Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Brauchte es eine Fortsetzung? - »Der letzte Exorzismus: The next Chapter«

Der letzte Exorzismus: The next ChapterBrauchte es eine Fortsetzung?
»Der letzte Exorzismus: The next Chapter«

Der Horrorfilm DER LETZTE EXORZISMUS unter der Regie des Deutschen Daniel Stamm aus dem Jahre 2010 wusste mir schon damals irgendwie nur sehr bedingt noch zu gefallen. Und das lag auch an dieser unseeligen Mode einer Art Fake-Dokumentation durch das filmische Found-Footage-Prinzip. Spannung war hierbei schon eher dünn gesäht und der Anteil an Horror zog erst gegen Ende des Films wirklich einmal brauchbar an. Trotzdem spielte diese US-Billig-Produktion bis zu 40 Millionen US-Dollar ein.

Der letzte Exorzismus: The next ChapterDas Budget von DER LETZTE EXORZISMUS bestand hingegen aus gerade einmal zwei Millionen US-Dollar, wobei man eigendlich meinen könnte, dass man den Film auch mit 100.000 US-Dollar locker hätte hinbekommen können. Dieser daher eher in meinen Augen unverdiente Erfolg ließ natürlich Mitproduzent Eli Roth (HOSTEL/2005 oder THE GREEN INFERNO/2013) nicht wirklich mehr still sitzen, so das man irgendwie dem Glauben verfallen war, man müsse nun auch noch eine Fortsetzung nachschieben. Und so entstand dann DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER mit Veröffentlichung im Jahre 2013, wo wiederum Ashley Bell (BOOM! SEX MIT DER EX/ebenfalls 2013) erneut die besessene junge Nell Sweezer spielt. Doch schauen wir da doch mal kurz in die Handlung rein:

Nell ist die einzige, die das grauenvolle okkulte Ritual samt dem Exorzismus auf der alten Farm überlebt hat und ist nun eher reichlich traumatisiert.

Dabei scheinen die ganzen Vorkommnisse aus dieser Schreckensnacht allerdings aus ihrem Gedächtnis wie gelöscht zu sein. Hierzu gehört auch der Tod ihrer gesamten Familie, den sie ebenfalls nicht nachvollziehen kann. Doch Nell spürt immer noch, dass etwas Böses immer noch in ihrem Inneren sitzt und offenbar nur auf eine neue Gelegenheit wartet, um erneut zuschlagen zu können.

Hilfe wird ihr in einer Art Frauenhaus indessen durch den Therapeuten Frank Merle zuteil, der zwar nicht an Dämonen oder die Hölle glaubt, sich aber durchaus für Nell und ihren Weg zu einem neuen und normalen Leben einer jungen Frau verantwortlich fühlt.

Aber auch unter den anderen jungen Frauen findet Nell recht bald einen durchaus positiven Anschluss. Besonders aber scheint hierbei die junge Gwen einen gewissen Draht zu Nell gefunden zu haben. Und Nell verliebt sich langsam sogar in einen netten Jungen mit Namen Chris, den sie in ihrem ersten neuen Job in einem Hotel kennenlernt und der ebenfalls nur zu gerne ihre Nähe sucht.

Doch in den Nächten wird Nell durchaus noch von erschreckenden Albtäumen geplagt, wobei sie sogar beginnt, über ihrem Bett zu schweben, während alle um sie herum bereits schlafen. Denn der Dämon, der für ihre grauenhafte Vergangenheit verantwortlich war, schlummert bisher nur in ihr und beginnt nun langsam wieder eine bösartige Rolle in Nells Leben spielen zu wollen. Doch nun fühlt es sich für Nell anders an als damals, als sie durch diese höllische Kreatur zu den grauenhaften Taten missbraucht wurde.

Als dann Gwen und die anderen jungen Frauen über das Internet hinter die wirkliche Vergangenheit von Nell Sweezer kommen, bricht der Dämon in ihr erneut durch. Doch dieses mal scheint Nell ihre Besessenheit nicht nur zu akzeptieren, sondern sogar einen Weg gefunden zu haben, faktisch eine völlig neue und bewusste Einheit mit dem inneren Dämon zu erreichen.

Der letzte Exorzismus: The next ChapterGut, das letzte ist ...
... durchaus ein Ansatz, den man so in diesem Subgenre bisher noch nicht wirklich gesehen hatte. Denn offenbar wird Nells Seele im Finale nicht etwa durch den Dämon in ihr völlig unterdrückt, sondern sie geht vielmehr eine gleichberechtigte Symbiose mit der Kreatur des Bösen in ihrem Körper ein.

Ein weiterer Pluspunkt der Fortsetzung aus dem Jahre 2013 ist der Umstand, dass man hier unter der Regie von Ed Gass-Donnelly nicht noch einmal zu der wirklich langsam überholten Form eines Food-Fountage-Filme gegriffen hatte, sondern sich wieder auf die wirklich alte wie auch gute Verfilmung der Handlung konzentrierte. Da hilft es auch nicht nachträglich, wenn Eli Roth im Bonusmaterial eben den ersten Film im Found-Footage-Stil weiterhin verteidigt, weil dieser in der Form einer "Mockumentary" die Zuschauer damals in Angst und Schrecken versetzen sollte.

Mal ehrlich, nicht immer ist der Found-Footage-Stil selbst in meinen kritischen Augen grenzwertig. Ab und an gelingt das Vorhaben z.B. in manchen Filmen z.B. diverser Horrorfilm-Reihen wie bei REC aus dem Jahre 2007 oder REC 3: GENESIS aus dem Jahre 2012, oder auch bei den Filmen der Reihe PARANORMAL ACTIVITY, ebenfalls seit 2007. Nur war auch bei diesen Filmreihen im Found-Footage-Stil nicht immer wirklich alles Gold, was da sich zu glänzen angeschickt hatte.

Doch hat es nun der Fortsetzung von DER LETZTE EXORZISMUS: CHAPTER 2 wirklich etwas positives gebracht, wenn man hier wieder zur bekannten Filmform zurückgefunden hatte?

Ehrlich gesagt hatte ich mir da wirklich mehr erwartet als das, was mir dann auf der mir vorliegenden Blu-ray geboten wurde. Dabei kann man hier durchaus sagen, dass sich Ashley Bell, die ihre Gliedmaße ja auch enorm körperlich verrenken kann, redlich Mühe gegeben hatte. Wirklich herausgekommen ist dabei allerdings recht wenig Horror, dafür allerdings eher viel Drama mit einigen heftigen Längen, welche eher jegliche Spannungsmomente in die Flucht schlagen. Aber auch den anderen Darstellerinnen und Darstellern kann man hier irgendwie keine negativen Aktivitäten vorwerfen.

Sei es hier nun die Schauspielerin Julia Garner (SIN CITY 2: A DAME TO KILL FOR/2014) als das blonde Lockenköpfchen Gwen, dem Schauspieler Muse Watson (ICH WEISS, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST/1997) in seiner Rolle als Frank Merle oder eben auch der Schauspieler Spancer Treat Clark (THE LAST HOUSE ON THE LEFT/2009), der hier den ruhigen wie auch verliebten Chris recht überzeugend spielt.

Das eigentliche Übel liegt hier wohl in erster Linie (wieder einmal) am Drehbuch, welches hier neben der Regiearbeit seitens Ed Gass-Donnelly sowie Damien Chazelle verbrochen wurde. Denn wer hier einen wirklich guten Horrorfilm erwartet hatte, in dem es sich um einen Exorzismus dreht (den es hier irgendwie auch nicht gab), der wurde sicherlich ziemlich enttäuscht.

Denn in den mindestens ersten 45 Minuten des insgesamt 89 Minuten langen Film (BD), passiert wirklich nicht viel, außer, dass man zusieht, wie eine junge Frau etwas schüchtern wie verängstig versucht, wieder ein völlig normales Leben aufzunehmen. Das mag irgendwie recht interessant sein, hat aber in Sachen Spannung bzw. sogar gruseligen Elementen tendenziös recht wenig bis Null zu bieten.

Und selbst wenn man dann langsam anfängt, die entsprechenden Stellschrauben in Sachen Spannung und Horror anzuziehen, bleibt man hier locker hinter allen Erwartungen zurück, die man sich als Fan solcher Horrorfilme gemacht hatte. Und das ist sogar besonders übel, weil man diese Fortsetzung sogar noch werbemäßig offensiver mit dem Namen des Produzenten Eli Roth verbunden hatte als den filmischen Erstling aus dem Jahre 2010. Dem Ruf als Horror-Ikone dürften gerade diese zwei Filme Eli Roth allerdings eher schaden als stärken können.

Da hilft es dann auch nicht, wenn Eli Roth im Bonusmaterial krampfhaft immer wieder eine Verbindung zwischen dem wahren Filmklassiker DER EXORZIST aus dem Jahre 1973 und seinen DER LETZTE EXORZISMUS-Filme zu knüpfen versucht, oder sich sogar darin steigert, indem er die beiden Filme zu DER LETZTE EXORZISMUS als moderne Version für eine neue Generation bezeichnet. Denn man Ende dürften auch Fans der jüngeren Generation hier lieber wieder zum wirklichen Klassiker DER EXORZIST von 1973 greifen, da auch DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER kaum wirklich an diese Klasse herankommt.

Der letzte Exorzismus: The next ChapterMein Fazit:
Mit dem Namen Eli Roth, der eigentlich für harte Horrorfilme und gute Psycho-Thriller wie  CABIN FEVER/2002, 2001 MANIAC/2005, HOSTEL/2005, oder aber KNOCK KNOCK/2015 steht, lässt sich natürlich so mancher Fan des düsteren wie blutigen Genre ködern. Nur zu oft sollte man dies gerade mit solchen Filmen wie hier z.B. mit DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER nicht auf die Spitze treiben. Denn spätestens nach der Sichtung solcher Filme dürfte die Hoffnung auf einen guten Horrorfilm schnell in Frust und/oder Enttäuschung umschlagen. Und dann mutiert so ein großer Name im Genre wie eben Eli Roth schnell vom geschätzten "Rennpferd" zum "müden Klepper".

Selbst für Ashley Bell, für die ja die Rolle der Nell Sweezer im ersten Film mit dem Titel DER LETZTE EXORZISMUS von 2010, die erste größere Filmrolle war, kann man sich irgendwie nur wirklich bessere Rollen in wirklich besseren Filmen (gerne auch in diesem Genre) wünschen. DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER von 2013 dürfte hierzu allerdings keine wirklich gute Visitenkarte abgeben.

So wundert es auch nicht wirklich, das diese Fortsetzung seitens des Publikum hinsichtlich einer Umfrage von CinemaScore nur die Note B abzuräumen vermochte. Und auch Frank Scheck  nannte diese Fortsetzung schlicht und ergreifend im Hollywood Reporter  nur ein "uneindrucksvolles Sequel des ersten Teil". Wobei ich hier sagen muss, dass die Fortsetzung hier durchaus in der Tradition dieses ersten Teil geblieben ist, welcher mich eben damals 2010 schon kaum wirklich zu überzeugen vermochte.

Unter dem Strich bleibt THE LAST EXORCISM: PART II (so der Originaltitel) über einen langen Zeitraum einem Horrorfilm recht fern und ist dann späterhin leider auch nicht mehr in der Lage, dieses Blatt irgendwie noch wirklich positiv zu wenden. Wem der Horror hingegen eher egal ist und man statt dessen lieber ein Drama um eine junge Frau sehen möchte, der wird hier durchaus gut bedient. Allerdings, da der wirkliche Horror-Anteil eher einer Enttäuschung gleichkommt, kann ich auch keine positive Empfehlung für den Film DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER aussprechen. Als Bewertung käme der Film bei mir mit gerade mal noch zwei von insgesamt fünf Sternen aber noch an einer völligen Katastrophe vorbei - zumindest wenn ich bei der Vergabe der Bewertungssterne ein Auge ganz fest zudrücke.

Selbst bei dem Bonusmaterial hätte ich mir etwas mehr gewünscht gehabt, außer eben den Interviews seitens Eli Roth oder Ashley Bell, die mit aller Gewalt dieses Filmchen hochjubeln möchten, wo es nicht wirklich viel zu jubeln gibt. Da wende ich mich also demnächst lieber einem wirklich guten Film in Sachen Exorzismus und Dämonen zu, der auch vor kurzem erst aktuell vom Kino nun auf DVD bzw. Blu-ray für das eigene Heimkino gewechselt hat. Ob ich irgendwann mal einen Artikel nachträglich zum ersten Film DER LETZTE EXORZISMUS machen werde, mag ich hier auch noch nicht versprechen. Denn hierzu müsste ich die entsprechende DVD in meiner Filmsammlung noch mal rauskramen und erneut ansehen. Und bei letzterem bekomme ich gerade irgendwie ganz negative Zuckungen im Nacken.

Der letzte Exorzismus: The next ChapterDer letzte Exorzismus: The next Chapter
(The Last Exorcism: Part II)
mit Ashley Bell, Spencer Treat Clark, Julia Garner, Muse Watson, Erica Michelle Singleton, Tarra Riggs, Louis Herthum, Boyana Balte, E. Roger Mitchell u.a.
Regie: Ed Gass-Donnelly
Drehbuch: Ed Gass-Donnelly, Damien Chazelle
Produktion: Eli Roth, Marc Abraham, Eric Newman, Thomas A. Bliss
Musik: Michael Wandmacher
Genre: Drama/Horror
Laufzeit: 89 Minuten (BD)
DVD/FSK: 16 Jahre
Extras: Interview mit Eli Roth und Ashley Bell, Trailer, Wendecover
Vertrieb: Studiokanal
USA 2013

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.