Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

… Oliver Döring über END OF TIME, verwirklichte Ideen und lieb gewonnene Schauspieler

Oliver Döring… Oliver Döring ...
... über END OF TIME, verwirklichte Ideen und liebgewonnene Schauspieler

Oliver Döring gilt seit JOHN SINCLAIR als einer der bekanntesten und profiliertesten Hörspielregisseure dieses Landes. Mit DON HARRIS verwirklichte er eine weitere Jason Dark-Figur als Hörspielserie bei Folgenreich, die jedoch nach 10 Folgen eingestellt wurde. Auch mit seinen STAR WARS-Hörspielen setzte er Akzente. Sein neues Projekt END OF TIME ist ambitioniert und wird interessant beworben.


Doch was END OF TIME eigentlich ist, kann selbst er schwer beschreiben. Ich wollte es dennoch genauer wissen und habe ihn dazu befragt, aber auch zu JOHN SINCLAIR, den er an einem markanten Wendepunkt in der Serie, den Rücken gekehrt hat.
 
Zauberspiegel: Hallo, und vielen Dank, die Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen.
Oliver Döring: Hallo auch - und gern geschehen.

Zauberspiegel: Fangen wir mal mit Ihrem Ausstieg bei John Sinclair an. War es wichtig für Sie hier einen Schlusspunkt zu setzen, um den Kopf für andere Dinge frei zu haben? Konnten oder wollten Sie nicht 2 Projekte gleichzeitig machen?
Oliver Döring: Das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe mit Sinclair aufgehört, weil es Differenzen mit dem Lübbe-Verlag gab. Trotzdem haben Lübbe Audio und ich uns einvernehmlich getrennt. Als ich entschied, keine weiteren Sinclair-Verträge mehr zu unterschreiben, wusste ich allerdings noch gar nicht, was ich in Zukunft machen würde. Die Entscheidung war also nicht ohne Risiko, allerdings hatte ich noch meine laufenden Sinclair-Verträge zu erfüllen und damit genügend Zeit, mich umzuschauen. Ich hatte bereits ein paar gute Gespräche geführt und war ganz zuversichtlich, was meine Zukunft betraf. Und dann, eines abends, telefonierte ich mit Alex Stelkens. Eigentlich wollten wir uns nur für die Zukunft alles Gute wünschen, aber das Gespräch hat kein Ende genommen. Insgesamt sieben Stunden haben wir geredet, und erst danach war klar, wohin meine berufliche Reise gehen würde.

Zauberspiegel: Sie haben mit Sinclair aufgehört, als die Serie selbst ebenfalls einen kleinen Umbruch erleben durfte. Die Verwandlung von Jane. War dieser Zeitpunkt bewusst gewählt, und hatten Sie den Eindruck, dass dadurch die Zeit für einen neuen John gekommen war?
Oliver Döring: Ich hatte mir den Zweiteiler für meinen Abschluß tatsächlich ausgesucht, genauso wie meine letzte Classics-Folge. Mir war es wichtig, die "Edition 2000" rund abzuschließen. Mit meinen letzten Folgen als Regisseur endet auch meine Interpretation von John Sinclair. Es werden viele meiner Änderungen und selbst gestrickten Handlungsstränge zum Ende geführt. Ein Beispiel: Ich glaube, Cass Garrett taucht in der Romanserie nur im "Nachtclub der Vampire" auf. Bei mir hat er fast die ganze Serie hindurch im Hintergrund mitgewirkt und stirbt dann in der "Leichenkutsche". Auf diese Weise hab ich meinen Nachfolgern keine offenen Baustellen überlassen. Die "Edition 2000" endet mit Folge 70, ab Folge 71 gibt es die "Edition 2012" mit neuer Handschrift und eigenen Ideen. Und das ist auch gut so.

Zauberspiegel: Gab es ein Mitspracherecht ihrerseits, wie es mit John weitergehen soll oder darf?
Oliver Döring: Nein. Ich habe irgendwo gelesen, daß man mein Intro aus Rücksichtnahme mir gegenüber nicht weiterverwenden würde. Das ist aber Quatsch. Daß mein Intro nicht weiterverwendet wird, hat ausschließlich etwas mit Urheberrechten zu tun. Der Text ist nun mal mein geistiges Eigentum - das darf man nicht einfach weiterverwenden, ohne mich wenigstens zu fragen. Lübbe Audio hat mein Intro auch gar nicht weiter verwenden wollen - zumindest hat man mich diesbezüglich nicht kontaktiert. Es gab zwar ein Gespräch, nachdem eine Nachricht gepostet wurde, in der es hieß, daß sich die Serie nur in Nuancen ändern würde. Da wollte ich schon wissen, was das heißen soll und ob man mich jetzt einfach kopiert. Aber man hat mir bei Lübbe Audio sehr glaubhaft erklärt, daß man einen neuen, eigenen Weg gehen würde. Da waren die ersten Manuskripte bereits geschrieben. Eine Neuinterpretation von Sinclair war also von vornherein geplant - und das finde ich auch richtig so. Man sieht ja anhand der guten Bewertungen der letzten Folgen, daß die Fans die neue Richtung annehmen. Das ist etwas, was ich ausdrücklich begrüße.

Zauberspiegel: Hören Sie noch in die aktuellen Folgen rein? Es sind bereits 4 erschienen. Wie finden Sie diese?
Oliver Döring: Ich habe in die 71 und die CL10 reingehört und fand die vielen negativen Kritiken ungerechtfertigt. Was ich auch sehr unfair fand und finde, ist die Kritik an Alexandra Lange. Jede Produktion, die sie im Cast hat, kann sich glücklich schätzen. Ein Schauspieler bzw. eine Schauspielerin klingt immer so, wie ein guter Regisseur es will. Der wunderbare Douglas Welbat hat bei Don Harris ganz anders geklungen als Joachim Kerzel bei Sinclair. Alexandra ist eine phantastische Schauspielerin. Ich glaube, viele Fans waren einfach nur enttäuscht, nicht mehr das Gewohnte zu hören, aber Alexandra trifft der Unmut zu unrecht.

Zauberspiegel: War ihr neues Projekt „End of Time“ etwas, was lange in ihrem Kopf schmorte, oder war die Idee dieses zu machen eher etwas Spontanes?
Oliver Döring: Als uns überraschenderweise die Weiterarbeit an Don Harris untersagt wurde, fragte mich Alex, ob ich nicht eine eigene Idee hätte. Tatsächlich habe ich mir vor einigen Jahren die Frage gestellt, wie denn eine Fernsehserie von mir aussehen würde. Was würde ich machen, wenn man hierzulande soviel Mut und Geld in die Hand nehmen würde wie in den USA bei Sendern wie HBO? Das war die eigentliche Geburtsstunde von "End Of Time". Die Geschichte arbeitet also schon seit Jahren in meinem Kopf. "End Of Time" wird zwar nun keine TV-Serie, dafür kann ich meine Idee exakt so verwirklichen, wie ich es mir vorstelle - ohne Kompromisse und vom ersten geschriebenen Wort bis zur letzten Sekunde der CD komplett unter meiner Kontrolle. Das ist ein tolles Gefühl.

Zauberspiegel: Gehen Sie dort als Regisseur und Autor hervor, oder nur als Regisseur?
Oliver Döring: Story, Buch, Schnitt und Regie sind von mir.

Zauberspiegel: Sie haben mit dem Projekt etwas Großes nie da gewesenes angepriesen. Kann damit im Hörspielbereich noch punkten? Der Sektor ist doch ziemlich ausgeschöpft, was ist jetzt so besonders an END OF TIME?
Oliver Döring: Eine gute Frage. Nun, ich denke, daß der Hörspielsektor nicht wirklich ausgeschöpft ist. Er ist nur etwas dominiert von Horror- und Grusel-Produktionen. Ich glaube, daß die Hörspielhörer offen und neugierig sind, wenn man etwas Neues bietet. Und neu oder zumindest ganz anders scheint "End Of Time" zu sein - jedenfalls sagen mir das alle, die es gehört haben. Die Promo-Abteilung ist fast wahnsinnig geworden, weil ich denen nicht erklären konnte, was "End Of Time" denn nun ist. Erst, als die ersten 60 Minuten fertig waren und im Team gehört wurden, verstanden sie mich. Glücklicher waren sie aber nicht, denn nun hatten sie das Problem, "End Of Time" erklären zu müssen.

Zauberspiegel: Wir sind alle gespannt auf die erste Folge – es wird doch eine Serie oder? Erzählen Sie etwas über Ihre Planungen dazu.
Oliver Döring: Ja, es wird eine Serie. Aber es wird keine so hohe Schlagzahl geben wie bei Sinclair. IMAGA setzt auf Qualität statt auf Quantität. Das ist unser Markenzeichen - damit wollen wir uns etablieren. Von "End Of Time" wird es definitiv mehr geben. Aber wann und in welcher Form, daß weiß ich noch nicht. Sobald es dazu etwas Neues gibt, werden wir es posten unter: facebook.com/EndOfTimeHoerspiel

Zauberspiegel: Wo ist sie genremäßig einzuordnen? Thriller, SF, Krimi oder von allem etwas?
Oliver Döring: Das alles, und dazu noch eine Prise Horror, einen Happen Katastrophenfilm und eine gute Portion Action. Episch ist es auch noch, und ein Drama noch dazu. Man muß als Hörer schon aufpassen, weil viel passiert. "End Of Time" lädt zum Mehrfachdurchhören ein.

Zauberspiegel: Wenn man den Sprechercast liest, dann trifft man auf vertraute Namen, die man u.a. aus JS kennt. Das vertraute Hollywood-Kino also. Arbeiten Sie diesbezüglich lieber mit Erfolgsgaranten, ist Ihnen das vertrauter – und gibt es auch neue Namen, die bisher weniger beansprucht wurden?
Oliver Döring: Ich liebe alle 'meine' Schauspieler, und am liebsten würde ich ALLE buchen. Das kann ich aber leider nicht. Also suche ich mir für die jeweilige Rolle die passende Stimme aus. Und natürlich sind auch neue Schauspieler dabei - das ist ganz wichtig. Der Cast bei "End Of Time" ist wirklich unglaublich. Es sind nicht die bekannten Namen, die "End Of Time" so besonders machen, sondern die schauspielerischen Leistungen, die man zu hören bekommt.

Zauberspiegel: Und außer END OF TIME, planen Sie da was in Zukunft?
Oliver Döring: Wir planen eine Menge. Jetzt steht erst einmal Star Wars, genauer gesagt die "Thrawn-Trilogie" an. Danach geht es mit "End Of Time" weiter, aber parallel sind wir bereits an neuen Stoffen dran. Was, das darf ich leider noch nicht sagen, aber wenn auch nur ein Teil davon aufgeht, haben wir noch lange, sehr lange zu tun. Und wir werden alles daran setzen, unser Publikum immer wieder zu überraschen.

Zauberspiegel: Wenn END OF TIME zu Ende geht, weil die Geschichte auserzählt ist, oder vielleicht auch die Verkaufszahlen nicht stimmen – gibt es da für Sie immer noch Ideen, die sie umsetzen möchten und werden? Werden Sie dem Hörspiel treu bleiben?
Oliver Döring: Mein Partner Alex Stelkens hat neulich gesagt, daß er sich alles Mögliche vorstellen kann, wirklich alles - nur eins nicht: Daß uns die Ideen ausgehen. Das Projekt IMAGA wird also daran nicht scheitern, sondern eher, und das haben Sie ganz treffend in Ihrer Frage formuliert, an mangelnden Verkäufen - oder weil ich schlecht gearbeitet habe und mein Publikum verprelle.

Zauberspiegel: Eine Rückkehr zu JS und zum Heftroman schließen Sie aus?
Oliver Döring: Grundsätzlich will ich nichts ausschließen, aber die Chance ist doch sehr gering.

Kommentare  

#1 Michl 2012-06-07 10:38
Interessantes Interview. Hätte aber doch gerne mehr über die "Differenzen" mit dem Lübbe Verlag erfahren (wieso?, weshalb?, warum?). Auch, warum die Weiterarbeit an Don Harris untersagt wurde und warum man den Sinclair Sprecher in den Classics nicht gleich von Anfang an ausgetauscht hat und warum Suko schon in den Classics Nr. 9 auftaucht? Fragen über Fragen...
#2 G. Walt 2012-06-07 16:26
Über die Differenzen wollte Herr Döring nicht sprechen, sonst hätte er es bestimmt getan. Bei Profis gehört nicht zum guten Ton Interna auszusprechen. Jedenfalls nicht in Details. Die Weiterarbeit an Don Harris wurde untersagt, weil die Verkaufzahlen nicht stimmten, sonst wäre die Serie ja weiter gelaufen, ob nun mit oder ohne Doering.
Man hat den JS-Sprecher nicht von Anfang ausgetauscht, weil es nur logisch war, das in den Classics auch Frank Glaubrecht spricht. Man hat hinterher unnötigerweise eine Umbesetzung vorgenommen, die von den Fans nicht gewollt war. Warum und weshalb, müsste man die jetzigen Macher der Hörspiele fragen.
Mit Suko kenne ich mich nicht aus. Ich dachte immer, der ist in der Folge zum ersten Mal aufgetaucht.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.