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TOM CRUIDE - SCIENTOLOGY FOREVER

Das Romanheft, das Universum ... und die Dinge dazwischen - Die Multimedia-Kolumne
Tom Cruise 
SCIENTOLOGY FOREVER

Am 29.11.2007 erhielt Tom Cruise, seines Zeichens nicht nur Schauspieler in Hollywood, sondern auch eifriges und führendes Mitglied von  Scientology, den Bambi in der Kategorie „Courage“.

Doch wofür eigentlich?

 
Die offizielle Begründung des Burda–Verlages war, dass Tom Cruise mit seinem Film "Walküre" den Widerstand gegen die Nationalsozialisten auch im Ausland bekannt machen würde.
"Er ist in seiner Karriere in einer Phase angekommen, in der ihn Filme mit starker Aussage mehr interessieren als die Kinokasse. Wir halten das für wichtig. Das ist der eine Grund.
Der zweite Grund ist der, dass wir es für wichtig und für mutig halten, dass durch ihn und auch durch Hollywood, das ja eine weltweite Strahlkraft hat, auch einmal das Thema der Geschichte eines deutschen Widerständlers erzählt wird."  (1)
Ist das so?

FotoDen Kinobesucher interessiert, meiner Meinung nach, der geschichtliche Hintergrund eines Filmes nicht die Bohne, es sei denn es sitzen wirklich einige Geschichtsinteressierte im Kinosaal, aber die schauen sich dann wahrscheinlich nicht so einen Film an, weiß man doch, dass Hollywood als Unterhaltungsindustrie es mit der geschichtlichen Genauigkeit seiner Filme sowieso nicht so genau nimmt. Dererlei Beispiele sind schließlich Legion!

 Mutet es also nicht seltsam an, dass Cruise als führendes Mitglied einer totalitären Psycho–Sekte eine Art deutschen ‚Widerstandskämpfer’ spielt, der ein totalitäres Regime bekämpft?

FotoUm wen es hierbei geht?

Es geht um den Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg und den Cruise-Film "Walküre".
Tom Cruise hat den Film „Walküre“ nicht nur selbst produziert und  spielt die Hauptrolle, sondern  erhält dafür auch noch eine Gage von  50 Millionen Dollar.

FotoIst das mutig?

Mutig war eher Cruise–Laudator FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, dessen Zeitung schon die Dreharbeiten zum Stauffenberg-Film mit wohlwollenden Artikeln begleitet hatte.
Ein Gespräch mit Tom Cruise führte Schirrmacher zudem (was für ein Ehre für ihn) höchstpersönlich und  fand die Diskussion um das Drehverbot an Originalschauplätzen (wie sollte es auch anders sein)  skandalös.

"Frank Schirrmacher hat bei diesem ganzen Walküre-Projekt, also diesem Film von Tom Cruise, so was ähnliches wie eine PR-Berater-ehrenhalber-Rolle eingenommen.
Er hat ja selber sehr dafür getrommelt, dass die zunächst versagte Drehgenehmigung hier am Originalschauplatz im Bendlerblock dann doch irgendwo erteilt wurde, hat sich da sehr stark für gemacht, hat ja jetzt auch den Film schon vorweg in den höchsten Tönen gelobt, hat selber den Dreharbeiten beigewohnt, also das war insoweit das einzig konsequente an diesem Abend." (2)

 

Zudem hat der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher den umstrittenen Hollywoodstar und dessen Preisverleihung in seiner mehr als devoten Laudatio leidenschaftlich verteidigt.

"Ich finde, sie ist richtig, sie ist zwingend." (3)


Zwingend für wen und warum wichtig und richtig?

Cruise' Scientology-Mitgliedschaft hat jedenfalls die Bambi-Jury (die Chefredakteure des Burda-Verlags) nicht  im geringsten gestört.

"Das Ansehen des Landes zu retten, war, wie wir wissen, einer der wichtigsten Beweggründe Stauffenbergs bei seiner Tat.
Durch Tom Cruises Entscheidung, diese Rolle zu spielen, wird Stauffenbergs Anliegen auf, wenn auch mittelbare Weise, doch noch verwirklicht."  (4)

 

Aha, aber eine etwas zweifelhafte und aufgesetzte Begründung für eine mehr als fragwürdige Preisverleihung.

Kein Wort bei Schirrmachers devoter Laudatio, dass gerade die Dreharbeiten zum Film „WALKÜRE“ höchst umstritten waren.

Und erst recht nicht darüber, dass Tom Cruise aktives Mitglied der Scientology-Sekte ist, zumal auch der älteste Sohn des Hitler-Attentäters, Generalmajor a.D. Berthold Maria Schenk Graf von Stauffenberg, Cruise im Juni 2007 aufgefordert hatte, auf die Darstellung des Widerstandskämpfers in einem Film zu verzichten.

Warum auch?
Denn  „seine privaten Überzeugungen“ haben ja schließlich bei der Preisverleihung keine Rolle gespielt, denn „uns war es wichtig, einen Menschen zu ehren, der den Mut hat, einen sehr, sehr wichtigen Filmstoff zu thematisieren." (5)

Wichtig für wen?

Spielt da der Burda–Sprecher Nikolaus von der Decken in versteckten Worten doch auf Tom Cruise' Scientology–Mitgliedschaft an, die wohl kaum als private Überzeugung abgetan werden kann und wohl eher die Ziele und Pläne von Scientology wiederspiegelt?

So nahm sich der Schauspieler Tom Cruise nach Schirrmachers peinlicher Laudatio auch das Recht heraus, den wohl längsten  Monolog in der Geschichte der Bambi–Verleihung abzuhalten.

So sprach er ausführlich über seine schwierige Kindheit, ließ seine wichtigsten Rollen Revue passieren, rief dazu auf, einen Menschen nicht nach seiner Religion zu beurteilen (sieht man einmal davon ab, dass Scientology in Deutschland nicht als Religion anerkannt ist) und lobte das Land, das ihm eine Drehgenehmigung an Stauffenbergs Hinrichtungsstätte zunächst verweigert, später aber erteilt hatte.

„Meine Zeit in Deutschland wird immer etwas ganz Besonderes sein.“ (6)

 

Das war dann auch endlich  spannend genug für dessen Frau Katie Holmes, die zuvor eher gelangweilt blickend und Kaugummi kauend der Veranstaltung gefolgt war, um  wieder aufmerksamer zuzuhören.

Schließlich verschob Cruise seine Rede mehr und mehr auf die Figuren, welche er verkörpert hat, bis sich die Rede zuletzt als Verneigung vor Stauffenberg erwies.

 „Möge sein Mut uns inspirieren“ (7)

Zudem sei es  "ein Privileg, den größten deutschen Widerstandskämpfer zu spielen. Wenn wir seine Geschichte nicht weitererzählen würden, wäre etwas verloren", sagte Cruise.

Verloren für wen?

Schließlich beende Tom Cruise endlich seine Rede mit den Worten

"Es lebe das heilige Deutschland! Mögen wir dies, meine Damen und Herren, nie vergessen!" (8)

"Ein bisschen hat's mir da, ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen. Denn, dass so jemand dann am Schluss mit diesem Stauffenberg-Spruch 'Es lebe das heilige Deutschland' da versucht, eine Sache für sich zu vereinnahmen, mit der er ja doch verhältnismäßig wenig zu tun hat, das fand ich schon, gelinde gesagt, gespenstisch."  (9)

 

Doch was hat Tom Cruise nun wirklich Mutiges getan, um den Bambi zu erhalten?

Eine Tapferkeitsmedaille bekam der Schauspieler ja schließlich schon durch den Scientology-Chef David Miscavidge verliehen.  Und wenn man die beiden Bilder betrachtet, ging es bei der dortigen Verleihung der Tapferkeitsmedaille doch ziemlich zackig, ja fast schon militärisch ab.

FotoFotoMuss da noch eine weitere Tapferkeitsauszeichnung folgen?

Und könnte man da (ein Schelm wer dabei Böses denkt) Parallelen ziehen?

"Ich weiß nicht, was er Mutiges getan hat, ich weiß es wirklich nicht.“ (10)


Fazit: Die Bambi–Verleihung 2007 hinterlässt einen mehr als  faden Beigeschmack auf die Verantwortlichen und die Jury dieser Veranstaltung!

(1) Nikolaus von der Decken, Pressesprecher Burda-Verlag
(2) Steffen Grimberg, Medienredakteur der tageszeitung
(3) FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher
(4) FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher
(5) Nikolaus von der Decken, Pressesprecher Burda-Verlag
(6) Tom Cruise
(7) Tom Cruise
(8) Tom Cruise
(9) Steffen Grimberg
(10) Heiner Lauterbach


© 2007 by Ingo Löchel

Bilder: Archiv des Autors

 

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