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Aufbruch in eine neue Ära? - Perry Rhodan 2800

1Aufbruch in eine neue Ära?
Perry Rhodan 2800

Das Titelbild des Jubiläumsromans spricht von einer neuen Ära. Diese Ära beginnt dann mit einer Zeitreise, die es tatsächlich in sich hat.

Über 20 Millionen Jahre verschlägt es Perry Rhodan und die RAS TSCHUBAI in die Vergangenheit. Leider springt bei Zeitreisen immer mein „Interner Alarm“ an, da ich den bisherigen Zeitreisen im PR-Kosmos skeptisch gegenüberstehe.


ZeitrissZuerst möchte ich aber Michelle Stern ein Lob für einen sehr guten Jubiläumsband aussprechen. Der Roman konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Warum? Nun, zuerst hat mir gefallen, dass Action-Einlagen nicht zum Selbstzweck verkommen und dosiert eingesetzt werden. Sehr gut gefällt mir auch, dass Michelle Stern immer wieder aufzeigt, dass Perry Rhodan und seinem Team die Brutalität der Tiuphoren fremd ist. Selbst bei Verlusten verlieren sie nicht die Kontrolle und wollen Opfer so gut wie möglich vermeiden. Das ist ein schöner Kontrast, um die Fremdartigkeit der Tiuphoren besser beschreiben zu können. Vor allem die Fluchtpassage zeigt die kalte Brutalität der neuen Gegenspieler. Da werden noch gefangene Crewmitglieder „vorsorglich“ exekutiert, um deren Flucht damit zu verhindern. Zwar entwickelt z.b. Gucky Rachegedanken, setzt diese aber nicht um. Hier gelingt es der Autorin sehr gut, die verwerfliche Handlungsweise der Gegner aufzuzeigen. Jedenfalls nach unseren Maßstäben, bzw. nach den Maßstäben der deutlich weiter entwickelten Menschheit im Perryversum.

Im letzten Zyklus gab es einen Roman, wo das Vorgehen der Atopen, welches in keinster Weise mit Demokratie, Verfassung und Rechtsstaatlichkeit zu vereinbaren gewesen ist, überhaupt nicht kritisch beleuchtet wurde. Da ich aber wenigstens einen Hauch von Kritik erwartet hätte, respektive die Darstellung, wieso dieses Vorgehen mit einer freien Gesellschaft nicht vereinbar ist, habe ich dazu einen Artikel geschrieben.  Michelle Stern hingegen zeigt sehr wohl die Unterschiedlichkeit auf und stellt den Handlungen der Tiuphoren eine andere Sicht entgegen.

Mir hat auch gut gefallen, wie die Autorin die ruhigen und erklärenden Passagen mit wichtigen Details gefüllt hat. Dabei hat sie aber nicht das Maß verloren und noch Raum für persönliche Betrachtungen der Hauptfiguren gelassen. Gerade beim Thema Zeitreise kann sich ein Autor, in diesem Fall Autorin, schnell verzetteln und manchmal die Übersicht verlieren. Dies ist hier nicht passiert, da die Handlung natürlich noch am Anfang steht und auch der zeitliche Abstand/Ebene klar definiert ist. Die Auswirkungen sind noch abzuwarten.

Ehrlich gesagt wäre es mir am liebsten, wenn es gar keine Auswirkungen geben wird, damit der gewachsene Rhodan-Kosmos erhalten bleibt. Wobei ich etwaige Manipulationen der Atopen von dieser Ansicht ausschließe, da deren Manipulation der Zeit, falls es eine gegeben hat, ein Problem wäre, welches die uns bekannte Realität im Perryversum betrifft. Oder aber nicht, da vielleicht die bekannte Zeitlinie nie vorgesehen gewesen ist. Und schon befinden wir uns im Strudel der Zeit. Was ist die richtige Zeitlinie und welche nicht? Gibt es überhaupt eine richtige Zeitlinie? Ist diese Zeitlinie dann für jedes Universum im Multiversum festgelegt? Oder sind auch Abweichungen in jedem einzelnen Universum möglich, abseits eines festgelegten Ablaufs? Nicht von der Zeit in einem anderen Universum, sondern von einer „richtigen“ Zeitlinie? Gibt es überhaupt eine Festlegung? Ist die „Trägheit der Zeit“ grundsätzlich stärker als eine versuchte Manipulation? Wenn man dann noch bedenkt, dass es alleine von unserem Universum verschiedenste Varianten im Multiversum gibt, dann wird mir als Leser fast schon schwindelig. Neben alternativen Zeitlinien existieren noch Paralleluniversen und Pararealitäten. Damit ist aber immer noch nicht das gesamte Spektrum abgedeckt. Schlussendlich ist alles möglich, was sein kann.

Ich gebe es gerne zu. Mich verwirren Zeitreisen immer wieder, da ich versuche ein richtig oder falsch zu finden, obwohl es dieses gar nicht geben kann. Rainer Castor hat es sehr gut im Jubiläumsband beschrieben. Vor allem die letzte Passage zeigt das eigentliche Problem für die Autoren und Leser auf.

So reizvoll es also für einen Autor sein mag, mit all diesen Möglichkeiten tüchtig herumzuspielen,  so problematisch ist die tatsächliche Umsetzung. Einerseits gefällt vielen Lesern schon die mit Zeitschleifen verbundene totale Determination nicht, andererseits würden gerade diese Leser vermutlich mindestens genauso lautstark aufbrüllen, würden wir wirklich die Veränderung durch ein gelungenes Zeitparadoxon schildern, weil dadurch die Handlung ganzer Zyklen (um nicht zu sagen das bisherige Perryversum!) „ in die Tonne „ befördert würde. Ähnliches betrifft vor dem Hintergrund des Multiversums das unbegrenzte Spektrum der „totalen Offenheit“, käme dann doch der Vorwurf von „totaler Beliebigkeit“ (alles ist möglich).

Ich kann sehr gut auf diese totale Beliebigkeit verzichten. Insofern hoffe ich auf einen Zyklus, der das uns bekannte Zeitgefüge nicht zerstört. Weiterhin wäre mir eine Manipulation in der Vergangenheit, als Ursache für das Auftreten der Atopen, zu einfallslos. Ich bin gespannt wie sich dieses Thema entwickeln wird.

Aber zurück zum Roman von Michelle Stern. Dort haben sich jetzt neue Handlungsebenen aufgetan. Da wäre die Reise von Atlan und der ATLANC in die Jenzeitigen Lande. Darunter kann ich mir momentan nicht viel vorstellen. Befindet sich dieser Raum noch im Multiversum, ist aber nur den einzelnen Universen und deren Raumzeit entrückt, oder aber liegt er gar hinter den Materiequellen im Raum der Hohen Mächte? Das ist für mich auch nur schwer vorstellbar, da die Hohen Mächte in diesen Gefilden allwissend sind und keinem Transformsyndrom unterliegen, was dazu führt, dass sie über all ihre Fähigkeiten gebieten können. Wenn die Atopen dort tätig wären, dann nicht ohne das Einverständnis der Hohen Mächte. Da sie aber auch gegen die Hohen Mächte agieren, werden die Jenzeitigen Lande wohl irgendwo im Multiversum angesiedelt sein, bzw. irgendwann im Multiversum/Standarduniversum. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die Hohen Mächte demnächst wieder auf der Bildfläche erscheinen, da ihnen als höchste Ordnungsmächte/Chaosmächte, nach dem GESETZ, nicht gefallen kann, wenn die Atopen und Hintermänner mit der Raumzeit spielen. Wir werden sehen, was uns auf dem Weg zu Band 3000 noch alles erwartet. Vielleicht sind die Chaotarchen/Kosmokraten nicht die einzigen Gruppierungen die zu den Hohen Mächten gehören. Wenn die Atopen ein Hilfsvolk im Auftrag einer noch nicht bekannten Hohen Macht sind, dann wäre dies ein Paukenschlag im Perryversum. Aber ich fange an wild zu spekulieren, abwarten ist jetzt die Devise.

Die zweite Handlungsebene in der Vergangenheit hat schon jetzt einiges an Potenzial. Auch wenn ich kein Freund von Zeitreisen bin, so ist doch der Handlungsrahmen interessant. Mit den Tiuphoren ist ein fremdartiger Gegner präsentiert worden und mit Avestry-Pasik ein ziemlich schlauer Gegner für Perry Rhodan. Sollte dieser sein Ziel erreichen, dann würde dies einer Implosion des Perryversums gleichkommen. Hoffentlich geht dieser Kelch an uns vorüber. Aber da es viele Möglichkeiten gibt, ist ein Blick in die Zukunft schwerlich möglich.

Dann sind da noch die Milchstraße und die Atopen. Diese Handlungsebene bietet noch sehr viel Raum für tolle Geschichten. Momentan fällt mir eine Prognose für den kommenden Zyklus sehr schwer, da aufgrund der Zeit-Manipulationen viele Unwägbarkeiten vorhanden sind. Um es mit Rainer Castor zu sagen. Die „totale Beliebigkeit“ ist möglich. Setzen die Autoren den Kurs des vergangenen Zyklus fort, dann wird es interessant werden.

Nun folgen noch einige Worte in eigener Sache. Bedingt durch einen Unfall und den daraus resultierenden gesundheitlichen Einschränkungen musste ich eine lange Pause einlegen. Zum Glück sind meine Kollegen eingesprungen und haben viele tolle Perry Rhodan Beiträge geschrieben. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Das ist nicht selbstverständlich, da alle Mitarbeiter beim Zauberspiegel nicht wenig von ihrer knappen Freizeit opfern, um ihre Artikel schreiben zu können. Bei Horst Hermann möchte ich mich ebenfalls bedanken, der mir eine unkomplizierte Rückkehr mit Band 2800 ermöglicht hat. Bezüglich des letzten Zyklus werde ich noch eine Nachbetrachtung schreiben. Mir fehlen aber noch 14 Romane, diese möchte ich erst nachholen, da ich mich nicht auf fremde Zusammenfassungen stützen möchte.

Zum Abschluß wünsche ich allen Lesern viel Spaß mit dem neuen Zyklus. Es wird aber sicher nicht jeder Leser den aktuellen Kurs für gut befinden. So ist das halt und das ist auch gut so.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-05-05 11:21
Beliebigkeit ist gut ;-) Ich fand es beliebig, den Jubiläumsband von einem der neueren Teamautoren schreiben zu lassen. Jubiläumsbände haben nun mal eine Tradition. Ihn wie letztes Mal von einem Eschbach schreiben zu lassen, kann ich aus Marketinggründen verstehen, aber das hier? Nöö.

Ich fand Castors Anmerkungen witzig. Seine Zeitschleifen-Dogmatik ist ohnehin ein rotes Tuch für mich. Nicht nur, weil sie deterministisch ist - das auch - sondern weil so viel dagegen spricht und sie letztlich keinen Sinn macht. Das jetzt als Argument gegen Beliebigkeit herauszuholen, ist albern. Vor allem, da schon lange "alles möglich" ist. So viel "handwedeln" wie im Moment hat es schon lange nicht mehr gegeben. Das sorgt für "totale Beliebigkeit", nicht die nächste Zeitmanipulation.
#2 Adolf Faber 2015-05-08 00:15
Der polare Gegensatz zwischen Determination und "absoluter Beliebigkeit" illustriert schön was wir mit der Phantasie alles uns ersinnen können, aber was uns alles mitreißen kann. Letzlich bleibt dennoch alles offen, den im Multiversum, aber auch im einzelnen Universum muss das Zeitgefüge halten (was man sich darunter immer vorstellen mag)!
Ich denke das Atopische Tribunal ist aus dieser durch Ernst Ellert uns bekanntgemachten "Vereinigung" entstanden. Ist also unabhängig von den Hohen Mächten entstanden. Diese aber, müssen gerade hier aufmerksam geworden sein. Vielleicht sind die "Hüter der Zeiten" solch eine wie hier angedachten Initiative, um hier ebenso einzugreifen wie aus den "Jenzeitigen Landen"!

Mit 10 oder 11 Jahren hat mich das Prinzip einer Zeitschleife maßgeblich beeindruckt und das Denken dadurch bis in die Gegenwart geprägt. Hier zu verbreitern ist nicht der richtige Ort, nur wenn der Herr des Universums seine Herrschaft durch sich selbst aus der Zukunft erlangt, gibt es eigentlich keinen Weg "dorthin" ...
(Clark Darlton & Jesco von Puttkamer - Das unsterbliche Universum - Balowa 1959 )

Damit lasse ich euch allein ...

Ich wünsche mir, dass hier nicht das gewachsene Zeitgefüge des Perry Rhodan Universums (der letzten mehr als 50 Jahre) "über Bord" geht. Freue mich aber auf das Kommende (enttäuscht kann man ja nur nachher sein, aber eigentlich weiß ich ja schon, daß es "gut wird" ... ähh ... das lasssen wir jetzt aber) bin und bleibe Optimist.

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