Ein mäßig spannender Krimi - Fear Street von R.L. Stine - Eingeschlossen

EingeschlossenEin mäßig spannender Krimi
Fear Street von R.L. Stine - Eingeschlossen

Die Teenager Ally, Shannon und Douglas haben sich vom elterlichen Heim in Shadyside eine Auszeit genommen und sind auf einen Skitrip gefahren.

Eigentlich eine schöne Sache, hätte Sam den Tripp mitgemacht. Doch Allys Freund ist kurz vorher abgesprungen. Dafür lernte man auf der Skihütte Marc kennen, der mit der Zeit etwas das Interesse von Ally geweckt hat.


EingeschlossenAls man in der Nacht wieder auf dem Heimweg nach Shadyside ist, hat man Marc kurzerhand mitgenommen. Schließlich hatte man sich angefreundet und warum sollte man ihn also nicht gleich auch nach Hause fahren. Schließlich liegt ja alles auf dem gleichen Weg.

Doch dummer Weise sind unsere Kurzurlauber auf der einsamen Straße direkt in einen Schneesturm geraten, der die Heimreise mehr als nur empfindlich stören könnte. Es reicht hierbei nur ein grober Fehler und man würde gegebenenfalls das eigene Elternhaus nie wieder lebend erreichen. Und dass ein solcher grober Fehler passieren kann, dafür sorgt nicht zuletzt Douglas der wieder einmal den Macho heraushängen lässt und mit seiner Fahrweise eben nicht nur sich selbst gefährdet. Hinzu kommt noch erschwerend, dass der Wagen nicht gerade in bester Verfassung ist und selbst die Heitzung nicht funktioniert.

Aber warum fuhr er nicht langsamer? Weil er eben Douglas war. Weil es ihm unheimlichen Spaß machte, den Macho heraushängen zu lassen, den Helden zu spielen. Ich kannte Douglas schon seit vielen Jahren. Er war ein sehr guter Freund von mir. Doch an jenem Tag wünschte ich ihn zur Hölle.

(Fear Street: Eingeschlossen / Seite 11)

Am Ende bleiben unsere Freunde nicht nur irgendwo auf einsamer Straße liegen, sondern müssen sich auch zu Fuß durchschlagen. Doch Marc scheint sich hier durchaus gut auszukennen und so erreichen sie bald eine bewohnte Hütte irgendwo im Nirgendwo.

Hier treffen sie auf den eher raubeinigen Richard und seiner weit jüngeren Frau Eva, bei denen sie vor dem Schneesturm Zuflucht finden. Doch schon recht bald fühlen sich unsere jungen Gestrandeten in der Gesellschaft ihrer Retter nicht mehr sonderlich wohl. Eva wirkt etwas zu ruhig und scheint sich in ihrer eigenen Küche nicht wirklich auszukennen. Richard hingegen neigt zu aggressiven Stimmungsschwankungen, pflegt einen recht seltsamen Humor, neigt dazu sich mit Bier volldröhnen zu müssen und hat scheinbar auch noch ein Auge auf die hübsche Shannon geworfen, die eigentlich vom Alter her sogar seine Tochter sein könnte.

Bei letzterem regt sich daher auch bei Douglas die Eifersucht und Ally hofft inständig, das Douglas sich zusammen reißt, damit die schon jetzt katastrophale Situation nicht noch weiter eskaliert.

"Still? Wie meinst du das?", fragte ich. Ich schauderte trotz der warmen Decke.
"Ich meine totenstill. Ich konnte die beiden nicht mehr hören. Keinen Ton. Es ... es war unheimlich, Ally."

(Fear Street: Eingeschlossen / Seite 53)

Auch am nächsten Tag bessert sich die Lage nicht wirklich, sondern gestaltet sich für die jungen Leute sogar immer bedrohlicher. Dann fasst man den Plan, schnellstmöglich von hier zu verschwinden um an anderer Stelle Hilfe zu bekommen.

Doch dann fällt das Telefon plötzlich völlig aus und die Straßen scheinen nicht geräumt zu werden. Den eigenen Wagen findet man plötzlich abgerutscht an einem Abhang wieder und andere Fahrzeuge scheinen nicht zu funktionieren. Hinzu kommt, das Eva sich seit der vergangenen Nacht nicht mehr hat sehen lassen und Richard auf die anderen immer bedrohlicher wirkt. Als man am Ende doch an Flucht denkt, hat bereits ein neuer Schneesturm eingesetzt. Und dann überschlagen sich die Ereignisse und es kommt zu einem Todesfall durch eine Schusswaffe.

Das Leben der jungen Leute scheint nun an einem seidenen Faden zu hängen und die Situation wird immer bedrohlicher. Ally beschließt alles auf eine Karte zu setzen um mit ihren Freunden zu entkommen. Doch dann macht sie eine erschreckende Entdeckung die über Leben und Tod entscheiden könnte.

Wo hatten sie Jake hingebracht? Das dauernde Tropfen machte mich ganz verrückt und unkonzentriert. Ich hustete. Das Geräusch warf ein dumpfes Echo von den Wänden, so als würde ich mich in einer riesigen Höhle befinden.

(Fear Street: Eingeschlossen / Seite 123)

R.L. Stine Nervenkitzel, schaurige Momente oder einfach ein Krimi:
R.L. Stine ist für seine Jugendbücher ja schon irgendwie berühmt. Dabei liebt er es, seine zumeist junge Leserschaft mit einigen Schauerelementen und phantastischen Besonderheiten zu faszinieren. Da kann man dann auch schon einmal auf einen Vampir treffen, oder eben auch nicht. Es kommt eben immer auf die jeweilige Geschichte an.

Elemente des Thrillers, des Horrors oder sollte ich besser sagen, des Gruselromans, findet man bei ihm aber fast durchgängig, auch wenn in nicht wenigen seiner Geschichten das Böse eigentlich von ganz normalen Menschen ausgeht, die aber aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr so ganz sauber im Oberstübchen ticken. Da kann auch mal die beste Freundin sich als Gefahr für Leib und Leben herausstellen, weil sie vor Neid oder gar Hass zerfressen ist. Oder der neue Mitschüler auf der Shadyside-Highschool schleppt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass man am Ende doch nicht so genau hatte wissen wollen.

Der eigentliche Dreh- und Angelpunkt hierbei ist in Shadyside die Fear Street. Hier scheint sich das Böse geradezu wohl zu fühlen und wehe man wohnt gerade hier und zieht die Aufmerksamkeit des Bösen auf sich. Doch wie man sich denken kann, bleibt R.L. Stine nicht bei der Fear Street stehen. Sie ist eher ein Ausgangspunkt und der Schrecken kann auch irgendwo an völlig anderer Stelle zuschlagen. Genau dies passiert in diesem vorliegenden Roman mit dem Titel EINGESCHLOSSEN. Denn Shadyside ist weit entfernt, was natürlich auch die Fear Street hier mit einschließt. Beides sind in dieser Geschichte von R.L. Stine nur Randerscheinungen, während der Schrecken an einem völlig anderen Ort zuschlägt.

Nun gehöre ich mit meinem Alter wohl nicht mehr direkt zur Zielgruppe, was die Leserschaft der besagten Romanreihe betrifft. Doch mit der Zeit habe ich, rein schon aus purer Neugierde die Erfahrung gemacht, dass mittlerweile mancher sogenannte Jugendroman spannender und interessanter sein kann, als ein früherer Roman der Serie JOHN SINCLAIR, wo mancher Roman von Jason Dark/Helmut Rellergerd mitunter eher unfreiwillig komisch anstatt gruselig und spannend daher kommt. Zudem muss ich sagen, das ich schon Jugendromane gelesen habe, die schriftstellerisch sogar um einiges höher anzusiedeln sind als gerade die manchmal etwas sehr spannungsfreie Schreibe seitens Helmut Rellergerd.

Gut, Rellergerd kann wenn er will auch mal etwas spannendes kreieren, doch der hohe Ausstoß an Heftromanen, den er noch vor nicht langer Zeit lieferte (heute kommen die meisten Romane seiner Serie ja eher von einem kleinen, aber wohl recht feinen Autoren-Team), sorgte damals für eine nicht gerade kleine Menge an Storys, bei denen man mitunter wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln konnte, während man gleichzeitig die versprochene Gänsehaut unter jedem Stein suchen musste und die Spannung längst einen Auslandsurlaub genommen zu haben schien.

Auch R.L. Stine hatte in seiner Hochzeit einen durchaus beachtlichen Ausstoß an Romanen zu verzeichnen, doch ihm gelang es bis auf kleine Abweichungen nach oben und unten die allgemeine Qualität zu halten. Natürlich mag ihm nicht der Abgabetermin so heftig im Nacken gesessen haben wie bei Rellergerd, aber gewisse feinere Ähnlichkeiten gibt es hier durchaus.

Bei seinem Roman EINGESCHLOSSEN kann man daher leider sogar sagen, das die Story an sich durchaus einen gewissen qualitativen Ausschlag nach unten beinhaltet.

EingeschlossenNicht alles ist Gold was im Lichte glänzt:
Der Roman selbst fängt durchaus sehr stimmig und auch spannend an, verhäddert sich jedoch im Mittelteil in einigen Belanglosigkeiten, geradeso, als drehe sich das Geschehen langsam aber sicher im Kreis herum. Das zehrt natürlich an der einmal aufgebauten Spannung und macht den Weg frei für einen schleichenden Hauch von Langeweile. Im Verlauf des letzen Viertel gibt Stine der Handlung nochmals eine entscheidende Wendung, die jedoch bei einem Kenner seiner Romane nicht mehr in vollem Umfang greifen kann. Das hat seine Gründe im Prinzip der Serie.

Der erste Grund dürfte sein, dass man diese Wendung durchaus vorhersehen konnte. Vielleicht nicht als gesicherte Erkenntnis, ausgehend von der bisherigen Handlung, aber unterschwellig hat man diese Möglichkeit beim lesen der Handlung durchaus bereits im Hinterkopf mit eingebunden. Neuleser eines Romans von R.L. Stine mögen nun etwas ungläubig aufschauen, doch wer ein paar seiner Romane bereits gelesen hat, der weiß, das der Autor in seinen Storys gerne noch eine überraschende Wendung bei seinen Charakteren in der Hinterhand behält, um gegen Ende, also etwa im Verlauf des letzten Viertel, den Leser noch einmal mit einem kleinen Knalleffekt zu überraschen.

Die Handlung und die Konstellation der einzelnen Charaktere ist ebenfalls recht gut gewählt, doch Stine schöpft hier die sich ihm bietenden Möglichkeiten nicht wirklich aus. Dafür dreht er sich immer wieder um einen möglichen Fluchtversuch, der dann scheinbar aussichtslos erscheint, nur um ihn dann etwas später doch wiederum zum Thema zu machen. Das erweist sich aber leider ab einem gewissen Punkt innerhalb der Handlung als Spannungsfresser.

In den Romanen (wir reden ja hier von Jugendbüchern im Spannungsbereich) von R.L. Stine wird übrigens durchaus gestorben, doch sollte man hier in der Regel nicht unbedingt auf mehr als einen Toten hoffen. Auch eine kleine Liebesgeschichte, zumindest in Ansätzen darf hier natürlich nicht fehlen. Die handelt Stine allerdings meist in einem Maße ab, die man als durchaus akzeptabel und unaufdringlich einstufen kann. So hält sich also auch die Beschreibung von Gewalt und Blut in recht überschaubaren Grenzen und Splatter sollte man hier erst recht nicht erwarten. Doch in EINGESCHLOSSEN hat es die Spannung recht schwer, sich zumindest im letzten Drittel nochmals wieder zu steigern und auch das Element des schauerlichen will hier nun über die gesamte Handlung kaum aufkommen.

Zuletzt muss man hier dann auch leider monieren, dass das Element der Phantastik nicht vorhanden ist. Das mag bei ausreichender Spannung auch kaum ein Problem sein, doch wenn es gerade da hapert, könnte ein kleines phantastisches Element zumindest das Interesse des Lesers wieder etwas anspornen.

Am Ende bleibt bei dem Roman EINGESCHLOSSEN aber leider nur der Eindruck zurück, einen mäßig spannenden Krimi gelesen zu haben. Und leider weicht der Autor damit etwas negativ von vielen seiner anderen Romanen seiner Reihe ab. Denn durchaus habe ich von ihm schon Storys gelesen, die mir gut bis sehr gut gefallen haben. Wo der Aufbau stimmte, Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und die Spannungsschraube sich langsam aber durchweg beständig nach oben schraubte, egal ob mit oder ohne phantastische Einflüsse. Doch man sollte sich nun nicht völlig von diesem speziellen Roman abschrecken lassen, denn er besitzt durchaus Momente, die, wenn schon nicht unbedingt spannend, dennoch recht interessant erscheinen können. Zudem pflegt R.L. Stine einen lockeren, gut lesbaren Schreibstil, so das die einzelnen Kapitel recht flott von der Hand gehen, aber auch das Kopfkino des Lesers positiv stimuliert wird.

Von mir bekommt der Roman EINGESCHLOSSEN jedenfalls noch zweieinhalb von insgesamt fünf Sterne. Man kann ihn kaum als Totalausfall aus der Feder von R.L. Stine bezeichnen, aber er kann es durchaus besser, wenn nicht sogar viel besser und das eben  ohne viele Leichen, Kübeln von Blut und für ein Jugendbuch eher unpassende, weil eindeutige, erotisch-sexuelle Schilderungen, die in Romanen anderer Autoren des Berich Horror gerne heran gezogen werden. Und seien wir ehrlich, jeder Autor hat schon mal ein Werk auf den Buchmarkt geworfen, dass sich locker hinter seinen sonstigen Geschichten verstecken kann. In diesem Sinne kann ich auch Lesern der gehobenen Altersklasse durchaus den Ratschlag geben, mal in eines der Jugendbücher von R.L. Stine hinein zu lesen. Man ist schließlich immer nur so Alt wie man sich selber fühlt und für ein spannendes und gutes Buch ist man eben nie zu Alt.

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Denn du bewegst dich auf dünnem Eis
(Ski Weekend)
Fear Street
von R.L. Stine
Genre: Horror/Thriller
Originalausgabe: 1991 Parachute Press Inc.
Seitenanzahl: 160 Seiten/gebundene Ausgabe
Erschienen: Juni 2003/3. Auflage
ISBN: 978-3785548295
Loewe

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