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Was tun, sprach Zeus - SF-Conventions und die Corona-Krise

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWas tun, sprach Zeus
SF-Conventions und die Corona-Krise

Schaue ich auf die Webseite der Fed-Con, so habe ich den Eindruck, dass hier die Zeit stehengeblieben ist. »Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und für euch einen neuen Termin für die FedCon 2020 von 10.07.2020 – 12.07.2020 im Maritim Hotel Bonn klar gemacht.« Seltsam, steht aber da so geschrieben. Warum seltsam? Weil alle Großveranstaltungen bis Ende August einschließlich von der Bundesregierung untersagt sind.

Und wenn die FedCon eines ist dann das: Groß.

Jetzt kann man natürlich versuchen zu argumentieren, dass Conventions an sich Fachmessen sind. Und diese wären zumindest in NRW wieder ab Mai erlaubt. Aber vermutlich ist hier eher sowas wie die »Jagd und Hund« in Dortmund oder die »SPIEL« in Essen gemeint. Wohlgemerkt: Das gilt erstmal nur für NRW. Und das müssen jetzt die einzelnen Kommunen und Städte erstmal jeder und jede für sich abklären.

Ob die FedCon daher stattfinden kann oder die WETZCon III oder welche Conventions auch immer - das ist eher fraglich. Genauso fraglich auch, dass anderen traditionelle Veranstaltungen der Fanszene in diesem Jahr wohl eher auch nicht stattfinden werden. Zwar sind in dieser Woche etliche Lockerungen beschlossen worden - über deren Sinn und Unsinn man durchaus streiten kann, zumal die Länder hier unterschiedliche Prioritäten setzen - aber dass Events und Festivals ebenso wie Konzerte ab Ende August wieder zu den Konditionen stattfinden können, die wir als normal vor der Krise kennengelernt haben … Wohl kaum, schließlich wird auch bei den aktuellen Lockerungen das magische Wort Hygieneprinzip aufs Banner gehoben. Selbst wenn: Wie prickelnd, intim und magisch können Konzerte sein, in denen man immer zu allen Seiten zwei Meter Abstand zu seinem Nachbarn wahren muss?

Dass die Eventbranche in den Keller gehen wird, das war zu Beginn der Krise schon bald klar. Es ist auch nicht so, dass die Eventbranche sich so schnell wieder erholen wird. Damit sind auch die größeren Event-Conventions in Gefahr, aber ebenso natürlich auch die kleineren Fan-Treffen. Schließlich muss ja jemand das Licht bedienen, muss jemand am Mischpult stehen und die ganze Technik hat nun auch nicht jeder Club mal eben im Keller. Bei kleineren Veranstaltungen kriegt man das vielleicht noch so hin, aber bei der FedCon braucht man die Profis. Und die werden erstmal bis auf Weiteres fehlen.

Fehlen werden auch die Einnahmen, die man durch die Eintrittspreise generiert hätte. Denn man hat ja keine Besucher zu verzeichnen. Damit kann man aber die Kosten, die jetzt schon entstanden sind eventuell gar nicht auffangen: Die Raummieten, die Honorarkosten für die Autoren, die schon hergestellten Goodies wie Taschen oder anderen Kleinkram … All das kostet ja schon im Vorfeld eine Menge Geld. Geld, dass man vielleicht auf der hohen Kante vom letzten Con hatte, weil der profitabel war. In meiner aktiven Zeit kam das mal vor, aber eigentlich war es eher der Normalfall, dass man Plus-Minus-Null aus der Sache rauskam. Also bei den kleineren Fan-Conventions. Bei größeren kommerziellen Veranstaltungen dürfte das Ganze noch mehr Gewicht haben, weil da mehr Leute, mehr Technik involviert sind. Und natürlich die Kosten für die Unterbringung der Gäste etwa bei der FedCon. Diese Ausgaben bleiben. Es würde mich nicht überraschen, wenn demnächst die eine oder andere Organisation die Waffen strecken müsste weil das Geld in der Kasse fehlt ...

Was tun nun die Organisatoren bisher? Aktuelle Informationen über die Lage der FedCon zu finden: Schwierig. Das Juli-Datum wird auf allen Kanälen bisher noch kommuniziert, dabei sollte klar sein, dass das kaum zu halten ist. Auch <The Power of the Force> - ein Star-Wars-Con - hat noch einen Juli-Termin auf der Webseite stehen. Auch der Termin der MagicCon steht noch für den Juli fest. Einige kleinere Cons wie die Dystopia sind abgesagt ohne dass ein Nachhol-Termin angekündigt wird. Der Garching-Con wird aufs nächste Jahr verschoben. Die Destination-Star-Trek-Macher gehen wohl davon aus, dass ihre Veranstaltung später im Jahr stattfinden wird.

Die Möglichkeiten zumindest ein Ersatzprogramm digital anzubieten werden nicht genutzt. Warum ein digitaler Con bei Conventions mit Stargästen nicht machbar zu sein scheint ist mir nicht so ganz klar, aber sicher wird man da Gründe haben. Momentan sind die Stargäste eh im Lock-Down, vermutlich ist das aber eine Frage der Finanzen. Schauspieler haben in der Regeln nicht unbedingt den Stundensatz für eine Konferenzteilnahme per Zoom. Doch dies ließe sich ja eventuell regeln.

Dass die kleineren Fanconventions allerdings soweit ich das sehe und recherchieren konnte nichts  in diesem Neuland anstellen - woran könnte das liegen? Wenn ein Con eher einen literarischen Schwerpunkt hat, wenn es um die Zukunft des Heftromans geht, dann wäre die Einrichtung eines Streams oder die Vorproduktion für die Videoplattform der Wahl doch kein Hexenwerk?

Als die Leipziger Buchmesse ins Wasser fiel, konnte man sich den ganzen Tag von Stream zu Stream klicken und Autoren beim Vorlesen lauschen oder einer Diskussion-Runde beiwohnen. Sicherlich: Eine High-End-Produktion auf die Beine zu stellen ist schwierig, aber ein Stativ, ein gutes Smartphone, eine stabile Internetleitung … Wir sind doch längst schon alle daran gewöhnt, dass Sendungen in einer anderen Ästhetik als sonst daherkommen, es ist also nicht schlimm, wenn es etwas Intimer wird. Für eine Lesung ist das auch eher ein Vorteil.

Vielleicht sollten die Macher in der Pause sich mal Konzepte überlegen, wie es die nächsten Monate weitergehen könnte. So schnell werden wir das Virus nicht los sein, so schnell werden Großveranstaltungen auch nicht stattfinden können.  Die Chance, die digitalen Medien jetzt zu ergreifen um präsent bei den Besuchern zu sein und zu bleiben, diese Chance sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Kommentare  

#1 Advok 2020-05-08 09:49
"Seltsam, steht aber da so geschrieben."

Kommt darauf an, wann der Blick auf die Website erfolgt ist. Da das Veröffentlichungsdatum des Artikels bzw. das Datum des Schauens nicht angegeben ist, kann das "Seltsam" nicht unbedingt nachvollzogen werden ...

Eine große Schwäche des Zauberspiegels, dass derlei Daten nie angegeben werden, sind sie in meinen Augen absolut relevant.
#2 Christian Spließ 2020-05-08 10:21
zitiere Advok:
"Seltsam, steht aber da so geschrieben."

Kommt darauf an, wann der Blick auf die Website erfolgt ist. Da das Veröffentlichungsdatum des Artikels bzw. das Datum des Schauens nicht angegeben ist, kann das "Seltsam" nicht unbedingt nachvollzogen werden ...

Eine große Schwäche des Zauberspiegels, dass derlei Daten nie angegeben werden, sind sie in meinen Augen absolut relevant.


Da helfe ich gerne: Die Kolumne entstand am Donnerstag, den 07.05.20202. Ich recherchiere solche Dinge immer sehr zeitnah und habe auch nachgesehen, wann die jeweiligen Artikel auf den Startseiten der Webseiten online gestellt wurden. Soweit da was angegeben war, nicht jede Webseite hat einen Datumsstempel für ihre Artikel.
#3 Laurin 2020-05-08 22:41
Nun ja, vielleicht hält man an diesen Zeitangaben fest, weil man auch hier auf mögliche Lockerungen hofft. Allerdings (und diese Meldung bezieht sich aktuell auf den 08. 05. 2020) ziehen in NRW, Thüringen und Schleswig-Holstein in einigen Kreisen die Infektionszahlen wieder an (in NRW z.B. in Coesfeld durch die Mitarbeiter eines Schlachthof).
Ich will es mal so sagen: Viel Spaß bei den Lockerungen seitens der Politik, aber dem Virus ist es schlicht egal, ob jemandem die Decke auf den Kopf fällt und deshalb werden wir eventuell noch ein herbes Erwachen präsentiert bekommen. Zumal gerade viele Menschen dem Irrglauben erliegen, man hätte in Sachen Coronavirus wohl das schlimmste überstanden. Wenn uns das mal nicht richtig schmerzlich auf die Füße fällt.
#4 AARN MUNRO 2020-05-12 12:46
Selbst im Perry-Rhodan-Heft wird die Fed-Con und der Magic-Con noch angepriesen (letzten Freitag bzw. vorletzten), allerdings, weiß ich nicht, ob hier die Werbung auch acht Wochen Vorlauf hat wie die LKS.
Alle anderen, lokalen Cons wie Colonia-Con oder Garching-Con waren da längst verschoben oder es war klar, dass sie nicht in diesem Jahr stattfinden.
Und um mal mit dem Corona auf klare Tatsachen zu kommen, bei uns in Berlin (3,5 Mio. Ew.) gibt es aktuell (12.05.2020) 518 gemeldete Fälle von Erkrankungen.
#5 Advok 2020-05-12 17:32
zu #2:
Christian, danke für die schnelle Rückmeldung.

zu #4:
Sieht in Niederbayern anders aus: Einige Krankenhäuser mehr als 14 Tage an der Kapazitätsgrenze. Es gab sogar Aufrufe, dass medizinisch geschulte Personen sich melden sollen (bzw. Medizinstudenten), um helfen zu können.
Diese Marge halte ich persönlich für existentieller. Dass Berlin relativ glimpflich davon gekommen ist, liegt in meinen Augen an den durchgeführten Maßnahmen.
#6 Des Romero 2020-05-13 19:19
Alles wird gut. :-x

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