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Über die Besessenheit und die Sünden des Priesters - »The Exorcism of God«

The Exorcism of GodÜber die Besessenheit und die Sünden des Priesters
»The Exorcism of God«

Im Grunde ist der amerikanische Priester Peter William für seine intensive Wohltätigkeitsarbeit in den ärmsten Gegenden von Mexiko äußerst beliebt. Daher wird er auch von der Gemeinde fasst schon wie ein Heiliger verehrt. Das hält ihn aber auch nicht davon ab, mit so manchen schon mal ein kleines Späßchen zu machen. Doch dann wird er eiligst für einen nicht genehmigten Exorzismus ins Waisenhaus gerufen, wo ein äußerst bösartiger Dämon in den Körper der Nonne Magali gefahren ist.

The Exorcism of GodDoch der Exorzismus läuft nicht so, wie es sich William erhofft hatte, denn der Dämon greift hierbei besonders seine geheimen Gefühle hinsichtlich der besessenen Nonne an und beginnt William daher zu verführen. Und dies mit Erfolg, denn der Priester lässt sich dazu hinreißen und vergeht sich sexuell am Körper der besessenen Nonne.

Zwar konnte er wohl doch am Ende den Dämon aus der gepeinigten Magali austreiben, jedoch hat er in den folgenden Jahren hindurch das Geheimnis um den hierbei erfolgten sexuellen Missbrauch nie öffentlich gemacht, oder innerhalb der Kirche gebeichtet. Und auch jetzt, rund achtzehn Jahre später halten ihn die Menschen daher immer noch für einen Heiligen, zumal er auch dafür bekannt geworden war, eben einen Dämon aus den Tiefen der Hölle ausgetrieben zu haben.

Trotzdem glaubt William insgeheim, das es eine Strafe Gottes wegen seiner Verfehlung sein könnte, wenn eines der Waisenkinder plötzlich an einer unerklärlichen Krankheit stirbt. Die Frage ist allerdings eher zu stellen, ob hierbei wirklich Gott seine Finger im Spiel hat, oder eventuell doch der Dämon, den er damals hoffte besiegt zu haben.

Doch nun wird William erneut um Hilfe und seinen geistlichen Beistand gebeten, denn ein junges Mädchen, welches wegen eines Vergehen in einem heruntergekommenen Frauengefängnis inhaftiert wurde, ist offensichtlich vom gleichen Dämon besessen, welcher damals bereits seine moralische Schwäche ausgenutzt und ihn dann zu seiner schändlichen Verfehlung verleitet hatte.

Um aber nicht erneut durch diese listige wie grausame Höllenkreatur in dem jungen Mädchen zu einem weiteren Sündenfall verleitet zu werden, bittet er nun seinen Freund, den erfahrenen Pater Lewis, ihn beim Exorzismus zu unterstützen. Doch auch mit dieser Unterstützung kann Pater William diesen durchaus mächtigen Dämon nicht besiegen, es sei denn, er macht hinsichtlich seiner eigenen Sünden endlich reinen Tisch. Das aber könnte auch zur Amtsenthebung durch den Bischof führen, welcher ja von dem damaligen sexuellen Missbrauch ebenfalls nichts ahnt.

Aber auch der Dämon selbst verfolgt hier einen durchaus lange vorbereiteten Plan. Und so könnte William durchaus das junge Mädchen retten, wenn er es dafür zulassen würde, sich durch eines Exorzismus der Dämonen von Gott befreien zu lassen und sich damit entgültig der Hölle zu verschreiben. Um Pater William aber darüber hinaus noch intensiver unter Druck setzen zu können, werden auch die Kinder im Waisenhaus durch eine dämonische Erscheinung - einer Art dunklen Maria - mit dem Tode bedroht.

Kann es William trotzdem noch gelingen, das besessene Mädchen wie auch die Kinder zu retten und gleichsam auch auf Vergebung für seine eigenen Sünden zu hoffen?

The Exorcism of GodDas Thema hinsichtlich einer Besessenheit ...
... hat durchaus recht enge Grenzen, so das so manche Fans hier eigentlich umsonst auf wirklich noch unbekannten Überraschungen  warten, die das Thema schlicht einfach auch nicht bieten kann.

Und auch THE EXORCISM OF GOD macht zuerst einmal eine huldvolle Verbeugung vor dem bisher unerreichten Klassiker DER EXORZIST von 1973 nach einem Roman von William Peter Blatty. Doch damit hält sich der Film von Alejandro Hidalgo (Regie) nicht unbedingt lange auf. Denn die Zuschauer bekommen gleich eine Menge zu sehen. Wobei man hier auch besonders die wirklich gute Arbeit der Maskenbildner hervorheben kann. Nur sind nicht alle Special-Effects wirklich so gelungen, was aber auch sicherlich einem recht begrenzten Budget geschuldet sein dürfte.

Der Film selbst kommt inhaltlich natürlich nicht für jeden Filmfreund unbedingt an weitere filmische Vertreter dieses Subgenre heran wie CONSTANTINE von 2005, oder etwa der CONJURING-Filmreihe ab 2013, bzw. dem Film THE POSSESSION OF HANNAH GRACE (2018) oder AMITYVILLE 2: THE POSSESSION (1982). Das reicht aber längst nicht dafür aus, THE EXORCISM OF GOD nun in den Bereich der wirklich schlechten Filmbeiträge zu dem Subgenre um Dämonen und der Besessenheit zu verorten. Eher im Gegenteil, wenn man einmal bedenkt, dass es sich hier auch erst um den zweiten wirklich eigenen Film seitens Alejandro Hidalgo handelt, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hatte.

Der Film THE EXORCISM OF GOD geht hier durchaus aber auch eigene Wege und kann z.B. mit frischen Ideen aufwarten, die zwar nicht konsequent ins Ziel gesteuert werden, was die Handlung betrifft, aber trotzdem dafür sorgen, das der Film sich von ähnlich gelagerten Horrorfilmen objektiv etwas abheben kann.

So kommt der Film durchaus mit einer hübsch eingebauten Kapitalismuskritik daher, indem er das Augenmerk eben auf im Umfeld auf die Ärmsten der Armen richtet, wie etwa den Waisenkindern, die in einem heruntergekommenen Waisenhaus leben und auch auf so manche medizinischen Hilfen verzichten müssen, die etwa einer reichen Minderheit in Mexiko durchaus offen steht. Das erinnert hier auch recht positiv an den Horrorfilm THE POWER (2021), den ich hier im Zauberspiegel ja erst kürzlich schon rezensiert hatte, und der die eher unsozialen Verhältnisse zwischen Arm und Reich im England der 1970er Jahre thematisierte.

The Exorcism of GodEine weitere recht frische Idee besteht sicherlich auch darin, dass hier ein Dämon kackfresch versucht, einem Priester seinen Glauben an Gott auszutreiben. Und dafür sieht man dann auch einen dämonischen Jesus ein Holzkreuz durch die düsteren Gänge des Frauengefängnis schleifen.

Was die Darstellerinnen und Darsteller betrifft, so gibt es hier eigentlich auch nicht wirklich viel zu meckern. So ist Will Beinbrink, hier als Pater Williams, neben der Schauspielerei auch noch ein Model sowie Instagram-Star in den USA. Sein Bekanntheitsgrad insbesondere in Deutschland hält sich allerdings bisher noch reichlich in Grenzen. Gleiches gilt hierbei auch für die mexikanische Schauspielerin und Sängerin Iran Castillo, die hier als erstes besessene Opfer des Dämons auftritt, aber auch später im Film als Nonne Magali noch weiter präsent bleibt.

Auch die venezolanische Schauspielerin Maria Gabriela de Faria, die recht gruselig das weitere besessene Opfer im Frauengefängnis spielt, hat im Filmgeschäft indessen schon so einige Filme abgedreht, die allerdings  wohl kaum einmal wirklich den Sprung in die deutschen Kinos oder entsprechende Fernsehsender geschafft haben.

Am bekanntesten dürfte indessen der britische Schauspieler Joseph Marcell sein, der in THE EXORCISM OF GOD den Priester  Michael Lewis spielt. Denn ihn könnte man z.B. in eine der Episoden der Fernsehserien wie DIE PROFIS (1983), DOCTOR WHO (1988) oder DEATH IN PARADISE (2014) bereits einmal gesehen haben. Wirklich bekannt wurde er allerdings als schlitzohriger Butler in der US-Comedy-Serie DER PRINZ VON BEL-AIR in ca. 146 Episoden (von 1990 bis 1996). In diesem Sinne hatte ich mir gerade auch von Marcell eigentlich mehr erwartet. Jedoch wenn ich mir dagegen die Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler betrachte, die man hier in Deutschland bisher kaum wirklich kennen dürfte, dann hat mich hier nun gerade Marcell eher ein wenig enttäuscht, da ich mir gerade von ihm wesentlich mehr erhofft hatte.

The Exorcism of GodMein Fazit:
Alejandro Hidalgo, der hier ja nicht nur Regie führte, sondern auch neben Santiago Fernandez Calvete das Drehbuch schrieb, hat mit THE EXORCISM OF GOD keinen einfachen Abklatsch ähnlich gelagerter Horrorfilme gedreht, sondern durchaus einen sehenswerten Beitrag zum Subgenre abgeliefert, der sich durchaus sehen lassen kann. Das Lob sollte man hier aber auch nicht zu hoch ansetzen, denn innerhalb der Handlung verschenkt Hildano leider aber auch durchaus einige Möglichkeiten.

Das dabei die Special-Effects auch nicht immer perfekt wirken, will ich hier noch nicht einmal zu streng kritisieren, da gute Effekte eben auch eine Menge Geld kosten, was man hier aber für den Film sicherlich nicht zur Verfügung hatte.

Dafür kann sich allerdings wie gesagt die Arbeit der Maskenbildner durchaus sehen lassen und dürfte auch das Herz so mancher Fans gruseliger Darstellungen höher schlagen lassen. Einzig so manchen Filmkritiken mag ich hier nicht folgen wollen, die teilweise schon recht sinnlos mal mit dem Schlagwort der "Frauenfeindlichkeit" um sich werfen, nur weil man mal eine unbedeckte weibliche Brust sehen kann, oder ein sexueller Missbrauch thematisiert wird, den Pater Williams ja hier in der Handlung nur durch die teuflische Verführung seitens des Dämon begeht. Diese Kritik greift schon deshalb sichtbar völlig ins leere, weil sie recht offensichtlich der galoppierenden US-Prüderie geschuldet ist, die man auch hier in Sachen Filmkritik mitunter glaubt, in Deutschland nachäffen zu müssen.

Ich persönlich habe hier jedenfalls nichts im Film finden können, was unter dem Überbegriff "Frauenfeindlichkeit" hätte angeprangert werden können. Das dumme dabei ist allerdings auch, dass man, wenn man solche Schlagworte innerhalb einer Kritik wie hier eher sinnfrei verwendet, diese auch generell bald zur hohlen Phrase verkommen und damit dann auch ihre eigentlich wichtige Schlagkraft verlieren, wenn es in diversen Medienproduktionen wirklich einmal zu frauenfeindlichen Einflüssen kommt, die nicht hätten sein dürfen.

Das der Film THE EXORCISM OF GOD allerdings eine FSK-Freigabe erst ab 18 Jahre besitzt, kann ich hier nun nicht kritisieren, da der Film durchaus über einige Szenen verfügt, die durchaus das Zeug haben, auf jüngere Gemüter verstörend bzw. beängstigend zu wirken. In Sachen Bonusmaterialien zum Film wird es allerdings recht mager, denn außer den "Delected Scenes" wird dem Filmfreund hier nicht wirklich mehr geboten, der ja eigentlich auch gerne mal einen etwas tieferen Blick hinter die Kulissen der vorliegenden Filmproduktion wagen möchte. In Deutschland selbst scheint der Film allerdings gleich an den Kinos vorbei für den DVD- bzw. BD-Markt verwertet worden zu sein, was ich durchaus ein wenig schade finde.

Alles in allem kommt THE EXORCISM OF GOD sicherlich wie schon gesagt, nicht wirklich an die Filme des Conjuring-Universum oder gar dem unerreichten Klassiker DER EXORZIST heran. Rundherum betrachtet gehört dieser Horrorfilm mit seinen recht ansprechenden Ideen allerdings durchaus doch zu den sehenswerten Filmen des Subgenre und kommt bei einer persönlichen Bewertung von mir durchaus noch auf knappe vier von insgesamt fünf Punkten als Höchstbewertung, so das er daher von mir auch eine klare Empfehlung für einen schaurigen Abend im persönlichen Heimkino erhält.

The Exorcism of GodThe Exorcism of God
(The Exorcism of God)
mit Will Beinbrink, Iran Castillo, Joseph Marcell, Maria Gabriela de Faria, Raquel Rojas, Hector Kotsifakis, Nuria Gil, Johanna Winkel u.a.
Regie: Alejandro Hidalgo
Drehbuch: Alejandro Hidalgo, Santiago Fernandez Calvete
Produktion: Antonio Abdo, Joel Seidel, Alexander Da Silva u.a.
Musik: Elik Alvarez,  Yoncarlos Medina
Genre: Horror
Laufzeit: 98 Minuten (BD)
DVD/FSK: 18 Jahre
Extras: Delected Scenes
Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH
USA/Mexiko 2021

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