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Das Gute des Schlechten: Das Vergnügen an schlechten Filmen

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDas Gute des Schlechten:
Das Vergnügen an schlechten Filmen

Sie erwischen mich gerade, lieber Leser, bei der Recherche ob "Zombiber" auch endlich beim deutschen Netflix zu sehen ist. Laut diversen Youtube-Empfehlungs-Videos aus den Staaten ist der Film wohl dort zu sehen, allerdings hab ich ihn bisher nicht bei Netflix Deutschland gefunden. Rechte in Zeiten des Internets.

Seufz.


Dabei ist "Zombiber" kein guter Film. Das kann man schon anhand der Trailer erahnen. Ich meine: Biber, die als Zombies Schönheiten in Bikinis auflauern - natürlich ist das kein Film, der mit aktuellen Top-Titeln im Kino mithalten kann. Sehen wir mal von den berühmten Freitag-Abend-Horror-Midnight-Vorstellungen in einigen Städten ab, weil man da tatsächlich auch vielleicht "Zombiber" begegnen kann. In der Regel begegnet man solchen Filmen aber wohl eher auf dem Grabbeltisch des Elektronikladens der Wahl - wer kann schon Horrorfilmen widerstehen, die billig sind? Wirklich billig? Oder 20 DVD-Filme auf einmal für nur wenig Geld? Schlechte Effekte? Schuldriger Schnitt? Nicht-Schauspieler? Pack die Scheibe in den Player! Popcorn! Cola! Yay!

Wobei: Was schlecht und was gut ist, liegt im Auge des Betrachters. "Die Mumie" mit Tom Cruise etwa wird ein schlechter Film sein, aber einer, den ich mir bestimmt nicht im Kino anschauen werde. "Suicide Squad" ist fürchterlicher Kram und ein schlecht geschnittener und zusammengestellter Film. Da reißt auch die längere Fassung nichts mehr raus. "Sharknado" dagegen ist ein schlechter Film. Die Schauspieler sind nicht gut, die Prämisse ist lächerlich - Haie in einem Tornado? Wuhahahahahahaha! - und man sieht, dass der Etat für den Film halt beim "Film der Woche" lag. Warum aber haben wir bei "Sharknado" mehr Spaß als an "Suicide Squad"? Oder warum ist "Manos - Hands of Fear" selbst in den längeren Szenen in denen wirklich nichts passiert immer noch faszinierender als "The Phantom Menace"? ("Es ist schon Jahre her. - "Ja, aber es tut immer noch weh! Und erwähne bitte keinen Sand." - "Sand?"- "AAAAAHHHHH.")

Vielleicht sollten wir erstmal definieren, was schlechte Filme sind. Filme verfehlen ihr Ziel, wenn sie den Standards nicht entsprechen. Ein Drehbuch ohne richtigen Plot, drei Regisseure, die unterschiedliche Ansichten haben - und das sieht man dann dem Film auch an - oder Lenseflare-Effette en masse. Okay, J. J. Abrams MAG Lensflare-Effekte, aber nicht jeder Film von ihm ist wirklich gut. Schlechte Filme sind also schlecht, weil sie den Standardanforderungen nicht entsprechen? Ja. Definitiv. Auch.  Jeder schlechte Film ist allerdings auch - in der Regel - nicht als schlechter Film geplant. (Es gibt Ausnahmen. Ja. Aber in der Regel...) Jeder, der an einem Film beteiligt ist, gibt das Beste was er zu bieten hat. Was manchmal eben nicht dafür ausreicht, einen Hollywood-Blockbuster zu produzieren oder einen guten Hollywood-Blockbuster. Oder einen guten Hollywood-Film. Siehe "Suicide Squad". (Oder man setzte seinen Lieblings-Hassfilm hier ein. "Matrix 2" passt auch ganz gut.) Manchmal hat der Regisseur kein Talent. Oder der Beleuchter keine Ahnung. Schlechte Filme sind auch schlecht, weil sie unsere Erwartungen nicht entsprechen. Da jeder aber andere Erwartungen hat sind schlechte Filme auch eine individuelle Angelegenheit.

Und warum amüsieren sie uns dennoch? Warum freue ich mich auf "Zombiber"? Warum hab ich "Phantom Menace" nie wieder angerührt seit dem Kinobesuch? Und warum grinse ich bei "Manos"? Und ja, "Manos" ist wirklich furchtbar. Aber andererseits auch wieder - schlechte Filme zaubern uns ein Lächeln aufs Gesicht, weil sie uns die Fallhöhe aufzeigen zwischen gut und schlecht. Wir amüsieren uns über schlechte Filme und schlechte Effekte, weil wir ein irrsinniges Vergnügen am Scheitern haben. Schadenfreude? Vielleicht. Aber Schadenfreude ist es nicht unbedingt. Das Vergnügen an schlechten Filmen erhebet uns in den Stand, einen guten Film beurteilen zu können. Ab und an merken wir auch, dass schlechte Filme durchaus etwas haben, was Hollywood-Blockbuster nicht unbedingt besitzen. Ein Herz. Anstrengungen und Mühe. Nicht jeder Film hat ein Herz, weil Filme Massenware geworden sind. Und ich glaube nicht, dass "Phantom Menace" wirklich Herz hat. Oder Verstand. Oder ein Gehirn. Vermutlich wird sich auch kein Zauberer finden, der dem Film das verleiht. "The Phantom Menace" ist einfach ein schlechter Film von George Lucas, dem man nicht hätte gestatten dürfen Regie zu führen. Ganz einfach.

Das macht den Film allerdings beim Anschauen nicht zum Vergnügen - es macht ihn einfach nur zu einem aufgeblasenen Stück Langeweile. Während "Darna vs. the Planet Woman" alle Qualitäten eines schlechten Films erfüllt - immerhin, eine philippinische Superheldin von 1975 als Heldin, das ist ja schon was. "Darna" aber amüsiert uns, weil hier die Balance zwischen schlecht gemacht und schlecht gemeint einigermaßen ausbalanciert ist. Ja, der Film ist fürchterlich gedreht, die Actionszenen sind lächerlich. Aber immerhin gibts eine einigermaßen verstehbare Geschichte und man merkt, dass das Budget halt für mehr damals nicht gereicht hat. Es ist eine Kunst, mit wenig Budget einen guten Film zu machen. In seinen besten Zeiten hat Roger Corman das ja perfektioniert... Also immerhin sind seine Filme effektiv inszeniert. Sie bereiten uns Vergnügen, weil wir wissen, dass hier jemand Regie führt, der sein Handwerk einigermaßen verstehe und Spaß an dem hat, was er macht.

Alle guten schlechten Trash-Filme haben etwas, was sie von den guten schlechten Hollywood-Filmen unterscheidet. Sie funktionieren vielleicht nicht auf der Ebene der Technik oder des Drehbuchs, aber sie funktionieren gerade weil sie erkennen lassen, dass die Grenze zwischen gut und schlecht dünn ist. Wir können uns über "Sharknado" amüsieren, weil "Sharknado" hart an die Grenzen dessen schrammt, was wir von guten Filmen gewöhnt sind. "Snakes on a Plane" tut das auch, ist aber weniger vergnüglich. Außer man mag Schlangen. Und das, weil "Snakes on a Plane" angestrengt versucht so schlecht wie möglich in einem guten Sinn zu sein. Man kann einen schlechten Film nicht in dem Sinne planen - auch wenn das versucht wird - der dann auch wirklich vergnüglich oder amüsant ist. Die Absicht schimmert immer durch.

Aber egal, ob nun gute oder schlechte Filme, ob Hollywood-Durchfaller wie "Suicide Squad" oder Kult-Filme wie "Manos" - die schlechtesten Filme aller Zeiten sind immer Geschmacks-Sache. "Angriff der Killertomaten", "Tremors - die Raketenwürmer", "Cyclone" - schlechte Filme sind Unterhaltung, die es manchmal schafft gut zu sein. Und zudem darf man "Sharknado" danken. Denn Deutschland würde sonst nie solche Perlen wie "Zombiber". Ich zitiere aus der Beschreibung der Handlung: "Es kommt, wie es kommen muss: die ansässigen Biber mutieren zu Zombie-Bibern, die es auf Menschen abgesehen haben!" Weil irgendwelche LKW-Fahrer toxischen Abfall ins Wasser gekippt haben. Natürlich. Klar. Es ist immer toxischer Abfall. Oder Strahlung! Genau! "Die Freunde kämpfen ums Überleben – doch als sich einer von ihnen selbst in einen menschlichen Zombie-Biber verwandelt, scheint es kein Zurück mehr zu geben..." Yeah! Popcorn! Cola! Nur muss ich mir wohl die DVD bestellen, Netflix Deutschland hat den wohl leider nicht... Seufz.

Kommentare  

#31 Heizer 2017-06-14 10:14
Der letzte Kommentar war etwas stark.....ich wollte niemanden persönlich angehen.....zumal ja Substanz in den einzelnen Kommentaren von euch zu spüren war.......ich wollte nur mit der Prämisse schließen, mit der ich ins Rennen gegangen bin.
#32 Heizer 2017-06-14 10:30
.....außerdem führe ich ja hier gerade eh nur ein Selbstgespräch.....
#33 Mainstream 2017-06-14 15:41
-
LETZTER !
#34 Heizer 2017-06-14 18:02
Sorry Mainstream.....aber wen es interessiert: die Unterhaltung hier wird inzwischen in der Rubrik Cowboywelten, "gedrucktes "fortgesetzt. Unter dem Artikel " Wundertüte mit kleinen Schätzen ". Ein Missverständnis offenbar.....aber mit prominenten Beteiligten.....tja Corto....da hat man wieder deine Lassiter Kolumne prostituiert.......
#35 Heizer 2017-06-15 09:20
Du enttäuschst mich Feldese.....die komplette Einleitung.....war als Persiflage gedacht....zudem gibt es Schachtelsätze. Und Schachtel-Sätze......
Schachtelsätze vermeide ich, wenn es geht.......ok....ich muss meine Ansprüche etwas downgraden.....und was die Grammatik angeht: dazu habe ich ja die Schnauze gehalten.......allerdings verlieren Schachtelsätze durch fehlende Grammatik deutlich an Reiz.......ich bin nicht böse Feldese.....ich werde nur extrem wütend gerade.....
#36 Heizer 2017-06-15 09:22
Und unterm Strich haben alle Recht........
#37 Heizer 2017-06-15 09:30
Da ich vom User Feldese soeben aufs übelste attackiert und verunglimpft wurde.......völlig unsachlich zudem......sehe ich in Zukunft von weiteren Kommentaren oder gar einem Artikel auf diesem Forum hier ab.
#38 Heizer 2017-06-15 17:37
Wie ich Feldese gerade unter 4 Augen mitgeteilt habe, war auch mein letzter Kommentar nur eine zugespitze Zusammenfassung, von dem, was man hier so erleben kann........nur kürzer diesmal ;) Für alle, die "Heizer-Humor" so sehr schätzen gibt es schlechte Neuigkeiten: Ich werde auch zukünftig eure Kolumne volltexten......aber ich bin derzeit auch nur in 2 Kolumnen aktiv......der Rest von euch verteilt seine Statements dafür über alle Kolumnen.......zu denen mir in vielen Fällen natürlich auch einiges einfallen könnte.......aber ich bremse mich.
#39 Heizer 2017-06-15 18:27
Wobei ich korrigierend zu obigem Kommentar feststellen darf: nach kurzem Aufflackern scheint der Stern dieser Kolumne hier allmählich zu verlöschen.....schön, wenn ich dabei behilflich sein konnte......mal sehen ob "Wundertüte mit kleinen Schätzen", eine Kolumne bezüglich Lassiter, dauerhaft noch was hergibt......wenn nicht, dann wars das erst mal für mich.........es sei denn, Des Romero zieht mich wieder irgendwo rein...........

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