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AUFTRAG RACHE

Kino mit Ingo

AUFTRAG RACHE

Thomas Craven (MEL GIBSON) ist ein Veteran der Mordkommission des Boston Police Department. Im Lauf der Jahre hat er sich einen Ruf erarbeitet als unbestechlicher und aufrichtiger Beamter – und sich damit nicht nur Freunde gemacht. Seit dem Tod seiner Frau lebt der bescheidene Mann zurückgezogen, allein in seinem Haus. Geblieben ist Craven nur noch seine Tochter Emma (BOJANA NOVAKOVIC). Doch sie ist 24 Jahre alt und lebt längst ihr eigenes Leben, weit weg von ihrem Vater, der sie über alles liebt, aber seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hat. Vor seinem geistigen Auge ist sie dennoch immer noch das kleine Mädchen, das er beim Spielen am Strand gefilmt hat.


Mel Gibson Nun hat Emma ihren Besuch angekündigt. Thomas Craven ist aufgeregt, sie endlich wiederzusehen. Er möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, ihr endlich zu zeigen, was sie ihm wirklich bedeutet, wie sehr er sie liebt. Doch schon auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause fällt ihm auf, dass sie verschlossen ist, dass sie innerlich mit etwas ringt. Als sie sich unvermittelt übergeben muss, sind seine Sorgen unübersehbar. Nein, sie sei nicht schwanger, versichert Emma ihm. In Cravens Haus verschlimmert sich ihr Gesundheitszustand rapide. Noch bevor sie sich ihm anvertrauen kann, bekommt sie heftiges Nasenbluten und muss sich erneut erbrechen. Craven gerät in Panik und will sie sofort ins Krankenhaus bringen. Er stützt sie, als er die Haustür öffnet. Dann geht alles blitzschnell. Von der Straße dringt der Ruf „CRAVEN!“, dann fällt ein Schuss. So gewaltsam wird Emma von der Kugel in der Brust getroffen, dass es sie förmlich von den Beinen reißt. Vor den Augen ihres entsetzten Vaters stirbt die junge Frau, bevor sie noch etwas sagen kann.
Thomas Craven steht unter Schock, ist wie paralysiert. Während um ihn herum Kollegen der Bostoner Polizei den Tatort untersuchen und die Leiche seiner Tochter abtransportiert wird, bewegt er sich wie in Zeitlupe durch sein Haus. Er schickt die Kollegen weg, er wäscht sich, hebt ein Handtuch auf, sieht, wie das Blut seiner Tochter von seinen Händen in den Abfluss rinnt. In Emmas Zimmer klingelt ihr Handy, doch als er den Anruf entgegennimmt, bleibt es am anderen Ende der Leitung still. Am nächsten Tag wird er von einem Albtraum geweckt. Doch im Wachzustand ist es nicht besser: Emma ist immer noch tot und wird tot bleiben. Als Craven ins Polizeirevier geht, können seine Kollegen seinen Blick nicht erwidern. Sein Vorgesetzter rät ihm, er solle Urlaub nehmen, Abstand gewinnen. Weil er persönlich in die Angelegenheit involviert sei, könne er nicht mit den Ermittlungen betraut werden.
Offenkundig habe die Kugel ihm gegolten, jemand habe eine Rechnung begleichen wollen. Craven lehnt ab: Kein anderer als er kommt für den Fall in Frage. Allein sitzt Craven auf einer Parkbank. Als er aufblickt, hat er eine Erscheinung: Er sieht  Emma, wie er sie in Erinnerung behalten hat: als schönes, junges, dynamisches Mädchen.
Und er weiß in diesem Moment, dass er den Mörder suchen und finden wird. Koste es, was es wolle. Am Meer verstreut er ihre Asche, an dem Ort, den sie immer am meisten gemocht hat. Dann macht er sich an die Arbeit. Er muss sich eingestehen, dass er nicht viel über sie und ihre Arbeit als Ingenieurin in der Nuklearindustrie weiß. In der Hoffnung, Hinweise zu finden, durchsucht Craven ihre Tasche und findet eine geladene Pistole. Sie ist auf einen David Burnham (SHAWN ROBERTS) zugelassen, der offenbar ihr Freund war.
Während die Polizei weiterhin auf ihre Weise nach dem Mörder fahndet und in der Nähe des Tatorts immerhin eine Skimaske mit Haaren gefunden hat, die nun analysiert werden soll, sucht Craven die Wohnung von Burnham auf. Sofort wird er von dem jungen Mann mit einem Messer angegriffen. Erst nach längerer Rangelei kann Craven die Oberhand gewinnen. Burnham wirkt auf ihn wie ein gehetztes Tier: Er lebt in ständiger Todesangst und hat seine Wohnung seit Tagen nicht mehr verlassen. Permanent wird er beobachtet. Deshalb will er Craven auch nichts erzählen – außer dass seine Tochter ein Leben geführt habe, von dem der Vater nichts weiß. Und Burnham gibt ihm die Schlüssel zu Emmas Wohnung und Sachen von ihr, die sie bei ihrem Freund gebunkert hatte. In Emmas Wohnung ist offenkundig eingebrochen, ihr Computer entwendet worden. Als Craven einen Geigerzähler einschaltet, den er findet, schlägt das Gerät bei der Kleidung Emmas an.
Darius Jedburgh (RAY WINSTONE) ist eine imposante Erscheinung, ein großer Kerl, der sich so souverän und geschmeidig bewegt, dass er gar nicht auffällt. Wenn er spricht, redet er leise, aber so bestimmt, dass nie der Hauch eines Zweifels besteht, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Jedburgh tritt auf den Plan, wenn aufgeräumt werden muss. Wer genau sein Auftraggeber ist, weiß man nicht. Wem seine Allianzen gehören, ebenso nicht. Nun soll er wieder aufräumen: Der Fall Craven bereitet Herrschaften in exponierter Stellung längst Kopfzerbrechen. Jedburgh soll dafür sorgen, dass sie nicht größer werden.
Thomas Craven weiß von all dem nichts. Er wird bei Northmoor vorstellig – die Firma, bei der Emma gearbeitet hat. Der Vorstandsvorsitzende Jack Bennett (DANNY HUSTON) heißt Craven willkommen und spricht ihm sein Beileid aus. Emma sei eine geschätzte Mitarbeiterin gewesen. Auf Cravens bohrende Fragen, was sie bei Northmoor gemacht habe, weicht Bennett aus. Das sei streng geheim, ebenso wie überhaupt die Funktion und Tätigkeiten der Firma, die als Forschungseinrichtung im Bereich Nuklearenergie eng mit der Regierung zusammenarbeitet. Craven spürt, dass er in ein Wespennest gestochen hat und auf der richtigen Fährte ist, auch wenn die Polizei glaubt, den Mörder von Emma gefunden zu haben – ebenfalls tot. Die DNS stimmt mit den Haaren überein, die man an der Skimaske gefunden hat. Craven hat seine Zweifel.
Als er abends in seinem Garten die radioaktiv verseuchten Kleider Emmas verbrennt, steht  unvermittelt Jedburgh neben ihm. Es ist gespenstisch, wie ungezwungen die beiden Männer in dieser kuriosen Situation ins Gespräch kommen. Im Plauderton macht Jedburgh sein Gegenüber auf die ungeahnten Dimensionen des Todes seiner Tochter aufmerksam, die in Sicherheitskreisen als potenzielle terroristische Gefahr gehandelt wurde. Er zeigt Craven Fotos der drei Leichen, die ertrunken in einem See in der Nähe von Northmoor aufgetaucht sind. Sie sind der Schlüssel zu dem ganzen Fall. Was ist Northmoor, fragt Jedburgh provozierend. Und weist damit Craven den Weg, wohl wissend, dass dieser Mann, wenn losgelassen, nicht mehr aufzuhalten sein wird.
Bei Burnham erhält der Polizist weitere wichtige Hinweise. Die drei Leichen waren Mitglieder der Aktivistengruppe Nightflower, die es sich zur Aufgabe macht, die Machenschaften verbrecherischer Konzerne aufzudecken. Emma war es, die sie bei Northmoor eingeschmuggelt hatte – und sich damit in Lebensgefahr brachte. Craven weiß, was er zu tun hat. Er heftet sich an die Fersen von Northmoor-Chef Bennett. Nachdem er dessen Leibgarde abgeschüttelt hat, konfrontiert er den mächtigen Mann auf offener Straße und droht ihm. Damit löst Craven eine Kette von Ereignissen aus, die er nicht mehr kontrollieren kann. Als potenzielle Zeugen vor seinen Augen getötet werden, setzt er alles daran, Bennett und seine Hintermänner hochgehen zu lassen, und nutzt damit alle Mittel, die ihm als Polizeibeamter zur Verfügung stellen. Er kann nicht wissen, dass auch er bereits im Fadenkreuz der Killer ist. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Jedburgh, von dem nicht ganz klar ist, auf wessen Seite er steht und welche Absichten er verfolgt.

Mel Gibson Im Mittelpunkt des Thrillers „AUFTRAG RACHE“ steht Thomas Craven, ein Mann, der von seiner Trauer angetrieben wird nach der Wahrheit zu fahnden, nachdem sein einziges Kind, Emma, vor seinen Augen niedergeschossen wird – getroffen von einer Kugel, die für ihn bestimmt gewesen sein soll, wie die Polizei vermutet. Durch den gewaltsamen Tod seiner Tochter jeglicher Illusion beraubt, macht sich der mit allen Wassern gewaschene Beamte der Bostoner Polizei auf die Suche nach Antworten für das Unerklärliche. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Und er wird sich von Nichts und Niemandem aufhalten lassen – koste es, was es wolle...

MEL GIBSON, der nach einigen erfolgreichen Filmen als Regisseur nach längerer Schauspielpause wieder vor die Kameras tritt, übernahm die Rolle des Thomas Craven – seine erste Hauptrolle seit acht Jahren!

„Mel war unsere erste und einzige Wahl für Craven. Für diese Rolle braucht man einfach einen Darsteller seines Kalibers. Es gibt nicht allzu viele Schauspieler, die diese Entschlossenheit so überzeugend ausstrahlen wie er.“ (1)

Festzuhalten ist zudem die ungewöhnliche Tatsache, dass Martin Campbell AUFTRAG RACHE nunmehr nicht einmal, sondern zweimal inszeniert hat. Vor der Spielfilmfassung war er bereits vor mehr als 20 Jahren der Regisseur der preisgekürten britischen BBC-Fernsehminiserie „Edge of Darkness“, die dem Film als Vorbild diente. Aufgrund des Erfolgs der Serie hatte BBC mit der Entwicklung einer Filmfassung der Geschichte begonnen.
Campbell war es, der Graham King auf den Stoff aufmerksam machte. Gemeinsam mit Tim Headington übernahm er die Produktion des Films mit seiner GK Films.

„Jemand schlug vor ungefähr fünf Jahren vor, dass es doch eine spannende Idee sei, daraus einen Film zu machen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Ich fand die Geschichte immer schon absolut überzeugend: Ein Vater verliert seine Tochter und begibt sich auf eine Reise, in deren Verlauf er nicht nur herausfinden will, wer hinter ihrem Tod steht und warum, sondern auch, wer sie wirklich war. Er hat seine Tochter immer geliebt und hat geglaubt, er verstünde sie, aber jetzt findet er heraus, dass sie einen Lebensweg eingeschlagen hatte, von dem er nichts wusste.“  (2)

1985 erwies sich die sechsteilige Miniserie als regelrechter Straßenfeger: Ein ganzes Land, das gerade gewaltige innen-und außenpolitische Spannungen überstehen musste, verfolgte die Ereignisse wie gebannt. Damals war der Kalte Krieg noch in vollem Gange, die nukleare Bedrohung durch die Sowjetunion war regelrecht greifbar.
Der internationale Terrorismus nahm Form an und manifestierte sich in Gestalt von Militärführern wie dem Libyer Muammar Gaddafi. In der Öffentlichkeit war die Angst vor einer Eskalation des nuklearen Aufrüstens so groß wie seit der Kubakrise nicht mehr. Und es herrschte Unmut über die Geheimniskrämerei, mit der sich die Atomindustrie umgab.
In dieser Atmosphäre traf „EDGE OF DARKNESS“ einen Nerv und hatte seine Finger präzise am Puls der Zeit: Die Ängste und Sorgen der Menschen wurden in einer Weise in der Handlung widergespiegelt, dass die Miniserie sowohl das Publikum als auch die Kritik begeisterte. Wenig später folgten die Auszeichnungen: Bei den British Academy of Film & Television Awards (BAFTA) holte sich „Edge of Darkness“ sechs Preise, darunter als Beste dramatische Serie. Auf der Top-100-Fernsehliste des British Film Institute wird die Miniserie auf Platz 15 geführt. Allgemein sieht man sie als eines der besten und einflussreichsten britischen Fernsehprogramme aller Zeiten an.

„Die Serie in den Achtzigerjahren hing unmittelbar zusammen mit der Atompolitik der Regierung. Plutonium und die Herstellung von Plutonium sowie die Institutionen, die sie überwachten, standen im Interesse der Öffentlichkeit. Das war ein heißes Eisen. Und ,Edge of Darkness’ war eine Serie, die diese wichtigen Themen sehr ernst nahm. Doch im Grunde ist es vor allem eine Geschichte über einen Vater, der seine Tochter verliert und keine Ruhe findet, bis er herausfindet, warum sie ermordet wurde.“  (3)

Für den neuen Spielfilm war es wichtig, den politischen Hintergrund auf den heutigen Stand der Dinge zu bringen, gleichzeitig aber auch dafür zu sorgen, dass das Herz der Geschichte unberührt bliebe. Der preisgekrönte australische Autor Andrew Bovell gab die Initialzündung, aus der sechsstündigen Serie, damals von Troy Kennedy Martin geschrieben, einen zweistündigen Kinofilm zu machen.

„Ich war ein großer Fan der Miniserie, als sie damals im Fernsehen lief. Troy Kennedy war seiner Zeit wirklich voraus. Seine Warnung vor einer gefährlichen Verstrickung von großen Konzernen und geheimen Regierungsoperationen ist heute noch ebenso relevant wie damals 1985. Martin Campbells Einladung, an einer Adaption zu arbeiten, war eines der aufregendsten Angebote, das man mir jemals unterbreitet hat.“  (4)

Mel Gibson "Auftrag Rache"

„Boston wurde von Andrew als Ort der Handlung ins Spiel gebracht. Es ist eine Stadt mit ausgesprochen englischen und irischen Wurzeln. Der Held des Originals stammte aus dem Norden von England, aus der Nähe von Leeds. Uns erschien es als perfekte Evolution, unseren Craven zu einem Iren aus Boston zu machen.“  (5)

Im Mittelpunkt von „AUFTRAG RACHE“ steht mit Thomas Craven eine höchst komplexe Figur. Er ist ein erfahrener Beamter der Mordkommission des Boston Police Department und alleinerziehender Vater, der immer sicher war, seine Tochter wirklich zu kennen, nun aber entdeckt, dass er von vielen Aspekten ihres Lebens keine Ahnung hatte. Weil die Geschichte von der Reise und der Erlösung dieser Figur abhängt, musste die Besetzung perfekt sein.
Thomas Craven ist ein Mann, der unsagbare Schmerzen durchleidet, ein Vater, der mit dem Tod seiner Tochter nur fertig werden kann, indem er das eine macht, was er sein ganzes Leben über gemacht hat: Er muss das Verbrechen aufklären. Er ist ein Cop, er kennt das System, und er war immer ein rechtschaffener Mann. Er hat immer nach den Regeln gespielt. Aber nun stellt er zum ersten Mal in seinem Leben fest, dass es keine Gerechtigkeit geben wird, wenn er sich an die Regeln hält. Er muss die Dinge in die eigenen Hände nehmen.

„Craven ist ein stinknormaler Kerl. Er ist ein Typ, der sich so durchschlägt, jeden Tag aufs Neue. Er war vielleicht nicht der beste Vater aller Zeiten, aber er hat sich immer um seine Tochter gekümmert. Die Reise, auf die er sich begibt, erweist sich als Zermürbungskrieg. Was passiert, setzt ihm immer mehr zu, nagt an seinem Selbstverständnis.
Der Stress, die traumatische Erfahrung, ein Kind auf diese Weise zu verlieren, lässt ihn die Kontrolle über sich verlieren. Die meiste Zeit befindet er sich am Rande des Zusammenbruchs. Er steht kurz davor, direkt am Abgrund, aber er darf sich nicht überwältigen lassen, weil er erst noch einen Job zu erledigen hat.
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(6)

Graham King gefiel, wie Gibson an die komplexe Rolle heranging.

„Ein Cop macht sich zwangsweise viele Feinde, also geht man davon aus, dass der tödliche Schuss eigentlich ihm gegolten hat und seine Tochter nur zufällig im Weg stand. Dazu kommt noch, dass man sich nur vorstellen kann, wie man sich wohl in Cravens Situation verhalten würde, wie man mit all der Schuld und der Emotion umgeht, wenn man auf einmal feststellt, dass man keine Familie mehr besitzt. Er ist fertig mit sich und der Welt, am Ende. Er will herausfinden, wer hinter der Sache steckt und sie dann hinter sich lassen, aber andere stellen sich ihm in den Weg.“  (7)

Craven muss obendrein acht geben, wohin er tritt, speziell als mit Darius Jedburgh ein imposanter Typ unvermittelt ohne Ankündigung bei ihm im Garten auftaucht. Der englische Schauspieler RAY WINSTONE spielt den einzigen Briten in einer ansonsten komplett amerikanischen Besetzung. In der originalen Miniserie war Jedburgh dagegen der einzige Amerikaner unter Briten.

Jedburgh arbeitet für einen nicht weiter gekannten Auftraggeber, seine Agenda ist unklar. Er sucht den Kontakt zu Craven, um herauszufinden, in was für Angelegenheiten seine Tochter verwickelt war, über welche Informationen sie wohl verfügt haben mag. Man könnte ihn als Ausputzer bezeichnen. Seine Auftraggeber haben ihm die Erlaubnis erteilt, dass er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen kann, wenn er glaubt, damit seine Mission erfüllen zu können. Er ist, wenn man so will, Richter, Geschworener und – wenn nötig – auch Vollstrecker in Personalunion.

„Jedburgh ist ein mächtiger Mann, der unverkennbar seit Jahren für die Regierung arbeitet. Man weiß allerdings nicht, bei welcher Behörde er in Lohn und Brot steht, oder ob er wirklich für eine Behörde arbeitet, oder warum man ihn mit all seinen Befugnissen ausgestattet hat. Er wird mobilisiert, wenn es gilt, die Schwere heikler Situationen zu bemessen und den Dreck aufzuräumen – in diesem Fall geht es um eine drohende Katastrophe für die Firma Northmoor, über die Beweise an die Öffentlichkeit gelangen sollten, was sich dort wirklich hinter verschlossenen Türen abspielt.“  (8)

Northmoor, zur Zeit ihrer Ermordung der Arbeitgeber von Emma Craven, ist ein streng geheime, privat finanzierte Forschungsanlage mit Verbindungen zur Regierung, die die Firma großzügig gewähren lässt und gerne in die andere Richtung blickt. Northmoor wird von einem Mann namens Jack Bennett geleitet.

DANNY HUSTON spielt den durch und durch korrupten Bennett.

„Ich spiele mit Vorliebe Figuren, die böse und verdorben sind, aber doch stets eine Rechtfertigung für ihre Handlungen finden. Ich glaube nicht, dass Bennett politisch motiviert ist, er versteht es nur einfach, diese Welt für seinen Vorteil zu nutzen.
Er ist ganz pragmatisch und nimmt auch den Tod anderer Menschen in Kauf, denn es gibt einen Grund dafür: Sie haben sich eingemischt und könnten großen Schaden zufügen. Er hat den Eindruck, dass er niemandem Rechnung ablegen muss. Für ihn geht es nicht um Politik. Ihm geht es nur ums Geld.
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Eine Figur, die allen Grund besitzt, Angst vor Bennett zu haben, ist Emmas Freund und Kollege bei Northmoor, Daniel Burnham. Er hält einen entscheidenden Schlüssel für Thomas Craven, um hinter die Geheimnisse aus der Vergangenheit seiner Tochter zu kommen. Ihr erstes Treffen ist höchst explosiv und erweist sich als entscheidend für den Verlauf des ganzen Films. Für die Rolle besetzte man SHAWN ROBERTS.

„Das Drehbuch hat mich nicht mehr losgelassen.Man spürt, dass es zu jeder Zeit möglich wäre, dass an der Tür geklopft und jemand ermordet wird. Diese Spannung hält die Handlung in Bewegung und motiviert die handelnden Figuren. Wenn man Burnham zum ersten Mal sieht, hat er sich bereits seit einigen Tagen in seiner Wohnung verkrochen und wartet förmlich auf dieses Klopfen an der Tür... und einen Gewehrlauf auf der anderen Seite.“  (10)

Burnham ist vielleicht die einzige Figur im ganzen Film, die Cravens Schmerz und Verlust wirklich verstehen kann, weil er Emma ebenfalls geliebt hat. Die in Serbien geborene Schauspielerin Bojana Novakovic spielt die Tochter von Thomas Craven, deren Ermordung die gesamte Handlung in Bewegung setzt.

„Ich fand die Mischung spannend, eine emotional bewegende Geschichte, die nur deshalb erzählt werden kann, weil diese junge Frau eine Entscheidung getroffen und etwas gemacht hat. Sie hat instinktiv gehandelt, im festen Glauben an eine gute und moralische Einschätzung. Sie hat es mit einer Gruppe von Menschen aufgenommen, die viel größer und einflussreicher als sie ist, mit viel mehr Geld und Macht im Rücken.“  (11)

Die Schauspielerin BOJANA NOVAKOVIC lernte Gibson während der Vorbereitungszeit bei den Proben vor dem Drehstart kennen. Sofort war für jeden ihre Chemie spürbar, was wesentlich dazu beitrug, dass ihre Vater-Tochter-Beziehung im Film sehr echt und glaubhaft wirkt.

„Bojana bringt eine gewisse Ernsthaftigkeit mit, die unzweifelhaft ein Teil von ihr ist. Sie hat Charisma, Ausstrahlung. Man erinnert sich an sie.“  (12)

Mel Gibson auf Spurensuche „AUFTRAG RACHE“ wurde vor Ort in und um Boston gefilmt. Zu den Drehorten gehören die historische Back Bay, die Boston Commons and Public Gardens, eine herrschaftlicheTudor-Villa in Manchester, Charlestown, Newburyport, Lincoln, Merrimac und Rockport.
Die Innenaufnahmen in Cravens Haus und Emmas Wohnung wurden in Studiobauten in den Chelsea Stages abgewickelt. Die Produktion drehte außerdem im westlichen Massachusetts, in den pittoresken Gemeinden Northampton und Amherst sowie auf dem Mt. Sugarloaf in Deerfield, während des Höhepunkts der Laubsaison, die man in New England einfach nur „the colors“ nennt.

Einer der Aufträge, den Martin Campbell seinem Kreativteam vermittelte, war das unbedingte Streben danach, den Film so realistisch wie nur möglich aussehen zu lassen.

„Realismus war für den Film absolut wichtig. Beim Mord an Emma hatten wir echte Forensiker, echte Cops, all das vor der Kamera. Seine Action bezieht der Film aus einer Beziehungsgeschichte, also war es essenziell, alles sehr echt wirken zu lassen. Das bedeutete, dass wir stilistisch ganz simpel drehten, sehr unkompliziert. Es gibt keine prätentiösen Vorzeigebilder.“  (13)

Die meisten der emotionaleren Szenen mit Craven spielen in seinem Zuhause und in
Emmas Wohnung. Beide Sets wurden von Grund auf gebaut. Und nicht nur die Kreativen hinter der Kamera arbeiteten hart daran, den richtigen Boston-Ton zu treffen. Gibson, der in New York geboren wurde und in Australien aufwuchs, musste klingen, als wäre er in Boston geboren und groß geworden.

„All meine Vettern kommen aus Queens und Brooklyn. Meine Mutter war eine Irin aus Brooklyn, also musste ich mich nicht allzu weit strecken. Ich habe diese gälischen Wurzeln in mir. Ich verbrachte Zeit mit Polizeibeamten wie Tommy Duffy. Er ist klasse. Er klingt wie ein großer, böser Hund in einem Cartoon“, lacht er. „Der Akzent hat ein richtiges Eigenleben. Dieser typische Zwielaut macht einen förmlich zu einem anderen Menschen.“  (14)

Ein weiteres wichtiges Mittel für Gibson, Thomas Craven als Jedermann darstellen zu können, war seine Garderobe. Kostümdesignerin Lindy Hemming erhielt von Regisseur Martin Campbell dieselben Anweisungen wie auch sein Kameramann und sein Szenenbildner: Mach es so echt wie möglich.
Ein ikonisches Kleidungsstück aus der Miniserie von 1985 findet man auch im Spielfilm wieder: Cravens Regenmantel.

„Martin war der Regenmantel wirklich wichtig. Craven schlüpft in ihn, nachdem Emma niedergeschossen wurde und weil der Mantel, den er in diesem Moment direkt neben ihr getragen hat, völlig ruiniert ist. Er trägt den Mantel fast während des ganzen Films. Er isoliert ihn in gewisser Weise in einem Film, in dem sonst fast alle Männer entweder Anzüge oder Polizeiuniformen tragen. Oft ist er in seinem zerknitterten Mac der einzige, der einfarbig und unauffällig gekleidet ist.“  (15)

Bei der Garderobe von Danny Hustons Figur, Jack Bennett, wählte sie den entgegengesetzten Ansatz.

„Der einzige Darsteller, bei dem ich mir Extravaganz erlauben durfte, war Danny“, berichtet Hemming.

„Schöne Anzüge, etwas Farbe. Alles an ihm musste teuer aussehen. Ich habe schon früher mit dem Bekleidungshaus Brioni gearbeitet, und sie stellten alle Outfits für Bennett zur Verfügung, zudem ein paar für Jedburgh. Ich hatte großes Glück, dass sie uns ein paar wirklich wunderbare Stücke zuschickten.“  (16)

Sehr unauffällig sollte auch die Erscheinung von Emma Craven sein.

„Ich wollte sie aussehen lassen wie Menschen, die man in Boston oder Northampton regelmäßig sieht. Ich wollte, dass sie die Kleidung trägt, die man an ihnen sieht. Schließlich fanden wir, dass das zu sehr verwirren würde. Also sieht man sie immer in dem für sie typischen Outfit. Die Stoffe sehen dann nur fast etwas verschwommen aus, denn in Cravens Erinnerung sollte sie noch weicher wirken.“  (17)

Trotz der bisweilen gewalttätigen Mittel, zu denen Thomas Craven greifen muss, um
Vergeltung für die Ermordung seiner Tochter zu finden, empfindet der Star des Films, Mel Gibson, AUFTRAG RACHE als sehr menschliche Geschichte.

„Ich war fasziniert von den Figuren und wie sie auf all die Dinge, die ihnen zustoßen, reagieren“, meint er. „Gleichzeitig ist es ein mitreißender Krimi über Themen, die uns unsicher machen. Und Unsicherheit macht den meisten Menschen Angst.“  (18)

Auftrag Rache
AUFTRAG RACHE
(EDGE OF DARKNESS)

BESETZUNG
Thomas Craven:
MEL GIBSON
Darius Jedburgh: RAY WINSTONE
Jack Bennett: DANNY HUSTON
Emma Craven: BOJANA NOVAKOVIC
Burnham: SHAWN ROBERTS

STAB
Regie: MARTIN CAMPBELL
Drehbuch: WILLIAM MONAHAN, ANDREW BOVELL
Produktion:  GRAHAM KING, TIM HEADINGTON, MICHAELWEARING
Ausführende Produzenten:  DANTON RISSNER, DAVID M. THOMPSON, SUZANNE WARREN, GAIL LYON, E. BENNETT WALSH
Kamera: PHIL MÉHEUX, B.S.C.
Szenenbild: THOMAS E. SANDERS
Schnittberatung: STUART BAIRD
Kostümbild: LINDY HEMMING
Musik: HOWARD SHORE

Kinostart: 11. März 2010

CENTRAL FILMVERLEIH GMBH

(1) Martin Campbell
(2) Martin Campbell
(3) Martin Campbell
(4) Andrew Bovell
(5) Martin Campbell
(6) Mel Gibson
(7) Graham King
(8) Martin Campbell
(9) Danny Huston
(10) Shawn Roberts
(11) Bojana Novakovic
(12) Mel Gibson
(13) Martin Campbell
(14) Mel Gibson
(15) Lindy Hemming
(16) Lindy Hemming
(17) Lindy Hemming
(18) Mel Gibson

 

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