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Wenn Finsteres durch ein Krankenhaus schleicht - »The Power«

The PowerWenn Finsteres durch ein Krankenhaus schleicht
»The Power«

Während in England des Jahre 1974 eine Wirtschaftskriese wütet, kommt es auch noch zum Streik der Bergarbeiter. Aus diesem Grund hat man sich seitens der Regierung entschlossen, Stromsparmaßnahmen an den Abenden durchzuführen. Dies trifft auch das Krankenhaus Royal Infirmary, einer Klinik im Problembezirk East London. Und genau hier tritt gerade die junge Lernschwester Val ihren Dienst an und sieht sich bald einem unangenehmen Machtmissbrauch durch die anderen MitarbeiterInnen ausgesetzt.

The PowerWährend aufgrund der recht angespannten Lage daher im Vorfeld viele der Patienten gerade verlegt werden, bevor die erste Abschaltung des Strom erfolgt, macht Schwester Val auch schon ihren ersten Fehler, indem sie mit einem der Ärzte redet. Dies wurde ihr im Vorfeld allerdings seitens herrischen Oberschwester verboten, was diese nun erneut auf den Plan ruft. Da allerdings der Arzt die neue Lernschwester auch noch positiv unterstützt, weckt dies den Zorn der Oberschwester, die Val nun erst recht zur ungeliebten "Dunkelschicht" in der Klink einteilt.

Denn weiterhin müssen in dieser Situation einige komatöse Patienten, sowie die Neugeborenen in den Inkubatoren versorgt werden, wobei hier die Gerätschaften mittels Generatoren weiter betrieben werden. Ansonsten ist es jedoch ab einer gewissen Uhrzeit im gesamten Krankenhaus dunkel. Vals Problem hierbei ist, dass sie aufgrund einer eher schweren Kindheit noch unter einer schrecklichen Angst in der Dunkelheit leidet. Andererseits weiß sie aber auch, dass sie hinsichtlich einer weiteren Auseinandersetzung mit der Oberschwester nur verlieren kann.

Und so kommt der erste Abend ohne Strom mit nur recht wenigen weiteren Pflegerinnen sowie einem jüngeren Hausmeister Neville, der offenbar den Schwestern sexuell nachstellt bzw. auch versucht, die Schwestern erpresserisch unter Druck zu setzen.

Jede weitere Minute die Val nun in dieser gespenstischen Dunkelheit verbringt, wächst nicht nur ihre Verunsicherung, zumal auch die anderen Schwestern mehr oder weniger ihr gegenüber nicht gerade freundlich sind. Nur das Mädchen Saba, welches es trotz der Verlegung der Kinderstation geschafft hat, alleine in der Klinik zu verbleiben, scheint ein gewisses Vertrauen zu Val aufzubauen.

Doch schon recht bald sind es nicht nur die persönlichen Gehässigkeiten oder die Nachstellungen von Neville, die Val unangenehm zusetzen. Denn in der erzwungenen Dunkelheit treibt noch etwas anderes sein Unwesen. Etwas, was nach Rache dürstet und mit normalen Maßstäben nicht zu  beschreiben ist.

Ist es der Geist eines in der Klinik verstorbenen Kindes und wenn ja, was treibt diesen Geist zu diesen erschreckenden wie auch gefährlichen Aktivitäten? Die Antwort dürfte wesentlich schrecklicher sein als die junge Val es sich jemals hätte vorstellen können.

The PowerDas Setting an sich ist nicht ...
... unbedingt gerade neu, denn Krankenhäuser bzw. Kliniken sind auch schon in anderen Horrorfilmen bereits ein dankbares Umfeld gewesen. Ich weise hier nur einmal auf den durchaus sehenswerten kanadischen Horrorfilm THE VOID von 2016 hin, in dem sich in einer Klinik während des Nachtdienst sich ein blutiger Schrecken ganz im geistigen Erbe von H.P. Lovecraft austobt. Mal ganz davon abgesehen, dass Krankenhäuser sich allerdings wohl selbst doch eher lieber als Orte der Heilung betrachten würden. Allerdings, wer von uns hält sich wirklich schon gerne freiwillig in einem Krankenhaus auf. Und gestorben wird in diesen Einrichtungen auch wesentlich häufiger als in einer vollgepackten Mietkaserne mit vierzehn Stockwerken.

Die Regisseurin Corinna Faith, die zu THE POWER auch das Drehbuch verfasste, kommen dabei aber auch noch die historischen Fakten der Wirtschtskriese in England der 1970er Jahre zugute. Denn dadurch wirken die zeitweiligen Stromabschaltungen zur Energieeinsparung nicht einfach nur an den Haaren herbeigezogen.

Aber auch sonst zeigt der Film unterschwellig Kritiken hinsichtlich des zwischenmenschlichen Umgangs zu dieser Zeit in England auf, welcher nicht gerade von einer gegenseitigen Achtung und Würde geprägt wurde. Sei es nun im Umgang zwischen Vorgesetzten und ihren Untergebenen, oder aber hinsichtlich sexueller Nachstellungen, bei denen man früher eventuell junge Frauen eher als Freiwild betrachtet hatte, während man nach Außen eine gut eingespielte moralische Fassade zur Schau trug.

Der Film selbst taucht hier mit in Deutschland eher unbekannten Darstellerinnen und Darstellern auf, wie etwa Rose Williams als Lernschwester Val, die wohl eher in diversen Fernsehserien wie etwa REIGN  (2017) mitspielt. In THE POWER schlägt sie sich indessen durchaus recht gut, auch wenn sie hier eine eher schüchterne junge Frau spielt, die sich eher von anderen rumschupsen lässt, statt innere wie äußere Stärke zu zeigen. In ihrer Rolle als Val gerät sie daher eher völlig unfreiwillig zwischen alle Stühle und sieht sich dann auch noch einem übernatürlichen Schrecken ausgesetzt, dem sie sich eben nicht einfach entziehen kann. Mit THE POWER erhielt die Schauspielerin Rose Williams zudem ihre erst Hauptrolle in einem Film, was sie wie schon gesagt recht gut meistert.

Den eher schmierigen Neville spielt hier Theo Barklem-Biggs, dem diese Rolle auch irgendwie auf den Leib geschrieben scheint. Zumindest beweist er hier ein Händchen für solch zwielichtige Gestalten. Aber auch ihn findet man vermehrt eher in Fernsehserien wie THE FADES (2011) oder etwa SLICED (2019). Wer die bisher genannten Serien nicht kennen sollte, dem sei gesagt, dass diese mir bisher auch nicht wirklich etwas sagten.

Als letztes möchte ich euch dann noch die Schauspielerin Emma Rigby kurz vortellen, die in THE POWER ebenfalls als Krankenschwester auftritt, die sich Val gegenüber eher etwas ekelhaft benimmt, während sie gleichzeitig von Neville offensichtlich sexuell erpresst wird. Neben Filmen wie ENDLESS LOVE (2014) oder A GUIDE TO SECOND DATE SEX (2019) ist auch sie häufig in Fernsehserien wie RIPPER STREET (2013) oder etwa DER JUNGE INSPEKTOR MORSE (2017) zu sehen.

Aber auch den Titel THE POWER kann man in zwei Richtungen durchaus interpretieren. Zum einen könnte er sehr gut zur damaligen Auseinandersetzung zwischen den streikenden Bergarbeitern innerhalb einer wirtschaftlich äußerst angespannten Situation und der britischen Regierung, und damit eben auch den erzwungenen  Stromausfällen stehen. Das entspricht übrigens der Realität und die Einschränkung der britischen Stromversorgung fand damals zu Beginn der 1970er Jahre unter der Tory-Regierung seitens Premierminister Edward Heath statt. Zum anderen könnte der Titel aber natürlich auch für die übernatürliche Präsenz stehen, die sich hier die "Dunkelschicht" in der heruntergekommenen Klinik für die eher ärmere Bevölkerung zunutze macht, um ihren Feldzug wegen (zumindest) einem grausamen Mord anzutreten. Mehr will ich aber hier zu den eigentlichen Hintergründen der Filmhandlung nun wirklich nicht verraten.

Die Musik zum Film steuerten hierbei die Komponistin Elizabeth Bernholz und Max de Wardener bei und der Film selbst wurden wirklich in East London gedreht, wo man auf eine leerstehende psychiatrische Klinik als Drehort zurückgreifen konnte. Und so ein Krankenhaus in der Dunkelheit ohne ein bisschen Betriebsamkeit hat mit seinen verzweigten Gängen durchaus auch so schon etwas gruseliges.

The PowerOb der Film THE POWER allerdings ...
... je ein Kino von innen gesehen hat, wage ich in der heutigen Zeit eher zu bezweifeln. Denn wie man weiß sind Kinos heute auch nicht mehr unbedingt die erste maßgebliche Adresse, und so werden nicht wenige durchaus gute Filme gleich für die Ausstrahlung über entsprechenden Streaming Dienste produziert. Und auch THE POWER gehört hier wohl leider dazu, welcher in Großbritannien im April 2021 in das Programm von Shudder aufgenommen wurde, welches wiederum zu AMC Networks gehört und von diesem auch betrieben wird. Shudder - wer sich hier nicht wirklich auskennt - ist ein US-Over-the-Top-Abonnement-Video-on-Demand-Dienst (oh man, wie viele Bindestriche hierfür leiden müssen) speziell für Horror, Thriller und Produktionen mit übernatürlicher Handlungsgrundlage. So gehören auch die insgesamt vier Staffeln (je Staffel mit einer in sich abgeschlossenen Handlung) der Horrorserie CHANNEL ZERO (2016 bis 2018) zum Programm von Shudder, wovon mir auf DVD die ersten zwei Staffeln vorliegen. Diese zwei Staffeln mit den Titeln CANDLE COVE (Staffel 1) sowie NO-END HOUSE (Stafel 2) wurden von mir ebenfalls bereits vor längerer Zeit im Zauberspiegel besprochen.

Aber gut, wir schweifen hier langsam vom eigentlichen Film ab, weshalb ich nun eigentlich auch zügig zu meiner persönlichen Bewertung kommen könnte.

Mein Fazit:
Inhaltlich darf man THE POWER natürlich noch Luft nach oben bescheinigen. Egal ob es nun die eigentlich fiktive Handlung betrifft, oder wenn es sich um die reale Basis der damaligen britischen Klassenverhältnisse dreht. Oder sollten wir vielleicht doch besser Zustände sagen.

Dies sollte aber nicht in positiver Form darüber hinwegtäuschen, dass der Film hier gleich mit einer für die Zuschauer verstörenden Atmosphäre beginnt, was ihn dann im weiteren Verlauf zu einem sehr ansprechenden Gruselfilm gestaltet, dem man gerne mit Spannung folgt.

Wer hier aber die eine oder andere Blutlache in der größe einer Badewanne für Babys hätte, wird jedoch eher enttäuscht werden. Dafür kommen aber alle auf ihre Kosten, die durchweg eher eben dem atmosphärisch-klassischen Horror den Vorzug geben.

Dabei sind es aber auch nicht unbedingt nur die durchweg sehr guten Leistungen der DarstellerInnen, mit denen die Handlung hier durchaus zu überzeugen weiß. Auch die gut umgesetzte Kameraführung seitens Laura Bellingham trägt hier zum wohligen gruseln bei, wenn z.B. Lernschwester Val ängstlich und nur mit einer kleinen Lampe durch die finsteren Gänge der Klinik schleicht. Denn unwillkürlich bleibt man hierbei als Zuschauer auf Spannung getrimmt, weil zu jedem Zeitpunkt irgendetwas aus der Finsternis unangenehm zuschlagen könnte. Und die wenigen, die mit Val in dieser üblen Umgebung und der Dunkelheit ausharren müssen, scheinen zuerst ihren Schilderungen auch kaum wirklich einmal glauben schenken zu wollen. Bis ... ja bis das Grauen auch für sie frontal auskeilt, dass man es beim besten Willen nicht mehr rational verdrängen kann.

Nur hätte man vielleicht der armen Val wenigstens ein bisschen mehr Rückgrat geben sollen. Denn man fragt sich schon nach einer Weile, wann das Mädel es denn endlich satt hat, sich von allen und jedem rumschupsen zu lassen. Da hilft auch die kurze Feststellung auf Dauer nicht weiter, dass auch Val es in ihrer Kindheit in einem berüchtigten Heim nicht wirklich gut getroffen hatte. Zumal als ewiges Opfer fällt es manchmal auch schwer, gewisse Pluspunkte bei einem eher kritischen Publikum zu sammeln.

Alles in allem jedoch ist THE POWER ein Film, den man sich nicht wirklich entgehen lassen sollte, wenn man auf stark atmosphärisch ausgelegten Horror steht. Zudem kann sich der Flm auch durchaus mit anderen Produktionen messen, die mit einem großen Budegt und jeder Menge CGI-Effekten trotzdem damit zu kämpfen haben, halbwegs beim Zuschauer vernünftig zu gefallen. In diesem Sinne gibt es von mir gleich beide Daumen hoch und damit eine recht positive Empfehlung für alle Freunde und Interessenten des Genre. Nicht so lustig sieht es indessen in Sachen Bonusmaterial aus. Hier wird man bei der mir vorliegenden Blu-ray mit dem eigenen Trailer zu THE POWER abgespeist, sowie einigen weiteren Trailern hinsichtlich anderer Filme, die über das Label Capelight Pictures vertrieben werden. Aber zumindest lässt man sich beim Wendecover nicht lumpen, damit man den hässlichen Aufdruck zur Altersfreigabe der FSK nicht immer sehen muss.

The PowerThe Power
(The Power)
mit Rose Williams, Emma Rigby, Theo Barklem-Biggs, Gbemisola Ikumelo, Shakira Rahman, Charlie Carrick, Shubham Saraf, Amy Beth Hayes, Diveen Henry, Anjelica Serra u.a.
Regie & Drehbuch: Corinna Feith
Produktion: Rob Watson
Musik: Elizabeth Bernholz, Max de Wardener
Genre: Horror
Laufzeit: 93 Minuten (BD)
DVD/FSK: 16 Jahre
Extras: Trailer zu "The Power" sowie Trailer-Show
Vertrieb: Capelight Pictures
Großbritannien 2021

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