Ein versteckter wie böser heidnischer Glaube - »Moloch«
Ein versteckter wie böser heidnischer Glaube
Denn die Leiche ist nicht nur durch die Beschaffenheit des Moor recht gut erhalten, sondern könnte auch auf weitere sehr alte Funde schließen lassen.
Allerdings sollte eventuell manches dann doch lieber gleich vergraben bleiben, denn der eher exzentrische Anwohner, der die uralte Frauenleiche gefunden hatte, wird bald selbst tot aufgefunden.
Dabei passierte in der besagten Gegend eigentlich nie wirklich etwas und irgendwie scheinen auch die anderen Anwohner lieber wieder die frühere Stille wieder herbeizusehen, anstatt in Dingen aus der Vergangenheit herumrühren zu wollen.
Doch als dann auch noch weitere Leichen bei den Ausgrabungen zutage gefördert werden, die irgendwie selbst den Leiter des Teams von Archäologen als Opfer hinsichtlich einer Art heidnischer Kulthandlungen erinnern, überschlagen sich auch die seltsamen Ereignisse immer mehr.
Hierbei wird sogar Betriek (gespielt von Sallie Harmsen) und die Familie von einem völlig Fremden angegriffen, der auf sie wirkt, als würde er von etwas mächtigem und abgrundtief Bösem gelenkt.
Zusammen mit Jonas als dem Leiter der Ausgrabungsstätte (gespielt von Alexandre Willaume) versucht Betriek nun der mysteriösen Bedrohung auf den Grund zu gehen, die sich immer gefährlicher um ihr Leben zusammenzuziehen scheint. Aber je tiefer sie in dieser Sache gräbt, um so überzeugter ist Betriek bald, dass es sich hier um einen uralten und äußerst gefährlichen Kult handelt, der in dem kleinen Ort ganz im Geheimen immer noch ein reges Eigenleben führt. Aber auch ein uraltes Übel scheint im Moor längst seine Fühler nach Bertriek und ihre Familie ausgestreckt zu haben. Doch kann es ihr und Jonas überhaupt gelingen, sich dieser düsteren Gefahr noch erfolgreich entgegenzustellen?Moloch ist eigentlich ein ...
... niederländischer Beitrag zum durchaus bei Zeiten recht interessanten Bereich des Subgenre, welches man auch als Folk-Horror kennen dürfte, und wozu auch Filme wie IN DEN KRALLEN DES HEXRNJÄGERS von 1971, THE WICKER MAN von 1973, PICKNICK AM VALENTINSTAG von 1975, THE WITCH von 2015 oder auch MIDSOMMAR von 2019 zu zählen sind.
Dabei ist MOLOCH auch gleich das gefeierte Kinodebüt des Regisseur und Drehbuchautoren Nico van den Brink, der hier den eher modernen Folk-Horror mit einer klassisch-gruseligen Moorlandschaft verbindet, in dem der Bodennebel sein bekanntes schauriges Eigenleben führt, wie damals in den beliebten Horrofilmen der britischen Hammer-Filmproduktionen.
Man sollte hier aber sicherlich bei dem Filmtitel MOLOCH nicht gleich an diverse Metropolen wie etwa New York City oder Hong Kong denken, die man gerade in den düsteren Stunden des Tages als einen alles verschlingenden Moloch ohne jegliche Moral bezeichnet, zumal dort auch das Böse z.B. in Form von Gewalt, Menschenhandel oder Drogenkonsum in den finsteren Straßenschluchten eben dieser Metropolen fröhliche Urstände feiert.
Die Bezeichnung "Moloch" tauchte z.B. bereits mehrmals in der hebräischen Bibel auf, wo man aber auch wohl eher nach Lesart zu der Bezeichnung "Milcom" greift (1. Könige 11,7), welches wiederum ein Götze der Ammoniter ist. Dabei ist die Bezeichnung "Moloch" auch die grichische Umschreibung für das hebräische "Molech" und wird als Beispiel auch mit der Sage um den Minotaurus in Verbindung gebracht. Dabei wird die Bezeichnung aber auch immer in Verbindung mit Kinder- bzw. Menschenopfern gebracht. So brachten sowohl altgriechische wie auch lateinische Autoren z.B. die Opferungen von Kindern für Kronos in Karthago mit der Bezeichnung "Moloch" in Verbindung.
Im zweiten Teil der Krimi-Fernsehreihe DIE PURPURNEN FLÜSSE "Tag der Asche" wird auch eine Gottheit einer Sekte als "Moloch" bezeichnet, welche sich als Nachkomme von Lot betrachtet. Und in PARADISE LOST, einem Epos von John Milton ist "Moloch" einer der mächtigsten gefallenen Engel neben Luzifer, welcher seine Kraft aus dem Blut von Kindern und den Tränen der Eltern zieht und sich auch für einen erneuten Krieg gegen Gott und den Himmel ausspricht.
Als "Moloch" bezeichnet man aber auch eine große Bronzestatue mit einem Stierkopf, in die man die Opfer einschloss, bevor man sie mit Feuer erhitzte, worauf die noch lebenden Opfer (eben wohl auch Kinder) langsam und unter grausamen Schmerzen starben.
Und um so eine heidnische Glaubensrichtung geht es letztendlich wohl auch im Film MOLOCH, wobei dies eigentlich schon recht schnell für die Zuschauer in den Bereich der Möglichkeiten rückt, aber erst im finalen Bereich der Handlung wirklich auch klar offenbart wird.Was allerdings die Action bzw. die Spannung ...
... des Film MOLOCH betrifft, so sollte man als Fan von Horrorfilmen allgemein aber lieber gleich kleinere Brötchen backen. Denn Blut fließt hier eher in sehr minimalistischen Grenzen und die Handlung selbst wirkt irgendwie eher so rasant, wie Opa Willie mit dem Rollator im Reformhaus.
Denn Nico van den Brink setzt hier nicht wirklich auf Jumpscare, schnelle Schnitte und heftige bis schockierende Szenen. Wer also nicht auf Jumpscare steht, der dürfte hier schon einmal beruhigt zugreifen können. Dafür wird der vorliegende Film aus dem Bereich des Folk-Horror von bereits altbekannten Elementen getragen, wie etwa eine düstere Stimmung, gruselige Bilder vom Moor als auch der dort geborgenen mumifizierten Leichen und eben ordentlich Bodennebel. Trotzdem zieht erst am Ende die Spannung dann doch noch einmal kurzzeitig an, während die Handlung ansonsten eigentlich in recht ruhigen Bahnen verläuft, bei einer eben immer irgendwie bedrohlichen Atmosphäre, die sich aber lange Zeit vom Zuschauer nicht wirklich packen bzw. einordnen lässt.
Dies kratzt aber leider auch immer etwas negativ an der Spannung der Handlung. Besonders dann, wenn man eigentlich eine etwas härtere Gangart in Sachen Horror bevorzugt. Aber hier spalten gerade Filme des Folk-Horror recht gerne die verschieden gelagerten Fans, wie man es durchaus schon bei Filmen wie MIDSOMMAR von 2019 recht gut sehen konnte. Denn weder hat man den Film bejubelt, oder man ließ in Sachen Kritik kaum noch ein gutes Jahr an der Handlung. Und zwischen diesen Extremen wird eine eher schwächelnde Mitte zumeist völlig aufgerieben. Ein weiteres Problem sah ich persönlich aber auch darin, dass mir die Hauptpersonen und ihr Schicksale im Verlauf der Handlung eigentlich eher egal blieben.Mein Fazit:
Nun will ich mich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten, denn es muss ja nicht immer ein (zu) langer Filmartikel werden.
MOLOCH hat durchaus eine Schwäche, die schlicht darin liegt, dass man hier auf die klassischen Gruselelemente zurückgreift, wo es selbst am Tage nie richtig hell werden will, wo Bodennebel einem im Moor schon hinterherläuft um auch mal endlich ein Autogramm geben zu dürfen und die durchgehend mal mehr und mal weniger düstere Stimmung eine Menge Schmalz benötigt, um einen Film von ca. 99 Minuten (Angabe hinsichtlich der vorliegenden Blu-ray-Fassung) überhaupt durchgehend tragen zu können. Ob der Film selbst überhaupt einmal ein deutsches Kino von innen gesehen hat, kann ich leider hier nicht gesichert sagen, denn MOLOCH hatte sein Erscheinungsdatum in den Niederlande bereits im Mai 2018, während er in Deutschland auf DVD bzw. BD es erst 2022 in die Auslagen schaffte.
Der kleine Holzhammer der dann die Bezeichnung Horror wirklich rechtfertigt, wird dann aber erst in den finalen ca. letzten neun Minuten ausgepackt. Das bekommt man allerdings erst dann auch wirklich mit, wenn man die anderen ca. 90 Minuten auch noch im Wachzustand überstanden haben sollte. Und hier muss ich gestehen, hatte ich persönlich meine Mühe, denn das Tempo innerhalb der Handlung war für mich persönlich irgendwie auf dem Niveau von halsbrecherischen Rennschnecken, die Spannung meist so niedrig, dass jeder Goldfisch zum weißen Hai mutieren konnte und die Schockmomente reichten bei mir gerade für eine steile Falte oberhalb der Nasenwurzel.
Das kriegen andere Filme des Subgenre durchaus besser hin, wie etwa THE WITCH (2015), der zwar auch nicht mit Tempo protzen kann, aber in Sachen düsterer bis bedrohlicher Atmophäre mich wesentlich besser bei der Stange halten konnte. Oder HEREDITARY - DAS VERMÄCHTNIS, ein weiterer Vertreter des Folk-Horror aus dem Jahr 2018 konnte z.B. durchaus mit Szenen aufwarten, die mir schon ein wenig die Gänsehaut streicheln konnten.
MOLOCH hingegen tut sich da dann doch eher schwer und hätte eigentlich in Sachen Spannung und Gruselelemente durchweg größere Klimmzüge am Brotschrank absolvieren müssen. Tat er aber leider nicht.
Auf der anderen Seite muss man MOLOCH aber auch zugestehen, dass er für einen niederländischen Beitrag zum Subgenre und gerade auch noch als Kinodebüt trotzdem irgendwie nicht schlecht ist. Aber ein eingefleischter Horror-Nerd dürfte durchaus Ansprüche an einen Film stellen, den MOLOCH eben manchmal nicht wirklich befriedigend nachkommt. Wer allerdings schon bei der deutschen TATORT Filmreihe im Fernsehen regelmäßig Herzrasen bekommt, der dürfte in Sachen Horror auf sehr überschaubarem Niveau ebenfalls hier genau richtig liegen.
Alle anderen mögen durch die typischen Grusel-Klischees durchaus begeistert wirken, die mitunter schon etwas aus der Mottenkiste befreit erscheinen. Aber es soll ja durchaus auch Fans des Genre geben, die eher auf eine ruhige Handlung mit düsterer Atmosphäre und klassischen Gruselelementen als auch einem Hauch archaischen Mythologie stehen, statt auf nette Schockelemente und einem gewissen Tempo, bei dem die Socken nicht bereits schneller werden als die Füße. Und die dürften bei MOLOCH durchaus mit Begeisterung und einem wohligen Schauer über dem Nackenbereich zugreifen. Von daher sollte man auch am Ende immer für sich selbst entscheiden, ob es sich hier um einen Film nach dem persönlichen Geschmack handelt, oder eben (wie bei mir) nicht.
Was die Darstellerischen Leistungen angeht, kann man nicht wirklich meckern, denn in dem Punkt versuchen hier die Schauspielerinnen und Schauspieler durchaus immer ihr Bestes zu geben, was aber die sprichwörtliche Enge des Drehbuch allerdings nicht immer einfach gestaltet. Die Altersfreigabe ab 16 Jahre finde ich allerdings trotzdem zu hoch angesetzt. Hier hätte man eventuell auch noch ein Auge zudrücken können, da man hier nun wirklich nicht von einer blutigen oder schockierenden Handlung reden kann. Da wirkt eher so manche Bundestagsdebatte in unserer Republik schon verstörender auf die Kids als gerade dieser Film.Moloch