Der Western in Film und Fernsehen: Barbara Stanwyck
Der Western in Film und Fernsehen
Barbara Stanwyck
"Ich bin ein zähes Unkraut aus Brooklyn. Ich werde schauspielern, bis ich 90 bin, und dann werden sie mein Gesicht nicht mit Make-Up zukleistern müssen.“ (1)
Im Alter von 13 suchte sie sich einen Job und arbeitete mit 15 als Model und als Ziegfeld Girl von Florenz Ziegfeld, der damals als Musical-Experte die Nummer 1 im Show-Geschäft war.
1924 gab Stanwyck in dem Musical "KEEP KOOL" ihr Broadway-Debüt. Nach Rollen in den Broadway-Stücken "THE NOOSE" (1926-1927) und "BURLESQUE" (1927-1928), gab Barbara Stanwyck mit dem Stummfilm "BROADWAY NIGHTS“ ihr Film-Debüt.
Bereits zwei Jahre später bekam sie in den beiden Tonfilmen “LOCKED DOOR” (1929) und “MEXICALI ROSE“ (1929) ihre ersten beiden Hauptrollen.
Am 26. August 1928 heiratete sie Frank Fay, von dem sie sich aber am 30. Dezember 1935 wieder scheiden ließ.
1930 machte die Rolle in dem Film "LADIES OF LEISURE“ Barbara Stanwyck zum Star in Hollywood, die ihr einen Vertrag bei Warner Brothers (1931 bis 1935) einbrachte.
Ein Jahr später folgte mit „ILLICIT“ ein weiterer Kino-Erfolg. Mit dem Regisseur Frank Capra drehte sie danach die Filme "THE MIRACLE WOMAN" (1932), "FORBIDDEN" (1932) und "THE BITTER TEA OF GENERAL YEN" (1933).
Gegen Mitte der 1930er Jahre stagnierte allerdings Stanwycks Karriere. Erst durch ihre erste Oscar-Nominierung für ihre Rolle in "STELLA DALLAS“ (1937) im Jahr 1938, bekam ihre festgefahrene Karriere wieder neuen Aufwind.
Mitte der 1930er Jahre lernte Stanwyck den Schauspieler Robert Taylor bei einer Party in einem Nachtclub kennen.
MGM lehnte jedoch eine Hochzeit der beiden ab, zumal Barbara Stanwyck zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Schauspieler Frank Fay verheiratet war, von dem Stanwyck aber die Scheidung anstrebte.
So verlief die Affäre der beiden Schauspieler mehr oder weniger inoffiziell, obwohl es in Hollywood kein richtiges Geheimnis war. Nachdem Barbara Stanwyck die Scheidung erreicht und das Sorgerecht für den adoptierten Sohn Dion erkämpft hatte, gab auch das Filmstudio MGM ihren Widerstand auf, und Robert Taylor und Barbara Stanwyck heirateten am 13. Mai 1939. Das Paar ließ sich aber aufgrund der vielen Affären Taylors am 21. Februar 1951 wieder scheiden.
"Ehe ist der einzige Kopfschmerz, den man sich absichtlich holt." (2)
1939 drehte Barbara Stanwyck mit "UNION PACIFIC" ihren nächsten Westernfilm. In den 1940er Jahren erreichte die Schauspielerin den Gipfel ihrer Popularität und war im Jahr 1944 mit einem Jahreseinkommen von mehr als 400.000 Dollar die höchstbezahlte Frau der USA.
1941 drehte sie "HIER IST JOHN DOE" und "WIRBELWIND DER LIEBE" zwei weitere Filme unter der Regie von Frank Capra. Die Rolle in "WIRBELWIND DER LIEBE" brachte Stanwyck 1942 ihre zweite OSCAR – Nominierung ein.
"Augen sind das wichtigste Mittel im Film, das hat mir Frank Capra beigebracht. Sicher, es ist schön, wenn man die Gelegenheit hat, tolle Dialoge zu sprechen. Aber großartiges Filmschauspiel - achten Sie auf die Augen!" (3)
1944 drehte Stanwyck den Film Noir "FRAU OHNE GEWISSEN" unter der Regie von Billy Wilder, der trotz negativer Kritiken ein großer finanzieller Kino – Erfolg wurde und für sieben Oscars nominiert wurde.
"In seinem ersten film noir - sein dritter Hollywood-Film - erzählt Regisseur Billy Wilder in düsteren Rückblenden die spannende Geschichte einer mörderischen Intrige.
Als Vorlage diente ein Roman von James M. Cain, zusammen mit Raymond Chandler schrieb Billy Wilder auch das Drehbuch.
Besonders gut: Barbara Stanwyck als böse femme fatale und Edward G. Robinson als betrogener Ehemann. Es hagelte sieben Oscar-Nominierungen, gewonnen hat ihn keiner.“ (4)
Stanwycks Rolle als durchtriebene Verführerin prägte das Rollenschema der Schauspielerin als Femme Fatale für die nächsten Jahre wesentlich, und brachte ihr ihre dritte Oscar-Nominierung ein.
Nach dem Kinoerfolg "FRAU OHNE GEWISSEN" folgten unter anderem die Filme "DIE SELTSAME LIEBE DER MARHA IVERS" (1946), "DIE ZWEI MRS. CARROLLS" (1946), "CALIFORNIA" (1947) und der Film Noir "DU LEBST NUR NOCH 105 MINUTEN" (1948),
"Ein aufregender, fesselnd inszenierter und brillant gespielter Thriller von Anatole Litvak ("Die dritte Dimension") - gleichzeitig ein Klassiker des film noir -, den der Regisseur nach einem erfolgreichen Hörspiel in Szene setzte." (5)
Die Rolle der LEONA in "DU LEBST NUR NOCH 105 MINUTEN" brachte der Schauspielerin Barbara Stanwyck ihre vierte und letzte Oscar Nominierung in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" ein.
1950 drehte Stanwyck "ENTGLEIST", der sie unter der Regie von Mitchell Leisen in einer typischen Joan-Crawford-Rolle zeigte: eine Frau nimmt nach einem Zugunglück eine falsche Identität an, erlebt glückliche Stunden in der neuen Familie und wird am Ende von ihrem ehemaligen Liebhaber erpresst.
Danach folgten unter anderem Rollen in Filmen wie "SEKUNDEN DER ANGST" (1953), "UNTERGANG DER TITANIC" (1954), "ZEUGIN DES MORDES" (1954) sowie der Western "KÖNIGIN DER BERGE" (1954).
"Der aus dem kanadischen Toronto stammende Regisseur Allan Dwan (1885-1981) drehte in seiner 50-jährigen Karriere unvorstellbare 433 (!) Filme, eines seiner bekanntesten Werke ist sicherlich das Stummfilmabenteuer "Die eiserne Maske". 1954 drehte Dwan mit Hollywood-Star Barbara Stanwyck diesen ungewöhnlichen Western, in dem sie sich als kämpferische Vertreterin des schwachen Geschlechts im von Männern dominierten Wilden Westen durchsetzen muss.
Mit wunderbaren Naturbildern unterlegt, verkörpert der spätere US-Präsident Reagan hier wenig überzeugend und recht hölzern den Revolverhelden, der Stanwyck in ihrem Kampf unterstützt.
Allerdings war Reagan nur zweite Wahl, zuvor hatte Robert Mitchum angesagt, dem das Drehbuch nicht gefallen hatte. Dwan drehte ein Jahr später mit der "Flucht nach Burma" einen weiteren Film mit der Stanwyck, die 1957 für eine ähnlich starke Frauenfigur in Samuel Fullers Western "Vierzig Gewehre" vor der Kamera stand." (6)
1956 gab Barbara Stanwyck in „SUDDEN SILENCE“, einer Folge der Serie „THE FORD TELEVISION THEATRE“, ihr TV – Debüt.
Ein Jahr später drehte sie mit dem Western "40 GEWEHRE" ihren letzten Film in den 1950er Jahren.
"Vierzig Gewehre", Samuel "Sam" Fullers dritter Western, zeigt Barbara Stanwyck als starke, alles dominierende Frauengestalt, die an Marlene Dietrich in Fritz Langs "Engel der Gejagten" (1951) und Joan Crawford in Nicholas Rays "Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen" (1954) erinnert.
Vor allem dank der französischen und italienischen Kritik wurde "Vierzig Gewehre" in Europa zum Klassiker und Kultfilm.
Eine Reihe extremer Großaufnahmen, ungewöhnlicher Kamerapositionen und Zwischenschnitte dienten Godard ("Außer Atem") und anderen Regisseuren als Vorbild, darunter auch Sergio Leone für "Spiel mir das Lied von Tod". (7)
Danach stagnierte Stanwycks Karriere und die Schauspielerin war danach fast nur noch im Fernsehen zu sehen.
1960 erhielt sie mit "THE BARBARA STANWYCK SHOW" ihre eigene TV-Serie, die allerdings bereits 1961 wieder eingestellt wurde, die ihr aber 1961 einen Emmy in der Kategorie "Herausragende Leistung einer Schauspielerin" einbrachte.
Danach folgten Gastauftritt in TV-Serien wie "GENERAL ELECTRIC THEATER" (1961), "WAGON TRAIN“ (1962/1963), "TAUSEND MEILEN STAUB" (1962) UND "DIE UNBESTECHLICHEN" (1963).
Zwischen ihrer Fernseharbeit war Stanwyck nur noch sporadisch auf der Kinoleinwand zu sehen. So unter anderem in "AUF GLÜHENDEM PFLASTER" (1962), "KÖNIG DER HEISSEN RHYTHMEN" (1964) und in dem Thriller "ER KAM NUR NACHTS" (1964)
"B-Film-Meister William Castle garnierte die Story, die er nach einem Buch von Robert Bloch (lieferte die Idee zu "Psycho") drehte, mit Horrorelementen. Castle setzt hier ganz auf sein Darstellergespann Stanwyck/Taylor, die in ihrer Karriere mehrfach zusammenspielten.“ (8)
Von 1965 bis 1969 folgte Stanwycks Rolle der Victoria Barkley in der TV - Western - Serie "BIG VALLEY“, die sie in 112 Folgen mimte. Diese Rolle bracht ihr einen Emmy in der Kategorie "Herausragende Leistung einer Schauspielerin" sowie 1967 und 1968 zwei Emmy-Nominierungen ein.
In den 1970er Jahren drehte Barbara Stanwyck nur noch die drei Fernsehfilmen "DAS GEISTERHAUS" (1970), "DER HAUCH DES BÖSEN" (1971) und "THE LETTERS“ (1973). Danach zog sich die Schauspielerin aus dem Film- und Fernsehgeschäft ins Privatleben zurück.
1980 war sie allerdings in "TONI'S BOYS", einer Folge der Serie "DREI ENGEL FÜR CHARLIE" wieder auf dem Fernsehbildschirm zu sehen. Hinzu kam 1983 die Rolle der MARY CARSON in "DORNENVÖGEL" sowie die Rolle der CONSTANCE COLBY in "DENVER CLAN" (1985) und "DIE COLBYS - DAS IMPERIUM" (1985-1986).
Danach zog sich Barbara Stanwyck aber endgültig ins Privatleben zurück.
Für ihre Rolle der Mary Carson in "DORNENVÖGEL" gewann die Schauspielerin 1983 einen Emmy und 1984 einen Golden Globe. 1982 erhielt Barbara Stanwyck zudem den Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk.
Barbara Stanwyck verstarb am 20. Januar 1990 in Santa Monica, Kalifornien, USA.
Mit ihren beiden Ehen hatte die Schauspielerin nicht viel Glück. Sie wurden beide geschieden.
Der Entertainer Frank Fay ertränkte seinen Neid auf ihren Erfolg im Alkohol; der Schauspieler Robert Taylor ging fremd.
Langjährige Freunde und Kollegen betonen die hinter der kühlen Fassade verborgene Warmherzigkeit, Sensibilität und Großzügigkeit Stanwycks.
So half sie 1939 unter anderem dem jungen Schauspieler William Holden seine erste Hauptrolle in "GOLDEN BOY" zu meistern.
Holden dankte es der Schauspielerin bis an sein Lebensende. Jedes Jahr am Datum des Drehbeginns von "GOLDEN BOY" sandte er einen Strauß rote Rosen an Stanwyck mit einer Karte, auf der er sich für ihre Unterstützung bedankte.
"Karriere ist ein zu schwergewichtiges Wort. Es war ein Job, und ich habe mich immer privilegiert gefühlt, für eine Tätigkeit bezahlt zu werden, die ich liebe.“ (9)
Filmographie
TV-Serien
(1) Barbara Stanwyck
(2) Barbara Stanwyck
(3) Barbara Stanwyck
(4) Prisma Online
(5) Prisma Online
(6) Prisma Online
(7) Prisma Online
(8) Prisma Online
(9) Barbara Stanwyck
© by Ingo Löchel