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... André Helfers über den Horchposten, mp3 und Schwarze Augen

André Helfers... André Helfers ...
... über den Horchposten, mp3 und Schwarze Augen

Die Buchvorlage zum Erroll Flynn Film „Gegen alle Flaggen“, genau wie die Romane zu „Das Schwarze Auge“, so der Name des in Kurzform DSA genannten Rollenspiels, in Hörbuchform sind beim Horchposten erschienen.
 
Der in Köln beheimatete Verlag zeichnet für diese Produktionen verantwortlich.  Der Horchposten Verlag wurde im Dezember 2004 von André Helfers gegründet. Ziel war von Anfang an, sich der Hörbuch- und Hörspielumsetzung phantastischer Literatur, dem Abenteuer-Genre und der Musik-Historie zu widmen.

Nun steht Andre Helfers uns Rede und Antwort...

Zauberspiegel: Wie lange gibt es Euch schon, und aus wie vielen Personen besteht das Horchposten-Team?
André Helfers: Gegründet habe ich den Verlag im Dezember 2004. Es dauerte dann aber einige Zeit, bis die Arbeit in Vollzeit aufgenommen werden konnte. Seit Mai 2007 ist der Horchposten eine GmbH mit drei Gesellschaftern, die auch den Hauptteil der Arbeitsleistung erbringen. Dietrich Limper kümmert sich um Produktdesign, Samir Saleh ist unser Tontechniker und ich kümmere mich um Verlag und Regie.

Zauberspiegel: Ist es sehr schwierig, als kleiner Verlag im boomenden Hörbuch-Sektor Fuß zu fassen?
André Helfers: Auf jeden Fall. Es sei denn, man hat einen sechsstelligen Investitionsbetrag zur Verfügung. Der Markt ist härter geworden, weil mittlerweile auch der Letzte gemerkt hat, dass sich hier Geld verdienen lässt. Als kleiner Verleger ohne den erwähnten Betrag, braucht man da viel Geduld und am besten noch einen Nebenjob. Vor allem ist es sehr viel schwieriger geworden an interessante Lizenzen zu kommen, da die Branchenriesen mittlerweile - mehr oder weniger - eigene Studios unterhalten.

Zauberspiegel: Wie kam der Kontakt zu Fantasy Productions zustande? Oder anders gefragt: Wie seid Ihr gerade auf DSA gekommen?
André Helfers: Ich war seinerzeit der erste Azubi bei Fanpro, Dietrich Limper damals quasi mein Ausbilder. Zusammen waren wir fast drei Jahre für die "WunderWelten" verantwortlich, damals das führende deutsche Rollenspiel-Magazin und haben beide auch für DSA gearbeitet. Somit bestanden alte Kontakte und man wusste womit und mit wem man es zu tun hatte.

Zauberspiegel: Axel Ludwig wird ja in allen mir bekannten Kritiken für seine Arbeit bei euch gelobt. Wie seid ihr zueinander gekommen?
André Helfers: König Zufall. Axel wurde mir von einem ehemaligen Nachbarn empfohlen, die beiden kannten sich wiederum über eine andere gemeinsame Ecke. Da wir aufgrund unserer finanziellen Startsituation kein Geld für teure Namen ausgeben konnten und wollten, luden wir ihn zum Casting ein. Er war der erste und einzige Kandidat. Er überzeugte uns sofort und ich halte ihn für einen der talentiertesten Sprecher überhaupt. Ein absoluter Glücksgriff!
Mit Axel fühlten wir uns einfach ganz sicher und da wir ohne große Budgets arbeiten, müssen wir auf "Qualität die sich durchsetzt" bauen.
Leider ist aber die Situation generell eher so, das die Verlage auf eine prominente TV-Visage setzen - was teilweise haarsträubende Ergebnisse zeitigt. Vortrag ist eine Kunst, die nicht jeder Gesichtsvermieter beherrscht. In diesem Sinne ist Axel ein genialer Wortkünstler.

Zauberspiegel: Auf eurer Seite wird heftig diskutiert, ob in Zukunft noch Audio-CDs oder nur noch MP3s von Euch veröffentlicht werden sollen. Gibt es hierzu schon neue Tendenzen zu vermelden?
André Helfers: Nun, bis Ende Juni läuft noch die Umfrage dazu, aber der Trend geht eindeutig zu MP3-CDs. Ich würde sagen, momentan sind etwa 80% dafür.
Wir sind darüber natürlich hocherfreut, denn das ermöglicht es uns, die Titel erstens in höheren Auflagen zu produzieren, was die Kosten dämpft, und zweitens, sie günstiger anzubieten.
Es gibt natürlich auch Hörer, die viel im Auto unterwegs sind und dabei hören. Die wollen natürlich lieber Audio-CDs, weil ihre Autoradios noch keine MP3-Funktion besitzen. Dafür gibt es aber auch eine "Oldschool-Lösung", jedenfalls wenn das Radio auch noch einen Kasetten-Teilbesitzt: In jedem Elektro-Markt gibt’s Abtast-Kasetten. Über Mini-Klinke kann man da jeden MP3-Stick dranhängen. Weiterer Vorteil: Das lästige CD-Wechseln während der Fahrt entfällt und wer mit automatischem CD-Wechsler arbeitet, hat in Zukunft wieder mehr Platz.

Zauberspiegel: Captain Blood erscheint auf den ersten Blick als eine recht ungewöhnliche Wahl für eine Hörbuchproduktion. Die Verfilmung hat schon viele Jahre auf dem Buckel, und auch das Buch ist wohl der Mehrzahl der potentiellen Käufer nicht unbedingt bekannt. Wie kamt ihr darauf, gerade Captain Blood als erste Produktion neben den DSA-Büchern herauszubringen?
André Helfers: Ungewöhnlich? Es gibt über zehn Hörbuchumsetzungen von "Die Schatzinsel". Der Film gehörte zu meiner Zeit zu den großartigen Sonntagsnachmittagswiederholungen, in einer Zeit weitab von Privatfernsehen und Voyeur-TV, waren Abenteuerfilme das Größte. Da gab es noch Schwarz/Weiss-Fernsehen und Testbild bis 17:00 Uhr.
Als mir dann Jahre später das Buch in Hände fiel, war ich plötzlich wieder12 Jahre alt und wollte nichts sehnlicher, als Colonel Bishop für seine Widerlichkeit bezahlen zu lassen.
Sabatini gehört für mich zu den besten Literaten der Welt und der Abenteuer-Roman als solches zu den verkanntesten Genres der Literatur. In meiner Jugend hatte er immer noch etwas anrüchiges, galt als schlechte Literatur. Meist verteufelt von den Trägern der Bildungskultur. Was diese Menschen, die sich gern auf die griechisch-römische Kultur beriefen, dabei aber vollkommen übersahen: Die Illias ist der wohl spannendste Abenteuerroman der Antike.
Im "Captain Blood" ist nicht ein einziges überflüssiges Wort zu finden (deshalb ist es auch komplett ungekürzt). Und die Sprache derer Sabatini sich bedient ist einfach wunderbar geschliffen. Süffisant und edel zugleich. Im angloamerikanischen Raum ist er so etwas wie Karl May für die Deutschen.
Letzterer war aber historisch bedingt ("Man las Deutsch") wesentlich präsenter in unseren Breiten.

Zauberspiegel: Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass keine weiteren DSA-Romane mehr von Euch vertont werden. Wie kam es dazu und was bedeutet dies für die Zukunft des Horchposten-Verlags?
André Helfers: Das übliche Spiel: Ein Großkonzern mit immensen Möglichkeiten ist aufmerksam geworden und hat Zaster auf den Tisch gelegt. Wir hatten ja bis dahin nicht irgendwelche DSA-Generalrechte, sondern für jeden einzelnen Titel Verträge mit dem Lizenzgeber. Und ich bin froh, dass wir die interessantesten Titel der Romanserie umsetzen konnten. Für unsere Zukunft bedeutet diese Entscheidung, dass wir uns andere Welten suchen werden.

Zauberspiegel: Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft – was steht als nächstes auf dem Programm?
André Helfers: Es gibt mittel- und langfristig verschiedene Ideen und Optionen, da ist aber noch nichts Spruchreifes dabei. Zunächst schauen wir, in welcher Form wir die noch unveröffentlichten Titel publizieren. Als nächstes kommt unser "Rock´n´Roll Tripper", gelesen von Ralf Richter, auf die Tische. Das hat zwar rein gar nichts mit Fantasy zu tun, aber es ist auf jeden Fall eine abenteuerliche Biographie.
Gleichzeitig suchen wir nach neuen Stoffen in unseren drei Themenschwerpunkten: Fantasy, Abenteuer und Outlaws.

Zauberspiegel: Vielen Dank für dieses kurze Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft.
André Helfers: Danke!

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