Manche Türen sollten geschlossen bleiben: Haunt - Das Böse erwacht
Manche Türen sollten geschlossen bleiben
Haunt - Das Böse erwacht
Im Grunde macht Mac Carter in seiner ersten eigenen Regiearbeit für einen abendfüllenden Genre-Film auch eigentlich alles richtig. Da gibt es gut platzierte Schockelemente, Gänsehaut ist also durchweg garantiert und auch sonst braucht der Film keine Vergleiche zu scheuen, wäre da nicht diese Teenager-Liebesgeschichte.
Liebesgeflüster etwas zum abwinken:
Die ist zwar auch nicht verkehrt, jedoch steuert Mac Carter wenn, dann etwas zu viel und zu intensiv auf diesen Teilbereich der Handlung. Dies aber ist dann doch irgendwo etwas ärgerlich, weil er dann die Spannung des Gesamtfilm immer wieder etwas zugunsten des Beziehungsdramas ausbremst. Hier hat er vielleicht etwas zu viel hinein bringen wollen um an andere Filme des Genre, wie LET ME IN heran zu kommen, in dem die Gefühlskiste zwischen einem Jungen und einem Vampirmädchen durchaus ziemlich dominiert, ohne dabei in die typischen Klischees von Teenager-Lovestorys abzudriften. Doch bei HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT klappt diese Mischung leider nur sehr bedingt, weil sie sich nicht immer sauber in die eigentliche Horror-Handlung einbetten lässt.
Glücklicherweise produzierte er mit dieser Liebesgeschichte aber nun keine harten Brüche in der Handlung, so das dieses ausbremsen der Spannungskurve im nachhinein eher nur etwas ärgerlich ist, aber eben doch (noch nicht) die gesamte düstere Atmosphäre vor die Wand zu fahren droht.In diesem Sinne war HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT, der im Jahr 2013 produziert wurde, für ein Erstlingswerk doch eine nicht zu verachtende Überraschung gewesen. HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT ist in Deutschland meines Wissens nach allerdings nie in den Kinos gelaufen, sondern wurde hier ohne Umwege direkt auf DVD und BD auf den Markt geworfen. Auch das muss nicht negativ sein, genauso wie die Darstellerinnen und Darsteller, die hierzulande nicht unbedingt gleich ein Aha-Gefühl auslösen dürften.
An sich ist der optische Eindruck auf gleichem Niveau wie der bei Filmen, die hier erst einmal die Kinos durrchlaufen dürfen, bevor sie als Filmkonserve in den Handel geraten. Ebenso machen die einzelnen Darstellerinnen und Darsteller einen durchweg sauberen und vorbildlichen Job und lassen zu keiner Zeit eine gewisse Leienhaftigkeit überhaupt erst aufkommen. Von dieser Warte aus kann man die Kritiken durchweg im positiven Bereich ansiedeln. Für ein Erstlingswerk ist der Film HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT also durchaus für jeden Fan der seit einiger Zeit angesagten Haunted-House-Movis durchaus eine Bereicherung. Besonders auch im Punkt Abschluss der Handlung, denn HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT verschont uns mit einem wie immer auch gearteten Happy End, in dem wieder Friede, Freude und Eierkuchen Einzug in die Handlung halten und das Böse in seine Schranken bzw. seine Schattendimension zurück gedrängt wird.
Doch kommen wir jetzt erst einmal zur Handlung des Films selbst, der für einen Erstling in Sachen Horror mit abendfüllendem Charakter durchaus überraschen kann, wenn er auch eigentlich nicht einmal im Ansatz versucht, dass Rad neu zu erfinden.Öffne niemals kleine Türen...
...und spiel niemals mit seltsamen Geräten herum. Dies könnte man dem Teenager Evan Asher beim Neueinzug gleich mit auf den Weg geben, samt allen anderen Umzugskartons. Doch in diesem neuen Haus scheint es generell einen Fluch zu geben.
"Jede Gruselgeschichte beginnt mit einem Haus. Und einer Tragödie"
(Filmzitat)
Janet Morello hatte in diesem Haus mehr als einen einzigen Schicksalsschlag zu verkraften. Zuerst verliert sie ihre drei Kinder nacheinander durch ein schreckliches Ende, dann stirbt auch ihr Ehemann, der kurz vor seinem Tod mit einem EVP-Gerät versucht, mit den Verstorbenen nochmals in Kontakt zu kommen, um sich zu entschuldigen. Doch wofür wollte er sich entschuldigen? Was weiß er über die grausamen Todesfälle in seiner Familie?
Seit diesen Schicksalsschlägen munkelt man jedenfalls, dass auf diesem Haus ein Fluch liegen soll, weshalb die ehemalige Kinderärztin Janet sich auch entschließt, ihrem ehemaligen Heim und den schrecklichen Erinnerungen den Rücken zu kehren.
Auch die Familie Asher möchte ein neues Leben beginnen und dabei machen ihnen die Berichte und Gerüchte um die Vorkommnisse in diesem Haus absolut nichts aus. Schließlich lässt sich mit einem solchen Hintergrund der Kaufpreis der Immobilie vortrefflich senken und andererseits glaubt man so viel Bodenhaftung zu besitzen, dass einem die gruseligen Geschichten um das Haus nicht furchtsam zusammen zucken lassen. Gerade der sensible Sohn Evan Asher mauserte sich dabei aber bisher zum eigentlichen Sorgenkind der Familie. Als er sich entschließt, in der Nacht noch etwas in der eher einsamen Gegend spazieren zu gehen, trifft er dort unversehens die vor sich hin weinende, hübsche Samantha. Die ist nämlich mal wieder von zu Hause ausgerückt, weil sie von ihrem Vater einmal wieder Prügel bezogen hatte. Ihre Mutter hatte sich nämlich kurz nach ihrer Geburt aus dem Staub gemacht und die Wut darüber konservierte ihr Vater in einem stetigen Übermaß von Alkohol und körperlicher Gewalt gegenüber seiner Tochter.
Die zwei Teenager kommen sich recht schnell näher und bald darauf übernachtet Samantha auch bei Evan im Zimmer, um nicht mehr zurück zu ihrem gewalttätigen Vater zu müssen. Doch auch Evans Mutter, die mit dem nächtlichen Gast ihres Sohnes recht locker umgeht, bemerkt schnell die Blutergüsse bei dem Mädchen auf den Unterarmen und macht sich Sorgen. Schließlich könnte Evan durch diese Freundschaft in eine üble Situation geraten.
Indessen ist es Samantha, die Evan vor diesem Haus warnt und tatsächlich kommt es zu seltsamen Erscheinungen, die wenn überhaupt, erst nur Evans kleinste Schwester wahrzunehmen scheint. Sie scheint nämlich mit irgendjemandem zu reden, den sonst niemand zu sehen scheint und macht bei dem Thema "Geister" auch recht seltsame Andeutungen.Evan und Samantha finden indessen in einem Nebenraum (mit recht kleiner Tür) von seinem Zimmer nicht nur weitere private Dinge der Familie Morello, sondern auch ein EVP-Gerät, dass wie ein Radio funktioniert und mit dem man mit den Toten in Kontakt treten können soll. Und tatsächlich hören sie unverständliche Stimmen, als sie den Geist des ältesten Sohnes der Morellos aus dem Totenreich rufen wollen. Evan und Samantha reichen diese Stimmen jedenfalls aus, um ziemlich eingeschüchtert zu sein.
Daher ziemlich aufgeschreckt von den Vorkommnissen, die auch danach noch folgen sollen, wenden sich die beiden Teenager an Janet Morello, die ihnen jedoch ziemlich eindringlich rät, keinen Kontakt mehr mit den Verstorbenen aufzunehmen und das Gerät möglichst schnell zu verbrennen. Doch was sie weiß, verrät sie den beiden Teenagern nicht.
Doch Evan und Samantha müssen bald feststellen, dass sich in dem Haus nicht nur die Geister der vertorbenen Morello-Kinder befinden, sondern auch ein rachsüchtiges Geisterwesen, das nach dem Leben der neuen Bewohner trachtet. Eine weitere wichtige Frage dürfte aber für Evan und Samantha darin bestehen, was damals im Hause der Morellos wirklich vorgefallen ist und das Böse erst herauf beschworen hatte.
Als Evans Eltern und seine Geschwister wegen einer Straßensperre nicht zeitig am Abend nach Hause kommen können und Evan mit Samantha alleine im Haus ist, beginnt das Böse seine mörderischen Finger nach den beiden Teenagern auszustrecken und bald wird Blut fließen.Meine Filmkritik:
Wenn ein Regisseur und gegebenfalls vielleicht noch Drehbuchautor zum ersten mal einen abendfüllenden Spielfilm in Angriff nimmt, dann stellen sich für den Zuschauer gleich zwei Fragen.
Die erste Frage dürfte sein, ob er versuchen wird, etwas völlig neues zu kreieren, um sich von allen anderen im Genre abzuheben, oder ob er gleich in die Vollen greift und sich bei den Ideen der anderen ordentlich bedient. Dies dürfte jedoch keine Frage mehr sein, wenn man den Film erst einmal zu einem Drittel gesehen hat, denn manches dürfte dem Genre-Fan mit Sicherheit recht bekannt vorkommen.
Die nächste Frage besteht dann darin, wenn die erste Frage offensichtlich beantwortet ist, ob man mit dem eigentlich bekannten Elementen trotzdem an den Erfolgen in Sachen Umsetzung, Atmosphäre und Spannung kratzen kann, die andere Regisseure bereits erfolgreich in Szene setzen konnten. Hier kann man bei dem Film HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT durchaus sagen, dass dies in diesem Erstlingswerk durchaus überraschend gelungen ist und der Film sich nicht hinter anderen Beiträgen des Genre verstecken muss. Sei es nun die Gesamthandlung oder die Spezialeffekte, die Mischung stimmt und lässt das Herz des Fans von Haunted-House-Movies durchaus höher schlagen.Das der Film trotzdem nicht völlig ohne Makel daher kommt, würde aber der Überraschungen wohl zu viel sein. Der Gruselfaktor ist durchaus ansprechend und hoch angesetzt und in Sachen Haunted-House-Horror kann dieses Debüt locker mithalten, doch dann macht man den Fehler und zieht der Spannung in schöner Regelmäßigkeit etwas die Füße unter dem Hintern weg, indem man es mit der Teenager-Lovestory dann doch etwas zu gut meint und ihr einfach zu viel Raum überlässt. Etwas weniger an dieser Stelle wäre hier wirklich mehr gewesen. Dabei füllen die Jungschauspieler Harrison Gilbertson, eher ein unverbrauchtes Gesicht im Filmgeschäft und Liana Daine Liberato, bekannt durch einige Rollen in Fernsehserien wie CSI: MIAMI, DR. HOUSE oder SONS OF ANARCHY oder Filmen wie TRESPASS(2011) oder DIE LOGAN VERSCHWÖRUNG (2012) ihre Rollen recht professionell aus.
Wegen diesem etwas zu viel an Gefühlsdrama unter Teenagern nun aber diesen Film links liegen zu lassen, würde dem Film nicht im mindesten gerecht. Denn bevor hier so manche Befürchtungen Kapriolen schlagen, sei hier versichert, dass das Liebesgeflüster nicht so extrem ausartet, wie etwa in der TWILIGHT-Reihe und durchaus der Gruselfaktor mit einigen recht ansprechenden Schock-Effekten überwiegt. Nur leider nehmen diese Szenen dem Gesamtfilm ab und an etwas den Wind aus den Segeln. Doch mit etwas Übung und einem tieferen Verständnis für den Spannungsaufbau wie auch dem Spannungsverlauf, dürfte Mac Carter in diesem Genre noch ein ganz Großer werden können, denn das er für dieses Genre der Hanted-House-Movies ein Händchen hat, hat er mit seinem Debütfilm durchaus auch unter Beweis stellen können.
In diesem Sinne muss ich hier für die Love-Spannungsbremsen leider einen Punkt abziehen, doch mit noch vier von insgesamt fünf Punkten steht der Film HAUNT - DAS BÖSE ERWACHT für mich durchaus noch mehr als passabel da und wusste durchaus als Gesamtwerk noch locker zu gefallen. Von daher sollte man sich auch nicht davon abschrecken lassen, dass dieser Horrorfilm in Deutschland direkt über DVD und BD vermarktet wurde, denn mit weiteren Filmen aus dem gleichen Subgenre am Start (und weitaus bekannteren Namen vor wie hinter der Kamera) wird es bekanntlich etwas schwerer, als Filmdebüt den Weg in die deutschen Lichtspielhäuser beschreiten zu können.
Von mir daher also eine volle Empfehlung für das heimische Sofa-Kino.
Haunt - Das Böse erwacht