Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wehe wenn er es auf deinen Kopf abgesehen hat - »Sleepy Hollow«

Sleepy HollowWehe wenn er es auf deinen Kopf abgesehen hat
»Sleepy Hollow«

Police Constable Ichabod Crane gehört nicht gerade zu den beliebten Mitarbeitern unter den Gesetzeshütern des Jahres 1799 in den noch jungen Vereinigten Staaten. Denn er stellt mit seinen wissenschatlichen Ansätzen bei der Verfolgung von vielfältigen Verbrechen eine Person dar, welche die recht einfache Beweisführung, durch Geständnisse mittels der Folter ablehnt, und lieber ausgiebige Nachforschungen betreiben würde, statt hier nur über den Daumen gepeilt zu entscheiden.

Sleepy HollowUnd mit seinen neumodischen Methoden geht er nicht nur seinem Vorgesetzten, sondern auch dem zuständigen Richter enorm auf die Nerven. Doch der Richter gibt Crane - durchaus mit einigen Hintergedanken - zumindest die Möglichkeit, die Richtigkeit seiner auf Wissenschaft und Logik basierenden Untersuchungsmethoden zu beweisen. Nur dafür muss er von New York aus eine zweitägige Reise mit der Kutsche in das offenbar wirklich verschlafene Nest Sleepy Hollow antreten.

Denn dort sind innerhalb kürzester Zeit mehrere Bewohner auf recht seltsame Art und Weise ermordet worden. Um sich möglichst ein genaues Bild machen zu können, platzt Crane zuerst in eine Feierlichkeit und lernt dabei gleich auch die junge wie liebreizende Katrina Anne von Tassel kennen, was dann irgendwie auch gleich die Eifersucht von Brom Van Brunt auslöst, der gerne selbst einmal die holde Maid in den Hafen der Ehe führen würde.

Von den angesehenen Bewohnern des kleinen Ort, dem Bürgermeister Samuel Philips, dem Arzt Dr. Thomas Lancaster, dem Notar James Hardenbrook und dem Reverend Steenwyck, erfährt Crane jedoch statt harter und belegbarer Fakten eher eine recht schaurige Geschichte. So soll hinter den Morden ein ehemaliger hessischer Söldner stehen, welcher in dem Unabhängigkeitskrieg auf seiten der Briten gekämpft hatte, und dafür bekannt war, seinen Gegnern mit dem Schwert reihenweise die Köpfe abgeschlagen zu haben. Zumindest soll er so lange wie im Blutrausch gekämpft haben, bis das man ihn letztendlich ebenfalls enthauptet und irgendwo tief in den umliegenden Wäldern vergrub. Und genau dieser "kopflose Reiter" soll nun wieder aus seinem Grab auferstanden und nun für die jüngsten Morde verantwortlich sein, bei denen man zwar die Leichen fand, allerdings deren Köpfe mit dem kopflosen Reiter spurlos verschwunden sind.

Zwar mag Crane nicht so recht an einen auferstandenen Killer ohne Kopf glauben und schiebt dies eher dem Aberglauben der Bewohner von Sleepy Hollow zu. Und dies scheint dann auch die eifersüchtige Action von Van Brunt sogar noch zu bestätigen, der verkleidet als kopfloser Reiter, Crane der Lächerlichkeit preisgeben will.

Doch je mehr sich Crane in den Fall verbeißt, um so mehr wird es für ihn zur Gewissheit, dass er hier mit Logik und wissenschaftlichen Methoden nicht wirklich weiter kommt. Denn zu seinem erschrecken scheint es sich hier wirklich um den blutrünstigen hessischen Söldner zu handeln, der offenbar selbst auf der Suche nach seinem eigenen Kopf ist und dabei ganz bestimmte Bewohner von Sleepy Hollow gezielt ermordet.

Doch wenn diese Kreatur direkt aus der Hölle die Morde systematisch begeht, so muss laut Crane dahinter doch wiederum eine logische Erklärung stecken. Und so stellt sich für den nicht gerade mutigen Police Constable aus dem entfernten New York auch bald die Frage, welche Rolle hierbei die hübsche Katrina spielt, die offenbar auch der Künste der schwarzen Magie kundig ist, oder aber  deren Stiefmutter Lady Mary von Tassel, die ihrerseits in ihrer Kindheit mit ihrer Zwillingsschwester dem noch lebenden hessischen Söldner bereits einmal begegnet war? Und wo bitte befindet sich eigentlich nun der Kopf des gefürchteten kopflosen Reiter?

Sleepy HollowSleepy Hollow kann man eigentlich ...
... als ein kleines Meisterwerk von Tim Burton bezeichnen, auch wenn hier der Schauspieler Johnny Depp (DIE NEUN PFORTEN/1999) als Constable Ichabod Crane wieder einmal eine für ihn schon fast typisch skurrile Figur abgibt. Allerdings bin ich gerne bereit, ihm dies hier einmal wohlwollend nachsehen zu wollen, da er hier in seiner Rolle nicht wirklich extrem überdreht auftritt, wie etwa in Filmen wie EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN von 1990, CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK von 2005 oder aber in den PIRATES OF THE CARIBBEAN Verfilmungen in der er die Rolle des Jack Sperrow verkörpert.

Zwar wirkt Depp auch hier mitunter schon mal etwas hart an der Grenze zur Albernheit, kann sich jedoch durchaus fangen, bevor er völlig in eben diese grenzwertigen Abgründe des manchmal recht geistfreien US-Humor abzugleiten droht.

An seiner Seite glänzt hierbei glücklicher Weise durch die Bank positiv die Schauspielerin Christina Ricci (MONSTER/2003 oder BLACK SNAKE MOAN/2006), die trotz ihres recht hohen schauspielerischen Talent leider nicht unbedingt immer ein sicheres Händchen in der Auswahl der Filmproduktionen hatte, in denen sie mitspielte. Hier jedoch ist sie unbestreitbar darstellerisch einer der Höhepunkte im Film.

Aber auch sonst hat man sich in Sachen Verfilmung eines der recht wenigen eigenen US-Märchen bzw. Sagen, nicht lumpen lassen, wenn es um die Besetzung geht. So finden wir z.B. Casper Van Dien, der eigentlich bisher außer dem SciFi-Film STARSHIP TROOPERS (1997) auch nicht gerade ein goldenes Händchen bei der Auswahl seiner Filme  gezeigt hatte.

Sleepy HollowBesser sah es da bei Martin Landau aus, den man aus Filmen oder  Fernsehserien wie DER UNSICHTBARE DRITTE (1959), MONDBASIS ALPHA 1 (1975 bis 1978) oder DAS GEHEIMNIS DER FLIEGENDEN TEUFEL (1980) kennen dürfte. In SLEEPY HOLLOW (1999) sieht man ihn allerdings nur zu Beginn in einer kleinen Rolle, bevor er hier auch recht schnell den Kopf verliert.

Die Liste lässt sich weiter fortsetzen mit Namen wie Jeffrey Jones (FERRIS MACHT BLAU/1986 oder IM AUFTRAG DES TEUFELS/1997), Miranda Richardson (VATERLAND/1994 oder HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH/2005) oder aber Michael Gough (DER SCHÄDEL DES MARQUIS DE SADE/1965 oder etwa BATMAN/1989).

Ebenfalls in einer eher kleinen Rolle als Richter tritt hier auch Christopher Lee (DRACULA/1958 oder STAR WARS: EPISODE II. - ANGRIFF DER KLONKRIEGER/2002) auf, der zwar hier eher nur kurz zu Beginn des Film erscheint, dafür aber ohne großen Aufwand durchaus einen bleibenden Eindruck innerhalb der Gesamthandlung hinterlässt.

Den schaurigen kopflosen Reiter, wo er noch seinen Kopf hatte (bzw. wieder bekommen hat), spielt der markante Schauspieler Christopher Walken (JAMES BOND 007 - IM ANGESICHT DES TODES/1985 oder GOD'S ARMY - DIE LETZTE SCHLACHT/1995). Dabei sorgen auch die angespitzten Zähne und seine gruseligen Kontaktlinsen für eine recht finstere Darstellung des hessischen Söldner. Allerdings hatte man bei den Dreharbeiten ein wenig Probleme hinsichtlich des großen schwarzen Pferdes, da Walken und eben Pferde wohl nie wirkliche Freunde im Leben werden würden. Dies bekommt man von ihm auch exklusiv mit einem Augenzwinkern im Bonusmaterial bescheinigt. Da musste man also in Sachen Spezialeffekte durchaus einiges in Szene setzen. Richtig reitend auf einem echten Pferd sah man Christopher Walken als kopflosen Reiter ohne Kopf daher eigentlich nie so richtig. In den "kopflosen Szenen" kam dann allerdings auch eher der Darsteller Ray Park (X-MEN/2000 oder SOLO: A STAR WARS STORY/2018) als blutrünstiger Hesse auf dem echten Pferde zum Zuge.

Man kann hier allerdings nun bei mir durchaus bemängeln, dass ich hier noch einige bekannte Namen immer noch nicht erwähnt habe. Doch seien wir mal ehrlich, der Artikel würde dann eine enorme Länge erhalten und ganz unter uns gesagt, sollten Filmartikel auch nie länger als wirklich nötig sein. Zumal dann, wenn man hier noch eine (nämlich meine) persönliche Filmkritik erwartet. Und mal ehrlich, bis zum angepeilten Erscheinungstermin dieses Filmbeitrag wird auch die Zeit langsam aber sicher verdammt knapp.

Sleepy HollowMein Fazit:
Interpretationen gibt es im Internet hinsichtlich der Umsetzung und der Auslegung der Handlung wohl bereits genug. Da will ich mich hier nicht auch noch beteiligen. Wer daher eine solche Filmkritik gerne zum Film SLEEPY HOLLOW lesen möchte, dem kann ich z.B. die Kritik von Ulrich Behrens auf der Plattform  "filmstarts.de" empfehlen.

Mir persönlich hatte SLEEPY HOLLOW jedenfalls durchaus recht gut gefallen. Nur bei der Bezeichnung Horrorfilm habe ich durchaus mitunter kleine Bauchschmerzen. Das liegt aber daran, dass der Film ja auch auf einem der recht wenigen eigenen US-Märchen bzw. literarisch phantastischen Glanzleistungen basiert. Und bei dem Märchen von SCHNEEWITTCHEN nimmt man ja auch nicht unbedingt so ganz locker das Wort "Horror" in den Mund, auch wenn hier eine böse Hexe, die sichtlich irgendwo auch mit dem Teufel im Bunde ist, eine nicht gerade unwichtige Rolle spielt. Bei SLEEPY HOLLOW würde ich aber zumindest die zielführende Bezeichung als "Horrorkomödie" durchaus als passend bezeichen.

Auf der anderen Seite und wenn man die bekannten Märchen dabei sogar in ihrem oftmals viel blutigerem Original liest, dann erkennt man auch, dass es sich hier nicht gerade selten um durchaus gruselige Geschichten handelt, die man sich früher mangels Kino, Fernsehen oder ähnlichen Medienformen in der warmen Stube am offenen Kamin erzählt hatte. Im Grunde also eine traditionelle Vorstufe dessen, was wir Heute z.B. eben durch Horrorfilme geboten bekommen.

Und in dem Punkt ist ein Regisseur wie Tim Burton durchaus ein Garant für märchenhafte wie aber auch schaurige Bilder, was er für mich gerade auch durch SLEEPY HOLLOW recht eindringlich unter Beweis stellte. Zumindest kann sich allerdings die filmische Umsetzung von 1999 durchaus (immer wieder) sehen lassen und zeigt auch recht eindringlich, was man aus einer eher an Seitenzahlen dünnen schaurigen Geschichte für das Kino herausholen kann. Dabei trägt allerings auch die perfekte und mit vielen bekannten DarstellerInnen gebotene Besetzung bei, bei der Johnny Depp bei aller Liebe eben auch nur ein Highlight von vielen ist.

In Sachen Bonunmaterial hätte ich hier vielleicht gerne noch etwas mehr gehabt, allerings will ich mich hier nun nicht mit aller Gewalt beschweren, denn leer geht man hier nun bei der mir vorliegenden Blu-ray ebben auch nicht aus. Und so bin ich gerne bereit, dem Film SLEEPY HOLLOW durchaus knapp noch die vollen fünf von insgesamt fünf abgeschlagenen Köpfen als Bewertung zuzugestehen. Das dabei auch eine klare Empfehlung für den Film gehört, muss ich wohl kaum noch extra erwähnen.

Sleepy HollowSleepy Hollow
mit Johnny Depp, Christina Ricci, Miranda Richardson,  Christopher Walken, Jeffrey Jones, Christopher Lee, Michael Gough, Michael Gambon, Claire Skinner, Steven Waddington, Martin Landau, Lisa Marie, Alun Armstrong, Ian McDiarmid u.a.
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Kevin Yagher, Andrew Kevin Walker
Produktion: Adam Schroeder, Scott Rudin
Musik: Danny Elfman
Genre: Horrorkomödie
Laufzeit: 105 Minuten (BD)
DVD/FSK: 16 Jahre
Extras: Blick hinter die Legende, Gedanken über Sleepy Hollow
Vertrieb: Paramount Pictures
USA/Deutschland 1999

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.