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Sina, die Katze und Tigerin, Fußball und Pfeifen

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, letzte Woche erreichte mich kurzfristig Deine Absage... Ärgerlich, aber verständlich, wie Du gleich erzählen wirst. Der Tee ist serviert, somit Deine Bühne bereitet...

Sina (die Katze und Tigerin) Fußball und Pfeifen

Zuerst einmal eine kurze Entschuldigung mit der passenden Erklärung, warum es in der letzten Woche keine Teestunde gegeben hat. Der Grund heißt Sina. Nein, ich habe keine neue Freundin mit Namen Sina.  Zwar habe ich eine ganze Menge „gute Freundinnen“ aber keine „Freundin“.

Eingeweihte wissen mit dem Namen „Sina“ schon eher was anzufangen. War da nicht „Sina, die Katze von Salassar“, die in meinen Fantasy-Romanen die Hauptrolle gespielt hat?

 

Und wer hier bei „Sina“ an „Katze“ denkt, der liegt schon fast richtig. Allerdings – Katze Sina, diese schwarze Hexe, die meine Ex-Frau und ich damals adoptiert haben und die nach vielen Jahren friedlich gestorben ist, ist es nicht.

Diese Sina ist etwas größer als eine normale Haus-Mieze, hat Streifen, wird noch größer und führt die zoologische lateinische Bezeichnung „panthera tigris tigris“.

Richtig geraten! Sina ist ein Tiger und inzwischen zehn Wochen alt. Und sie hat die gleichen Eltern wie damals Chayenne. Wer es genau wissen will. Sina ist ein sibirischer Amur-Tiger.

Es war mal wieder einer jener Notfälle, wenn mein Freund Sascha Prehn anruft, weil sein Auto mal wieder streikt und meine ANTARES kurzfristig zum „Raubtiertransporter“ wird. Weil ich die Teestunde ja immer auf den letzten Moment verschiebe, eine Unsitte, die ich mir immer wieder abzustellen vornehme, kam der Anruf für die Tiger-Tour so kurzfristig, dass für eine Teestunde an diesem Abend keine Zeit mehr war.

Leser der Teestunde wissen, dass ich mit dem Tierlehrer-Ehepaar Janine und Sascha Prehn seit Jahren gut befreundet bin und da auch immer mal mit in den Käfig gehe. Als Kind wollte ich ja zum Circus und unbedingt Tiger vorführen. Spät sind die Träume eines kleinen Jungen wahr geworden...

Über meine Tiger-Freundin Chayenne habe ich in der Teestunde auch ausführlich berichtet und als sie im letzten November an einer unheilbaren Krankheit gestorben ist, war Staatstrauer. Für mich gab es von Chayenne nur noch die Bilder und Erinnerungen.  Deshalb bin ich das ganze Jahr über nicht nach Holland gefahren, wo Sascha mit seinen Tigern beim „Circus Solero“ im Engagement ist. Wer mehr wissen will, der Circus Solero hat eine Internet-Seite und unter „Prehns Raubtiere“ erfährt man mehr über Janine und Sascha samt Sahib, Shiva und Jill – und in absehbarer Zeit dann auch über Sina.

Als ich Anfang August dann doch mal nach Holland gefahren bin, um wieder etwas Circus-Luft zu atmen, erzählte mir Sascha, dass er gerne wieder ein Flaschenkind nehmen würde – es wäre alles eine Frage des Geldes. Auch für die Impfen und die sehr teure Aufzuchtsmilch. Es kommt immer mal vor, das wie bei Chayenne damals Tigermütter nicht genug Milch haben und die Kleinen mit der Flasche aufgezogen werden müssen. Wozu ein Zoo oder Tierpark aus personellen Gründen kaum in der Lage ist – und diese Raubtiere werden dann gern für wenig Geld in „gute Hände“ gegeben. Das mit dem Flaschenkind müsse aber bald sein, sagte Sascha, weil ein junger Tiger sich sonst nicht mehr mit Sahib, Shiva und Jill als Gruppe vereinigen lässt.

Das Ganze war eigentlich nur eine Frage des Geldes – und so habe ich mir meinen Kindertraum erfüllt. Nicht nur von der Firma Steiff habe ich jetzt einen Tiger – nein, unter der Obhut von Sascha Prehn habe ich jetzt auch einen richtigen Tiger. Verrückt...sagte meine Umwelt.....nennt es ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk, das ich mir selbst gemacht habe. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und weil ich als Ruheständler nicht mehr so viele Ausgaben habe und meine Bücher- und DVD-Regale ziemlich voll sind, werde ich die Kosten für den Tiger bald eingespart haben. Wobei eben die Impfen und die Milch den größten Kostenfaktor ausmachen. Den Tiger gab es fast umsonst. Da ist man im Tierpark froh, dass er in gute Hände kommt.

Am Dienstagabend, als ich gerade in letzter Minute an die Teestunde wollte, kam Saschas Anruf und er hatte für Donnerstag schon alles klar gemacht. Das bedeutete, am nächsten Morgen Abflug nach Holland – vorher noch über Kassel, das Geld besorgen. So was geht nicht über Kreditkarte. Und dann eben nach Holland – wie üblich mit guter nordhessischer „ahler Wuscht“ im Gepäck... um den Tiger-Papa zu füttern...

Ja, so sind wir dann letzten Donnerstag um 6 Uhr von Holland los und waren kurz nach High Noon mit einem quengelnden Tiger-Baby auf den Rücksitz wieder da.  Ganz klar, dass ich als „Eigentümer“ den Namen bestimmt habe – wobei Janine andere Vorstellungen vom Namen hatte.  Aber wer die Musik bezahlt, bestimmt auch die Noten.

Ja, es waren drei Tiger von 10 Wochen, die plötzlich von der Mutter abgestoßen wurden. Sie fressen zwar auch schon etwas Fleisch – aber für die Aufzucht ist das zu wenig. Dafür war es eine echte Rasselbande, quicklebendig und sofort zum Spielen aufgelegt. Ein Kater und eine Katze sollten am nächsten Tag nach Frankreich geholt werden, somit konnte sich Sascha von den beiden Katzen eine aussuchen. Die Wahl fiel auf die Katze, die ihn von hinten angegangen ist, während er sich gerade mit dem „Chef“ vom Tierpark unterhielt. Ein Zeichen von Intelligenz und einer Art von „Denken“ - also das, was man in der Manege braucht, wenn man keinen „Statisten“ haben will – also einen Tiger, der nur dafür da ist, dass die Gruppe größer wirkt. Ich habe dann schon in der Zeit, die wir zusammen waren feststellen können, dass Sina trotz aller Verspieltheit das zeug zu einer kleinen Circus-Prinzessin hat. Aber erst mal darf sie spielen...und im Spielen lernt sie schon, ohne dass sie es merkt.

Um es kurz zu machen – Sina benahm sich nach unserer Ankuft im Wohnwagen und auch außerhalb an der Leine, als hätte sie sich nie in einer anderen Umgebung aufgehalten. Absolut keine Scheu vor der neuen Umgebung und den neuen Menschen. Und zwischen uns beiden war sofort das Verhältnis da wie damals zwischen Chayenne und mir. Es war, als wäre das „Kleinchen“ wieder gekehrt. Leider war Janines Kamera defekt so dass ich euch erst in drei Wochen Bilder liefern kann, wenn ich wieder nach Holland fahre.

Auch wenn sich Klein-Sina beim Ehepaar Prehn mit ins Doppelbett hätte kuscheln können – sie hat wie damals auch Chayenne mit mit auf der engen Bank am anderen Ende des Wohnwagens geschlafen, wo ich bei Besuchen immer nächtige. Halb auf mir drauf gelegen und die Pfoten um den Kopf  - wie mit ihren Tiger-Geschwistern. 

Manche Leute halten mich ja für verrückt, dass ich Geld für einen Tiger ausgegeben habe – aber alleine dieses Gefühl so eng mit der „geliebten Bestie“ zusammen zu sein und diese Anhänglichkeit zu verspüren war mir das wert. Das kann man einfach nicht beschreiben.

Ja, uns so waren Sina und ich dann bis zu meiner Abfahrt unzertrennlich und es ist ohne zerrissene Kleidung und Schrammen abgegangen. Beim nächsten Mal werde ich aber die Sachen anhaben, in denen sich damals schon Chayenne verewigt hatte.

Also bin ich vermutlich wenigstens in Deutschland der einzige Vertreter der schreibenden Zunft, der als „Haustier“ einen Tiger hat... auch wenn der mangels geeigneter Unterbringung nicht im Haus wohnt...

Und damit zur eigentlichen Teestunde.... die ich gestern schon begonnen habe. Denn immerhin war gestern ein Tag des besonderen Gedenkens.

Normalerweise hätte ich schon am letzten Sonntag nach meiner Rückkehr aus Holland eine Geburtstagskarte in den Briefkasten gesteckt. Obwohl mich der Empfänger in unserem letzten damaligen Telefonat davon abbringen wollte, ihm auf diese Art „den Briefkasten vollzuschwallen“, wie er sich ausdrückte und die Glückwünsche besser per Mail zu schreiben.

Ganz klar, gestern hätte mein Freund Werner Kurt  Giesa Geburtstag gehabt. Und bei wirklich guten Freunden schreibe ich da immer noch die Grußkarte von Hand. Es sei denn, dass ich den Geburtstag vergesse – wie zuletzt den von Hermann – Asche über mein Haupt.

Also, Werner hätte gestern seinen Ehrentag gehabt  und wäre nach meinen Berechnungen heute 56 Sommer alt. Grund genug, mich in der Teestunde wieder etwas mit seinem Werk in den Anfangszeiten zu widmen und gleichzeitig auf einige interessante Beiträge im Zauberspiegel aus der letzten Zeit Antworten oder Kommentare zu geben.

Mit Schlagworten wie  „Neue Worte werden in Romanen gebraucht“, einer Weiterführung von Tony Ballard, der „zeitgemäße Held“  und dem Beitrag über „Vampire“ samt der Leserkommentare hat man mir hier eine echte Steilvorlage gegeben...hoffentlich  habe ich das richtig gesehen. Ich bin ja kein Fußballspieler...wie Werner früher.

W.K.G. hat tatsächlich mal gekickt, wenn auch nur in Lippstädter Schülermannschaften.  Und in Wallenstein hat er auch gezeigt, dass er recht gut mit dem Ball umgehen kann. Ich kann mit Bällen überhaupt nicht umgehen... jedenfalls nicht mit Bällen für Mannschaftsspiele...ahem..

Aber einmal hat mein völlig fehlendes Talent für Fußball und ähnliche Rasenspiele nichts genützt. Ich wurde in der Langlaufzeit von Hans Klipp verdonnert, beim Vereins-Sportfest eine Halbzeit mitzuspielen, um die Mannschaft der „Landläufer“ komplett zu machen, die gegen die „Handballer“ spielte. Einer aus der Mannschaft konnte nämlich nur eine Halbzeit – und so waren mit der des Schiedsrichters zwei Pfeifen auf dem Platz.

Meine Mannschaft wusste, dass sie mir keine Bälle zuspielen durften – ich hätte ja daneben getreten. Was dann auch zweimal passiert ist, als es einer gewagt hat, den Ball in meine Richtung zu kicken. Schon in der Kinderzeit auf der Straße durfte ich beim Fußball immer nur „Rechts-Draußen“ spielen.  Aus gutem Grund – niemand verliert gerne...

Aber meinen Auftrag, dem Gegner vor den Füßen rum zu laufen und überall im Weg zu sein, habe ich wohl damals ganz gut erfüllt. Als Langläufer war es für mich damals kein Problem, wie ein Hund über das Feld zu hecheln. Trotzdem hat die Läufer-Mannschaft gegen die Handballer des Vereins mit Pauken und Trompeten verloren. 

Ausgerechnet an diesem Wochenende war Werner nicht da gewesen, sonst hätte der mit auf den Platz gemusst – und sicher eine bessere Figur geboten. Zumal er damals noch schlank und rank wie ein Tanne war – Uralt-Fans wie Hermann erinnern sich noch dran – und im „Wallenstein“-Film ist es ja auch festgehalten.

Ja, neue Worte und Formulierungen in der Unterhaltungsliteratur. Und natürlich auch neue Handlungsebenen . Das haben Werner und ich  seinerzeit versucht, im Zamorra zu verwirklichen. Die Leute der heutigen Zeit, die diese alten Romane lesen, zucken die Schultern – weil das, was sie  da lesen, eben absolut nichts Neues ist.

Nein – heute nicht mehr. Aber damals schon.

Handlungen und Begriffe außerhalb des Generes und des Klischees, die heute auch im Heft-.Roman inzwischen „alte Hüte“ sind, hatte sich vor Werner Einstieg beim Zamorra noch niemand erlaubt.

In gewisser Weise war Werner in der Anfangszeit ein „Rebell des Heftromans“, der nicht nur in alten Zöpfen frisieren sondern auch neue Sachen bringen wollte. Und als ich mit im Zamorra drin war, konnten wir diese Serie so gestalten, dass sie die komplett Phantastik zum Feld hatte... auch wenn wir aus der Velags-Etage immer das vorwurfsvolle: „Der Zamorra ist ein Grusel-Serie“ zu hören bekamen.

Aber Werner wollte neue Wege – ich wollte sie auch....und wer Manni Weinlands alte Zamorras liest der erkennt, dass auch Manfred Weinland schon damals auf seine Art einen Aufbruch zu neuen Ufern machte.

Erst als sich der Zamorra von den Zwängen des reinen „Grusel-Romans“ freimachte  konnten andere Serien wie besonders „Tony Ballard“ nachziehen und nicht nur den Vampir vom Amt und den Werwolf vom Dienst bieten. Als A.F.Morland damals erklärte, den „Tony Ballard“ einstellen zu wollen, hätten Werner und ich das Projekt gern weiter geführt.

Hier wäre mehr als beim Zamorra die Möglichkeit gewesen, wieder mehr auf die „Horror-Schiene zu gehen. Warum das nichts geworden ist, weiß ich nicht, weil ich Werner mit seinen besseren Kontakten im Verlag und zu Autoren-Kollegen das überlassen habe. Ich habe A. F. Morland leider nur einmal bei einem Con kurz kennen gelernt und wir haben wohl einige nette Worte gewechselt aber es ist keine feste Verbindung draus entstanden.

Mir klingen immer noch die Worte Dan Shockers in den Ohren: „Wir haben alle mal versucht, den deutschen Heftroman zu verbessern und literarisch anspruchsvoller zu machen.“

Es klang damals resignierend. Obwohl auch Jürgen mit der Verschmelzung von Krimi, Agentengeschichte a la James Bond und Horror auch der ungewöhnlichen Art im „Larry Brent“ eine Synthese bot, die erst einmal niemand anderes seinem Lektor vorgelegt hätte. Von „Macabros“ später ganz zu schweigen.

Womit wir wieder bei dem schönen Thema wären, das immer wieder angesprochen wird. Nicht der Autor bestimmt, was geschrieben wird sondern der Redakteur und damit der Verlag. Und nicht die „künstlerische Abteilung“ eines Verlages – sondern die Kaufmännische.

Das alles hier zu erzählen heißt Eulen nach Athen tragen.  Und das gilt grob gesehen für die Schreibe – wie für die Musik-Branche. Mit dem Argument „Gitarren-Combos kommen aus der Mode“ hat DECCA seinerzeit die Beatles abgelehnt – und wahrscheinlich werden auch die Redakteure, die seinerzeit einen inzwischen recht bekannten Jugendroman als „Internatsgeschichten im Stil von Hanny und Nanny“ abgelehnt haben, von ihren  Häuptlingen war zu hören bekommen haben. Die Beatles wie auch Harry Potter sind Welterfolge, die nicht nur eine Generation beeinflussten und eine Vielzahl von Nachahmern nach sich zogen.

In Sachen Musik, das nur mal so am Rand – da gab es auch am Beginn der Zeit , als die Beatles ihre ersten Erfolge in England hatten, eine Band mit einem unscheinbaren Namen, wie ihn sich damals eine Jazz- oder Bluesband gab. Die hatte einen Manager, der als Road-Manager bei den Beatles gewesen war (also einer, der Verstärker und Gitarren schleppte). Und dieser Band war es gelungen, von John Lennon und Paul McCartney die Rechte für einen Beatles-Song zu bekommen, den die Fab-Four nur auf eine LP setzen wollten – was dann auf der zweiten LP auch der Fall war. Das reichte dann als Qualifikation für eine Schallplattenaufnahme dieser Band – der bis heute noch viele Aufnahmen folgen sollten.

Das Stück hieß: „I wanna be your man“, die Band waren die „Rolling Stones“, die damals in kleinen Londoner Clubs tingelten und die Plattenfirma, die endlich schlau geworden zugriff, war DECCA.

Was lernt uns das? Ohne dass eine Sache nicht irgendwo Erfolg hat und  man nicht drauf hinweisen kann, dass mit dieser Sache Geld zu verdienen ist, hast du keine Chance, was zu Außergewöhnliches zu  produzieren, was vorher noch nicht da war – weder im Musik- noch im Schreibegeschäft.  Auch von Harry Potter gibt es heute schon „Blaupausen“ und „Abziehbilder“. Noch mehr ist das bei den Vampiren der Fall.

Mit „Twilight“ meinten die Leute, dass es da etwas völlig Neues gäbe. Vampir, die am Tage unterwegs sein können. Oh, Freunde. Die „Tageslicht-Vampire“ hat Werner auf unserer ersten Fahrt nach Italien im Reisebus entwickelt. Ich war dabei und, weil ich in dieser Sache etwas konservativ bin und an den alten Überlieferungen hänge, war ich erst dagegen. Aber Werner hat es dann im Zamorra doch gebracht – wieder einer der Vorteile, dass unser Redakteur unsere Romane, wenn überhaupt, allenfalls quer gelesen hat. Was übrigens vermutlich auch, heute kann man ja drüber reden, auch für unseren Agenten gilt. Der hatte auch andere Sachen zu tun, als unser Zeug zu schmökern, weil die Termine für Larry Brent und Macabros eben auch da waren.

Jaja, heute glaubt man, mit Twilight-Teeny-Vampiren für pubertierende Schulmädchen was völlig Neues gefunden zu haben. Und natürlich der großen Liebe eines Mädchens zu einem Vampir, der nicht grausam ist sondern Gefühle zeigt. 

Ja, genau wegen dieser Gefühle wollte Jason Dark als Redakteur meinen “Disco-Vampir“ ablehnen. Vampire hatten gefälligst blutgierige und bösartige Monster zu sein – und sich nicht noch durch einen Sturz in einen Weißdornstrauch selbst zu töten, um das Mädchen, das der Vampir liebt, nicht zu beißen.

Wie man so sieht - „Twilight“ mag zwar neu sein – aber nicht so neu. Nur konnte ich in diesem Stil damals nicht weiter machen und in den Charakter-Bildern der Horror-Gestalten die „Grauzonen“ schaffen, wie das bei meiner Idee für eine Zamorra-Weiterführung nach Bd. 900 angedacht war.

Also, die Tageslicht-Vampire, das ist so eine damals völlig neue Idee, die mir aufgrund der jetzigen Diskussionen im Zauberspiegel so einfällt. Und  bei genauer Betrachtung fallen mir sicher noch mehr ein. Über Werners geniale Idee im Dynastie-Zyklus den Giganto-Raumer des Erhabenen durch von Asmodis eingespeiste Computer-Viren lahm zu legen,  habe ich schon berichtet. Analog ist ja die Lösung des Films „Independence- Day“, wobei Emmerich zur Zeit, als der Dynastie-Zyklus lief, noch Student war und es eine Frage ist, ob er diese Idee nicht von Werner aus dem Zamorra adaptiert hat.  Möglich ist das schon. Beweisen läst sich gar nichts.

Ja, was die neuen Worte angeht – die habe ich immer benutzt – obwohl die eigentlich keine „neuen“ sondern „alte Worte“ waren. Aber im Heftroman waren sie absolut ungewöhnlich und haben, wenn ich das heute mit einer gewissen Abgeklärtheit sehe, den   Lesefluss des an den allgemeinen Stil gewöhnten Leser, auch erheblich gestört.

Das kam daher, weil ich, im Gegensatz zu Werner, ja wenig Hefte gelesen habe, sondern mich lieber in den literarischen Produkten von Goethe, Schiller, Shakespeare und anderen Leuten dieser Art getummelt habe. Und natürlich bei den Schreibern der historischen Romane vergangener Zeiten wie Felix Dahn (Kampf um Rom), Gustav Freytag (Die Ahnen), Henryk Siencewicz (Quo Vadis), Werner Jansen und noch vielen anderen.

Diese „alten Meister“ erfanden manchmal Worte, die in keinem Wörterbuch stehen, mit denen man aber eine Stimmung plastisch beschreiben kann.  Wer sich etwas die Mühe macht, sich mit den Werken der „alten Meister“ zu beschäftigen der wird feststellen, dass die so schreiben, dass man auch ohne Fernsehen das Geschehen vor seinen geistigen Augen sieht. Mir ging es damals jedenfalls so – und geht es heute noch.

Wer meine alten Zamorras so durchguckt, vor allem bei den Zeitreise-Abenteuern oder überhaupt, wenn keine Action, sondern eine Schauer- und Gruselstimmung beschrieben werden soll, der findet jede Menge solcher antiquierten Ausdrücke.  Bei den Lesern, speziell beim Fandom, kamen diese Sachen damals aber gut an, und deshalb konnte ich weiter beim Zamorra mit schreiben.

Nur aus dem „Magier“ hat Jürgen als verantwortlicher Redakteur diese Dinge dann entfernt. Ganz klar, es sollte ja auch so aussehen, als habe Dan Shocker diese Romane selbst geschrieben.  Werner konnte diesen „Heft-Stil“ schreiben – wenn auch er oft genug vom „Ober-Meister“ zusammen gepfiffen wurde wie ein Rekrut. Allerdings immer erst dann, wenn ich wegen des „Magier“ meine „Abreibung“ schon bekommen hatte.  Davon habe ich schon berichtet.

Jetzt könnte man ja, wie früher mal ein Kommentator im Zauberspiegel,  hergehen und sagen – warum „arbeitet dieser Mensch nicht an sich, um ein besserer Autor zu werden“.

Ganz einfach – weil er das gar nicht will. Weil ihm nämlich ein Text, den er abliefert, erst mal selbst gefallen muss. Ansonsten bekommt den niemand zu sehen. Ich habe damals keine Kompromisse gemacht – und ich denke nicht dran, heute welche zu machen. Für mein persönliches Ego und meine „Ruhmsucht“ reicht das, was ich veröffentlicht habe. Den restlichen Ruhm samt dem Geld überlasse ich  gerne anderen und bringe die Zeit, die mir noch bleibt, auf angenehmere Art zu.

In erster Linie habe ich mir meine Geschichten selbst erzähle und diverse Einmischungen von Lektoren und Verlagen auch heute noch nur bis zu einem gewissen Grad akzeptiere. Zuletzt war das in den historischen Romanen der Fall – und an meiner Weigerung, in der „Chatten-Saga“ die „Schlacht im Teutoburger Wald“ nicht nach Kalkriese zu verlegen hätte fast das ganze Projekt kaputt gemacht. Mein Verlagsleiter hatte einen Artikel in einer Fachzeitschrift – den ich ihm aber dann widerlegen konnte. Aber auch darüber habe ich mich in der Teestunde schon genug ausgelassen.

Auch die „Chatten-Saga“ oder „Ritter, Bürger, Bauersleut“ haben meinen von dem Meistern des vorigen Jahrhunderts angehauchten antiquierten Stil. Aber nur auf diese Art gelang es meiner Meinung, die Leser ins Mittelalter oder in die Germanenzeit hinüber zu ziehen.

Gleiches gilt für die damaligen Zamorra-Romane – wobei eben für Horror-Episoden uns Schilderungen aus der Welt des Grauens und des Unheimlichen bei mir Altmeister wie Edgar Allan Poe, H.P.Lovecraft oder Clark Ashton Smith Pate standen und nicht Neu-Meister wie Jason Dark und wer sonst damals so geschrieben hat.

Die Worte und Begriffe, die ich damals benutzte und teilweise auch neue erfunden habe, um den szenischen Hintergrund eines Textes auf eine gewisse Art „zu malen“ waren damals eben neu - für den damaligen Leser jedenfalls – und sind auch bei den  Lesern gut angekommen.

Mögen andere „an sich arbeiten und gute Autoren werden“ - wenn überhaupt, will ich mir weiter meine Geschichten erzählen – oder ich überlasse es anderen, Ihre von den Gedankengängen irgendwelcher Verlagsmenschen beeinflussten Ideen zu Papier zu bringen. Was ich als Ruheständler habe, reicht mir zum Leben. Mehr brauche ich nicht.

Zu all den Sachen, sei es mit der Musik oder mit der Schreiberei, die ich jemals gemacht habe, kann ich heute stehen. Mit geht es nicht wie jenem fast gleichaltrigen Beat-Musiker namens Gerhard Höllerich, der an der ihm von diversen Managern aufgezwungenen Kunstfigur „Roy Black“ zerbrochen ist.

Auch Werner hat sich immer bei seiner schriftstellerischen Arbeit seine geistigen  Freiräume erhalten – wenn er die Planung vom Zamorra dann nach seiner Heirat mit Heike vermutlich mit ihr in enger Zusammenarbeit machte. Und natürlich noch mit einigen Leuten, deren Namen ich zwar weiß, aber die ich hier nicht bringe. Einer das von ist den Zamorra-Lesern dann als „Colonel Sparks“ nahe gebracht worden. Aber ich sagte ja schon mal, dass viele von Werners Romanfiguren, nicht nur beim Zamorra, recht lebendige Vorbilder haben – was bei mir übrigens auch zutrifft.

Aber ich denke, über diese Dinge wie auch über den Zamorra von damals als „modernen, zeitgemäßen Helden“ reden wir beim nächsten Mal. Also, gratuliert Werner in seiner Dimension nachträglich zum Tag, an dem am 7. September 1954 sein Erdenwandeln begann.

Man liest sich nächste Woche....vermutlich wieder auf die letzte Minute...

Kommentare  

#1 Remis Blanchard 2010-09-09 11:11
Moin Rolf
Mich würde mal Deine Arbeit am Magier interessieren. Eine sehr spannende Serie, die noch sehr viel Potential gehabt hätte, aber leider zu früh eingestellt wurde.
#2 Pisanelli 2010-09-09 12:02
Du kannst mit kleinen Tigern spielen??? Oh Gott, das will ich auch! COOOOL!
#3 Laurin 2010-09-09 18:57
Zumindest will ich in drei Wochen Bilder von der kleinen Schmusekatze sehen. Wenn sie noch so jung sind, sind sie einfach zum knutschen! :-)

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