Ein Slasher auf minimalistischem Niveau - »Hell Night«
Ein Slasher auf minimalistischem Niveau
Denn zu dieser Zeit soll der Hausherr selbst dort seine Ehefrau und drei seiner missgestalteten Kinder ermordet haben, bevor er sich dann selbst das Leben nahm. Dabei soll er allerdings seinen jüngsten und geistig zurückgebliebenen Sohn Andrew lebendig zurückgelassen haben, den jedoch danach niemand gefunden hatte. Und laut der daraus entstandenen urbanen Legende soll sich Andrew immer noch irgendwo in Garth Manor verstecken und nun jedem nach dem Leben trachten, der sich in der Nacht im Gebäude aufhält.
Nun kann man nicht unbedingt sagen, das die hübsche Marti oder die anderen jungen Leute dieser urbanen Legende noch Glauben schenken, aber gruselig ist es eben schon. Und so bereiten sie sich daher eher auf eine lockere Nacht vor. Und gerade Seth und Denise setzen sich dabei auch schnell gemeinsam im alten Gebäude ab, um sich die Nacht in einer der oberen Räume mit Sex und Drogen zu verkürzen.
Marti und Jeff, die unterschiedlicher eigentlich nicht sein könnten, verbringen die Zeit indessen lieber damit, ihre unterschiedliche Herkunft auszudiskutieren, wobei sie sich aber durchaus auch bald gefühlsmäßig näher kommen. Doch dann fliegt plötzlich ein Fenster im Salon des Herrenhaus mit Getöse auf, worauf Marti und Jeff sichtlich zusammenschrecken. In Wirklichkeit gehört dies aber zum Plan von Peter und Scott sowie der jungen May seitens der Studentenverbindung, die sich ebenfalls heimlich auf das Gelände geschlichen haben. Denn sie wollen die vier AnwärterInnen für die Studentenverbindung durch einige gut geplante wie vorbereitete Streiche in der Nacht gehörig in Angst und Schrecken versetzen.
Doch auch sie ahnen nicht, dass sie bereits von einem Killer beobachtet werden. Und so werden sie, als sie sich trennen, zu eher leichten Opfern eines eiskalten Mörder, der die Mutprobe der jungen Leute in Garth Manor nun dazu nutzt, ein grausiges Blutbad anzurichten.
Auch bei den vier Studenten im Herrenhaus schlägt der brutale Killer gnadenlos zu. Und so köpft er z.B. die junge Denise im Bett, während Seth gerade kurz das Schlafzimmer verlassen hat. Doch auch für Marti, Jeff und Seth scheint daraufhin eine Flucht von dem düsteren Anwesen kaum möglich. Doch dann gelingt es Seth doch in einem eher halsbrecherischen Manöver das Gelände des Herrenhaus zu verlassen um möglichst schnell bei der nächsten Polizeistation Hilfe zu holen. Dabei stößt Seth allerdings eher auf ungläubige Ohren, zumal die Polizisten eher enorm genervt von den nächtlichen Umtrieben der ausgelassenen Studentenverbindung sind. Und als man ihn geradezu unter Drohungen wieder bei der Polizei rausschmeißt, gelingt es ihm dennoch in einem unbeobachteten Augenblick eine geladene Waffe aus einem Nebenraum der Polizei zu entwenden. Mit dieser will er zumindest wieder zurück nach Garth Manor, wo Marti und Jeff weiter um ihr Leben bangen müssen.
Doch kann er sie wirklich noch retten und ist der gefährliche Killer wirklich der ehemals schwachsinnige Sohn Andrew, der seit den Morden vor 12 Jahren als spurlos verschwunden gilt?Das ganze läuft am Ende ...
... nicht ganz unerwartet auf eine Auseinandersetzung hinaus, bei dem es dann das typische Final-Girl es noch schafft, lebend das Spukhaus zu verlassen. Und wenn man die Besetzung kennt, dürfte es kaum ein wirklicher Spoiler sein, wenn hierbei die Überlebende der blutigen Nacht die nette Marti ist, die von Linda Blair gespielt wird.
Und warum ist das kaum eine Überraschung? Nun, wenn es um Mädels in Slasher-Filmen geht, dann überlebt z.B. in der Regel immer das Mädchen, welches eisern die Beine zusammenpresst und so eben vorher keinen Sex hatte. Und das es auch mal anders ausgehen kann, anstatt das eben immer die weiblichen Spaßbremsen überlebt, hielt erst einige Jahrzehnte später eher sehr zaghaft Einzug in dieses Subgenre. Und HELL NIGHT stammt in der Hinsicht leider aus dem Jahre 1981, wo man bekanntlich der Slasher boomte und an solchen eher prüden Gewissheiten eben nicht gerüttelt wurde. Und daher war es dann auch für mich als Zuschauer sofort klar, das man die arme Denise eher einen Kopf kürzer machen würde, während May eher als eine in der Handlung unbedeutende Figur, schon zu Beginn durch eine perfide Falle eher flott die Platte putzen musste.
Allerdings gibt es noch eine weitere sichere Bank, die bereits zu Beginn des Films schnell klar stellte, wer da am Ende von den eher dann wenigen wichtigen Mädels überleben darf und wer nicht. Denn Linda Blair (SAVAGE STREET/1984) war bereits 1981 im Film so ziemlich die einzige international wirklich bekannte Schauspielerin im Film HELL NIGHT und damit auch das eigentliche Zugpferd hinsichtlich der Kinokassen.
Peter Barton, der hier den Jeff spielt, findet man hingegen häufiger in diversen kleineren Rollen in Fernsehproduktionen wie etwa THE LOVE BOAT (1984 in zwei Episoden). Aber auch in ein paar weiteren Filmen spielte er mit, darunter auch der Slasher FREITAG DER 13 - DAS LETZTE KAPITEL (ebenfalls 1984).
In der Rolle von Seth finden wir dann den Schauspieler Vincent Van Patten, der bereits als Kinderdarsteller in den frühen 1970er Jahren in so einigen Fernsehserien wie z.B. HIGH CHAPARREL (Western) seine Auftritte hatte. Aber auch in Filmen konnte man ihn sehen wie z.B. 1978 in ROCK'N ROLL HIGH SCHOOL.
Bereits bei der Schauspielerin Suki Goodwin, die in HELL NIGHT die lebenslustige Denise spielt, wird es dann schon mit Informationen zu anderen Rollen in Filmen oder Fernsehproduktionen ziemlich düster, wenn es bei ihr um eine erweiterte filmische Biografie im Internet eben außerhalb von HELL NIGHT geht.
In dem Sinne lohnt es auch nicht wirklich, sich noch andere Darstellerinnen oder Darsteller etwas näher zu betrachten, denn ehrlich gesagt kenne ich auf Anhieb davon eigentlich niemanden wirklich aus anderen Rollen und Filmen.Das wirft natürlich auch ein gewisses Licht ...
... auf ein nicht wirklich üppiges Budget, welches der Film gehabt haben muss. In den Kinos spielte der Film HELL NIGHT trotzdem 1981 in den US-Kinos gesamt noch 2.300.000 US-Dollar ein. Irgendwie erreichte dieser Slasher dann jedoch viele Jahre später seltsamer Weise eine Art Kultstatus. Man sollte mich allerdings hier nun nicht fragen warum, denn ich kann diese Aussage, die man z.B. seitens der Wikipedia nachlesen kann, auch nicht wirklich nachvollziehen.
Bekannt ist aber das der Produzent Bruce Cohn Curtis die Macher gedrängt hatte, im Film eine etwas längere Verfolgungsszene für Linda Blairs Charakter einzubauen. Dies lag allerdings daran, dass er vorher eine Verfolgungsszene mit der Schauspielerin Jamie Lee Curtis im US-Slasher TERROR TRAIN (1980) gesehen hatte und diese wohl auch recht ansprechend fand.
Die Kritiken für den Film HELL NIGHT sind 1981 allerdings eher recht durchwachsen bis negativ ausgefallen. Und wenn man sich diesen Slasher heute ansieht, dann weiß man eigentlich auch recht schnell, warum er selbst bei mir lange Zeit unter dem Radar verschwinden konnte. Denn die jungen Leute schaffen es eigentlich kaum, dass man irgendwann mal mit ihnen mitfiebert. Und so lässt jeder weitere Mord auch mich hier eher kalt. Dabei sind selbst die Morde nicht wirklich interessant, recht blutig oder überraschend gestaltet worden, so das man mit der Zeit als Zuschauer eher schon mal mit den müden Augen zu kämpfen hat, statt wirklich gespannt mitfiebern zu können.
Aber auch in Sachen Dialoge und Gestaltung des Killers kann der Film eigentlich kaum wirkliche Pluspunkte einfahren. Auch dürfte man sich schon damals kaum noch wirklich die Frage nach einer möglichen Fortsetzung gestellt haben, wie es eben bei anderen Slashern wie FREITAG DER 13 oder HALLOWEEN ja schnell durch ihre Erfolge der Fall gewesen war. Und so können wir das ganze hier dann auch gleich etwas abkürzen, um nun direkt zu meinem Schlusskommentar zu kommen.Mein Fazit:
Im Grunde hat man sicherlich alles aus HELL NIGHT in anderen Slasher-Filmen schon mal wesentlich besser und spannender umgesetzt gesehen. Oder auch anders gesagt, der schlechteste Film aus anderen Slasher-Filmreihen wie eben FREITAG DER 13 oder HALLOWEEN ist mit Sicherheit noch besser und spannender Umgesetzt worden als man es bei HELL NIGHT geschafft hatte.
Irgendwie nett war hingegen, dass z.B. die Darstellerin Suki Goodwin nicht gerade mit nackten Tatsachen geizte, während Linda Blair zumindest den tiefen Ausschnitt ihres Kleides mit ihrer üpigen Oberweite recht oft und ansprechend in die Kamera hielt. Darüber hinaus bröselte jedoch die anfängliche Spannung des Film aber leider bald nur noch vor sich hin, weil die ganze Handlung nur eine Ansammlung leicht vorhersehbarer Szenen war.
Gut, dass man jemanden aus dem Polizeirevier schmeißt, weil man von den Studenten und ihren schlechten Scherzen schon recht genervt ist, mag ja irgendwie och nachvollziehbar sein. Das dann dieser Student aber dann doch noch einfach mal so locker in einen anderen Raum in der Polizeistation spazieren kann, wo gleich mehrere geladene Feuerwaffen einfach so rumliegen, halte ich schon für ein recht plattes und höchst unglaubwürdige Gerücht.
Aber auch sonst glänzt der Film HELL NIGHT nicht gerade mit halbwegs intelligenten Szenen, bei denen man sich eigentlich nur an den Kopf fassen möchte. So hält einer der Ermordeten immer noch ganz offensichtlich einen wichtigen Schlüssel in der Hand um hier entkommen zu können und wird auch entsetzt von oben bis unten betrachtet, bevor man dann allerdings schreiend davonläuft, ohne jedoch den Schlüssel zumindest an sich zu nehmen. Das war selbst für mich als Zuschauer eher Blindheit im Quadrat und wirklich nicht glaubwürdig.
Aber auch das Vorgehen des offenbar geistig nicht auf der Höhe befindlichen Killers war innerhalb der Handlung meist sehr vorhersehbar und konnte deshalb die Spannung kaum einmal steigern. Und dabei versuche ich hier noch nicht einmal zu kritisieren, dass man sich in Sachen Killer und dessen optischer Erscheinungsweise gleich in Richtung 08/15-Mörder bewegte. Wo HELL NIGHT also laut Angaben auf der Rückseite des mir vorliegenden Mediabooks (mit DVD & Blu-ray sowie 16 seitigem Booklet) ein "...herausragender Slasher der 80er" (aus einem Zitat seitens Horrorexpress.com) sein soll, erschließt sich mir nun wirklich nicht. Für die US-Filmproduktion Compass International Pictures war HELL NIGHT allerdings damals dann die letzte Filmproduktion, bevor man dann die Tore für immer schloss.
Unter dem Strich und trotz Beteiligung seitens Linda Blair in der Hauptrolle, liegt HELL NIGHT daher nett ausgedrückt eher knapp unter dem Niveau der meisten Slasher der 1980er Jahre und kommt in Sachen Spannung kaum über ein behäbiges Mittelmaß hinaus. Und selbst die Altersfreigabe ab 18 Jahre erschließt sich bei dem mir vorliegenden Mediabook heute nicht mehr wirklich. Denn die Handlung ist trotz einiger Morde eher recht blutarm und ein abgeschlagener Kopf unter der Bettdecke rechtfertig selbst heute keine FSK-18-Freigabe mehr. Da bekommt man nämlich bereits im Fernsehen zur besten Sendezeit schon mal wesentlich blutigere Bilder geboten. Genau genommen handelt es sich hier sogar um die Uncut-Kinofassung, welche bei uns sogar (warum auch immer) mal irgendwie auf dem Index gelandet war. Das mit dem Index muss man aber auch nicht verstehen, was aber hinsichtlich des deutschen Gesetzgeber damals leider auch nicht selten zur Normalität gehörte.
Unter dem Strich gesagt kann man sich mit diesem Film über den Abend retten, wenn man die Familie oder die Nachbarn nicht ärgern darf, kein besserer Slasher gerade zur Hand ist, oder man einfach nur Linda Blair mal in den Ausschnitt schauen will. Gesamt betrachtet fehlt mir aber hier für eine halbwegs gute Bewertung zumindest die Spannung und einige wirklich interessante Wendungen, um den Film noch über einem trüben Mittelmaß hinaus bewerten zu können. Vielleicht hätte auch der eine oder andere kleine Eimer Kunstblut der Handlung noch etwas positives hinzufügen können. Aber alleine mit einem 08/15-Killer und Linda Blair in der Hauptrolle, wird aus dem Film noch lange kein guter Slasher, der einem wirklich im Gedächtnis hängen bleibt. Ich persönlich würde HELL NIGHT daher wie ein Brettspiel locker als Familien-Slasher für die Altersklassen ab 12 bis 99 Jahre einstufen.Hell Night