Eine Hommage an den italienischen Giallo - »Malignant«
Eine Hommage an den italienischen Giallo
»Malignant«
Und so sieht sich Madison immer wieder physischen Attacken seitens ihres brutalen Ehemann ausgesetzt. Als dann an einem folgenschweren Abend ein neuerlicher Streit plötzlich in einer gewaltsamen körperlichen Attacke endet, bei der Derek sie mit dem Hinterkopf auf brutale Weise gegen die Wand schleudert, gelingt es Madison späterhin, ihn aus einem Raum der Wohnung auszuschließen um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen. Doch dann passiert etwas seltsames, denn noch bevor Madison Hilfe verständigen kann, greift plötzlich ein finsterer Killer in der eigenen Wohnung ein und ermordet auf höchst blutige Weise ihren brutalen Ehemann.
Da Madison diese grauenhafte Tat mit ansehen musste, trägt sie davon nicht nur ein Trauma davon, sondern verliert zu allem Unglück auch wieder das noch ungeborene Baby.
Da Madison nun mit starken Depressionen zu kämpfen hat, aber auch kaum Vertrauen in andere, ihr eher unbekannte Menschen setzt, lässt sie nun nur noch ihre Schwester Sydney Lake wirklich noch an sich heran. Dabei erzählt sie auch nur ihr von den erschreckenden Visionen, denen sie seit dem blutigen Streit und der darauf folgenden Ermordung von Derek offenbar ausgesetzt ist.
Denn offenbar wird Madison in ihren Visionen immer wieder aus ihrer sicher geglaubten Umgebung förmlich herausgerissen und findet sich so nur Sekunden später in einem völlig anderen Umfeld wieder, wo der dunkle Killer erneut weitere Menschen vor ihren entsetzten Augen ermordet. Dabei fühlt sich Madison schon seit ihrer Kindheit von diesem finsteren Killer verfolgt und bedroht, den sie selbst mit dem Namen "Gabriel" betitelt.
Doch was sich eventuell als Wahnvorstellungen von Medison erklären lässt, hat allerdings einen viel tieferen Hintergrund. Denn bei den blutigen Taten die Madison in ihren Visionen sieht, handelt es sich durchaus um sehr realistische Morde, die natürlich auch wieder die Polizei auf den Plan rufen. Und so versuchen bald zwei Cops, die jedoch den Visionen von Madison eher sehr misstrauisch gegenüberstehen, eben diesen dunklen Albträumen der verstörten jungen Frau auf den Grund zu gehen. Doch die Realität erweist sich bald schlimmer als bisher vermutet und offenbart eine Verbindung zwischen Madison und dem scheinbar imaginären Killer Gabriel, welche jede Vorstellungskraft und Vernunft zu übersteigen droht.James Wan bietet uns einen Schrecken in drei Akten ...
... denn im ersten Drittel glaubt man sich bei ihm als Zuschauer eigentlich eher auf der sicheren Seite, so das man es bei dieser Handlung ebenfalls wohl wieder mit einem schaurigen Haunted-House-Horrorfilm zu tun bekommt. Doch dieser Schein ist äußerst trügerisch und führt uns Zuschauer durchaus in eine völlig falsche Richtung. Denn mit Geistern oder gar Dämonen wie in seinen Erfolgsfilmen THE CONJURING (2013) oder dessen Ableger ANNABELLE (2014) bzw. der INSIDIOUS Filmreihe (ab 2010) hat MALIGNANT (2021) nun wirklich nichts zu tun. Die anderen zwei Akte dürft ihr aber im Film selbst ausmachen, denn würde ich hier näher darauf eingehen, würde ich eventuell zur Gesamthandlung von MAIGNANT bereits zu viel im Vorfeld verraten.
Dafür wird man hier aber auch mit zwei Darstellerinnen eben aus den ANNABELLE Filmen in MALIGNANT, was aus dem englischen übersetzt in etwa "heimtückisch" bzw. auch "bösartig" bedeutet, konfrontiert. Da wäre zum einen die britische Schauspielerin Annabelle Wallis, die im ersten filmischen Conjuring-Ableger ANNABELLE aus dem Jahre 2014 die dort zu Beginn ebenfalls hochschwangere Mia Form spielt, die eben mit der dämonischen Puppe konfrontiert wird, welche es offenbar auf die Seele ihres etwas später geborenen Babys abgesehen hat. Die in den Rückblenden jüngere Madison Lake Mitchell wird indessen von der jungen Schauspielerin Mckenna Grace gespielt, die in ANNABELLE 3 (ANNABELLE COMES HOME/2019) Judy, die Tochter der Dämonologen Ed und Lorraine Warren verkörpert.
Annabelle Wallis dürfte man vielleicht auch aus Filmen wie DIANA - DIE LETZTEN 24 STUNDEN (2007) oder aus X-MEN - ERSTE ENTSCHEIDUNG (2011) her kennen. Aber auch in der SciFi-Serie STAR TREK: DISCOVERY durfte man sie in ca. 6 Episoden (2020 bis 2021) bewundern. Indem James Wan hier auf Annabelle Wallis für die Rolle der Madison zurückgriff, zeigte er durchaus ein glückliches Händchen hinsichtlich der Besetzung der Hauptrolle von MALIGNANT, da sie bereits in dem Horrorfilm ANNABELLE von 2014 durchaus zu überzeugen wusste.
Mckenna Grace wiederum, die in ANNABELLE 3 die Tochter der Warrens spielte, ersetzte dabei die Schauspielerin Sterling Jerins, die für diese zeitlich früher angelegene Handlung innerhalb des Conjuring-Universums leider bereits zu alt war, was dann leider nicht glaubhaft gepasst hätte. Man kennt die 2006 in Dallas (Texas) geborene Schauspielerin aber durchaus auch aus Filmen wie INDEPENDENCE DAY: WIEDERKEHR (2016), CAPTAIN MARVEL (2019) oder aktuell gerade aus GHOSTBUSTERS: LEGACY (2021). Aber auch in vielen Fernsehserien konnte man sie bereits sehen, wie etwa in einigen Episoden des THE BIG BANG-Spin-off-Prequel YOUNG SHELDON (2018 bis 2021) oder aber in SPUK IN HILL HOUSE (2018 in insgesamt 10 Episoden).
Ebenfalls etwas bekannter dürfte hier auch die hübsche Schauspielerin Ingrid Bisu sein, die zwar ihr Filmdebüt in einer Fernsehserie mit dem Originaltitel CASATORIE DE PROBA im Jahre 2003 gab, bevor sie in einer kleinen Rolle in dem amerikanisch-deutschen Vampirfilm BLOODRAYNE unter der Regie von Uwe Boll (2005) mitspielte. Wirklich aufgefallen dürfte sie allerdings James Wan wohl eher durch ihre recht gut umgesetzten Nebenrollen als Geister-Nonne in dem CONJURING-Ableger THE NUN (2018) sein. Gleichsam spielt sie 2021 dann auch noch in einer kleinen Nebenrolle in CONJURING 3: IM BANN DES TEUFELS, bevor sie dann in MALIGNANT auch die kleine Rolle der "Jessica" erhielt.
Jack Abel wiederum ist durchaus aus diversen Rollen in US-Fernsehserien wie etwa COLD CASE - KEIN OPFER IST JE VERGESSEN oder GREY'S ANATOMY bekannt. Wirklich einem aufmerksamen Publikum dürfte er aber durch seine Filmrollen in PERCY JACKSON - DIEBE IM OLYMP (2010) oder der SciFi-Romanverfilmung der Autorin Stephenie Meyer unter dem Titel SEELEN aus dem Jahre 2013 aufgefallen sein.
Aber auch sonst konnte man hier in MALIGNANT in Sachen Besetzung durchaus punkten, so das es hier in Sachen Talent und Spielfreude wirklich keine negativen Ausreißer gab. Generell hätte mich aber auch bei einem Perfektionisten wie James Wan durchaus gewundert, wenn er in diesem Punkt nicht alles im Griff gehabt hätte.Man könnte es eventuell das "Harry Potter Syndrom" nennen ...
... wenn man dann als Zuschauer in MALIGNANT endlich hinter die zugegeben verstörende Verbindung zwischen Madison und dem eiskalten Killer Gabriel blickt. Denn so imaginär ist der Killer nicht wirklich, seine Existenz jedoch wirkt nüchtern betrachtet durchaus recht erschreckend.
Das man aber dann in MALIGNANT doch eben nicht völlig überrascht wird, liegt nämlich durchaus daran, das der Ansatz dieser Idee bereits im ersten Film HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN (2001) bereits einmal in Szene gesetzt wurde. Nur wirkte diese Darstellung in der Filmreihe um den Zauberschüler von Hogwart nicht so intensiv und erschreckend, wie sie nun seitens James Wan in Szene gesetzt wurde.
Verraten werde ich hier natürlich darüber hinaus nichts mehr, weil dies sonst einfach zu viel der Spannung wegen Unwissenheit wegnimmt, sollte man MALIGNANT nämlich noch nicht gesehen haben.
Was den Film MALIGNANT bei seiner ersten Sichtung wirklich zu einer gelungenen Tour de Force macht, ist dabei der Umstand, das man als Zuschauer selbst nach einem längeren Verlauf der Handlung sich immer noch nicht wirklich klar darüber ist, welche Form des Horror uns hier James Wan eigentlich kreiert hat. Denn es dauert schon mal eine Weile, bis das man wirklich bemerkt, dass es sich hier eben nicht um einen weiteren Haunted-House-Film in der Art der CONJURING oder INSIDIOUS Filmreihen handelt. Das kitzelt die Spannung natürlich zusätzlich, was hier seitens James Wan natürlich auch durchaus beabsichtigt wurde.
Am Ende ist man als Zuschauer daher auch irgendwie recht verwundert und gleichsam erschreckt, denn einerseits ist die geschilderte, surreale Auflösung durchaus eher einer möglichst realen Situation nahe, da man hier als Gegner weder einen Geist, Dämon noch ein völlig unrealistisches Monster vor sich hat. Andererseits wirkt die Lösung aber auch wieder so fantastisch und verstörend, das man diese Version durchweg nicht nur als eine moderne Art des Giallo, sondern auch als interessante Erweiterung im Bereich des Horrorfilm betrachten kann und darf.
Und auch der Umstand, das man die plötzlich wie in einem Albtraum vonstatten gehenden Ortsveränderungen zu den Morden zuerst eher als Wachträume (erschreckende Visionen) von Madison einordnet, fördert den Spannungspegel nochmals in dem Augenblick, wenn man nämlich erfährt, das es sich hier eben nicht um Visionen aus Erinnerungen von Madison handelt, die eher der Vergangenheit entsprungen sind, sondern durchaus um recht zeitnahe wie grausame Akte der Gewalt handelt.Mein Fazit:
Ich persönlich hoffe mal, das James Wan natürlich auch weiterhin eine führende Hand zukünftig hinsichtlich des Conjuring-Universum walten lässt. Denn dies ist schlicht sein Paradestück in Sachen Horrorfilme. Aber Wan selbst ist dies wohl nie wirklich genug gewesen, so das er auch kassenträchtige Ausflüge in andere Bereiche des Film absolviert. Man erinnere sich hier z.B. nur an DEMONIC (2015)oder MORTAL KOMBAT (2021) als Produzent oder in Sachen Drehbuch und/oder Regie in Filmen und Filmreihen wie SAW (Kurzfilm 2003 und Langfilme ab 2004), DEAD SILENCE (2007) oder aber dem DCU-Blockbuster AQUAMAN (2018).
Für mich persönlich hat er allerdings in Sachen Horrorfilme nach der INSIDIOUS-Filmreihe mit dem eigenen CONJURING-Filmkosmos wohl sein Paradestück abgeliefert, welches hoffentlich noch lange nicht auserzählt ist, weil sich die Filme mit und um die Dämonologen Ed und Lorraine Warren recht positiv von so einigen anderen Horrorfilmen ähnlicher Machart sehr positiv abheben.
Mit MALIGNANT spielt er daher auch recht bewusst mit Elementen, die man bei einem Film von James Wan schlicht und einfach bereits voraussetzt. Doch Wan weiß seine Fans hier durchaus zu überraschen, nachdem er sie zu Beginn der Handlung erst einmal auf eine bekannte und durchaus mögliche, aber bewusst völlig falsche Spur lenkt. Das hebt die Spannung und steigert auch ein wenig den Gänsehauteffekt. Gleichsam ist MALIGNANT aber auch James Wans eigene tiefe Verbeugung vor dem Giallo-Kino, welches seine Leidenschaft für den Film an sich früher erheblich mitgeprägt hatte.
Aus diesem Grund, und weil ich offenbar in einer gewissen Selbsterkenntnis auch langsam zu einem ausgemachten Fan von James Wan mutiere, kann ich den Film MALIGNANT wirklich nur jedem empfehlen, der im Bereich der düsteren Phantastik sich gerne noch etwas überraschen lassen möchte. Das wesentliche Element der Handlung ist hierbei natürlich nicht gerade jungfräulich Neu, jedoch in seiner Umsetzung trotzdem äußerst überraschend und gleichsam auf erschreckend schöne Weise irgendwie schockierend.Malignant
Kommentare
Zudem entstand bei mir der Eindruck, dass der von dir so hochgelobte James Wan eigentlich nicht wirklich wusste, ob er nun eine "Ghoststory" oder einen "Giallo-Slasher" drehen wollte - und zur eigenen Sicherheit einfach mal beides gemacht hat. Natürlich geht das, aber damit war der PLot (meiner eigenen, bescheidenen Meinung nach) "leicht überfrachtet".
Und wenn ich nicht irre, dann kann man hier sogar auch noch die Handschrift eines anderen "Horror-Meisters" erkennen. Wenn nämlich der fiese, monströse Zwilling Madisons Körper "übernimmt", blitzt hier ein bisserl "Sam Raimi" durch - das betrifft besonders die (blutigen )Attacken, die in ihrer "Choregraphie" schon etwas vom "Tanz der Teufel/Evil Dead" haben.
Aber wie schon des öfteren erwähnt - meine Meinung, meine Sichtweise - du bist halt der Experte, gelle..
Ich persönlich fand den Film damit jetzt auch nicht unbedingt überfrachtet und auch zeitlich nicht zu lang, aber da scheiden sich ja auch mitunter die Geister etwas.
Nur auf Sam Raimi und die "Choregraphie" von TANZ DER TEUFEL bin ich jetzt echt nicht bei meiner Sichtung gekommen, könnte aber durchaus hinkommen. Muss ich bei der nächsten Sichtung des Film mal näher drauf achten.
Allerdings solltest du bei einem Film die Fernbedienung mal ganz weit weglegen. Wenn ich da ständig irgendwo auf Vorlauf schalte, fehlt mir am Ende doch so einiges, was so einen Film an sich dann auch oft nicht sehr positiv bei mir zurücklässt.
Eine Blueray/DVD kann ja bei Bedarf einfach "weitergespult werden, und wenn ich vorher wissen will wie's ausgeht, dann "drängele" ich auch schon mal bis auf die letzte halbe Stunde vor - manchmal sind's gar 15 Minuten.
Nun ja, wenn ich so weit wäre, würde ich statt der Filme wohl nur noch die Trailer gucken, weil ich vom eigentlichen Film so ja eh nur noch die Hälfte (wenn überhaupt) mitkriegen würde. Nö ... da will ich schon jede Minute vom Film genießen. Ich spul da höchstens mal was zurück, weil ich was verpasst haben könnte, wenn ich mal eilig auf Toilette muss.
Komischer Weise hatte ich so ein Problem noch nie bei einem meiner alten "Nostalgie-Movies". Abgesehen davon, dass ich da das Ende ja schon in und auswendig kenne, machen mir die Dinger einfach zuviel Spass, um da "vorzuspulen". Einen alten "Hammer" , z.b.; kann ich mir immer wieder in ganzer Länge ansehen. Damals waren solche Filme auch selten länger als 85 oder 90 Minuten.
Ich bin da ganz ehrlich - das neuzeitliche Kino intessiert mich nur noch wenig. Da muss schon etwas kommen, dass bei mir den berühmten "Aha-Effekt" auslöst. Hatten wir ja schon öfter, Laurin (aka Konrad).
Und wo wir gerade dabei sind: ich bin doch wieder angefangen mit der Schreiberei - und natürlich geht es da um nostalgisches Futter. Der vorläufige Titel: "Die Erben des Norman Bates." Der Artikel soll sich mit John Carpenters "Halloween,1978" und die evtl. Wurzeln dieses Kultstreifens beschäftigen. Wahrscheinlich ein Mehrteiler - mal sehen. Wann das hier erscheinen könnte, kann ich allerdings noch nicht sagen.
Du siehst also, ich komme aus dieser Nostalgieschleife nie richtig raus....
@Toni: nichts gegen die überaus unterhaltsamen Rezis vom guten Laurin (aka Konrad) - aber ich gebe im Allgemeinen gar nichts auf Filmkritiken. Für mich gilt: selber schauen - für gut befinden oder eben nicht.
Das war jetzt gut, @Toni.
Aber immer klappt das wohl auch nicht, es sei denn, die Geschmäcker laufen völlig synchron.
Na ja Friedhelm, in Sachen "alte Nostalgie-Movies" kommt bei mir höchstens noch ab und zu mal was, wenn ich noch einen schönern alten Film ausgraben kann. Wo du allerdings etwas recht hast, ist der Umstand, das einem die moderneren Genre-Beiträge das Leben auch nicht immer leicht machen.
Aber deine Idee mit "Norman Bates und die Querverbindungen zu Carpenters HALLOWEEN und Co. hört sich durchaus interessant an.
Und was die Trailer angeht ... da kennst du doch den Spruch: Der Weg ist das Ziel und solange du nicht weißt wie es ausgeht, hast du noch was, worauf du dich freuen kannst.
Mein "Godzilla"-Beitrag ist nun leider dahin - und mir fehlt bisher einfach die Lust, um den Beitrag neu zu rekonstruieren.