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Seele und Science Fiction: Kann das gutgehen?

1Seele und Science Fiction:
Kann das gutgehen?

Vor nicht allzu langer Zeit ließ ich mich in eine Debatte verwickeln, in der es um Seelen ging. Nach Meinung eines der Teilnehmer hat Esoterik in der SCIENCE Fiction nichts verloren.

Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Aber … welche Rolle kann etwas Körperloses und nicht Messbares denn schon spielen?


Zur Antwort hole ich eine SF-Story aus dem Gedächtnis, von der ich leider nur noch sagen kann, dass sie irgendwann in den Ullstein Stories erschienen ist. Da stellte man fest, dass alte Menschen plötzlich und unvermittelt tot umfallen, ohne dass irgendjemand weiß, woran das liegen könnte.

Nach einigem Hin und Her stellt sich dann heraus, dass zu keinem Zeitpunkt mehr als x Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das ist offenbar die Maximalzahl existierender Seelen, und wenn irgendwo ein Kind geboren wird, muss ein alter Mensch sterben, damit es seine Seele erhalten kann.
Kurz zusammengefasst einigen sich die USA und die UdSSR dann auf ein rigides Geburtenkontrollprogramm und bombardieren die Chinesen nuklear zurück bis in die Steinzeit, weil die sich nicht daran halten – ganz im Gegenteil sogar.

Ebenfalls bei Ullstein erschien eine Erzählung aus dem Umkreis von H. Beam Pipers Parazeitgeschichten. Da stand eine Zeitlinie, in der die Wiedergeburt wissenschaftlich nachgewiesen war, vor einem Bürgerkrieg zwischen zwei politischen Parteien und den von ihnen angestrebten Gesellschaftsformen. Die eine Partei setzte voraus, dass eine Seele keine Kontrolle über ihre Wiedergeburt habe, und wollte eine Gesellschaftsordnung implementieren, in der jeder Mensch die gleichen Chancen und Möglichkeiten geboten bekommt – ohne Unterschiede durch Abstammung, Besitz und Bildung der Eltern. Die andere Partei postulierte, dass die Seele sehr wohl die Möglichkeit hätte, auf eine besser ausgestattete Wiedergeburt zu warten, und dass es deswegen absolut in Ordnung wäre, Unterschiede zwischen Armen und Reichen zuzulassen.

Und dann kamen die 1980er und bescherten mir Piers Anthonys Trilogie in vier Bänden: „Flint von Außenwelt“, „Melodie von Mintaka“, „Herold der Heiler“ und vor dem gleichen Hintergrund „Tausendstern“. Überlichtschnelle interstellare Reisen waren hier nur unter ungeheurem Energieaufwand möglich, aber ein Bewußtsein, eine Seele – oder in diesem Kontext eben eine „Kirlianaura“ - konnte praktisch zeitverzugsfrei über interstellare Distanzen reisen und in einen bereit gestellten Gastkörper schlüpfen, den sie sich für die Dauer der Mission mit dem Wirt teilen musste.

Als zweiter von drei Romanen Edmond Hamiltons um den „Sternenwolf“ Morgan Chane erschien „Die verbotenen Welten“ - da hatte eine Zivilisation ein Verfahren entwickelt, das Bewußtsein/die Seele vom Körper zu trennen. Die körperlosen Bewußtseine reisten durchs Universum und vernachlässigten die Welt, die sie zurückgelassen hatten, bis ihre Gesellschaft zusammenbrach – worauf die Überlebenden diese Technologie verboten.

Und in der Fernsehserie „Babylon 5“ verzichteten die haushoch überlegenen Minbari darauf, die menschliche Rasse auszurotten, als sie beim Verhör des gefangenen Commander Jeffrey Sinclair feststellen mussten, dass dieser Mensch eine Minbariseele hatte. Was im Nachhinein nicht mehr ganz so verwunderte, als Jeffrey Sinclair im Auftrag der Vorlonen tausend Jahre in die Vergangenheit reiste und dabei in einen Minbari transformiert wurde, um den Minbari dieser Zeit die Station Babylon 4 als Basis im Krieg gegen die „Schatten“ zur Verfügung zu stellen.

Also – ich hatte schon eine Menge Spaß mit Seelen in der Science Fiction …

Hilfe für die ErdeUnd wie sieht es bei Perry Rhodan aus?

Praktisch von Anfang an dabei war Ernst Ellert, der Teletemporarier, dessen Seele seinen Körper verlassen und in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen konnte. Weil Ellert so im Prinzip jede Krise entschärfen konnte, einfach indem er in der Zukunft nachschaute, wie man des Problems Herr geworden war, bekam er sehr schnell einen Platzverweis von K.-H. Scheer.

Aber da waren auch schon die IVs zur Stelle. Die „Individual-Verformer“ ergriffen Besitz von menschlichen Körpern und verbannten die Bewußtseine der Wirte in ihre eigenen, in Starre gesunkenen Körper. Eine zutiefst verstörende Erfahrung.

Einige Jahre später erfand Scheer die Cappins, die mit Hilfe ihrer Begabung der „Pedopeilung“ mit ihrer „ÜBSEF-Konstante“ so ziemlich das Gleiche tun konnten wie die IVs vor ihnen. „ÜBSEF“ steht für „ÜBerlagernde SextabezugsFrequenz“, und die ÜBSEF-Konstante ist zeitweilig mit dem Bewusstsein beziehungsweise der Seele gleich gesetzt worden – gelegentlich dann aber auch wieder nicht, weil sie noch höher dimensional als sechsdimensional sein sollte.

Die KonfrontationAls der Schwarmzyklus vorbei war, kamen die Altmutanten zurück, die im Zuge der Second-Genesis-Krise gestorben waren. Ihre ÜBSEF-Konstanten oder Seelen hatten einen Halt im PEW-Metall gefunden, das einen Meteoriten auf dem Planeten Asporc durchzog (PR 583 „Der Ara und die Verzweifelten“). PEW-Metall diente in Folge als Anker für die Seelen der Altmutanten, und Freiwillige mit PEW-Partikeln im Körper konnten während der Besatzungszeit des Konzils als Wirte für die Mutanten dienen – so nahm beispielsweise Julian Tifflor in PR 752 „Die Konfrontation“ Tako Kakuta und seine Teleporterfähigkeit mit in einen Einsatz.

Und dann wurde es noch komplizierter. Einerseits nahm ES im Aphilie-Zyklus die Bewußtseine/Seelen aller auf der Erde befindlichen Menschen in sich auf, als die Erde im Mahlstrom der Sterne durch den SCHLUND ging – und setzte sie später wieder frei.

Vatrox-TodAndererseits ließ Kurt Mahr im ATLAN-Minizyklus um den „Grauen“ eine terranische Raumschiffsbesatzung unfreiwillig durch einen speziell eingestellten Situationstransmitter in den Hyperraum übergehen, wobei ihren Gehirnen dort vorhandene winzige Mengen von Psi-Materie entnommen wurden – der Roman hieß dann auch „Die Seelenlosen“ … (Atlan 84)

Zuletzt allerdings hatten wir bei PR einen regelrechten Overkill. Die Seelen/Bewußtseine der Vatrox wurden in „Seelenfallen“ aus maahkscher Produktion eingefangen und an ES “verfüttert“, um die Superintelligenz zu stabilisieren. Die Seelen von unglaublich vielen Menschen scheinen zwischendurch in ES eingegangen zu sein und gehen nun als Kollateralschaden der Aufspaltung unwiderruflich verloren? Das wäre jetzt nicht nötig gewesen.

Kommentare  

#1 Brrazo 2015-05-22 17:46
Die oben angesprochene Geschichte ist:
Ullstein SF Stories 35
Die absolute Zahl – Andrew J. Offutt

Brrazo
#2 Laurin 2015-05-22 23:58
Verweise da mal auf die Verfilmung des SF-Romans von Stephenie Meyers mit dem Titel SEELEN.
Die Ausserirdischen (Seelen genannt) nisten sich in den Körpern der Menschen ein und verdrängen dabei quasi die dem Menschen eigene Seele in der Regel völlig. Die Grundidee ist nicht mal schlecht gewählt, jedoch strotzt dieser Film dann leider mit zu viel Liebesschmalz und kommt auch nicht wirklich an die TWILIGHT Verfilmungen der Autorin ran. Das in einem menschlichen Körper z.B. noch keine Alien-Seele existiert, erkennt man an den Augen. Aber wie sagt man auch so schön ... die Augen sind die Fenster zur Seele. :lol:

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