Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

... Carsten Steenbergen über "Tiefes Land" und Downloadzahlen

Carsten Steenbergen... Carsten Steenbergen ...
... über »Tiefes Land« und Downloadzahlen
 
Carsten Steenbergen hat mit dem Thriller »Tiefes Land« seinen ersten Roman veröffentlicht. Als Textautor im Audiobereich ist er in der Szene bereits bekannt, dem Zauberspiegel vertreten.

Wer mehr über ihn wissen möchte, findet zum Beispiel ein Interview über sein Interesse an Krimis oder den Internetroman Steamtown.
 
Um Interessierte auf den Geschmack zu bringen, gab es "Tiefes Land" für eine gewisse Zeit kostenlos als eBook bei Amazon. Die Downloadzahlen waren phänomenal hoch.

Immer wieder gerne steht uns Carsten zum Interview zur Verfügung - heute zu seinem Thriller »Tiefes Land«.

Zauberspiegel: Carsten, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu "Tiefes Land". Seit 13. März ist der Amsterdam-Thriller bei Amazon erhältlich - zunächst kostenlos, jetzt für einen fast schon wahnwitzig preiswerten Preis für 0,99 € €. Jetzt gibt es nicht nur Interesse aus dem europäischen Ausland, sondern auch weit darüber hinaus. Bist du jetzt berühmt?
Carsten Steenbergen (lacht): Berühmt … Himmel, nein. Das war ja auch gar nicht Ziel der Übung. Der Erfolg von "Tiefes Land" hat uns eigentlich absolut überrollt. Ivar Leon Menger von der Psychothriller GmbH hat natürlich jede Menge Promotion in die Waagschale geworfen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. So gab es zeitgleich zur Veröffentlichung des eBooks nicht nur einen spannenden Trailer, sondern auch einen entsprechenden Downloadlink in der TVDigital, sowie eine überdeutliche Platzierung in einem Arte-Beitrag zum Thema "digitale Zukunft der Literatur". Die großflächige Verteilung in Facebook tat dann ihr Übriges. Besser kann man es sich als Autor von seinem Verlag nicht wünschen.
"Tiefes Land" kletterte in Folge dessen am ersten VÖ-Tag schon nach wenigen Stunden auf Platz 1 der Amazon Kostenlos-Charts, was es dann nach Ablauf der 5-tägigen Aktion in den Bezahl-Charts wiederholte. Ende März trudelte dann die erste Anfrage für eine Lizensierung aus dem europäischen Ausland ein und kurz danach folgte der asiatische Buchmarkt. Hierzu laufen aktuell entsprechende Verhandlungen, zu deren Stand ich heute leider noch nicht mehr sagen kann. Was daraus wird, bleibt abzuwarten. Spannend ist es allemal. Wink
Parallel dazu versuchen wir nun natürlich auch, einen deutschen Printverlag für das Projekt zu begeistern.

Zauberspiegel: Wir haben durch das Internet ja auf verschiedenen Wegen Kontakt. So habe ein bisschen von den Aufregungen mitbekommen. Für jene, die "Tiefes Land" (noch) nicht gekauft und gelesen haben: Worum geht es in "Tiefes Land"?
Carsten Steenbergen: In dem Thriller geht es um einen Überfall auf ein Pharmalabor am Rande von Amsterdam. Dort werden Proben eines neuartigen, hochwirksamen Nervengifts entwendet. Die Menge reicht aus, um Tausende von Menschen zu töten. Willem van den Dragt, ein Agent des niederländischen Sicherheitsdienstes, und seine Kollegin Tessa Boyens ermitteln dabei unter erheblichen Zeitdruck, um Täter wie Hintermänner aufzuspüren. Es geht also recht rasant zu.Wink
Und da meine familiären Wurzeln in den Niederlanden beheimatet sind, ebenso wie die meiner Frau, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich einen niederländischen Roman angehe. Wink

Zauberspiegel: Und warum hast du dich für Amsterdam entschieden? Ist es in Deutschland zu wenig spannend? Kaufen deutsche Leser lieber Thriller, die nicht in Deutschland spielen? Und worin besteht diese Verbindung?
Carsten Steenbergen: Natürlich kann man Thriller auch in deutschen Städten spielen lassen. Spannend ist das sicher kaum weniger. Mir war es dennoch wichtig, die Story international zu "würzen", ihr einen für den deutschen Leser ungewohnten Hintergrund zu geben, ohne gleich wieder die üblichen Gegenden zu verwenden, an die man sich beim Lesen oder im Film eigentlich schon gewöhnt hat. Also eben nicht USA, Großbritannien oder Schweden.Wink
Da von dort aber nun mal die meisten Bestseller kommen, die man dann entsprechend platziert im Buchhandel findet, funktionieren die vermutlich einfacher als Thriller, die in Deutschland spielen. Mich würde das persönlich erstmal nicht von einem Kauf abhalten.
Im Grunde verzichte ich also eigentlich auf den direkten Effekt des Gewohnten und des Wiedererkennens, den man ja auch mit einem deutschen Hintergrund erlebt. Berliner werden sich in einem Berlin-Thriller bestimmt schnell "wohlfühlen". Aber geheimnisvoll oder gar exotisch ist das nicht besonders. Wenigstens nicht für Berliner. Ich wollte eigentlich schon seit Jahren etwas über Amsterdam schreiben. Diese Stadt hat ein faszinierendes, eigenes Flair, wie es bedeutende Metropolen nun mal meist haben. Abgesehen davon, dass es mir dort wirklich gefällt. Deshalb wollte ich das gerne mit hineinbringen. Die Story spielt also in einem anderen Land, liegt aber irgendwie trotzdem "um die Ecke".

Zauberspiegel: Was empfindest du als (für dich) wichtige Unterschiede zwischen den Niederlanden und Deutschland - Menschen und/oder Land? Welchen Einfluss hatte dies auf den Roman?
Carsten Steenbergen: In den Niederlanden ist der internationale Terror, sei er religiös oder gesellschaftlich motiviert, wesentlich präsenter als hier in Deutschland.
Zumindest war er das zu der Zeit, als ich den Roman begonnen habe. Nicht nur wegen dem Aufruhr der Mohammed-Karikaturen vor einigen Jahren, sondern auch aufgrund des Attentats auf die niederländische Königsfamilie in Apeldoorn 2009.
Trotzdem hat man nicht den Eindruck, dass man dort mit einer gewissen Grundangst lebt. Ganz im Gegenteil. Die holländische Gesellschaft, zum Beispiel was die Freiheit im multikulturellen Leben angeht, ist um einiges freier aufgestellt. Wenn es auch rechtsgerichtete Tendenzen nicht komplett ausschließt. Dennoch, das gesellschaftliche "Miteinander" steht deutlich im Vordergrund. So gesehen also die ideale Basis für die Geschichte.

Zauberspiegel: Du hast dich ja dazu entschieden, den Roman zunächst als eBook zu veröffentlichen (statt auf einen Verlag zu warten, der den Erstlingsroman eines außerhalb der "Szene" eher weniger bekannten Autoren veröffentlichen will). Was ist der Grund dafür?
Carsten Steenbergen: Da muss ich ein wenig früher anfangen. Im Grunde ist "Tiefes Land" von Beginn an nicht wirklich den klassischen Print-Weg gegangen. Ursprung des Skripts war in 2009 der Auftrag, ein 120 Minuten umfassendes Hörbuch für eine CD-Produktion zu schreiben. Direkt danach, weil mir der Stoff (natürlich) gut gefiel, habe ich an einer Print-Version gearbeitet, die in 2010 verschiedenen Publikumsverlagen angeboten wurde. Letzteres sah lange vielversprechend aus, ließ sich dann aber trotzdem nirgendwo unterbringen. Als dann der Hörbuch-Auftrag beim ersten Label überraschend platzte, wollte ich das Skript nicht einfach in der Schublade versenken. Ich fragte bei diversen anderen Labels an und Ivar Leon Menger von der Psychothriller GmbH zeigte gleich Interesse. Damit hatte "Tiefes Land" ein neues Zuhause, wieder mit der ursprünglichen Zielsetzung, ein Hörbuch zu produzieren (welches übrigens in Kürze veröffentlicht wird). Da der eBook-Markt zu diesem Zeitpunkt, also kurz vor Weihnachten, stark in Bewegung war, hatten wir gemeinsam überlegt, ob man das Skript zum Hörbuch nicht vorab digital rauszubringen sollte. Was wir dann auch taten, pünktlich zur Buchmesse in Leipzig. Im Nachhinein kann ich da nur sagen: Zum Glück. ;)
Ein Warten auf den Print-Verlag war es daher eigentlich nicht (mehr).

Zauberspiegel: Wie oft wurde "Tiefes Land" seit dem 13. März denn schon herunter geladen? Also zum einen kostenlos geladen, zum anderen verkauft?
Carsten Steenbergen: Bis Ende April, also innerhalb von 6 Wochen, waren es unglaubliche 15.000 Downloads, davon knapp 2/3 kostenpflichtig. "Tiefes Land" hielt sich in dieser Zeit gute drei Wochen auf Platz 1 der Kindle-Charts und war gleichzeitig sogar in den reinen Buch-Beststellerlisten Belletristik und Krimi & Thriller (als eBook!) ganz vorne. Also völlig irre, wenn du mich fragst. Wink

Zauberspiegel: Diese Zahl ist - in klassischer Printfassung - kaum vorstellbar. Mit solchen Zahlen binnen weniger Wochen wärst du im Printbereich Superstar. Was bist du im eBookbereich? Was bedeutet dies für dich als Autor, deine Pläne Vollzeit vom Schreiben leben zu können? Bringt dies dich weiter?
Carsten Steenbergen: Im eBook-Bereich … vermutlich nicht mehr als ein kurzlebiges Phänomen. Wink Heißt übersetzt: Keine Ahnung. Ehrlich. Ein Superstar sicherlich nicht. Zumindest nicht messbar. (lacht) Ich bekomme seitdem also keine Säcke voll Fanpost oder so. Nicht mal die Zugriffszahlen meiner Webseite haben sich nennenswert erhöht, soweit ich das beurteilen kann. Wink
Womöglich liegt es ja daran, dass "Tiefes Land" außerhalb von Amazon bisher nirgendwo auftaucht. Auf den anderen eBook-Plattformen ist es noch nicht erhältlich.
Und in der entsprechenden Spiegelbestseller-Liste taucht es genau aus diesem Grund und weil es nur 0,99 €€ kostet, ebenfalls nicht auf, obwohl es von den Verkaufszahlen sicherlich irgendwo in den Top Ten dabei gewesen sein müsste (die Bedingungen hierzu sind meines Erachtens von den Herausgebern ein wenig eng gefasst). Es hat sich also eigentlich nicht viel verändert. Wink
Nichts desto Trotz hat der Erfolg von "Tiefes Land" einige interessante Optionen ermöglicht, vor allem, wenn man an die internationalen Anfragen denkt. Ob das irgendwann zu einer Vollzeit-Schreiberei führt, bleibt abzuwarten. Ich stehe dem eher verhalten gegenüber. Erfahrungsbedingt.

Zauberspiegel: Wenn man sich in der Buchwelt umsieht und umhört, scheint der revolutionäre Umbruch bereits geschehen.  Das eBook ist inzwischen Realität, Alltag. ... und was deiner Ansicht nach noch? Bedrohung für Printbücher? Eine große Chance für Neuautoren, die kaum eine Chance haben, im Printbereich zu "landen"?
Carsten Steenbergen: Das eBook ist dabei, sich seinen Platz am Markt zu erarbeiten. Der Kuchen wird neu verteilt. Zumindest sieht es so aus. Ich glaube nicht, dass es das Printbuch verdrängen wird, aber bestimmt wird es zu einer festen Größe anwachsen. Die USA hat es ja vorgemacht. Dort steht das eBook mit mittlerweile mit festen Beinen von 20 % im Umsatz, soweit ich weiß. Allerdings scheint in Deutschland kaum einer damit gerechnet zu haben, dass es hier so schnell zu einem ähnlichen Umfang heranwachsen könnte. Amazon steht mit seinem Angebot und seiner Preispolitik in Sachen self-publishing ganz weit vorne. Da kann ein deutsches eBook-Portal nur schwer mithalten.
Wenn man sich die Verkaufszahlen der eBook-lesefähigen Geräte (eReader, Smartphones und Tablet-PCs) anschaut, so sind seit dem letzten Weihnachtsgeschäft bis heute mehrere Millionen davon in den Händen von Lesewilligen. Dass das eBook damit seine große Chance bekommt, ist eigentlich offensichtlich. Und sicherlich wird es das Printbuch ein wenig in Bedrängnis bringen. Was dabei letztendlich herauskommt, hängt natürlich auch davon ab, wie Verlage und Buchhändler nun reagieren. Eine Prognose wage ich daher nicht abzugeben. ;)
Dennoch, neue technische Möglichkeiten, wie zum Beispiel das eBook, eröffnen auch Autoren neue Chancen. Ganz klar. Die großen Abräumer, wie sie ab und an in den Medien auftauchen, werden meines Erachtens jedoch ähnlich dünn gesät sein wie im Printbereich. Es kann zwar ungemein leichter als früher Lesestoff unter das Volk gebracht werden, dafür muss man sich auf Dauer jedoch gegen eine viel größere Konkurrenz durchsetzen. In einer Branche, die schon jetzt recht schnelllebig geworden ist. Was auf lange Sicht nur Qualität schaffen wird. Dazu zählen nun mal ein gutes Cover, ein Lektorat und jede Menge Promotion. Für den hoffnungsvollen Hobby-Schriftsteller ohne den entsprechenden Background eher nicht zu stemmen, schätze ich. Wer also dort auf den schnellen Ruhm und wahnsinnig viel Geld setzt, wird vermutlich eher enttäuscht werden.

Zauberspiegel: Wie geht es jetzt, nach und neben "Tiefes Land", weiter?
Carsten Steenbergen: Mit jeder Menge an Arbeit erstmal. Noch ein Punkt, der sich im Grunde nicht verändert hat. Wink
Band 2 und 3 von "Tiefes Land" will recht kurzfristig geschrieben sein, zum einen, um die geplanten eBooks und die Hörbuchfassungen veröffentlichen zu können, zum anderen, um den Printverlagen einen entsprechenden Ausblick zu bieten.
Daneben arbeite ich an einem neuen Fantasy-Roman. Allerdings ist es dieses Mal kein Steampunk. Die allerseits erhoffte Genre-Welle ist ja leider aus unterschiedlichen Gründen recht schnell verebbt. Wenn auch nicht aus Lesersicht, wie es scheint. Wer weiß zu sagen, was sich darin noch tut.
Ab Ende Mai erscheinen dann zwei Jugendmystery Hörspiele (Das Geheimnis vom Totenkopfstein Teil 2 und 3) bei Hurst Media Company, auf die ich mich sehr freue. Ab Juni erscheinen dann zwei Jugendmystery Hörspiele (Das Geheimnis vom Totenkopfstein Teil 2 und 3) bei Hurst Media Company, auf die ich mich sehr freue. Dazu werde ich voraussichtlich in diesem Jahr als Sprecher für mehrere Kinderhörbücher tätig werden. Und dann gibt es da noch dieses kleine Ensemble, mit dem wir mein Psychothriller-Hörspiel "Witchboard" live auf die Bühne bringen (unter anderem Hörspiel-Arena in Köln am 10.06.2012). Es gibt also genug zu tun. Wink Und es bleibt weiterhin aufregend.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.