Ist es ein Dämon oder der Leibhaftige selbst? The Vatican Tapes
Ist es ein Dämon oder der Leibhaftige selbst?
The Vatican Tapes
Doch im Fall der jungen Angela scheint etwas anders zu sein. Ganz anders und gefährlicher.The Vatican Tapes
Man kennt ja die Entstehungsgeschichte von Jesus Christus mit dem Stern und der Geburt des Gottessohn. Laut Bibel dürfte es von offizieller Seite her (also von Gott selbst) daher auch keinen zweiten Propheten dieses Kalibers mehr geben. Alles was die Bibel noch bereit hält als Voraussage, ist das jüngste Gericht selbst.
Doch Vorsicht. Einen Propheten wird es noch geben und die Menschen werden seinen Worten folgen. Und den Weg, der dieser Prophet ihnen aufzeigt, führt eben nicht geradewegs ins Himmelreich. Eher ganz im Gegenteil (siehe hierzu in der Bibel das alte Testament um das Tier und die Zahl 666). Und plötzlich sieht sich Pater Lozano und der zu Hilfe gerufene Exorzist des Vatikan sich nicht nur einer jungen Frau gegenüber, die von einem Dämon der Hölle besessen ist, sondern eben genau diesem Antichristen persönlich. Das minimiert die Chancen für die Vertreter der Kirche doch recht erheblich, hier mal schnell die Dinge mit der Bibel und ein paar frommen Sprüchen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.
Nun dürfte uns jeder Dorfpriester in der heutigen Zeit realistisch erklären können, das man das Böse an sich nicht mehr in einer Art Höllenfeuer sucht, sondern es wissenschaftlich in moderner Form als Teil der menschlichen Psyche betrachtet. Dies stimmt in der Realität jedoch nur bedingt, denn seit Johannes Paul II. (1978 bis 2005) hatte sich die Zahl der offiziellen, vom Vatikan genehmigten Exorzisten durchaus stark erhöht.Wir sehen hieran also, dass die klassische Auslegung des Bösen in der Kirche noch lange nicht zu den Akten gelegt wurde. Wirklich zu den Akten legen kann die Kirche den Teufel auch nicht, denn ist der Widersacher Gottes erst einmal wirklich zu den Akten gelegt, dürfte es nicht lange dauern und es würden schlaue Leute daher kommen und eben auch Gott (den man eben nach wie vor nicht in Frage stellt) irgendwo in der menschlichen Psyche suchen. Die Kirche (und das betrifft alle Religionen gleichermaßen) werden sich also auch mit dem Teufel immer eine Hintertür offen lassen. Geht es doch am Ende gar um die Daseinsberechtigung der Religion als solche für den aufgeklärten Menschen der westlichen Wertegemeinschaft und hier im besonderen der christlich geprägten Kirche an sich.
Der Stoff um bösartige Dämonen, Luzifer als Gegenspieler Gottes und dem Antichristen als letzten Propheten vor der Apokalypse, dürfte auch für den Film also noch eine lange Zeit nicht ausgehen. Nur sollte man an sich bei solchen Filmen doch eher darauf achten, dass man neben dem feststehenden Grundgerüst hierzu auch neues und für den Zuschauer durchaus beängstigende Elemente mit einpflegt. Macht man dies nicht, bzw. sucht man in diesem Punkt nicht auch nach neuen Wegen und Möglichkeiten, wirken Kinofilme mit dieser Thematik recht schnell wie billige Kopien eines filmischen Klassikers wie DER EXORZIST oder DAS OMEN. Ein paar frische Ideen weist nun der Film THE VATICAN TAPES durchaus auf, doch zieht man hier diese Ansätze leider nicht konsequent durch. Ein markanter Fehler, der sich dann leider auch sehr schmerzlich an den Kinokassen rächte.
Doch schauen wir gleich einmal auf die Grundhandlung selbst, die ja durchaus kleine Spielräume für einen guten Horrorfilm lieferte, aber eben nicht in der Konsequenz richtig ausschöpfte.Der Antichrist muss nicht männlich sein:
Für die fasst 27-jährige Angela Holmes und ihren Freund Pete kommt eine schwierige Zeit, auch Geburtstag im Kreis der Familie genannt. Nur besteht hier die Familie eben nur aus Angelas Vater Roger Holmes, einem aktiven Mlitaristen der US-Streitkräfte. Der macht für seine Tochter einfach alles, nachdem ihre Mutter verstorben ist und ein recht gläubiger Christ ist er zudem auch noch. Das Problem jedoch ist Angelas Freund und Lebensgefährte Pete, der für das Militär nicht wirklich zu begeistern und mit seiner eher lockeren Art, Angelas Vater daher auch eher ein ständiger Dorn im Auge ist.
Anders gesagt, Vater hätte lieber einen Schwiegersohn, der seinen Mann steht und mit beiden Beinen förmlich im Leben klebt. So gestaltet sich das Zusammentreffen jedenfalls etwas schwierig, auch wenn Roger und Pete zumindest ansatzweise versuchen, einen gewissen Burgfrieden wegen Angela aufrecht zu erhalten.
Auf der Geburtstagsfeier selbst passiert es dann plötzlich und ziemlich unspektakulär. Beim aufschneiden der Torte verletzt sich Angela am Finger. Kurz darauf kommt es noch zu einem seltsamen zusammentreffen mit einer Krähe, weswegen sich die Verletzung dann auch noch entzündet.
Eigentlich ist das ganze zwar etwas seltsam, aber noch nicht bedrohlich, wie man annimmt. Dafür geht es erst einmal in Richtung Krankenhaus. Doch Angelas Verhalten scheint sich immer negativer zu gestalten. Plötzlich auftretende düstere Visionen sorgen sogar dafür, das Angela dem Taxifahrer ins Lenkrad greift und fasst einen für alle tödlichen Unfall provoziert.
Im Krankenhaus selbst trifft man zum ersten mal auch auf Pater Lozano. Robert und Pete haben nämlich scheinbar den Unfall ohne größere Verletzungen überstanden, nur Angela erwacht nicht mehr aus dem Koma und die Hoffnungen der Ärzte sinken mit fortschreitender Zeit rapide. Als Robert auch durch Pater Lozanos Beistand schweren Herzens zustimmt, die Geräte abschalten zu lassen, kommt Angela jedoch plötzlich wieder zu sich. Nur was sich zuerst wie ein Wunder darstellt, setzt eine Kettenreaktion von seltsamen Problemen erst richtig in Gang.
In einer Nacht versucht Angela zum Beispiel ein Neugeborenes zu ertränken, was die Überwachungskameras auch aufzeichnen. Und von den heran eilenden Polizisten, die Angela befragen sollen, nimmt sich sogar einer recht spektakulär plötzlich selbst das Leben. Nun sieht man in Angela sogar eine Gefahr für sich und andere, was sie direkt in die Psychatrie bringt. Doch auch hier wird die Sache nicht besser. Angela weiß z.B. Geheimnisse von Dr. Richards und bringt diese damit selbst in einige Bedrängnis. Aber auch sonst scheint Angela einen recht negativen Einfluss auf die anderen Patienten zu haben. Ohne in direktem Kontakt mit ihnen zu gelangen, bringt sie diese dazu, sich gegenseitig in mörderischer Absicht an den Hals zu gehen.Für Pater Lozano scheint Angela nicht mehr Herr ihrer selbst zu sein und bald glaubt er sogar daran, das ihr Körper von einem Dämon der Hölle besessen sein könnte. So setzt er sich direkt mit dem Vatikan in Verbindung, die für solche Fälle ihre eigene Truppe hat. Aber auch in der Psychatrie ist man mit dem Latein am Ende und möchte Angela aus lauter Angst einfach nur noch los werden, weshalb man sie entgegen aller üblichen Gepflogenheiten wieder in die direkte Obhut ihres Vaters überstellt.
Hier im eigenen Heim geht Pater Lozano direkt daran, dem Übel an die Wurzel zu gehen. Hierzu erhält er bald auch gewichtige Unterstützung durch einen erfahrenen Exorzisten des Vatikans, der speziell für diesen Fall persönlich anreist. Zu spät müssen dieser, aber auch Pater Lozano, Roger und Pete erkennen, dass sie es dieses mal nicht mit irgendeinem Wald- und Wiesendämon zu tun haben. Angela ist nämlich der Antichrist persönlich und zeigt ihnen mal, wo der Teufel den Hammer kreisen lässt.
Zwar überlebt Pater Lozano glücklicher Weise den feurigen Angriff des Antichristen und kann sich sogar zum Vatikan in Rom absetzen, wo er gleich in die Geheimnisse des Vatikan und um deren Eingreiftruppe gegen das Böse eingeweiht wird. Doch gleichsam muss er auch per Fernsehnachrichten feststellen, das Angela mittlerweile mit Wunderheilungen und anderen phantastischen Wohltaten nicht nur immer mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern auch eine immer größere Zahl gläubiger Anhänger um sich schart. Die Lüge ist schließlich die stärkste Waffe des Bösen.Keine schlechten Ansätze, aber ...:
Zuerst muss man mal sagen, dass mich zuerst der Hinweis auf einen Found-Footage-Film schon etwas abgeschreckt hatte. Dies erinnert mich immer an den filmischen Tiefpunkt des Genres mit dem Film BLAIR WITCH PROJECT. Gut, der Film hatte damals die Kassen seltsamer Weise ordentlich klingeln lassen, aber ehrlich gesagt kann ich mit diesem Schinken immer noch nicht wirklich etwas anfangen. Und wieder ein Film mit einer Unmenge von Wackelbildern, dass brauchte ich nun wirklich nicht, auch wenn es da durchaus den einen oder anderen guten Film gibt, der diese Form etwas ansprechender einzusetzen weiß.
Doch das Prinzip findet in THE VATICAN TAPES nur bei den Filmmitschnitten des Vatikans und z.B. den Aufnahmen der Überwachungskameras Anwendung. Also war ich in diesem Punkt schon mal etwas beruhigt. Ein paar Szenen überraschten mich sogar recht positiv, doch schien es irgendwie am Willen der Macher zu mangeln, diese Möglichkeiten auch ordentlich auszuschöpfen. Ja, man wurde das Gefühl nicht los, das man gezielt hier nicht den Film an sich im Fokus hatte, sondern durchaus weitergehende Ziele verfolgte. Die Bausteine hierfür wurden jedenfalls in der Handlung recht auffällig gelegt. Stand da mehr auf dem Wunschzettel?
Hätte der Film an den Kinokassen nicht so gefloppt, hätte man daraus eventuell sogar eine Serie gemacht, denn die Voraussetzungen hierfür hatte man im Film ja mehr als recht offensichtlich gelegt gehabt. Quasi statt den X-Akten des FBI wären es hier dann die Akten (oder Film-Mitschnitte) des Vatikan gewesen. Aber keine Angst, selbst wenn man mit diesem Gedanken gespielt hatte, umgesetzt dürfte er nun nach dem Flopp an den Kinokassen nicht mehr werden. Dabei passte einiges durchweg, um den Film selbst als Pilotfilm durchgehen zu lassen. Der Zuschauer wird erst einmal angefixt mit Informationen, die im Film selber aber keiner schnellen Lösung zugeführt werden. Der Film hat hierfür die ideale Länge für einen Einstieg und die Darsteller aus der zweiten Garnitur hätten auch perfekt für ein weiterführendes Projekt in einen überschaubaren finanziellen Rahmen gepasst. Überhaupt wurde man das Gefühl nie los, dass man hier eher einen Fernsehfilm statt eines Kinofilms vor sich hatte. Zudem ging man auch schon in diesem Film sparsam mit den jeweiligen Effekten um. Letzteres entspricht einer gewissen Logik, wenn man eine Fortsetzung in Serie plant. Der Pilotfilm darf schließlich nicht vom Niveau her weitaus höher anzusiedeln sein als die später folgenden Serienepisoden. Denn fallen letztere gegenüber dem Pilotfilm merklich ab, käme das für die Fortsetzungen einem Todesstoß aus eigener Hand gleich. Zudem hätte es zu Schwierigkeiten kommen können, wenn der ewige Kampf zwischen Gut und Böse und die jeweiligen Geheimnisse des Vatikans (hier ja in einer Art Archiv im Keller gut behütet) die eigentliche Handlung um Angela als Antichrist eher in den Hintergrund gedrängt hätten. Eine inhaltliche Gefahr also, die man hätte gekonnt umschiffen müssen.Aber mal ehrlich, wirklich so schlecht war der Film THE VATICAN TAPES nicht einmal. Man hätte hier mehr daraus machen können, denn gegen Ende zog der Film sogar mächtig an, oder sollte dies gar wirklich ein Cliffhanger für eine mögliche Fernsehserie oder zumindest einem Sequel sein. Gerade das Ende, wo der Film dann mächtig anzieht, macht nämlich eigentlich Lust auf mehr als das, was der Film leider während seiner Laufzeit eher leidlich durchschnittlich hier bisher geboten hatte. Schon der Konflikt Vater, Tochter und der lockere Freund nahmen hier etwas zu viel Raum ein in der Handlung und mancher Darsteller (wie etwa Michael Pena als Pater Lozano) waren darstellerisch schlicht eine glatte Fehlbesetzung. Auch Olivia Taylor Dudley glänzt nun nicht mit überraschenden schauspielerischen Leistungen, jedoch gibt sie sich als Angela zumindest Mühe, während man bei Pena (ANT-MAN) das Gefühl nicht los wird, dass er sich in seiner Rolle als überzeugter Geistlicher eher recht verloren und unverstanden vorkommt.
Auch die ersten Szenen des Exorzismus wirken etwas lieblos aus dem eigentlichen Klassiker DER EXORZIST geklaut und ebenso recht lieblos hier wieder aufbereitet. Zumindest bis zu dem Moment, wo Angela/der Antichrist zum finalen Gegenschlag ausholt. Auch sonst hatte der Film durchweg immer wieder einige recht erfrischende, kleine Szenen und Ideen zu bieten, aus denen man locker hätte einiges mehr machen können. Doch hier versagt leider der Weitblick und die Erfahrung von Regisseur Mark Neveldine kläglich, so das dem Film über weite Strecken einfach auch eine gewisse Überzeugungskraft fehlt. Natürlich dürfte hier auch das Drehbuch seitens Christopher Borrelli und Chris Morgan nicht ganz unschuldig gewesen sein. Denn was viele einfach bei Filmen dieser Richtung vergessen, ist der Umstand, dass man beim Zuschauer in Sachen Horrorfilm Angstgefühle erzeugen muss um bei ihnen auch den richtigen Nerv zu treffen. Genau da aber haperte es oft einfach zu offensichtlich.Es geht bestimmt auch noch schlechter:
Ja, wenn es um Dämonen, dem klerikalen Horror, Besessenheit und Exorzismus geht, dann habe ich schon einige Filme gesehen, die noch weit schlechter umgesetzt worden sind, als gerade der Film THE VATICAN TAPES. Dies mag schlicht auch mit dazu geführt haben, dass auch dieser Beitrag zum Thema an den Kinokassen abgestraft wurde. Für sich genommen und wenn man die Messlatte der Erwartungen nicht gerade an den Klassikern DER EXORZIST oder DAS OMEN (und damit sicherlich zu hoch) ausrichtet, dann kann der Film durchaus recht nett unterhalten und mit einigen wenigen frischen und gut umgesetzten Szenen auch etwas überraschen. Von mir erhält der Film daher noch durchaus gute drei von insgesamt fünf umgedrehte Kreuze.
Als Fazit kann man hier aber durchaus auch dem schlechten Zulauf an den Kinokassen vielleicht verdanken, dass uns hier eine mögliche Serie um die Vatikan-Akten erpart geblieben ist. Denn der Film selbst hatte ja wie oben bereits gesagt, so ziemlich alle Voraussetzungen, die ein Pilotfilm hierzu mitbringen muss. Ob den Machern aber hier bei einer möglichen Serie nicht schnell die Luft ausgegangen und das ganze dann etwas ins Lächerliche abgedriftet wäre, wäre jedenfalls nicht ganz abwegig gewesen. Daher ist uns vielleicht auch etwas erspart geblieben, was uns den Tag mit Sicherheit richtig versaut hätte. Zu viele Köche verderben bekanntlich ja den Brei und wenn man dann betrachtet, wer da alles als Produzent bzw. ausführender Produzent (die ich unten lieber nur zum Teil aufführe) sich da tummelt, der wird bei diesem Film glatt an eine Völkerwanderung erinnert. Den Film selbst sollte man also schlicht als das nehmen was er ist - eine nette Variante eines Subgenre, wo frühere filmische Klassiker die Messlatte aber eben verdammt hoch gelegt haben.
The Vatican Tapes