»Becquerelsche Ränke« - Eine dystopische Zukunft
»Becquerelsche Ränke«
Eine dystopische Zukunft
Der Autor
Joachim Angerer hat seine Leser 2017 in "Becquerelsche Träume" zum ersten Mal auf den Planeten Becquerel entführt. Damals drehte sich noch alles um die Frage, was eigentlich einen Menschen ausmacht, bzw. ob und wann ein Roboter diesen Status erreichen kann. Im Jahre 2020 folgte ein weiterer SF-Roman. In "Die maschinellen Technokraten" beschäftigte Angerer sich mit einer effizienten Welt, in der jeder Mensch mit einem Ino-Implantat im Kopf ausgestattet ist.
Mehr zu Joachim Angerer findet sich auf seiner Homepage.
Der Roman
"Becquerelsche Ränke" spielt einige Zeit nach "Becquerelsche Träume". Wieder wird eine Expedition von der Erde nach Becquerel geschickt. Man will herausfinden, warum Victor Steiners Vorhaben gescheitert ist. Immer noch hoffen Politik und Wirtschaft auf radiaktives Material von Becquerel. Und das Militär will herausfinden, warum die Humandrohne nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt hat. Eine Gruppe der Militärs will nämlich die menschlichen Soldaten durch solche Drohnen ersetzen.
Die Leitung der Expedition übernimmt diesmal eine richtige Generalin. Cynthia Skotia, eine jugendlich wirkende Frau, die es aber in sich hat, wird sich persönlich nach Becquerel begeben. Als Begleitung hat sie sich Victor Lapis ausgesucht. Er hat seinerzeit bei den Wächtern, einer Sölndertruppe, gegen die Eingeborenen gekämpft. Zwar bereut er inzwischen seinen Einsatz auf Becquerel, aber er steckt auch noch immer voller Hass auf die Eingeborenen, denen er ihre unorthodoxe Kampftaktik übelnimmt. Freiwillig will er nicht zurück auf den Planeten, aber eine Mischung von Drohungen und Versprechungen "überzeugt" ihn schließlich doch zur Mitarbeit. Außerdem nimmt die Generalin ein paar der modernsten Drohnen (= Roboter) mit, um jede Art von Meuterei zu unterbinden.
Auf dem Planeten erwarten sie zwei Wissenschaftler. Die Leiterin Dr. Amelie Pirey ist depressiv und hat jede Hoffnung verloren, Becquerel jemals wieder zu verlassen. Ihr Kollege Peter Oren jedoch tut alles, um der Strahlenhölle zu entkommen. Er hat einen Weg entdeckt, die Humandrohne Victor Steiner wieder zu aktivieren. Ihr wird vorgegaukelt, sie sei gerettet worden, aber ihr Kopf sei dazu mit einem Roboterkörper verbunden worden. Dann gibt es auch noch einen Funkspruch und man findet mit Marek Strelik einen Überlebenden der Steinermission. Er hat sich die ganze Zeit in der Nähe von Fort Silber, des alten Wächterbunkers, in einem Wrack aufgehalten. Soll man seiner Geschichte Glauben schenken?
Zwischendurch wird immer wieder einmal kurz auf die Erde umgeblendet. Dort geht es um die Pläne und Intrigen der Energieministerin Mona Bottens, die es mit Militärs, Wirtschaftvertretern und einem Vertreter der Soldatengewerkschaft zu tun hat. Eigentlich verfolgt sie aber nur ihre eigenen Ziele.
Meine Gedanken
"Bequerelsche Ränke" ist wie der erste Band "Becquerelsche Träume" eine dystopische Geschichte. Teilweise ist sie wie ein Kammerspiel angelegt. Große Teile der Handlung spielen innerhalb weniger Bunkerräume. Die Zahl der Protagonisten ist begrenzt und fast alle eignen sich nicht als Sympathieträger. Jeder verfolgt eigene egoistische Ziele und trachtet danach, die anderen dafür einzuspannen. Am sympathischten wirkt da noch die Humandrohne Steiner, die aufgrund ihrer Programmierung keine Chance hat, das üble Spiel zu durchschauen, das mit ihr getrieben wird. Nebenbei werden auch einige Geheimnisse gelüftet, die im ersten Teil nicht befriedigend geklärt worden waren. Wie wurde Bequerel zu einer solchen Strahlenhölle und warum gibt es das Sprungtor, das die Erde und den Planeten verbindet. Und es stellt sich auch heraus, wie die primitiven Eingeborenen es geschafft haben die Söldner zu bezwingen.
Was bleibt sonst noch zu bemerken? Die Schriftgröße des Romans ist sehr augenfreundlich. Joachim Angerer verwendet einige ungewöhnliche Vokabeln. So ist von Radiovoltaik die Rede nicht von Atomkraft oder Atomenergie und es gibt Humandrohnen statt Robotern oder Androiden.
Mein Fazit:
Ein außergewöhnlicher Roman. Empfehlenswert für jeden, der mal Abwechslung von der gewohnten SF-Kost sucht.
Becquerelsche Ränke