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Die Abenteuer des Captain Red - »Piraten« (1986)

PiratenDie Abenteuer des Captain Red
»Piraten« (1986)

Der polnische Regisseur Roman Polanski (geboren 1933 in Paris) dürfte den meisten Kinozuschauern in erster Linie als Regisseur spannender und tiefgründiger Filme ein Begriff sein, nicht zuletzt, da er 2003 einen Oscar für das Weltkriegsdrama „Der Pianist“ gewann. Aber er hat auch immer wieder Komödien inszeniert, so z.B. 1986 „Piraten“, der nun erstmals in ungekürzter Fassung auf DVD erschienen ist.

PiratenPolanskis Faible für komische Filme reicht indes bis Mitte der 1960er Jahre zurück, als er mit „Wenn Katelbach kommt“ und „Tanz der Vampire“ gleich zwei Komödien hintereinander inszenierte. Letztere war dermaßen erfolgreich, dass sie Polanski auch in Hollywood die Türen öffnete, wo er direkt im Anschluss den Horror-Bestseller von Ira Levin, „Rosemaries Baby“, verfilmen durfte. Nach einem Abstecher in seriöse Shakespeare-Gefilde mit der Adaption des Bühnenklassikers „Macbeth“ inszenierte der Filmemacher aber bereits 1972 einen weiteren, absurd-komischen Film. „Was?“ ist ein nur leidlich gelungener, episodischer Film unter der gleißenden Sonne des Mittelmeers, der auf der Erotikwelle dieser Zeit mitschwimmt und dessen Gesellschaftskritik recht vage bleibt. Nach seiner Film-noir-Hommage „Chinatown“ wollte Polanski eigentlich gleich im Anschluss mit demselben Hauptdarsteller, Jack Nicholson, seine Swashbuckler-Persiflage „Piraten“ drehen, doch die Finanzierung des aufwändigen Seeabenteuers erwies sich als äußerst knifflig. Nacheinander sprangen drei große amerikanische Produktionsfirmen ab, so dass der Film erst mit mehr als zehnjähriger Verspätung tatsächlich realisiert werden konnte – nun allerdings mit Walter Matthau in der einnehmenden Hauptrolle.

PiratenOhne Wasser und Nahrungsmittel dümpeln der Piratenkapitän Thomas Bartholomäus Red (Walter Matthau) und der Schiffsjunge Frosch (Cris Campion) auf einem kleinen Floß inmitten eines Meeres voller hungriger Haie. Gerade, als Reds Hunger so groß wird, dass er auch vor Kannibalismus nicht mehr zurückschrecken würde, entdecken die beiden eine spanische Galeone, die sie aus ihrer Misere rettet. Geschickt verschweigen die beiden, dass sie Piraten sind, werden von den spanischen Offizieren der „Neptun“ aber dennoch nicht sonderlich gastfreundlich behandelt. Deswegen zettelt Captain Red unter der Besatzung eine Meuterei an, indem er geschickt eine tote Ratte im Mittagessen der Crew platziert. Der gewiefte Pirat verspricht sich davon auch, auf diese Weise in den Besitz des Throns aus reinem Gold zu gelangen, den die Spanier den Azteken entwendet haben und nun ihrem König als Geschenk überreichen wollen. An Bord der „Neptun“ befindet sich auch die hübsche María-Dolores (Charlotte Lewis), die Nichte des Gouverneurs von Maracaibo (Bill Fraser), in die sich Frosch direkt auf den ersten Blick Hals über Kopf verliebt. Captain Red indes erkennt, dass das Leben der jungen Dame durchaus auch für ein ordentliches Lösegeld gut sein könnte. Bis die beiden Seeräuber diesen Transfer durchziehen können, haben sie aber noch jede Menge Abenteuer zu bestehen.

Man erkennt, sieht und bestaunt den enormen Aufwand, mit dem dieses Abenteuerspektakel in Szene gesetzt wurde. Die Galeone, auf der ein Großteil der Handlung spielt, war tatsächlich seetauglich, was viel zum Authentizitätsgehalt beiträgt. Trotzdem kam am Ende nur ein blutleeres Filmchen zustande, dem man nur allzu deutlich anmerkt, dass Roman Polanski einen Erfolg im Stil seines „Tanz der Vampire“ im Sinn hatte. Dafür sind trotz einer Bombenbesetzung (einschließlich Ferdy Mayne und Sydney Bromley aus dem Original) die Gags aber leider viel zu dünn gesät – vor allem die guten.

 

PiratenVielleicht hat man auch mehr Spaß an dem Film, wenn man ihn weniger als Komödie denn als Abenteuerfilm mit ironischem Einschlag betrachtet. Als „Piraten“ 1986 in den deutschen Kinos anlief, hatte ihn der Tobis-Verleih um 24 Minuten gekürzt. Bis ins Jahr 2017, als auf arte erstmals die ungekürzte Fassung (die Fehlstellen wurden dafür ebenfalls deutsch nachsynchronisiert) ausgestrahlt wurde, kannte man hierzulande lediglich die Kinofassung.

Nun ist die Uncut-Version erstmals in restaurierter Fassung auf DVD erschienen. Das Bild (im Widescreen-Format 2,39:1) kann sich sehen lassen und weist eine tolle Schärfe und kräftige Farben auf. Der Ton (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0, die englische Originalfassung sogar in Dolby Digital 5.1) ist ebenfalls in Ordnung. Als Extras gibt es ein französisch-englisches Making-Of (51 Minuten, leider gänzlich ohne Untertitel), den US-Kinotrailer zum Film und eine kleine animierte Bildergalerie. Zusätzlich hat man einen verkleinerten Nachdruck des zwölfseitigen „Neuen Film-Kuriers“ (Nr. 367) als Booklet beigelegt, der neben zahlreichen Fotos, Stab-, Besetzungs- und Inhaltsangaben auch Hintergrundinformationen zu den Darstellern und der Produktion enthält.

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