Natur und Mensch mal ganz anders betrachtet - oder ein KRIEG DER WELTEN
Natur und Mensch mal ganz anders betrachtet ...... oder ein KRIEG DER WELTEN
Es gab eine Zeit an die ich mich zurück erinnere in welcher ich als Jugendlicher alles verschlang, was irgendwie phantastischen Inhalts war. Auch für mich so antik anmutende Klassiker wie "Krieg der Welten". Mich interessierten auch Hörspielabhandlungen. Leider waren in den frühen achtziger Jahren Hörspiele noch etwas simpel (wenn überhaupt verfügbar) und mehr auf Kinder als auf Erwachsene zugeschnitten. Entsprechend einfach und kurz waren die Umsetzungen. Ich hätte mir solch ein opulentes Werk von "Krieg der Welten" damals sicher gewünscht. Heutzutage bin ich etwas anderer Meinung. Hörspiele sollten eher kurz und knackig sein und doch einprägsam und von unvergesslicher Güte. Aber so eine kleine Serie vom "Krieg der Welten" ist schon was schönes.
Und so liefert die Media-Bühne im Vertrieb von Lübbe-Audio diese Serie als kompaktes 4-CD-Spektakel. Auch gut.
Die Mediabühne mag dem einen oder anderen Hörspielfan bekannt vorkommen. Dort wurde die kleine aber feine Horror-Serie "Meister der Angst" inszeniert. Vier Hörspiele entstanden damals und schon damals lag der Fokus auf Klasse statt auf Masse.
Seit Ende April nun das neuste Werk "Krieg der Welten". Wer das Original von H.G. Wells kennt, der weiß auch wie es zum Teil recht profan ist. Vor allem das Ende ist irgendwie simpel und abrupt. Interessanter ist aber die Losung bzw. Auslegung der Geschichte. Es ist eine Art Seitenheib auf die großen Feldherren und Eroberer, die Invasoren, die sich ganze Länder unter den Nagel rissen. Meist in blutigen Kämpfen und mit erbitterten Widerstand. Eine Art Naturgesetz, dass sich der Mensch stets zu holen gedenkt, was ihm begehrt. So wie es auch Tiere tun, nur eben anders. Der Mensch hat eben einen Konstruktionsfehler, der heißt Maßlosigkeit. Und so kommt es am Ende oft zu einem Kompromiss. Der Mensch bleibt eben Mensch. Und Eroberer und Gegner sind gleichen Blutes, gleichen Kindes Gottes. Keiner wird aufgeben, aber vielleicht nachgeben. Und so schließt man einen Pakt. Aus Feinden werden Freunde oder zumindest respektable Partner. Zumindest duldet man sich dann irgendwann in einem Wirrwarr aus Kompromissen.
Hier ist der Gegner kein Mensch. Der Eroberer ist ein Alien. Und er stirbt an irdischen Verhältnissen, denen er nicht gewachsen ist. Ganz einfach. Deswegen kommt der Kontext bei Wells nicht so gut zu Tage. Im Hörspiel nimmt man sich die entsprechende Zeit dazu. Es macht aber auf erschreckende Weise klar, wie unwirklich die Illusion von ewigen Frieden ist. Wo würden wir leben, wenn es nie Kriege gegeben hätte? Noch irgendwo in Afrika? In der Wiege der Menschheit? Was wäre daran so schlecht? Berechtigte Fragen.
Die Ausstattung des Vierteilers ist phänomenal. Sounds und Geräuschkulisse sind klasse und erinnern in der Tat an den Film-Blockbuster "Krieg der Welten". Doch die Atmosphäre hier ist wesentlich bedrückender. Man fühlt sich wie in einer fernen, fremden Welt - auf einem anderen Planeten und ist doch auf der Erde. Science-Fiction in Reinkultur.
Die Sprecher: Andreas Fröhlich (Die drei ???), Santiago Ziesmer, Till Hagen (Edgar Allan Poe), Rüdiger Schulzki (Larry Brent), Kerstin Draeger, Sascha Rotermund u.a. Diese Namen bürgen schon an sich für Qualität.
Was negativ ist und dass ist eher ein Klagen auf hohem Niveau ist die Umsetzung in seiner Länge. Stellenweise ist einiges an Szenen wirklich zu lang geraten. Trotz der entsprechend guten Untermalungen wird sich zu lange mit manchen Dialogen aufgehalten. Besonders in Szenen wo eigentlich alles klar ist, wird noch so manche Minute draufgehauen. Aber das ist der einzige negative Punkt.
Fazit: Diese "Krieg der Welten"-Abhandlung überzeugt durch seine kompakte aber nicht zu kurze Inszenierung mit hervorragenden Sprechern und einer intensiven Auslegung des Stoffes, wie man sie bisher nicht gehört hat.
Krieg der Welten