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Männer des Grauens: Wolfgang Hohlbein

Männer des GrauensWolfgang Hohlbein

Es gab Autoren, die haben ihre ganze Karriere im Heftroman verbracht. In den Sechzigern, Siebzigern (und wenn man Horror schrieb) konnte man noch die erste Hälfte der Achtziger einigermaßen von den Erlösen leben.  Manche Autoren liebten auch ihre Karriere im Heftroman. Andere wollten immer raus, schafften es aber nicht oder nur selten ausserhalb des Heftromans zu publizieren. Und es gab welche, die verpassten schlicht und ergreifend den Zeitpunkt, um sich anderweitig zu etablieren. Aber es gibt da einen, der hat alles richtig gemacht. Das war Wolfgang Hohlbein, der vom Heftromanautoren zum Bestsellerautor wurde. Und er hat im Horrorheftroman seine Spuren hinterlassen...

 

Wolfgang HohlbeinWolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren und wuchs in Krefeld auf. Er erlernte den ehrbaren Beruf des Industriekaufmanns und begann Mitte der siebziger Jahre nebenberuflich zu schreiben. Wie es in der Wikipedia heißt, er intensivierte das Schreiben, als er als Nachtwächter tätig war. Und im Frühjahr 1981 musste er wohl jede Meine Zeit gehabt haben, denn im Sommer brannte Bastei ein wahres Hohlbein-Festival ab. Der Anfang des heutigen Bestsellerautors.

Im Horrorheftroman war er ausschließlich für Bastei tätig. Im Sommer 1981 legte er richtig los und ging als neuer Stern am Bastei-Horror-Himmel auf.

Der mann, der das Grauen erbteEr debütierte (Juni) in der Serie »Professor Zamorra«, die gerade von W. K. Giesa übernommen und in den zwei Jahren zuvor komplett umgebaut worden war. Ein gutes Feld für einen Test mit dem jungen Wolfgang Hohlbein, aber nichts wo er sich etablieren konnte (und vielleicht auch wollte), denn die Schlagzahl der Serie bestimmte eben eindeutig W. K. Giesa. Interessanterweise nahm Hohlbein sich ein Thema vor, dass er dann später für eine eigene Heftserie wieder aufnahm. Lovecrafts »Große Alte«. Und wenn man sich das Cover des Romans einmal ansieht, findet man links eine Figur, die auch als Vorlage für den späteren Hexer Robert Craven hätte dienen können.

Mit seinen wenigen Romanen konnte er keine Spuren hinterlassen. Und mit Bd. 230 »Im Land des Unheils« verließ er die Serie.

Die SchattenreiterIn den »Gespenster-Krimi« stieg er mit »Die Schattenreiter« (Band  408, Anfang Juli) gleich mit einem Roman ein, dessen Hauptfigur – den Privatdetektiv Raven – er dann zur Miniserie ausbaut, die dann 2004 auch noch mal gesondert aufgelegt wurde. Schon in diesem Roman deutete er sein Potential an. Ein gut erzählter Roman mit einem für den Heftroman allerdings untypischen Helden. Hohlbein hob die Giesa’sche Weisheit auf, dass der Heftromanheld immer genug Kleingeld in der Tasche habe. Raven nur bedingt. Doch mit dieser Figur (und Einzelromanen) etablierte er sich im »Gespenster-Krimi«.

Der Meister des satansUnd Ende Juli stieg er dann in die Serie mit Band 64 »Der Meister des Satans« in »Damona King« ein und schrieb auch gleich die drei Folgebände. Dieser Serie hatte viele Bände vor sich hingedümpelt. 1980 von Jason Dark aus der mit dem Roman »Der schwarze Engel« aus der Taufe gehoben, hatte die Serie ihr Potential nicht ausschöpfen können. Da er ging es der guten Hexe ähnlich wie dem Geister jagenden Parapsychologen ohne Vornamen aus Frankreich. Beide Serien weisen dabei zumindest noch eine weitere außergewöhnliche Parallele auf. »Professor Zamorra« galt als Basteis Antwort auf den »Dämonenkiller«. Und »Damona King« war noch offensichtlicher eine Antwort auf die Figur ›Coco Zamis‹. Beide Hexen hatten ein dunkles Erbe zu tragen und wurden zur Kämpferin des Lichts.

Doch Damona King war meilenweit davon entfernt die Vielschichtigkeit der Figur aus der Pabel-Serie zu erreichen. Und dafür wurden dann viele Möglichkeiten in vielen Einzelroman wechselnder Qualität verschenkt.

Im Kerker der BestienMit Hohlbeins Einstieg übernahmen er und Martin Eisele (Ryder Delgado) die Serie komplett. Wahrscheinlich schon zu spät. Und wie bei »Professor Zamorra« wandelte sich das Bild der Serie. Inhaltlich machte »Damona King« von da an deutliche Fortschritte und wurde zu einer Serie mit rotem, Faden. Sowohl Eisele als auch Hohlbein lieferten sehr gute Arbeit ab. Aus der einstigen Bekämpferin des ›Monsters der Woche‹ wurde jemand, der einem Weg folgte. Zudem verschwand nach und nach der Schatten der Hexe aus Wien, die an der Zeit Dorian Hunters gekämpft hatte. Ebenso war es ja »Professor Zamorra« mit Giesa ergangen. Auch W. K. hatte zunächst allein, später im Team mit Michael und Weinland den Schatten des »Dämonenkiller« abschütteln können.

Der Fluch der san MarinoDoch mit Band 107 kam das Ende der Serie als eigenständiges Produkt. Doch der »Gespenster-Krimi« wurde nach und nach von einem Gemisch von Einzelromanen und Sub-Serien auf ein reines Vehikel für Sub-Serien umgestellt, so dass »Damona King« für 22 (monatlich erscheinende) Romane in die Verlängerung ging. Der erste Titel war die 501 der Reihe »Der Fluch der san Marino«. Dort führten Hohlbein und Eisele den Weg konsequent fort, den sie in der eigenen Serie begonnen hatten. Im Grunde waren diese Romane in der Endphase der beste Abschnitt der Serie, die einst so durchschnittlich begonnen hatte.

Als der Meister starbIn das Subserien-Vehikel »Gespenster-Krimi« sieg Hohlbein dann mit einem weiteren Titel ein, so dass er an zwei von vieren der im »Gespenster-Krimi« beheimateten Sub-Serien beteiligt war. »Der Hexer« betrat die Bühne des Heftromans und es ist einer von Hohlbeins echten Longsellern. Da waren mehrere Fortsetzungen und Neuauaflagen in Buch oder Taschenbuch. »Gespenster-Krimi« Nr. 567 »Als der Meister starb« ist der Start zu einer echten Erfolgsgeschichte und insgesamt wohl das Hohlbein-Heft, das mich am meisten beeindruckt hat. Es spielte Ende des 19. Jahrhunderts und unterschied sich auch sonst deutlich. Soweit das im Heft möglich war näherte man sich dem berühmten »Cthluhu«-Mythos H. P. Lovecrafts an. Da sah sich Hohlbein in der Tradition vieler Schriftsteller von Robert E. Howard bis Brian Lumley, die Beiträge zu dem Lovecraft’schen Meisterwerk abgeliefert haben.

Der Erbe der DämonenSieben Romane gab es im »Gespenster-Krimi«. Das letzte trug am 19. März 1985 die Nummer 595 (der drittletzte Roman der Reihe) und hatte den Titel: »Tage des Wahnsinns«. Doch seinerzeit war es noch üblich einen eingestellten Titel durch einen anderen zu ersetzen.

Denn bereits am 16. April 1985 kam die Nummer 1 der Serie »Der Hexer« auf den Markt. »Das Erbe der Dämonen« hieß der Auftakt zur Serie. Leider verkam die Serie im Laufe der Zeit zur literarischen und historischen Nummernrevue. Sie verlor damit die klare Linie der Zeit aus dem »Gespenster-Krimi«. Autoren wie Frank Rehfeld, PR-Autor Frank Rehfeld unterstützten Wolfgang Hohlbein bei »Der Hexer«. Denn den schmerzte die Rinstellung der Serie dann längst nicht mehr, weil er bereits 1982 seine Karriere auch auf eine zweite Schiene gestellt hatte.

Da hatte er – entgegen der Skepsis der Kollegen – einen Roman für einen Wettbewerb des Ueberreuter Verlages verfasst. Manche seiner Heftromanautorem-Kollegen meinten, er würde nur Zeit verschwenden und auf sichere Honorare verzichten, ja vielleicht die sichere Einnahmequelle verlieren. Aber Pustekuchen. Hohlbein gewann zusammen mit seiner Frau den Wettbewerb, der dann auch im TV präsentiert wurde. Das Medienecho war groß.

MärchenmondUnd »Märchenmond« schlug ein wie eine Bombe. Aus diesem Anfangserfolg heraus, hat Wolfgang Hohlbein den Weg zum Buch und Taschenbuch geschafft. Er ist dort nicht nur präsent. Er spielt in der Oberliga der Bestsellerautoren mit. Egal ob man seine Romane mag oder nicht, in der Folgezeit hat er Breschen in den anglo-amerikanisch dominierten Fantasybuchmarkt in Deutschland geschlagen und viele Tore für ihm nachfolgende Autoren geöffnet. Denn Hohlbein demonstrierte, dass Fantasy aus deutschen landen erfolgreich sein könnte. Das ist sein großer Verdienst...

Inzwischen ist Hohlbein längst ein fester Bestandteil des deutschen Buchmarktes geworden. Er macht viel und hat sich dabei nie in eine Schubblade pressen lassen. Und er gehört zu der Gruppe Autoren, die von achtjährigen ebenso wie von achtzigjährigen gelesen werden. All Age im besten Sinne.

Dabei ist er nicht immer originell. Das weiß er auch. Als ihm ein aufmerksamer Leser »Märchenmonds« mitteilte wo er überall ›geklaut‹ (sprich Anleihen genommen) habe, antwortete Hohlbein mit einer Liste, was der Leser alles vergessen habe. Denn schon Helmut Pesch stellte in seiner Doktorarbeit zur Fantasy fest, es gäbe nichts Neues mehr, es käme nur auf die Variation an. Fantasy sei eben ein Spiel mit Motiven. Und dafür sind »Märchenmond« und andere Hohlbein Titel, inklusive des »Hexer«, Musterbeispiele.

Insgesamt hat Hohlbein wohl die größte Karriere von allen Horrorheftautoren hingelegt... und sie dauert ja noch an. Ob er wohl ein moderner Karl May wird? Einer, den man in hundert Jahren noch liest. Oder wird er von Literaturhistorikern einst als Zeiterscheinung betrachtet werden. Man (wohl nicht mehr ich) wird sehen...

Kommentare  

#1 Wolfgang Trubshaw 2010-11-12 00:28
Ich habe zufällig vor gut zwei Monaten einen der Hohlbein-DKs gelesen: Damonas dunkle Schwester oder so.
Da gibt es eine Szene zu Anfang, wo sie und Hunter im Flugzeug vom letzten Einsatz heim kommen, und der beschreibende Stil ist bereits waschechter Hohlbein. Ich habe richtig schmunzeln müssen beim Lesen. :-)
Kann mich an ein TV-Interview aus Frühzeiten von N-TV erinnern (dessen Interviewer übrigens erschossen gehört wegen journalistischer Inkompetenz), in welchem er gebeten wurde, eine kurze Passage aus einem seiner Bücher vorzulesen, und er wählte natürlich eine Stelle, wo ein Junge einen Brandfleck auf seinem Schreibtisch mit einem Packen Strohhalme verdeckte. Ganz banal, aber hohlbeinisch episch breit beschrieben.

Mir sagt das ja nicht so zu, aber ihm (und vor allem seinen Lesern) scheint es zu gefallen.

Dennoch ist sein Weggang vom Heftroman (und so ein Weggang muss auch von Verlagsseite erst mal "zugelassen" oder "motiviert" werden) einer der großen Verluste.
#2 Remis Blanchard 2010-11-12 08:06
Als Heftromanautor war Hohlbein spitze. Der Hexer war es komplett Neues, was es in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Ich fand es damals schade, dass die Serie so abrupt mit Heft 49 eingestellt wurde. Diese Serie hatte noch so viel Potential für weitere spannende Romane. Der Fortsetzungsroman im Paperback war das beste, was Hohlbein bis dahin geschrieben hatte. Mir gefällt sein Stil heute nicht so besonders. Er schreibt episch breit und geht auf jede Kleinigkeit ein. Man könnte ihn fast mit Stephen King vergleichen, der auch so ähnlich schreibt, aber noch viel schlimmer. ich finde es schade, dass der Hexer nicht mehr fortgesetzt wird. Anscheinend hat Hohbein keine Zeit mehr, um weitere Romane um Robert Craven zu schreiben. Schon der Schlussband, der im Weltbild erschien, musste von einem anderen Autor geschrieben werden, weil Hohbein keine Zeit dafür hatte.
#3 K_Thom 2010-11-15 02:20
"episch breit"? Ihr seid echt nett, Leute. Man könnte auch sagen, er walzt eine Handlung bis zum Gehtnichtmehr aus. :D
#4 Laurin 2010-11-15 17:01
Also Heftromane habe ich von Hohlbein keine gelesen, hatte aber mal zwei Bücher früher geschenkt bekommen (und lustig weiter verschenkt :P ) so das es für den Rest meines Lebens reicht. Sorry, aber K_Thom hat recht, er walzt die Handlung aus bis zum erbrechen und langweilt damit massiv.
#5 Lefti 2010-11-15 19:31
Janz schön harter Tobak!
JANZ SCHÖN HARTER TOBAK...! - Den ihr hier ablaßt. :oops:
Werde mir wohl demnächst zwei Bücher von Hohlbein zulegen: Glut und Asche und Der Schwarze Tod.
Nun denn... Da werde ich sehen, ob Eure Aussagen der Wahrheit entsprechen. Hugh! Ich habe gesprochen! :-*
#6 Laurin 2010-11-15 20:24
Lefti...ist z.B. meine persönliche Sichtweise zu Hohlbein, anderen gefällts und denen will ich seine Bücher auch nicht damit verleiden. Aber wie gesagt, ist nicht mein persönlicher Geschmack, da liebe ich es etwas deftiger und direkter. ;-)
#7 Harantor 2010-11-17 02:28
Bücher wie der "Widersacher" mag ich sehr. Die meisten der Hefte sind toll. Märchenmond hat mir sehr gefallen. Andere 'Hohlbeine' sind 'naja' und manche habe ich schon locker weggelegt.

Dennoch ist da das Verdient den Weg für andere deutsche Autoren geebnet zu haben.

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