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Frank Frazetta – Leben und Werk eines Glückspilzes und Genies (4)

Frank Frazetta - Leben und WerkFrank Frazetta
Leben und Werk eines Glückspilzes und Genies
4. Conan

Der Erfolg der Ace-Romane mit Frazetta-Covern machte einen weiteren Verlag, Lancer Books, auf Frazetta aufmerksam. Lancer hatte die Rechte für Robert E. Howards ‚Conan‘ erworben und suchte nach einem geeigneten Cover-Illustrator für die Reihe.

Frazetta erinnert sich:

„Die Bezahlung (bei Ace) war miserabel, und sie behielten die Originale. Ich hatte keine Lust, kleine Meisterwerke für 200 Dollar zu malen und ihnen die Originale zu überlassen. Und noch schlimmer war für mich die Entdeckung, dass sie meine Originale an interessierte Fans für das 2 oder 3-fache verscherbelten! Ihre Bücher brachten ihnen dank meiner Titelbilder Gewinn, und dann gingen sie her und machten mit den Originalen noch mehr Geld – und taten so, als ob sie mir einen großen Gefallen täten! Lancer rief mich aus heiterem Himmel an und sagte: Wir bezahlen Ihnen das Doppelte von Ace, und die Originale gehören Ihnen. Bei Conan geriet ich in einen ziemlichen Begeisterungstaumel. Ich glaubte, meinen Weg gefunden zu haben. Ich war neu im Geschäft, also traute ich mich nicht, zu weit zu gehen. Aber da war etwas…oh, Mann! Kaum hatten sie es erwähnt, da sprangen mir auch schon Bilder in den Sinn.“
Waren Frazettas erste Titelbilder für Ace noch vom Illustrationsstil seiner Comic-Geschichten (und auch durch Ace’s Vorgabe im Still von St. Allen zu malen)  durchdrungen, so streifte bei den Conan-Covern diesen Ballast vollends ab.

Auch sein Handwerkszeug änderte sich – fertigte er die ersten Burroughs-Cover noch in Aquarell-Farben, so konzentrierte er sich nun auf Ölfarben, was seinen Bildern mehr Tiefe und weit mehr Realismus verlieh. Noch wichtiger als dieser Umstand war, dass er der Figur des Conan ein völlig neues Design als seine Illustratoren-Vorgänger verlieh. Gleich mit seinem ersten Cover ‚Conan the Adventurer‘ definierte Frazetta seine Ansicht über das Aussehen eines Barbaren. In früheren Interpretationen wirkte Conan eher geschniegelt und zurückhaltend oder man verlieh ihm das Aussehen eines römischen Legionärs (wenn man gar nichts mit seiner Figur anzufangen wußte). Frazetta gab Conan eine wilde, fast tierhafte Erscheinung mit brennendem Blick, stehend auf einem Berg des Todes, gestützt auf ein blutiges Schwert und versehen mit einem nackten Mädchen, das sein Bein umklammert. Uff, das war starker Tobak, man schrieb zwar das Jahr 1966 (und die Hippie-Bewegung war auf dem Vormarsch), dennoch war etwas Derartiges noch auf keinem Buchumschlag von Fantasyliteratur erschienen.

Frazetta lässt in diesem Bild vieles angedeutet und verschwommen, führt die Umgebung nicht 100% detailgetreu aus (wie er dies noch akkurat bei seinen Aquarellen für Ace tat), umso eindringlicher sticht die vernarbte und sehr muskulöse Gestalt des Conan ins Auge. Selbst dem Mädchen gönnt Frazetta hierbei keine präzise ausgearbeiteten Gesichtszüge, so dass der Blick des Betrachters ganz dem Barbaren vorbehalten bleibt (bemerkenswert ist hierbei noch, dass Frazetta bei seiner Conan-Serie lediglich ‚Conan the Adventurer‘ und ‚Conan the Avenger‘ mit Frauen-Figuren ausschmückte. War in den Pulp-Interpretationen stets das ‚Damsel in Distress-Motiv‘ scheinbar essentiell für eine Sword&Sorcery-Illustration, so konzentrierte sich Frazetta bei seinen Bildern auf eine dynamische Conan-Figur – nur bei Conan the Adventurer nimmt Conan eine ruhende Position ein).

Von der Komposition und der Figurenkonstellation initiiert Frazetta hier ein Grundmotiv, das in weiteren seiner zukünftigen Bilder Verwendung findet (eine aufrechte, fast triumphierende Gestalt, die eine komplett zentrale Position im Bild einnimmt und die die weiteren Personen und die Ausstattung überstrahlt).

Farblich blieb Frazetta bei den Conan-Bildern bei einem sehr traditionellen Spektrum, das wohl auch seine Vorbilder N.C. Wyeth oder Howard Pyle genutzt haben dürften.

Noch ist nichts von der fast schon expressionistischen Farbpalette zu spüren, die er bei seinen Arbeiten in den 70ern einsetzte und die seinen Bildern noch mehr Frische und Ausdruckskraft verliehen. Dennoch strahlen die Conan-Bilder eine geballte Vitalität und Frische aus, die auch heute noch nachwirkt.

Conan the Adventurer Bei seinem zweiten Conan-Bild (eigentlich der erste Band der Reihe, schlicht Conan betitelt) illustriert er eine präzise Szene der Story Rogues in the House. Die Bewegung der Figuren ist hierbei durch die anatomische Konstellation und einen gekonnt drapierten roten Umhang (der neben Conan das Bild beherrscht) beinahe zu spüren. Was für einen himmelweiten Unterschied war doch ein solches Bild voller Ausdruck und Emotion zu einer Conan-Illustration von Margarete Brundage – ihr Conan wirkte dem gegenüber eher wie ein verirrter Versicherungsverkäufer in Unterhosen. Hier definierte Frazetta einen Prototyp an Dynamik und Urwüchsigkeit, wie es vor ihm noch keiner geschafft hatte und kombinierte dies mit einem Instinktsicheren Sinn für Design.

Conan Die Vorschläge und/oder Entwurfsskizzen für die ersten Conan-Cover dürften noch von Roy Krenkel stammen.
 
Gab Frazetta viel später ja zu, dass er keinen einzigen Conan-Roman je gelesen habe, was umso bemerkenswerter ist, da er dennoch die Grundstimmung der Stories mit seinen Illustrationen grandios einzufangen vermochte.

Conan of Cimmeria Im Conan-of-Cimmeria-Cover überrascht Frazetta mit einer hellen, fast strahlenden Farbpalette des Hintergrunds, die im Gegensatz zu den erdigen Farbtönen der anderen Bilder steht. Trotzdem dominieren die in schwungvoller Bewegung eingefrorenen Figuren von Conan und der Eisriesen (die Frazetta hier als übergroße Wikinger porträtiert), und die Frazetta clever im Raum positioniert.

Das Cover zu Conan the Buccaneer unterlief 3 Veränderungen. Frazetta war mit der Figur Conans nicht zufrieden und übermalte die Figur nach Rückgabe des Originals komplett, er veränderte das Gesicht, fügte eine Rüstung hinzu und eine neue Kette. Trotzdem war Frazetta immer noch nicht zufrieden, übermallte noch einmal komplett und gab der Figur schwungvolle Bewegung und eine andere perspektivische Note.

So eine Handlungsweise war nicht ungewöhnlich bei Frazetta – wenn ihm etwas an einem Bild nicht gefiel, überarbeitete er es, anstatt ein neues Bild zu malen (so geschehen etwa bei dem Cover für Edgar Rice Burroughs: Master of Adventure bei dem er einen grandiosen Tarzan konzipierte und aus dem er die Figur komplett entfernte und durch die Rückseite einer Frauenfigur ersetzte).

Die Anordnung der Figuren, deren grandiose Ausführung in anatomischer wie farblicher Hinsicht tätigt, rückt Frazetta hierbei in die Nähe der alten flämischen Meister und lässt erstmals seine wirklichen großartigen Fähigkeiten spüren.
Conan the Buccaneer
Frazettas Cover zu Conan the Warrior ist, im Gegensatz zu seinen vorherigen Conan-Bildern, wiederum von einer überraschenden Schlichtheit und von einer ungewöhnlichen Perspektive. Wiederum illustrierte Frazetta hier eine Kampfszene, jedoch rückt Conan durch die Figurenplatzierung nicht mehr so stark ins Zentrum des Bildes, und auch bei der Ausführung schien Frazetta mit allzu leichter Hand zu agieren.

Eine Beurteilung der Wertigkeit dieser Bilder kommentierte Frazetta in seiner gewohnt lakonischen Art: „Die meisten Künstler und Art Directors favorisieren  Conan the Warrior . Wegen seines Aufbaus ist es eines meiner Lieblingsbilder, aber ich weiß, dass es unter den Fans nicht so populär ist wie mein Bild zu Conan the Adventurer. Interessanterweise geben die meisten Herausgeber dem Cover zu Conan the Conquerer den Vorzug. Vielleicht ist es besser verkäuflich, was weiß ich?“

Das Cover zu Conan the Usurper beeinhaltet wiederum den versteckten Humor Frazettas, als er eine Riesenschlange zwischen seinen Füßen platziert und bricht mit der alten Grundregel der Illustration niemals die Hauptfigur mit dem Rücken zum Betrachter zu zeigen.

Conan the Conqueror Im Bild zu Conan the Conquerer kehrt Frazetta wieder zu seiner Methode zurück die Hauptfigur den Rest des Bildes komplett überlagern zu lassen. Wieder ist Conan meisterhaft ausgeführt und überragt die Szenerie von einem erhöhten Standpunkt und der Rest der Figuren ist beinahe skizzenhaft ausgeführt oder lediglich verschwommen angedeutet (nun mag auch Zeitmangel oder Frazettas angeborene Faulheit dazu beigetragen haben, dass die vielen Krieger nicht minitiös und detailversessen in Szene gesetzt sind, aber gehen wir einmal davon aus, dass eine effektive künstlerische Absicht dahinter steckt).

Conan the Avenger Das Gemälde zu Conan the Avenger überraschte mit einem etwas unglücklich dreinblickenden Conan, aber wiederum mit einer kompositorisch ungeheuer raffinierten Szenerie. Das Bild hält klug die Waage mit der Positionierung der drei Protagonisten. Frazetta war hier wiederum mit der Ausführung des Conan und des Mädchens nicht zufrieden und überarbeitete diese, was dem Bild sehr gut tat. Wirkte Conan in der veröffentlichten Version noch etwas plump und vom Ausdruck her unbeholfen, so gab Frazetta ihm nach der Überarbeitung einen grimmigen Ausdruck, der besser zur Situation passt und entschlackte die Figur auf ein äußerst durchtrainiertes Maß.

Conan of Aquilonia Das letzte Bild der Serie, Conan of Aquilonia, wurde im Durcheinander des Konkursverfahrens von Lancer leider gestohlen und wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als Cover veröffentlicht, was schade ist, da es eines der beeindruckendsten Bilder der Serie ist. Wieder zeigt Frazetta eine Kampfsituation, diesmal mit durcheinander wirbelnden Körper, einer menschlichen Spirale gleich. Den gealterten Conan präsentiert er in einem hellen Schlaglicht, was der Figur die gerechte Aufmerksamkeit schenkt.

Sicherlich wäre es wünschenswert gewesen, wenn Frazetta sich weiterhin der Conan-Figur gewidmet hätte, jedoch zeigt folgende Aussage seine Einstellung und Lust zur Illustration des Themas: „Gewöhnlich wurde mir die Serie nach 3 oder 4 Büchern langweilig. Wenn Sie auf die ersten Conans sehen, die ersten paar waren die besten vom Ganzen – bei den späteren musste ich weit ausholen, um sie auf Zack zu bringen. Aber mit den Burroughs-Covern war bei jedem Job etwas da, alle diese Bilder sprangen einfach heraus…“

Flashing Swords Gut, Tarzan schien Frazetta als Kind tatsächlich gelesen zu haben, also stand ihm diese Figur (und vielleicht auch die anderen Fantasy-Protagonisten wie John Carter) näher als Conan. Dennoch hatte er voller Enthusiasmus zu einem anderen Zeitpunkt von der Thematik des Conan geschwärmt – ein kleines Beispiel, dass man Frazettas Kommentare nicht immer ganz ernst nehmen konnte.

Fakt ist, dass Lancer einen großen Erfolg mit der Conan-Reihe verbuchen konnte (allein in den USA wurden über 10 Millionen Bücher der Serie verkauft) – zum Teil haben sicherlich unzweifelhaft Frazettas Cover dazu beigetragen.

Anmerken möchte ich noch, dass das Cover zu Flashing Swords 2 wohl auch im Ursprung ein Conan-Cover werden sollte (was dann leider der Konkurs von Lancer zu verhindern wusste). Auch dieses Bild fängt eigentlich den Grundgedanken von Conans Typus wunderbar ein und hätte eigentlich das Conan-Label verdient gehabt.

 

Kommentare  

#1 Torshavn 2011-12-30 19:23
Als Robert E. Howard Fan, waren Frazettas Conan- Bilder mein erster Berührungspunkt mit diesem Künstler.
Nie hätte ich gedacht, das Frazetta die Geschichten gar nicht gelesen hat.
In meinen Augen ist sein Conan eine der besten visuellen Umsetzungen. John Buscema ist vielleicht noch besser.

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