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Kurt Luifs HEXENGLAUBEN (Teil 5)

Kurt Luif's HexenglaubeHeute folgt ein weiterer Teil unserer Serie

HEXENGLAUBEN
(Teil 5)

Nach Meinung der alten Römer erforscht die Hexe das Verborgene, beherrscht die Natur, kann heilen und Menschen verwandeln, kann töten, Liebe und Haß unter den Menschen erwecken. Als Beispiel möge uns Ovid dienen, der seine Medusa sagen ließ:

Götter der Nacht, o erscheint mir! Ihr schuft, daß,  wenn ich wollte, den staunenden Ufern die Flüsse aufwärts kehrten zum Quell; und ihr, daß geschwollene Meerflut stand und stehend schwoll die Bezauberung. Wolken vertreib‘ ich. Durch Wort und Gemurmel zerplatzt der Rachen der Natter; auch den lebenden Fels und die Elch‘, aus dem Boden gerüttelt raff‘ ich, und Wälder hinweg; mit bebt der bedräuende Berg auf; mit auch brüllet der Grund, und Gestorbene geh’n aus den Gräbern. Selbst dich zieh ich, o Mond, wie sehr temesäisches Erz dir Arbeitendem hilft; es erblaßt der Wagen des Ahnen vor unserem Gesang: er verblaßt vor unseren Giften Aurora.
Der Glaube an Tierverwandlungen war weit verbreitet Zwei Beispiele hierzu. Apulejus schildert wie sich die Feinde der Hexen plötzlich in Frösche, Böcke und andere Tiere verwandeln. Petronius erzählt von Niceros, der mit einem Fremden spazieren ging. Der Fremde warf plötzlich seine Kleider ab und verwandelte sich in einen Wolf. Niceros kehrte nach Haus zurück, da wurde ihm berichtet, daß während seiner Abwesenheit ein Wolf das Vieh angefallen habe, einem Knecht sei es gelungen, den Wolf mit der Lanze in den Hals, zu stechen. Als er das Haus betritt, findet er den Fremden vor, der im Bett liegt und von einem Arzt behandelt wird. Der Fremde hat eine klaffende Halswunde...

Vor allem der Glaube an die sogenannten Strigen (Hexen, die sich in Vögel verwandeln konnten) war nicht auszulöschen. Man stellte sie sich als gefräßige Wesen in Eulengestalt vor, die nachts zu den Wiegen der Kinder fliegen und ihnen Blut aussaugen. Plötzliche Kraftlosigkeit, Impotenz und allerlei Krankheiten wurden den Strigen zugeschrieben. Die Strigen ernährten sich von Blut, ein Vorläufer des Vampirglaubens. Das Blut galt als das Prinzip der Lebenskraft, den Hexen diente es zu mehreren Zwecken. u. a. zur Verjüngung und in der Nekromantie (Erweckung von Toten) zum Beleben der herbeigerufenen Schatten.

Weit verbreitet war die Vorstellung von der Macht des bösen Blickes. Diesen Glauben findet man auch noch heute sehr häufig, z. B. in Süditalien, bei den Arabern und einigen slawischen Völkern. Der Glaube an den vom Auge ausgehenden Schadenzauber ist die häufigste Ursache für die Anfertigung von Amuletten. Die Grundlage dieses Glaubens ist die Ansicht, das das Auge nicht nur Eindrücke empfängt, sondern auch unheilbringende Strahlen aussendet. Besonders gefährdet seien Kinder und Haustiere. Dazu kam noch die Furcht vor starren oder entzündeten Augen.

Das waren aber nicht die einzigen abergläubischen Vorstellungen der Römer, einige muten uns heute ziemlich seltsam an. Wollte man einer Frau alle ihre Geheimnisse entlocken, so mußte man ihr, sobald sie schlief, auf die linke Brust ein Uhuherz legen. Nicht erst heute in unserer aufgeklärten

Zeit hatten die Männer sexuelle Beschwerden, einigen Römern ging es nicht anders. Hexen verkauften die Asche von Sterneidechsen, die, um die linke Hand festgebunden, den Geschlechtstrieb unwahrscheinlich steigern sollte. Wollte man die Liebe eines bestimmten Menschen gewinnen, so mußte man das Wachsbild des Geliebten im Feuer schmelzen. Den Tod eines Feindes konnte man erreichen, wenn man seinen Namen in eine Metallplatte einritzte oder sein Bild mit einer Nadel durchstach. Es gab unzählige Zaubermittel, hauptsächlich magische Ketten und Ringe, die Kraft, Schönheit und Unverwundbarkeit und Gesundheit verleihen sollten. Wie man sieht, hat sich einiges vom Aberglauben der Römer in unsere Zeit retten können.

Ursprünglich war die Zauberei bei den alten Römern nicht verboten und nicht strafbar. Sie wurde erst strafbar, wenn sie angewandt wurde, um jemanden Leben, Gesundheit oder Vermögen zu zerstören. Später änderte sich das aber. Davon mehr in unseren nächsten Folgen der Serie HEXENGLAUBEN.

Bis in einer Woche..
Copyright by © Kurt Luif 1976 + 2010

 

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