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... Bert Stevens über Rollengeschenke, Facebook und gemischte Gefühle

Bert Stevens ...… Bert Stevens ...
... über Rollengeschenke, Facebook und gemischte Gefühle

Seine Stimme taucht in unzähligen Hörspielen auf. Sei es im Grusel-Kabinett oder bei dem Grusel von DREAMLAND. Meist mimt er den Bösen, den Unheimlichen. Doch Stevens kann viel mehr, wie er in vielen TV-Rollen bewiesen hat. Auch im Hörspiel und Hörbuch, oder als Synchronsprecher ist er sehr vielseitig. Wir haben Bert bei Facebook getroffen, und dieses Interview mit ihm geführt.

Zauberspiegel: Wie kam es dazu, dass Du Hörspielsprecher geworden sind? Das ist ja erst mal nicht das Ziel eines Schauspielers?
Bert Stevens: Für mich gehört es zur Schauspielerei dazu. Außerdem: Ich habe 25 Jahre Theater gespielt, rundweg 80 TV-Rollen gespielt. Es ist immer gut, wenn man als Schauspieler vielseitig ist. In diesem Beruf braucht man mehrere Standbeine. Besonders wenn einem die Rollen beim Film nicht mehr so zufliegen. Ich werde bald 6o – und da ich kein „Professor Brinkmann“ bin,  (lacht) kommt man höchstens noch für den „Opa“ oder für                           einen „arbeitslosen Handwerker“  infrage, der einen 1-Euro-Job als „Nachtwächter“ ergattert hat. Meine Theaterzeit liegt auch lange zurück. Zuletzt stand ich 1990 auf der Bühne. Ich könnte mich einem Tourneeunternehmen anschließen, aber ich will nicht auf dem Koffer leben. Dennoch: Ich werde mich demnächst auch wieder intensiver um Fernsehrollen bemühen.
               
Zauberspiegel: Derzeit erscheinen neue Hörbücher mit Dir. New York Detectives. (Action-Verlag) Worum geht es dort genau?
Bert Stevens: Es sind Krimis  - wie man sich leicht denken kann. Geschrieben hat sie Henry Rohmer. Bount Reiniger ist ein New Yorker Star-Detektiv und wird von seinen Klienten mit der Klärung verzwicker Fälle beauftragt. Da vermisst in einem Fall ein reicher Industrieller seine Tochter, die sich regelmäßig einen dicken Scheck abholte. Bei seinen Recherchen gerät der Detektiv dann auf die Spur von „Satans Kinder“, einer Sekte, die nicht vor Mord zurück schreckt. In einem anderen Fall geht es um einen TV-Prediger, der in seiner Garderobe ermordet wird. Es sind sehr spannende Geschichten, die ich versuchte mit entsprecher Dramatik zu sprechen. Dabei steige ich in die verschiedensten Personen der Handlung voll ein.  

Zauberspiegel: Du hast Hörspiel ebenso fürs Radio, wie für die kommerzielle CD gemacht. Welche Unterschiede zwischen Radiohörspiel und kommerzielles Hörspiel sind für dich bei der Arbeit interessant?
Bert Stevens: Bei einem Radiohörspiel spricht man meistens mit den Kollegen zusammen, während ich bei einem kommerziellen Hörspiel meine Parts größtenteils „einsam“ in meinem Studio einspreche  - oder mit dem Regisseur alleine bin. Ich kann wirklich nicht sagen, was mir mehr Spaß bereitet. Wenn ich für mich bin, das ist klar, dann habe ich mehr Freiheiten, kann nach Belieben korrigieren bis ich in meiner Magengegend ein gutes Gefühl verspüre.

Zauberspiegel: Beim WDR warst Du letztens mit Rudolf Kowalski (Kommissar Stolberg) gemeinsam vor dem Mirko. Wie war die Arbeit speziell mit Ihm, und was waren das für Rollen?
Bert Stevens: Nun kann ich es ja sagen: Ich war der Täter in dem 5-teiligen Kurzkrimi. Ich sprach den Pater Adalbert, einen raffinierten Kirchendieb !
Rudolf Kowalski war der Kommissar, der mich schließlich überführte. Viel Zeit für längere private Unterhaltungen waren leider nicht gegeben. Wir haben uns allerdings prächtig verstanden. Rudolf Kowalski habe ich als einen sehr angenehmen Kollegen empfunden.

Zauberspiegel: Zu Deinen Arbeiten im kommerziellen Hörspiel zählen insbesondere Rollen bei Dreamland, TITANIA-Medien oder auch DIE LETZTEN HELDEN und MACABROS. Alles phantastische Rollen im Sinne von Phantasie. Hin und wieder sind Krimis dabei. Was hältst du persönlich vom Grusel- und Fantasyhörspiel?
Bert Stevens: Für mich sind solche Rollen ein Geschenk ! Da kann ich so einige „meiner Stimmen“ einsetzen. Ich liebe das ! Die Gestaltung eines unheimliches Charakters ist wirklich das reinste Vergnügen. Natürlich ist man da oftmals der Böse, verkörpert Hass und Niedertracht,  verbreitet Schrecken. In solche Rollen zu schlüpfen ..., ich muss sagen: Das hat was ! Nach der Aufnahme widmet man sich wieder dem Alltag  - und ist wieder der nette Mann von nebenan !

Zauberspiegel: Der Markt an Hörspielen ist ziemlich überfüllt. Da fällt den Konsumenten schwer das Beste für sich herauszufinden. Für den Sprecher gibt es hingegen unzählige Möglichkeiten sich zu präsentieren. Begrüßt Du das, oder siehst du die Entwicklung auch eher mit gemischten Gefühlen?
Bert Stevens: Ja, das stimmt ! Es gibt unzählige Hörspiele auf dem Markt  - und viele verkaufen sich sehr schlecht,  oder überhaupt nicht. Das ist schrecklich für viele Labels, die mit grossem Einsatz, ja mit Hingabe produzieren und dann häufig finanziell leer ausgegehen. Das haben sie einfach nicht verdient. Auch die kleineren Labels produzieren hervorragende Hörspiele. Hier sollte auch mal der Konsument umdenken und nicht immer davon ausgehen, dass eine Starbesetzung, die sich nur die Großen der Branche leisten können, Garantie für ein gutes Hörspiel ist. Qualität kann in der kleinsten Kammer entstehen ! Aber leider wird es wohl so sein, dass weiterhin viele kleiner Hörspielmacher ihre Arbeit aufgeben müssen.

Zauberspiegel: Viele Schauspieler und Sprecher findet man heutzutage im Internet. Nicht zuletzt bei Facebook. Auch Du hast dort erfreulicherweise eine Seite neben Deiner eigenen Webpräzens. Warum ist es wichtig für dich dort aktiv zu sein, und warum glaubst scheuen viele andere Deiner Kollegen diesen Schritt?
Bert Stevens: Tun sie das ? Wenn dem so ist, dann verstehe ich das nicht ganz. Facebook bietet die Möglichkeit sich auszutauschen, auch mit Kollegen und Produzenten. Man erfährt auch viele Neuigkeiten ! Außerdem kann man seine Werke ja auch selbst „pushen“, wie es so schön heißt. Man kann aber auch ganz einfach nur mal übers Wetter reden ! Ich finde das prima !

Zauberspiegel: Man liest ja auch auf Facebook, dass du privat gern Fußball schaust…?
Bert Stevens: Na, wenn man aus Mönchengladbach kommt, dann ist man mit dem Fußball natürlich stark verbunden, wenn auch die Borussia momentan sehr schlecht in der Liga steht. Ich habe noch die goldenen Zeiten des Teams erlebt. Früher ging ich oft zum Stadion, heutezutage nicht mehr. Wenn Fußball , dann im TV. Und ich fiebere auch nicht mehr so mit. Fußball ist für mich mehr zum Entspannen da. Ich schalte dabei perfekt vom beruflichen Leben ab. Fanatisch bin ich diesbezüglich nicht mehr ! Der Bessere soll gewinnen  - und so kann ich mich auch über schöne Tore des Gegners freuen, wenn ich auch schöne Tore der eigenen Mannschaft für noch schöner finde.   

Zauberspiegel: Du warst einige Zeit Regieassistent von Richard Münch. Das ist sehr interessant. Was genau habt ihr zusammen gemacht und wie war die Zusammenarbeit?
Bert Stevens: Die Zusammenarbeit mit Richard Münch war wohl die wichtigste Arbeit in meinem Leben. Man muß wissen, dass Münch ein großer Schauspieler und Theaterregisseur war  - und dazu sehr elitär. Er schenkte den Kleinigkeiten die größte Beachtung, ihm konnte nichts gut genug sein. Ich habe bei ihm gelernt und gelernt, pausenlos ! Als ich dann selbst als Regisseur arbeitete, hatte ich stets seine Worte und Mahnungen im Ohr ! Eine bequeme Zeit war das natürlich nicht. Richard Münch lernte ich am Rheinischen Landestheater Neuss kennen, wo etlich Stars zwischen 1975 und 1980 immer wieder gastierten. Ich war sein Assistent bei „Michael Kramer“ (Hauptmann), „Unsere kleine Stadt“ (Wilder) und bei der Komödie „Jean“ (Bus-Fekede). Eigentlich waren wir Tag und Nacht beisammen  - nachts in irgendwelchen Kneipen ! - und wir diskutierten und diskutierten ... Und auch das Bier floß in Strömen ! Richard Münch wollte mich unbedingt ans Hamburger Thalia Theater holen – doch leider hatte der damalige Intendant Boy Gobert keine Vakanz und so wurde nichts daraus. Der Kontakt zu Münch hielt sich bis zu seinem Tode. Wir telefonierten regelmäßig und schrieben uns. Seine Briefe hüte ich bis heute wie einen Schatz !

Zauberspiegel: Woran arbeitest du aktuell: Hörspiel, Film?
Bert Stevens: Weiter an der Hörbuchserie „New York Detektives“. Da sind noch so einige Bücher zu lesen. Insgesamt sind es ja zwölf. Und dann synchronisiere ich ja laufend Video-Spiele und spreche Werbespots. Zudem kommen immer wieder Hörspiel-Anfragen. Arbeit gibt es also genug. Aber ganz besonders freue ich mich auf die stillen Tage vor Weihnachten, wo der Aufnahme-Knopf mal ungedrückt bleibt!
 

www.bert-stevens.de

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