Der »Greifer« mit der Teufelsmaske - »The Black Phone«
Der »Greifer« mit der Teufelsmaske
Allerdings läuft es auch im trauten Heim nicht wirklich rund für den 13-jährigen Finney (auch Finn genannt) und besonders seiner Schwester Gwen. Denn mit der kommt sein Vater irgendwie nicht wirklich klar. Hat das Mädchen doch irgendwie die Gabe ihrer verstorbenen Mutter geerbt und hat in ihren Träumen hellseherische Visionen. Da ihr Vater allerdings nicht nur stark dem Alkohol zuspricht, sondern diese Gabe auch für den Tod der Ehefrau und Mutter verantwortlich macht, versucht er nun mit seinem Ledergürtel Gwen diese Visionen brutal auszutreiben. Oder handelt er vielleicht deshalb so brutal, weil ihn diese Gab in wirklichkeit Angst macht?
Gwen jedenfalls hat Visionen von dem "Greifer" (oder im Original "Grabber"), der seit einiger Zeit immer wieder junge Schüler zu entführen scheint, die danach allerdings auch als Leiche nie wieder auftauchen. So recht mag mag man auch seitens der Polizei der Aussage von Gwen in der Schule nicht glauben wollen. Jedoch will man es auch nicht als völligen Unsinn abtun, denn in ihren Visionen will Gwen bei dem Greifer auch schwarze Luftballons gesehen haben. Und das deckt sich wieder mit den an den Tatorten gefundenen Spuren. Nur hatte man nie öffentlich etwas über aufgefundene schwarze Ballons in der Öffentlichkeit verlauten lassen.
Als dann auch Robin offenbar vom Greifer entführt wird, bricht für Finney wieder eine Welt zusammen. Denn nun haben die Mobber freie Bahn und verprügeln ihn erneut. Da Gwen ihrem Bruder aber zu Hilfe kommt, wird auch sie als Mädchen auf sehr brutale Weise von der Bande verprügelt. Doch wirklich darüber etwas sagen mögen beide auch nicht, da wohl seitens ihres Vaters keine wirkliche Hilfe zu erwarten wäre. Und so geht die Zeit weiter ins Land, bis das auch Finney durch einen Trick eines Mannes mit einem schwarzen Van entführt wird. Der hat sich ihm gegenüber als Zauberer ausgegeben, weshalb sich auch einige aufgelasene schwarze Ballons in seinem Wagen befinden.
Als Finney jedenfalls wieder aufwacht, befindet er sich in einem Keller auf einer schäbigen Matratze mit einem schwarzen Telefon an der Kellerwand, bei dem jedoch die Leitung seit langem defekt ist. Der Entführer indessen zeigt sich Finney nur mit einer zweiteiligen Teufelsmaske, die er jeweils seiner eigenen Stimmung anpassen kann. Und der gibt sich zuerst sogar irgendwie freundlich, stellt Finney mit der Zeit jedoch grausige Fallen, um einen Grund zu provozieren, um ihn so auf grausame Weise misshandeln und töten zu können.
Doch Finney, der offenbar ebenfalls wie Gwen über eine besondere Gabe seitens seiner verstorbenen Mutter verfügt, wird von den bereits ermordeten Opfern des Greifers über das schwarze Telefon angerufen und gewarnt. Zwar hatten auch die Opfer vor ihm das klingeln des Telefon hören können, doch waren sie nie wie Finney in der Lage gewesen, auch die Stimmen der toten Geister am Telefon zu hören.
Zwar ist Finney eigentlich auch weiterhin alleine auf sich gestellt, doch versuchen die Geister der früheren Opfer des Greifers nun, Finney über das Telefon mit Informationen zu unterstützen, damit er seinem Gefängnis entfliehen, oder sich sogar erfolgreich gegen den diabolischen Kindermörder erwehren kann.
Aber auch Gwen will mit Hilfe ihrer Visionen ihrem Bruder helfen. Dabei versucht sie sogar ihren Vater zu überzeugen, selbst wenn dieser sie wieder wegen ihrer Gabe züchtigen sollte. Doch wird sie ihren Bruder noch lebend vorfinden? Und was ist mit dem offenbar verwirrten Mann mit Namen Max, der selbst versucht, den Greifer aufzuspüren und hierbei sogar die polizeilichen Ermittler zu überzeugen versucht?An sich könnten die Voraussetzungen zu ...
... diesen Horrorfilm nicht besser sein. Denn mit Jason Blum (Blumhouse Produktions), Scott Derrickson (Regie und Drehbuch) und dem Schauspieler Ethan Hawke hatte man hier gleich das Dream-Team des sehr gelungenen Horrofilms SINISTER (2012) wieder gemeinsam im Boot.
Zudem basiert der Film auf einer Kurzgeschichte des Autor Joseph Hillström King, den man eventuell aber eher unter dem Namen Joe Hill kennen dürfte und der nicht weniger als der Sohn von Stephen King ist. Und Stephen King schien von dem Film THE BLACK PHONE ebenfalls recht angetan gewesen zu sein. Zumindest hatte er gegenüber seinem Sohn gesagt, der Film BLACK PHONE wäre wie "STAND BY ME in der Hölle".
Und der Film ist wirklich einen Blick wert, da Scott Derrickson hier so ziemlich alles versucht herauszuholen. So wirken manche Szenen durch ihre bildlich gröbere Körnung wie autentische Szenen aus dem Jahr 1978. Und auch in der Darstellung bemüht man sich, ein authentisches Bild aus einer typischen US-Vorstadtsiedlung zu zeigen, welches doch bei sehr vielen anderen Filmproduktionen sehr stark von einem eher bonbonfarbenen Stil früherer Steven-Spielberg-Filme dominiert wurde. Von daher hat man bei mir, was eine realistischere Darstellung betrifft, in der so eine Vorstadtsiedlung eben kein heiles wie buntes Idyll darstellt, direkt einen dicken Stein im Brett.
Trotzdem wurde ich über die Gesamtspielzeit von 103 Minuten nicht so ganz warm mit dem Film BLACK PHONE. Dabei ist er sichtlich nicht schlecht umgesetzt. Aber wirklich unkritisch kommt er trotzdem nicht bei mir weg, was auch daran liegt, dass die Handlung schnell sehr vorhersehbar ist und die Spannung so bei mir nur knapp über dem Durchschnitt hängen blieb. Das man es hier über weite Strecken eher sogar mit einer Art Kammerspiel zu tun hat, ist dabei für mich allerdings kein Manko für die Gesamtbeurteilung.
Dabei hat der Film aber durchaus so seine eigenen Momente, mit der er mich trotzdem beständig bei der Stange halten konnte. Doch kommen wir einfach mal zu den Details, was meine eigentliche Filmkritik betrifft.
Das mit Joe Hill ein Ableger des großen Stephen King hier die Vorlage abgeliefert hatte, merkte man dann leider auch recht schnell. Denn das Kinder (oder in wenigen Fällen auch erwachsene Personen) bereits bei King selbst sehr oft mit besonderen Fähigkeiten oder Gaben hantieren müssen, kennt man bereits aus vielen seiner Büchern und nicht wenigen späteren Verfilmungen wie CARRIE (1976), SHINING (1980), DER FEUERTEUFEL (1984) oder etwa DEAD ZONE (1983). In dem Sinne ist die Idee mit Gwen und auch Finney und ihren besonderen übersinnlichen Gaben durchaus ein Pferd, dass schon mächtig oft von seinem Vater Stephen King mit Erfolg geritten wurde. Da lässt sich durchaus immer wieder was draus machen, allerdings vom Stuhl haut mich das bei der Verfilmung einer Kurzgeschichte von Joe Hill nun nicht gerade wirklich. Viel eher fällt da der junge Apfel wohl genau dem alten Baum wieder vor die Füße.
Und gerade auch durch den Horrorfilm SINISTER war die Freude natürlich auch groß in Sachen der "Greifer", gespielt von Ethan Hawke, der hier endlich mal einen lupenreinen Bösewicht verkörpern durfte. Nur ehrlich gesagt war am Ende des Film für mich dieser geniale Schauspieler eher verschenkt worden. Denn hinter der Maske hätte genau genommen jeder stecken können, der in Größe und Gewicht Hawke irgendwie ähnlich ist. In dem Sinne hatte man bereits bei der Filmkritik zu THE BLACK PHONE seitens Peter Osteried von Kinofans.com (vom 15. 06. 2022) hier durchaus richtig festgestellt, dass man als Zuschauer eigentlich nur die gruselige Maske in wenigen verschiedenen Versionen hat spielen lassen. Schade eigentlich, denn da hätte auch ich mehr in Sachen Ethan Hawke erwartet gehabt, auch wenn er sich hier durchaus Mühe gegeben hatte, richtig böse zu erscheinen.
Aber auch so manche Verhaltensweise gerade z.B. seitens Mason Thames in der Rolle des Jungen Finney wirkt nicht immer so ganz glaubwürdig. Das Wort Logik möchte ich hierbei nicht wirklich in den Mund nehmen, denn Kids (wie auch mitunter so manche Erwachsene) werden sich in einer solchen Extremsituation eher kaum ständig logisch verhalten. Viel eher wirkt mir Finney in dieser Situation schon etwas zu rational und durchdacht, was ich wiederum einem 13-jährigen Jungen nicht so wirklich abnehmen kann.
Die Atmosphäre ist indessen auf einem recht hohen Level und es gelingt auch, dieses Niveau über die gesamte Handlung hinweg zu halten. An der Spannungsschraube vemag dies aber leider auch nicht positiv zu drehen.
In Sachen Film und Co. findet man bei Mason Thames allerdings auch noch nicht wirklich etwas besonderes in seiner noch recht kurzen Karriere. Daher hat er hier durchaus frisch aber trotzdem recht ansprechend seine Rolle in THE BLACK PHÖNE umzusetzen versucht. Ganz gelungen ist es ihm allerdings nicht so wirklich, aber das wäre eher eine Kritik auf sehr hohem Niveau und dieses Fass möchte ich hier nicht auch noch öffen wollen. Aber auch einige andere DarstellerInnen wirken noch recht unbeleckt für den hiesigen Kinogänger und Filmfreund.
Madeleine McGraw. die hier seine Schwester Gwen spielt, könnte indessen aber schon mal den Filmfreunden in ANT-MAN AND THE WASP (2018) oder LLORONAS FLUCH (2019) oder in der Rolle der Molly Blake in der Fernsehserie BONES - DIE KNOCHENJÄGERIN (2014 in einer Episode) aufgefallen sein.
Wirklich international berühmt dürfte hier eh eigentlich nur Ethan Hawke sein, den man neben dem genial-verstörenden Horrorfilm SINISTER (2012) auch aus Filmen wie WOLFSBLUT (1991), REGRESSION (2015) oder THE NORTHMAN (2022) kennen dürfte. Weiter möchte ich aber auch hier nicht ausschweifen, was in Richtung der weiteren DarstellerInnen aus BLACK PHONE gehen könnte.Mein Fazit:
Die Verfilmung der Kurzgeschichte seitens Joe Hill reißt mich nun nicht wirklich vom Hocker, da alles doch irgendwie recht vorhersehbar daher kommt. Und auch das man hier bei der Verfilmung nur zu gut den berühmten Daddy Stephen King gewaltig durchblitzen sieht, ist nicht unbedingt als Pluspunkt zu verstehen.
THE BLACK PHONE fehlt schlicht irgendwo die eigene Originalität, was die Handlung betrifft. Und die Kann Joe Hill hier in diesem Fall schlicht für mich als Vorlage nicht liefern.
Trotzdem hält der Film einen bei der Stange. Jedoch merkt man erst am Ende dann wirklich, dass das Level der Spannung nicht wirklich noch nach oben gegangen ist und kontinuierlich eher auf einem noch guten Level vor sich hintröpfelte. Und so bleibt der Film letztendlich dann leider auch nur bei mir noch ein wenig durchwachsen im Gedächtnis.
Als Zeitverschwendung kann man THE BLACK PHONE sicherlich aber auch nicht bezeichnen. Aber er bleibt gemüdlich in der sicheren Komfortzone der guten Horrorfilme stecken und versucht erst nicht, die Spannungsschraube durch einige wirklich unvorhergesehene Wendungen stärker anzuziehen. Andererseits sackt die Handlung aber auch glücklicher Weise nie nach unten ab, was der hier durchaus etwas ungewollt gebotenen King-Stimmung zu verdanken sein könnte, die die literarische Vorlage einfach in sich trägt.
Für einen launigen Filmabend mit interessantem gruseligem Flair ist der Film daher durchaus noch gut zu empfehlen. Die Hoffnung, hier auf einen möglichst gruseligen Blockbuster der Spitzenklasse zu treffen, sollte man allerdings auch nicht in der persönlichen Erwartungshaltung zu hoch hängen. Wenn man aber diesen kleinen Leitfaden beachtet, kann eigentlich bei THE BLACK PHONE nichts schief gehen.The Black Phone - Sprich nie mit Fremden
Kommentare
Mir fiel da nämlich gleich mal wieder dieser "Coming of Age"-Aspekt auf, den man ja schon aus gewissen, diversen 80er-Movies kennt. Und, stimmt - dass die Geschichte wie ein "Stephen King-Plot" rüberkommt, dürfte erstrecht niemanden verwundern, der weiss dass Joe Hill der Sohnemann desselben ist.
"Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm" - würde ich da mal sprechen.
Kurzum, mich hat der Streifen bereits nach einer halben Stunde gelangweilt - und irgendwie fehlte mir da etwas. Kann aber auch sein, dass ich zwischendurch eingepennt bin - und deshalb nichts mitbekommen habe.
Ja, wo bitte liegt denn beim ach so schrecklichen Greifer die Motivation( die vielleicht in der Kindheit des bösen Buben gelegen haben könnte..)?
Jetzt kenne ich die Kurzgeschichte ja nicht - mir hat sich jedenfalls nicht erschlossen, warum der Typ die Kinder entführt. Na gut, ist halt Psycho, der Kerl, da braucht es manchmal keinen Grund. Aber, so als plot-erklärenden Unterbau wäre das ja nicht sooo schlecht gewesen.
Wenn man bedenkt - selbst Michael Myers hatte für seine Rückkehr nach "Haddonfield" einen trifftigen Grund. Und Jason Vorhees hat sich wohl auch nicht grundlos wieder "Christal Lake" blicken lassen.
Und mal ehrlich, solche Geschichten kann man doch auch locker in 85 Minuten abhandeln. Na gut, sagen wir mal 90....
Jetz sach ma, Konrad - hab isch etwa de janze Zeit jeschlaffe...???
Mir fehlte da auch irgendwie was, so das mich der Film irgendwie unbefriedigt zurückließ. Auf der anderen Seite blitzte mir da zu sehr der Vater (Stephen King) durch die Vorlage raus, was die Handlung absolut vorhersehbar machte und so die Spannung eher drückte.
An sich ist der Film nicht schlecht gemacht, nur vom Hocker reißt er mich halt kaum.