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Sketche im Minutentakt - »Amazonen auf dem Mond«

Amazonen auf dem MondSketche im Minutentakt
»Amazonen auf dem Mond«

Seinen ersten großen internationalen Kinoerfolg verbuchte John Landis 1977, als er für „Kentucky Fried Movie“ die Blödeltruppe um David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker (kurz ZAZ), die das „Kentucky Fried Theatre“ erfunden hatten, zu Kinoehren brachte. Die wilde Sketchrevue war gleichzeitig auch eine parodistische Reise durch die Welt des Films und des Fernsehens. Neun Jahre später war John Landis ohne ZAZ der kreative Kopf hinter einer Art Fortsetzung, „Amazonen auf dem Mond (oder warum die Amis den Kanal voll haben)“.

Amazonen auf dem MondLandis präsentierte und produzierte den Film gemeinsam mit seinem alten Wegbegleiter Robert K. Weiss („Blues Brothers“), die beide auch die Inszenierung einzelner Episoden übernahmen. Verstärkung fanden sie in Carl Gottlieb („Reichtum ist keine Schande“), Joe Dante („Gremlins – Kleine Monster“) und Peter Horton („Kinder des Zorns“). Gemeinsam inszenierten die fünf Regisseure zwanzig zumeist recht kurze Episoden, die den Zuschauer in einem wilden Mix durch die aktuelle Fernseh- und Videolandschaft mitnehmen, die Reminiszenzen an alte Filmklassiker beinhalten (und deswegen teilweise in Schwarz-Weiß gedreht wurden), und die mit einer ganzen Riege großer Schauspielstars besetzt sind, von hoffnungsvollen Newcomern wie Michelle Pfeiffer, T.K. Carter und Rosanna Arquette über aktuelle Kassenstars wie Carrie Fisher, Steve Guttenberg und Griffin Dunne bis hin zu renommierten Genreveteranen wie Steve Forrest, Ralph Bellamy oder Henry Silva. Der Film mag zwar nie den gleichen Kultstatus wie „Kentucky Fried Movie“ erreicht haben, ist für Fans absurden und albernen Humors aber eine wahre Fundgrube.

Amazonen auf dem MondIm ersten Sketch „Mondo Condo“ erlebt Arsenio Hall die Tücken der Technik in seiner High-Tech-Appartement-Wohnung. Danach finden wir uns spätestens mit „Murray im Videoland“ dann in den Untiefen amerikanischer Fernsehunterhaltung wieder. Murray (Lou Jacobi) verschlägt es per Zufall in seinen Fernsehapparat, und immer, wenn seine Gattin den Fernsehsender wechselt, taucht Murray im jeweils neuen Programm auf. Das ist einer der Running Gags, der sich durch den ganzen Film ziehen wird. Ein anderer ist die Ausstrahlung des fiktiven Filmklassikers „Amazonen auf dem Mond“, den der Ansager „in einem Stück und ohne Werbeunterbrechung“ ankündigt, was aber schon nach wenigen Minuten Lügen gestraft wird. Die Abenteuer von Captain Steve Nelson (Steve Forrest) und seiner Crew auf dem Weg zum Mond, wo sie Königin Lara (Sybil Danning) und ihren männerhassenden Amazonen begegnen, werden den ganzen Film durchziehen und immer wieder von kleinen Ausflügen in die Werbewelt unterbrochen werden. Da wird „Silly Pasté“ angepriesen oder die Buchneuerscheinung „First Lady des Abends“, von einem Kunst-Ausverkauf berichtet oder stilecht in Schwarz-Weiß mit „Der Sohn des Unsichtbaren“ und „Leichtsinnige Jugend“ den Klassikern der Goldenen Ära gehuldigt.

Amazonen auf dem MondNatürlich ist dieses Sammelsurium an kleinen Szenen, Parodien und Sketchen auch hinsichtlich des Niveaus ein großes Sammelsurium. Nicht alle Gags zünden, manches ist einfach zu platt und albern, anderes hingegen steckt voller Liebe zu den Details und erweist den alten Klassikern gekonnt Ehre. Jeder der fünf Regisseure hat mindestens einen Sketch inszeniert, der sehenswert ist und die Zeit überdauert hat. Landis mit der Slapstick-Eröffnung und der Musikwerbesendung um den Schnulzensänger Don Simmons (David Alan Grier), Gottlieb mit der „Unsichtbaren“-Parodie, Dante mit dem Aufklärungsreißer „Leichtsinnige Jugend“, Horton mit seinem zeitgemäßen Dating-Beitrag „Zwei I.D.s“ und Produzent Weiss mit dem schrägen Kondomkauf-Sketch „Titan-Mann“. Ein netter Film für Zwischendurch, der aufgrund einiger Obszönitäten vielleicht nicht gerade für die ganze Familie geeignet ist, aber bei einem Heimkinoabend mit viel Bier und guten Freunden einschlagen dürfte wie eine Bombe. Die deutsche HD-Erstveröffentlichung auf BluRay in der Turbine Steel Edition kann mit einem tollen Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) beeindrucken. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist soweit ebenfalls in Ordnung. Das üppige Bonusmaterial besteht aus einem Audio- bzw. Videokommentar des Nerd-Dreigestirns Sträter Bender Streberg, einem Interview mit Carl Gottlieb (17 Minuten), einem Interview mit Kameramann Daniel Pearl (16 Minuten), sechs entfernten Szenen (inklusive dreier komplett geschnittener Episoden; zusammen 19 Minuten), verpatzten Szenen (zusammen 6 Minuten), dem Musikclip „Seelenloser Bossa Nova“ (2 Minuten), dem amerikanischen und deutschen Kinotrailer sowie als Hidden Feature einem weiteren Audiokommentar, mit Nathaniel Thompson und Tim Greer.

Kommentare  

#1 Ganthet 2018-08-23 08:36
Ich hatte diesen Film schon fast verdrängt. Als Jugenflicher in den 80ern lief er mit Freunden öfters zur vorgerückten Zeit mit Bierchen. Wir haben uns kringelig gelacht. Ich werde ihn mir wohl mal holen, der alten Zeiten wegen und mit dem Wissen, dass ich wohl leicht enttäuscht sein werde.

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