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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 8

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (8. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Im Juni 1974 erscheint auf der Leserkontaktseite des Vampir-Horror-Heftes Nr. 67 „Das Mädchen in der Pestgrube“ (Dämonenkiller 12) folgendes Dämonen-Killer-Preisausschreiben:


S10cheinbar waren die Zuschriften so zahlreich, daß sich der Erich Pabel-Verlag die Vampir-Horror-Roman-Sub-Serie "Dämonenkiller" als eigenständige Serie vierzehntätig erscheinen zu lassen. Im Juli 1974 wird wohl die Entscheidung im Pabel-Verlag gefallen sein, daß die Dämonenkiller-Serie als eigenständige Serie erscheinen sollte.

Kurt Luif war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sicher, ob er weitere DK-Romane schreiben sollte, denn auf folgenden Brief von Kurt Bernhardt vom 22.05.1974:

Lieber Herr Luif,
ich erhalte eben von Herrn Müller-Reymann den Bescheid, daß das Erscheinen der Mitternachtsbücher eingestellt wird und somit die Romane von Hank Janson frei sind.
Sie wissen, daß ich schon seit Jahren an dieser Serie interessiert bin.
Zu Ihrer Information: Wir bringen Ende dieses Monats den ersten Band unserer NEUE REVUE Thriller, Reader's Digest-Format, vierzehntägliches Erscheinen, vorgesehen ist wöchentliches Erscheinen, heraus. Daher benötigen wir sehr viel Material, Kriminalromane und Thriller. Janson wäre dafür besonders geeignet.
Wie Sie Herrn Müller-Reymann bereits bestätigten, schicken Sie uns alle Janson-Romane, die bisher noch nicht bei Desch erschienen sind, zu und räumen uns eine Option ein.
Ich bin sehr begeistert von dieser Sache und freue mich, daß jetzt auch auf diesem Gebiet eine Zusammenarbeit zwischen uns stattfinden kann.
Aber bevor ich diesen Brief abschließe, möchte ich doch noch auf eine Sache zurückkommen. Ich war sehr enttäuscht, daß Sie für andere Verlage schreiben. Haben Sie das notwendig? Sie können doch für uns laufend schreiben:

Kurt Bernhardt1. VAMPIR, Dämonenkiller
2. FLEDERMAUS
3. ATLAN
4. DRAGON

Über die Honorierung können wir selbstverständlich auch reden. In jedem Fall ist es Zeit, daß Sie sich einmal einen Stoß geben. Kommen Sie ganz in unser Team, aber mit allen Konsequenzen (d. h. Vor- und Nachteilen).
Wie ich noch von Frau Illfeld erfahren habe, liegen bei Ihnen zwei Vampir-Romane vor. Wann schreiben Sie diese? Sie haben bereits von Herrn Müller-Reymann einen Termin für den FLEDERMAUS Roman bekommen. Nach diesem Termin bitte ich Sie, innerhalb von vierzehn Tagen die beiden VAMPIR-Romane zu schreiben.
Bei Ihrer Begabung können Sie das. Wie es um Ihren Fleiß steht, kann ich nicht sagen. Aber wir müssen es versuchen.

Kurt Luifantwortete Kurt Luif am 5. Juli 1974:

Lieber Herr Bernhardt,

es tut mir leid, daß ich erst heute auf Ihr Schreiben vom 22.5. eingehe. Um es ganz ehrlich zu sagen, ich wußte nicht, was ich Ihnen antworten sollte.

Heute sandte ich DAS MAGISCHE AUGE an Frau Illfeld. Dieser Roman stürzte mich in tiefste Resignation. Ich war einigemale nahe daran, das ganze verdammte Ding in den Papierkorb zu werfen. Nur mein Pflichtbewußtsein hielt mich davor zurück, alles liegen und stehen zu lassen und ein paar Tage irgendwohin auf Urlaub zu fahren. Das Schreiben war eine einzige Qual und ich fürchte man merkt es deutlich.

Ich mache mir ernsthafte Gedanken, ob ich nicht mit dem Schreiben von Horror-Romanen aufhören soll. Meine Phantasie ist dazu zu schwach ausgeprägt. Ich bekomme während des Schreibens kein Feeling für die Personen und die Handlung. Das läuft alles wie ein schlecht entwickelter Film vor meinem geistigen Auge ab.

Ich schrieb bis jetzt an die zwanzig Horror-Romane und geniere mich eigentlich für alle, mit zwei Ausnahmen: DER GEISTERVOGEL und DAS DORF DER WERWÖLFE. Und ich weiß auch, weshalb diese Romane gelangen: da kamen annähernd normale Menschen vor, an deren Schicksal ich Anteil nehmen konnte.

Nächste Woche fange ich mit Band 18 der Dämonen-Killer-Serie an. Ich hoffe, daß mir dieser Roman besser von der Hand geht. Und ich würde. vorschlagen, wir warten ihn einmal ab, bevor wir über eine ver­stärkte Mitarbeit meinerseits sprechen. Ich habe nämlich die dumpfe Ahnung, daß die Beurteilung für DAS MAGISCHE AUGE alles andere als  positiv ausfallen wird und Sie den Vorschlag über verstärkte Zu­sammenarbeit nochmals überschlafen wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Soweit Kurt Luif. Kurt Bernhardt hatte den Start der eigenständigen Dämonenkiller entschieden und wollte den Autor Kurt Luif dabei haben und deshalb übergab er ihm die Betreuung der Leserkontaktseite der Dämonenkiller-Serie und die Beantwortung der Leserbriefe. In einem ausführlichen Interview, das ich mit Kurt Luif 2011 führte, antwortete Kurt im 2. Interview-Teil auf folgende Frage:

Zauberspiegel: Wie bist du an den Job der Leserkontantaktseiten-Betreuung gekommen?
Kurt Luif: Das hat mir Bernhardt angeboten ich durfte auch die Briefe beantworten, bekam dafür auch gezahlt. Bekam das Briefpapier. Ich hatte ja bis zu diesem Zeitpunkt für meine Mitarbeit an den Expos nichts bekommen, irgendwann später so um die Nr. 100 wollte ich wieder mal aufhören, da bekam ich mehr bezahlt. Ich nehme an, dass ich schon ab Nr. 17 etwas bekam. Ich weiß nicht, ob ich da tatsächlich für die Expos schon bezahlt wurde.

Im Vampir-Horrror-Roman Nr. 87 „Das Dämonenauge“ (Dämonenkiller Nr. 17) befand  sich auf  Seite 29 folgende Ankündigung:
1So das war ein kleiner Blick hinter die Kulissen und bei nächsten Mal geht es weiter mit der DK-Chronik und den DK-Exposé ab Nummer 21.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-09-04 12:19
Interessante Korrespondenz.


Zu Kurt Luif:
Da ist er aber sehr selbstkritisch. Auch wenn er nicht ganz unrecht hat, als Abschlußband war DK 17 nicht gerade der Bringer. Es ehrt ihn, dass er die Schuld nicht auf das Expo geschoben hat. Eine Frage, Uwe, sind das eigentlich die kompletten Expos, die du hier abdruckst, oder bloß Auszüge? Denn gerade 17 ist ja nicht mal ein Fragment und völlig nichtssagend.

Worauf bezieht sich Bernhardt da eigentlich, dass Luif als Autor untreu wurde? Auf die Wiltons? Oder gibt es da noch anderes, das aus der Bibliografie dezent entfernt wurde? ;-)


Zu den NEUE REVUE THRILLER:


Es ist schön, dass Herr Bernhardt ein Fan von Hank Janson war, aber 1974 war das als Krimi uralter Kaffee. Die Janson-Romane bei Desch stammten aus den 50ern und frühen 60ern, und so lesen sie sich auch. Damit hätte man bei dem riesigen Krimiangebot der Jahre keinen mehr hinter dem Ofen hervorgelockt. Aber auch ohne Janson war die Reihe nur eine Fußnote.

Die NEUE REVUE Thriller waren eigentlich von der Idee her innovativ, aber damals war das Format unbeliebt. Die Dinger paßten nicht richtig in den TB-Ständer, in den Heftchenständer auch nicht. Aber der Werbeeffekt durch die Neue Revue war bestimmt nicht zu unterschätzen. Die war ja in diesen Jahren so ein Mittelding aus Stern und Blitz-Illu. Und die Reihe gab sich ja auch das Image von harten Krimis. Die Aufmachung war erstklassig.

Aber der Rest macht eher ratlos, so nach dem Motto, was haben sie sich bloß dabei gedacht? Der Klappentext war die Werbung für die nächste Ausgabe. Eine bescheuerte Idee. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leser sich da verarscht fühlten, weil sie nicht genau hingesehen haben und der Inhalt nix mit dem Klappentext zu tun hatte.

Die Zusammenstellung war auch nicht sehr durchdacht. Das erste Jahr stellte so etwas wie eine Autorenbibliothek dar. Fast der komplette Philip Atlee monatelang und danach Alan Calliou. Also zuerst eine klassische Agentenserie im Stil von Aarons oder Hamilton, danach eine Söldnerserie. Gefiel einem der Atlee nicht, hat man die Reihe nicht mehr gekauft. Als dann andere Autoren kamen, war es vermutlich schon zu spät.

Die NR-Thriller sind nie über 14tägig hinausgekommen und wurden später jahrelang verramscht. Da wird man garantiert ordentlich minus gemacht haben. Und nach dem ersten Jahr war das eine konzeptionslose Mischung aus erstklassigen Gangster/Agentenromanen - der Marlowe - , einer handvoll schwacher Originalromane und in der Auswahl eher bizarre amerikanische Actionserien, die in der Übersetzung wegen ihrer Gewalt schwer bearbeitet sind. (Nicht, dass die Übersetzungen davor so toll gewesen wären, im Gegenteil.) Die Kung Fu-Romane von Lee Chang alias Joseph Rosenberger sind nicht nur vom Format her Readers Digest :D auch vom Inhalt. Das passte alles nicht zusammen.
#2 Harantor 2013-09-04 13:20
In der Regel bringt Uwe Auszüge. In Ausnahmefällen wie zur Nr. 10 auch mal ganze Exposés ...

Kurt war imer sehr kritisch, seinen eigenen Romanen gegenüber wie auch denen von Kollegen und manchmal machte er seine Kritik auch öffentlich.

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