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The Evil of ... Hammer & Co. - Die Hammerfilme: DRACULAS RÜCKKEHR

The Evil of ... HammerDRACULAS RÜCKKEHR

Nachdem BLUT FÜR DRACULA (Originaltitel: DRACULA - PRINCE OF DARKNESS) an den Erfolg seines Vorgängers DRACULA an den Kinokassen sehr erfolgreich anknüpfen konnte, hatte Hammer Productions Blut geleckt und plante bereits mit DRACULAS RÜCKKEHR (Originaltitel: DRACULA HAS RISEN FROM THE GRAVE) den nächsten Dracula-Film. Den dritten Film der Dracula-Reihe.

Doch der Film stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Film war bereits in die USA verkauft worden.


Dracula beißt wiederDabei hatten die Dreharbeiten zu dem Film noch gar nicht begonnen und nur der Titel des Films stand fest. Zudem stand auch noch gar nicht fest, ob CHRISTOPHER LEE erneut für die Rolle des Dracula zur Verfügung stand.

Als die Dreharbeiten zu dem Film beginnen sollten, fiel leider TERENCE FISHER aufgrund eines Unfalls als Regisseur aus und musste durch FREDDIE FRANCIS ersetzt werden. So wurde statt am 18. März 1968 erst am 22. April 1968 mit den Dreharbeiten begonnen, die am 4. Juni 1968 abgeschlossen wurden.

Das schwache Drehbuch, das ANTHONY HINDS unter dem Namen JOHN ELDAR geschrieben hatte, war zudem auch nicht das Gelbe vom Ei. So kann die Handlung des Films in wenigen Sätzen beschrieben werden.

Weil Monsignore Ernst Müller (Rupert Davies) mit einem geweihten Kreuz Dracula den Eingang zu seinem Schloss verwehrt hat, will sich der Vampir für diese Schmach bitter an dem Geistlichen rächen.
So begibt sich Dracula mit dem Dorfpriester (Ewan Hopper), den er durch seine hypnotischen Kräfte in seine Gewalt gebracht und zu seinem Diener gemacht hat, in die Heimatstadt des Monsignore und macht sich an dessen Nichte Maria (Veronica Carlson) ran.
Müller versucht seine Nicht zwar zu retten, bezahlt seinen Einsatz, nachdem er von dem Dorfpriester über den Dächern der Kleinstadt niedergeschlagen wurde, mit seinem Leben. Nun ist es an Paul (Barry Andrews), Maria vor Dracula zu beschützen. Doch der hat damit so seine Probleme.

Doch nicht nur Paul, auch der Film selbst hatte mit Problemen zu kämpfen. Das fängt mit dem schwachen und handlungsarmen Drehbuch an und hört mit den eher blassen Schauspielern des Films auf.

Damit Christopher Lee seine dämonische Präsenz als Graf Dracula entfalten kann, braucht er starke Gegenspieler. Doch der fehlt in "DRACULAS RÜCKKEHR" gänzlich.
Denn weder der Schauspieler RUPERT DAVIES als Monsignore Ernst noch der noch blassere BARRY ANDREWS als Paul können PETER CUSHING als Van Helsing bzw. den ebenso brillanten ANDREW KIER als Abt Shandor das Wasser reichen. Davis und Andrews fehlt einfach deren nötige Leinwandpräsenz und Darstellungskraft. Damit fällt natürlich auch die Leistung Lees als Vampir stark ab, der diese aber durch einige Szenen und durch seine Mimik etwas ausgleichen kann.

Auch VERONICA CARLSON ist kein positiver Aspekt des Films. Das Blondchen ist halt kein Ersatz für die brillante BARBARA SHELLEY (Blut für Dracula) oder für die Schauspielerin MELISSA STRIBLING (Dracula).

Ein Model (sollte es auch noch so gut aussehen) ist eben keine Schauspielerin. Und so verschwand Veronica Carlson auch glücklicherweise schnell wieder von der Bildfläche.

Alles in allem wirkt DRACULAS RÜCKKEHR trotz seiner nur 90 Minuten sehr langatmig. Zudem fehlt dem Film der richtige Pepp.
Außerdem gelingt es dem Regisseur FREDDIE FRANCIS leider auch nicht, den zeitlosen Gothic-Stil der beiden Vorgänger oder überhaupt der früheren Hammerfilme einzufangen. Was ebenfalls ein Manko des Hammer-Films ist.

Zudem wirkt das Spiel mit dem Licht im Film auch eher lächerlich. So ist Christopher Lee als Graf Dracula ständig in rotes Licht gehüllt. Und dadurch nimmt sein Gesicht manchmal auch eine grünliche Färbung an.

Die einzig wirklich interessante Szene im Film ist, als Paul versucht, Dracula mit einem riesigen Holzpflock zu pfählen (doch selbst das kriegt das Weichei nicht zustande) und ihn danach mit einer Schaufel heißer Kohlen attackiert.

Das wars wieder mal Auch sonst weist der Film viele Ungereimtheiten und Lächerlichkeiten sondergleichen auf. Schon zu Beginn fragt man sich, als der Dorfpriester eine tote Frau hängend unter der Kirchenglocke findet, wie es Dracula gelungen ist, überhaupt in eine Kirche einzudringen.

Als der Dorfpriester stürzt, verletzt er sich nicht nur, sondern fällt auch an den Rand des zugefrorenen Baches, wo Dracula unter der Eisfläche gefangen ist. Durch den Fall des Priesters bilden sich natürlich Risse auf der Oberfläche des Eises, wodurch das Blut des Dorfpfarrers natürlich geradewegs in den Mund von Dracula fließt. Wohin auch sonst?

Nachdem der Dorfpriester aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, ist von seiner Wunde jedoch nichts mehr zu sehen. Auch kein noch so kleines Tröpfchen Blut von seiner Verletzung. Zudem ist Graf Draculas Spiegelbild seltsamerweise im Wasser des Baches durch den Priester zu erkennen.

Auch das Ende von Dracula kann dämlicher nicht sein. Der Vampir stürzt in die Tiefe, wo er natürlich vom Riesenkruzifix, das vor ihm heruntergestürzt ist, durchbohrt wird und danach zu Staub zerfällt.

Dämlicher kann es nicht werden?

O doch, es kann!

Die beiden Dracula-Nachfolger WIE SCHMECKT DAS BLUT VON DRACULA? bzw. DAS BLUT VON DRACULA (1969) sowie DRACULA - NÄCHTE DES ENTSETZENS (1970) bewiesen, dass die Macher von Hammer, hier insbesondere ANTHONY HINDS mit seinen Drehbüchern, noch einfallsloser - auch in Bezug auf das Erwecken und die Tötung Draculas - sein konnte.

Trotz allem war DRACULAS RÜCKKEHR jedoch ein finanzieller Erfolg an den Kinokassen beschieden, da er von seinen beiden Vorgängern noch zehren konnte. Bei seinen Nachfolgern sah die Sache dagegen schon ganz anders aus.

Erst der Film DRACULA JAGT MINIMÄDCHEN (Originaltitel: DRACULA A. D. 1972) beschritt neue Wege und hätte der Dracula-Serie und Hammer durchaus neue Impulse geben können.

Doch da war es leider bereits zu spät, denn Hammer Productions rutschte immer tiefer in die roten Zahlen und musste leider nicht ohne Grund und aufgrund diverser Flops schließlich Konkurs anmelden.

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Draculas RückkehrDRACULAS RÜCKKEHR
(DRACULA HAS RISEN FROM THE GRAVE)
GB 1968

Stab
Regie: Freddie Francis
Drehbuch: John Eldar
Produktion: Aida Young
Musik: James Bernard
Kamera: Arthur Grant
Schnitt: Spencer Reeve

Darsteller
Christopher Lee als Graf Dracula
Rupert Davies als Monsignore Ernst Müller
Veronica Carlson als Maria
Barry Andrews als Paul
Ewan Hooper als Dorfpriester
Barbara Ewing als Zena
Michael Ripper als Max
Marion Mathie als Anna Müller
 

© by Ingo Löchel

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2012-02-28 11:15
Zitat:
Der Film war bereits in die USA verkauft wordenDabei hatten die Dreharbeiten zu dem Film noch gar nicht begonnen und nur der Titel des Films stand fest. Zudem stand auch noch gar nicht fest, ob CHRISTOPHER LEE erneut für die Rolle des Dracula zur Verfügung stand.
Aber genau auf diese Weise hat der alte James Carreras, der Chef von Hammer, jedes Mal seine Filme gemacht. Um das Geld für die Produktion zusammenzubekommen, brauchte er den amerikanischen Markt. Also hat er sich einen Titel einfallen lassen, ein Filmposter malen lassen und das als Paket an die Amis verkauft. Dann hat er erst das Drehbuch schreiben lassen. :lol: Und das hat auch etliche Jahre gut funktioniert.

Vieles von dem, was heute so dämlich erscheint, lag auch an der britischen Filmzensur. Es ist ganz witzig, wenn man mal die erhaltene Korrespondenz liest. Hammer musste vor Drehbeginn alles absegnen lassen. Da wurde um jeden Blutstropfen auf der Leinwand gefeilscht, jeden Blick in den Ausschnitt, jeden Fluch. Und wehe es wurde angedeutet, es könnte ein Zusammenhang zwischen Draculas Blutsaugen und sexueller Anziehung bestehen.

Verrückte Zeiten. So etwas wie True Blood wäre damals als Pornographie betrachtet worden und die Autoren wären vor Gericht gekommen. Der Chefzensor Trevelyan muss im Grab rotieren ;-)
#2 Andreas Decker 2012-02-29 13:44
Zitat:
Der Film war bereits in die USA verkauft worden. Dabei hatten die Dreharbeiten zu dem Film noch gar nicht begonnen und nur der Titel des Films stand fest.
Aber so hat James Carreras doch anfangs immer gearbeitet. Ein schönes Filmplakat und den Titel, damit hat er seine amerikanischen Geldgeber geködert. Und er brauchte das Geld für die Produktion, denn allein konte er das nicht stemmen. Erst wenn er das Geld hatte, hat er das Drehbuch schreiben lassen.

Zitat:
Die beiden Dracula-Nachfolger bewiesen, dass die Macher von Hammer, hier insbesondere ANTHONY HINDS mit seinen Drehbücher, noch einfallsloser - auch in Bezug auf das Erwecken und die Tötung Draculas - sein konnte.
Da hat aber auch viel Zensur dazwischengefunkt. Wenn man mal in die Korrespondenz mit der Filmzensurbehörde reinsieht, da wurde um jeden Blutstropfen und jeden Blick in den Ausschnitt gefeilscht. Und wehe, der Eindruck entstand, dass Draculas Bluttrinken eine sexuelle Komponente hat, das ging gar nicht. Obwohl die Hammer-Filme immer das Erwachsenenrating hatten.

Für so etwas wie die Durchschnittsfolge True Blood wären die Macher wegen Verbreitung von Pornographie damals in England vor Gericht gelandet. :D :D
#3 Fynn 2013-04-11 07:57
Ja, Hammer hat mit Filmen wie den "Mini-Mädchen" "neue Wege beschritten" und sich dabei leider auch selbst verkauft. Denn das war nicht mehr Hammer, hatte nichts mit Gothic zu tun, was man mit dem Studio verband und liebte. Hammer scheiterte einfach an der Zeit, an neuen Filmen wie "Der Exorzist", "Das Omen" usw. Das war eine ganz andere, moderne Richtung, da mußte einfach Hammer passen. Ganz allgemein muss man auch sagen, wenn man Horrorfilme mit Logik angeht, dann kann das ja nichts werden. Hammer erzählt Geschichten und verbindet sie mit Atmosphäre. Das ist genauso schlicht wie genial. Keine Literweise Blut und Gore, das hatten die gar nicht nötig.

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