Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die Pubertät kann der echte Horror sein - »Hatching«

HatchingDie Pubertät kann der echte Horror sein
»Hatching«

Die 12-jährigen Tinja bemüht sich verzweifelt darum, den Anforderungen ihrer Mutter genügen. Die drillt ihre Tochter permanent als Athletin und will nach außen hin die Illusion einer perfekten Familie wahren. Eines nachts findet Tinja im Wald ein geheimnisvolles Ei und beschließt, sich darum zu kümmern. Doch das Ei wächst und wächst, bis schließlich etwas daraus schlüpft, das Tinjas Welt aus den Angeln reißt.

Violent NightZu Beginn des Jahres sorgte der isländische Film „Lamb“ für Aufsehen, bedingt durch seine wahrlich außergewöhnliche Prämisse: Im Film wird ein isländisches Paar nämlich zu Eltern eines Kindes, welches über einen Schafskopf mit Menschenkörper verfügt. „Lamb“ bewegt sich dabei über weite Strecken in Drama-Gefilden und strapaziert durch lange Darstellungen des landwirtschaftlichen Lebens des Paares und seiner nihilistischen Inszenierung ganz bewusst die Geduld des Publikums. Der echte Horror entsteht dann erst in den letzten Minuten des Films, die große Kraft bezieht der Film aber aus seiner Symbolik und meditativen Atmosphäre.

Violent NightNun steht bereits der nächste ähnlich gelagerte Horrorfilm aus dem hohen Norden in den Startlöchern, um dem Kinopublikum wohligen Grusel zu bescheren, diesmal allerdings nicht aus Island, sondern aus Finnland. „Hatching“ heißt das Regie-Debüt von Hanna Bergholm und weist durch die behandelte Thematik einige Ähnlichkeiten zu „Lamb“ auf: Bei beiden Filmen werden Elemente des Folk-Horror und des Body-Horror in eine Drama-Handlung eingebettet. Während bei „Lamb“ der Horror aber bis auf die letzten Minuten des Films auf sich warten lässt, geht es bei „Hatching“ schon deutlich früher (und härter) zur Sache. In der Tradition des Fantasy-Horror-Klassikers „Company of Wolves“ inszeniert Hanna Bergholm eine symbolische Parabel über die Fallstricke der Pubertät und den damit einhergehen körperlichen sowie seelischen Veränderung im Gewand eines Schauermärchens.

Violent NightWährend „Company of Wolves“ als Interpretation des Rotkäppchen-Märchens größtenteils in einer reinen Märchen-Welt spielt, so findet der Horror bei „Hatching“ in der sauberen finnischen Kleinstadtidylle einer gutbürgerlichen Familie statt. Nachdem nämlich das titelgebene „Hatching“ stattgefunden hat, will die frisch ausgebrütete vogelähnliche Kreatur auch gefüttert werden, was bald zu ersten Opfern führt. Mit der Zeit beginnt sich die Kreatur auch zu verwandeln – aus Spoilergründen wird dies aber an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt.

Violent NightDass das Design der Kreatur mitunter etwas an den prähistorischen Urvogel Gastornis erinnert, dürfte insofern nicht überraschen, da das Design auf das Konto von Niemand Geringerem als Animatronikkünstler Gustav Hoegen geht, welche sich vor allem wegen seiner Arbeit bei der „Jurassic-World“ - Reihe einen Namen in der Branche gemacht hat. Der Film profitiert allerdings nicht nur vom qualifizierten Personal hinter der Kamera, sondern auch die engagierten Darstellerinnen und Darsteller wissen vollends zu überzeugen (absolut grandios: Siiri Solalinna als Tinja in ihrer ersten Rolle) und erinnert durch die Einbindung von Coming-of-Age-Aspekten in absolut positiver Hinsicht an den schwedischen Vampir-Horror „So finster die Nacht“ bzw. dessen US-Remake „Let Me In“. Durch die knappe Laufzeit von gerade mal knapp 80 Minuten verfügt „Hatching“ über keine Längen und dreht kontinuierlich an der Spannungsschraube, genauso wie es sich für einen gelungenen Horrorfilm gehört. Da lässt es sich verschmerzen, dass gewisse Handlungsstränge nicht vollkommen aufgelöst werden und das Ende etwas abrupt daherkommt und einige Fragen offenlässt.  

Fazit:
Im Gewand eines Schauermärchens mit Anleihen bei Klassikern wie „Company of Wolves“ erzählt Hana Bergholm in „Hatching“ eine eindrückliche Parabel über die Irrungen und Wirrungen der (weiblichen) Pubertät. Dabei überzeugt Jungdarstellerin Siiri Solalinna auf ganzer Linie und der flüssig inszenierte Film wartet zudem mit einigen überraschenden Gewaltspitzen auf.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.