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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit John Butterfield?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit John Butterfield?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Er war einer der großen Pioniere der Westeroberung in Nordamerika. Viele kennen seinen Namen, sehen ihn jedoch kaum als einen der abenteuerlichen Bannerträger des großen Zugs nach Westen. Aber er war einer der Motoren dieser gigantischen Bewegung: JOHN BUTTERFIELD, geboren am 18. November 1801 – vor 220 Jahren: Er war zeitweilig einer der größten Transportunternehmer der USA. Butterfield-Overland-Kutschen waren in weiten Regionen die ersten Fahrzeuge, die Passagiere und Wertsachen durch die Wildnis beförderten.

John Butterfield gründete und betrieb zwischen 1858 und 1861 auf dem südlichen Overland Trail die längste Postkutschenstrecke der Welt. Er war der erste, der die Wirtschaftszentren der Ostküste im regelmäßigen Verkehr mit Kalifornien an der Westküste verband. Er war an der Gründung zahlreicher Seitenlinien dieser Strecke beteiligt und gehörte zu den Gründern der noch heute bestehenden AMERICAN EXPRESS COMPANY.

Die Butterfield-Familie gehörte zu den ältesten Namen in Nordamerika. Der Stammvater, Benjamin Butterfield, war 1638 von England nach Massachusetts ausgewandert. John Butterfield kam in Berne im Staat New York zur Welt. Er erhielt eine gute Ausbildung, war aber ein schlechter Schüler und begann schon als Junge bei regionalen Kutschenlinien zu arbeiten. Hier lernte er alles, was das Transportgeschäft ausmachte, drängte aber nach Selbständigkeit und eröffnete 1827 einen kleinen Mietstall. Einer seiner Biographen schrieb: „In jungen Jahren finden wir ihn als Angestellten von „Thorpe & Sprague“ in der Stadt Albany als Kutscher. Durch die Vermittlung von Mr. Theodore S. Faxton gelangte er nach Utica, wo er für eine Weile für die Firma „Parker’s Stages“ Passagiere vom Hafen und von den Tavernen abholte. Danach betrieb er sein eigenes Frachtgeschäft, womit er zum führenden Manager des Staates wurde, bis die Kutschenlinien von der Eisenbahn aus dem Geschäft gedrängt wurden.“

Butterfield war sehr erfolgreich. Er richtete mehrere Transportlinien ein, sowie eine Art Taxi-Dienst. In einer anderen Lebensbeschreibung heißt es: „Mr. Butterfield konzentrierte seine Aktivitäten auf Kutschenlinien im Norden und Süden des Staates. Auf dem Höhepunkt seines Geschäft besaß er 40 Linien, die von Utica als Hauptquartier liefen, bis nach Pennsylvania und ins Susquehanna-Tal.“ Von hier aus expandierte er weiter. Er investierte in Paket-Boote auf dem Erie-Kanal und in Dampfschiffe auf dem Lake Ontario. Er war an Straßenbauunternehmen beteiligt und bezog als einer der ersten die moderne Telegrafie in seine Firmen mit ein.

1849 gründete er die „Butterfield, Wasson & Company“-Postkutschenlinie, die sich dem Transportwesen in den westlich gelegenen Staaten zuwandte. Er war ein Pionier des Kutschendienstes in die neuen Regionen der USA.

1850 gehörte er zu den Gründern der „American Express“. Zu den anderen Inhabern gehörten auch die Fracht- und Bankunternehmer Wells und Fargo. Sehr schnell beherrschten diese Männer das gesamte Transport- und Bankengeschäft zwischen New York und St. Louis (Missouri).

1857 erlebte Butterfield den absoluten nationalen Durchbruch, als der amerikanische Kongress ihm einen Regierungsvertrag als Transporteur von Post und Passagieren von St. Louis bis San Francisco gab. Die im selben Jahr designierte Route wurde als „Butterfield Overland Road“ bekannt. Damit wurde John Butterfield zum Erbauer eines Imperiums. Auf dem Höhepunkt seines Geschäfts bestand seine Flotte aus mehr als 250 Concord-Kutschen. Daneben fuhren für ihn 500 Frachtwagen. Er verfügte über 1.800 erstklassige Zugpferde und Maultiere. Für ihn arbeiteten Tausende Männer, etwa 1.200 Stationshalter, aber auch Kutscher, „Shotguns“ (Begleitmänner der Kutschen), Packer, Schmiede, Stallmänner, Straßenmeister, die sich um den Zustand der Route kümmerten, Sattler, Handwerker, die die Fahrzeuge instand hielten, Lageristen, Buchhalter, usw.

Als im Mai 1869 die erste Transkontinental-Eisenbahn ihren Betrieb aufnahm, begann der Abstieg der Butterfield-Overland-Linie. Eine Fahrt von der Ost- zur Westküste hatte mit der Postkutsche Wochen gedauert, mit der Eisenbahn waren die Passagiere nur wenige Tage unterwegs, und der Komfort der Reise war nicht nur um Klassen besser als in den schlechtgefederten Wagen auf rauen Trails, sondern auch weitaus ungefährlicher; Überfälle durch Banditen oder Indianer wurden selten.

Butterfield hatte zudem die Lust an diesem Geschäft verloren, da die „Overland Company“ zwar seinen Namen trug, aber ihm längst nicht mehr gehörte. Es war eine Aktiengesellschaft, deren Anteilseigner Butterfield nur noch in geringem Maße war. Die Mehrheitseigentümer waren inzwischen Wells & Fargo, die Butterfields Entscheidungsmöglichkeiten zunehmend einschränkten. Als schließlich noch der Regierungsvertrag auslief und eine neue amtliche Route für den Kutschentransport durch den Kontinent festgelegt wurde, zog er sich zurück.

John Butterfield verlegte sich jetzt mehr auf Frachttransporte, die in Kombination mit der Eisenbahn und dem Dampfschiff noch immer sehr profitabel waren. Er ließ sich zum Bürgermeister der Stadt Utica wählen, trat allerdings mit 59 Jahren von seinem Amt zurück, da er schwere chronische Kehlkopfbeschwerden hatte, die ihm keine öffentlichen Reden mehr erlaubten. Am 14. November 1869 starb er.

Die Butterfield Route wurde am 20. März 2009 durch Präsident Obama offiziell in das „National Historic Trail Register“ aufgenommen, ist seitdem gekennzeichnet und steht unter der Verwaltung des National Park Service.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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