch den Kölner Dombaumeister Gerhard ist ihm wichtiger. Als dann ein weiterer Mord passiert und Katharina, die Tochter Brunos und die heimliche Liebe Heinrichs, entführt wird, nimmt Heinrich den Kampf gegen den tödlichen Dämon auf. Ihm zur Seite steht sein Mentor Bruder Cornelius, ein  Benediktinermönch der Münsterabtei. Gemeinsam decken sie ein erschütterndes
Geheimnis aus Rache, Habgier und Teufelsbeschwörung auf.

 

 

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