Ein phantastischer Filmklassiker – Dracula und seine Bräute
Folge 1
Dracula und seine Bräute
„The Brides of Dracula“ war 1960, zwei Jahre nach „Dracula“ mit Christopher Lee die zweite Vampir-Verfilmung von Terence Fisher. Dabei gab es einige Probleme im Vorfeld für die Hammer Studios. Die Probleme galten dem Drehbuch, worauf hin dann auch mit Peter Bryan, Edward Percy und Jimmy Sangster gleich drei Autoren für das Manuskript verpflichtet wurden. Da die Unstimmigkeiten jedoch wohl anhielten, soll auch Anthony Hinds, seines Zeichens Filmproduzent, sich als Autor versucht haben.
Unter dem Pseudonym John Elder schrieb er dann in den folgenden Jahren weitere Filmszenarien, die die Produktionen im Horror Segment der Hammer Studios inhaltlich mitprägen sollten. Die Messlatte dürfte aber ebenfalls nach dem Film „Dracula“, frei nach Bram Stoker, mit dem brillanten Christopher Lee ziemlich hoch gelegen haben. Von dem Vampir-Baron und seinen Gespielinnen
Die ebenso hübsche, wie naive junge Lehrerin Marianne Danielle befindet sich mit der Kutsche auf dem beschwerlichen Weg durch das urwüchsige und düstere Transsilvanien. Ihr eigentliches Ziel ist eine privat geleitete Schule für junge Mädchen, wo sie ihre Stellung antreten möchte. Der Hunger treibt sie während eines Zwischenstopp in einem Dorf in den Gasthof, wo man sie jedoch warnt zu bleiben und somit zur schnellen Weiterfahrt bewegen will. Das es einen blinden Passagier an der Kutsche gegeben hat, merkte jedoch niemand. Dieser besticht den Kutscher damit dieser auf schnellstem Wege das Dorf wieder verlässt. So zurück gelassen bleibt der jungen Marianne nichts anderes übrig, als nach einer Möglichkeit nach zu fragen, wo sie ein Zimmer für die Nacht mieten kann. Doch soweit kommt es nicht, denn etwas später kehrt die Baroness Meinster im Gasthof ein, worauf die Einheimischen eher verschreckt und ängstlich reagieren. Schnell lässt sich jedoch die arglose Marianne von der Baroness dazu überreden, die Nacht bei ihr auf dem Schloss Meinster zu verbringen.
Schien es zuerst so, dass die Baronin mit ihrer Dienerin Greta hier ein weitgehend zurückgezogenes Leben führen, so entdeckt Marianne in der Nacht in einem abgelegenen Trakt des Schlosses einen weiteren Bewohner. Einen jungen Mann, der scheinbar auf der Brüstung seines Balkons steht, um Selbstmord zu verüben. Doch selbst wenn der junge Mann wöllte, er könnte sich kaum in der Tiefe zu Tode stürzen, weil er durch eine lange Kette am Bein daran gehindert würde. Auch die Baronin selbst leugnet die Existenz des jungen Mannes im Schloss nicht. Vielmehr offenbart sie Marianne, dass der junge Mann niemand anders ist, als ihr eigener Sohn, der hier im Trakt des Schlosses gefangen gehalten wird, weil er für sich und alle anderen eine beständige Gefahr darstellen würde. Marianne jedoch, die mit dem Baron spricht, glaubt nicht daran, dass dieser junge Mann gefährlich ist. So gelingt es ihm, die naive junge Frau dazu zu bewegen, den Schlüssel für seine Fußfessel aus dem Zimmer der Baronin zu entwenden und ihn damit zu befreien. Als sich die scheinbar despotische Baronin und ihr Sohn gegenüber stehen, fordert der vorher eher charmante Baron Marianne auf, sich zurück zu ziehen, um das Gepäck für die gemeinsame Flucht zu packen.
Doch statt gemeinsam aus dem Schloss zu fliehen, wird Marianne von Greta, die sich um den Baron Meinster bisher kümmerte, hysterisch dazu angehalten zu sehen, was sie durch die Befreiung des Barons schreckliches angerichtet hat. Mit Schrecken muss sie sehen, wie die Baronin mit einer blutigen Bisswunde am Hals tot in ihren Gemächern liegt.Marianne flieht geschockt in die Nacht hinaus und bricht zusammen. Dort, am bewaldeten Wegrand wird sie von Dr. van Helsing aufgefunden, mit dessen Hilfe sie endlich ihr Ziel, dass private Mädchenpensionat erreicht. Von Mariannes Geschichte fasziniert, geht van Helsing den Spuren nach und trifft auf Schloss Meinster die nunmehr von den Toten auferstandene Baronin, die ihn jedoch nicht angreift. Noch ist sie Herr über ihre Sinne und voll Abscheu über ihr untotes Dasein. Von ihr erfährt er die ganze Wahrheit über ihren Sohn und das er erneut befreit, wieder zur Gefahr für alle Lebenden geworden ist. Am Morgen erlöst Dr. van Helsing die Baronin durch einen hölzernen Pfahl in ihr Herz. Van Helsing selbst wird im besagten Dorf aber selbst erwartet, denn das Vampire hier ihr Unwesen treiben, hat erst dazu geführt, dass man ihn herbei rief.
Indessen hat der blutsaugende Baron Meinster bereits zugeschlagen und das Dorfmädchen Gina ausgesaugt. Als Greta in ihrem Wahn der junge Vampirin Gina hilft, ihrem Grab zu entsteigen, schreitet Dr. van Helsing zur Tat, um das Grauen zu beenden. Die Spur des Blutsaugers führt dabei auch direkt zum Mädchenpensionat, dessen Anwesen ebenfalls der Familie Meinster gehört.Im Mädchenpensionat selbst macht der Baron auch die junge Lehrkraft Carla zu seinem Geschöpf, die sich heimlich durch die Erzählungen von Marianne in den Baron verliebt hat. Die Leiche des Mädchens wird in einem Pferdestall aufgebahrt und überwacht. Als Marianne jedoch alleine mit dem Sarg ist, öffnen sich wie von Geisterhand die Schlösser, die van Helsing am Sarg angebracht hatte und Carla entsteigt als Vampirin dem Sarg um Marianne anzugreifen. Dabei verrät sie Marianne, dass der Baron in einer alten Windmühle sein Versteck hat. Dr. van Helsing macht sich nach der Rettung auf, Carla zu folgen und das Böse endgültig zu vernichten. Doch er tappt in eine Falle und wird selbst vom Vampir gebissen. Eingeschlossen bleibt van Helsing nichts anderes übrig, als die Bisswunde selbst mit einem glühenden Eisen am Hals auszubrennen und mit geweihtem Wasser zu neutralisieren, will er nicht selbst als Untoter enden.
Baron Meinster will indessen die entführte Marianne ebenfalls durch seinen Biss vor den Augen von Dr. van Helsing zu seiner untoten Gespielin machen. Doch van Helsing gelingt es, dem Baron mit Weihwasser ins Gesicht zu spritzen, wo es sich wie Säure durch die Haut frisst. Während der Vampir zurück weicht, stößt er versehentlich eine Laterne um und seine übrigen Gespielinnen gehen in der Mühle in Flammen auf. Bei dem Versuch sich selbst (Dr. van Helsing) und Marianne zu retten, hängen sich diese an einem der vier Flügel der Windmühle, die sich durch das zusätzliche Gewicht zu drehen beginnt und durch den Schein des Feuers ein aufrecht stehendes Kreuz als Schatten auf den Vampir wirft. Durch dieses Kreuz am Boden fixiert und hilflos, vergeht der Vampir in einem qualvollem Todeskampf.Meine Filmkritik
Kritik muss nicht immer negativ sein. Es geht auch anders. Nach dem legendär zu nennenden Film „Dracula“ mit Christopher Lee legt der Regisseur Terence Fisher hier kraftvoll nach. Das es auch ohne Christopher Lee geht, zeigt sich in diesem stimmigen und sehr gotisch angehauchten Film sehr eindeutig. Die Arbeitstitel des Films waren übrigens „Dracula 2“ und „Disciple of Dracula“.
Die Story selbst ist sehr spannend umgesetzt und lebt förmlich durch die eindringlichen Bilder, die den Zuschauer in bester Manier in Gruselstimmung versetzen können. Für ein wenig Humor ist dabei auch gesorgt, wenn der etwas unfähige und leicht versoffene Dr. Tobler jede Gelegenheit nutzt, um an einen guten Tropfen zu kommen, Geld zu kassieren oder anderweitig seinen Nutzen aus einer bestimmten Situation zu ziehen versucht. Auch David Peel, der im Grunde nicht an die perfekte Darstellung eines diabolischen Vampirs heran kommt, wie es Christopher Lee in Perfektion zu liefern vermochte, macht trotzdem keine schlechte Figur. Das die Hammer Studios hier fasst nahtlos an ihren Erfolg „Dracula“ anknüpfen konnten, liegt auch daran, dass nach den anfänglichen Unstimmigkeiten zur Story am Ende eine perfekt runde Sache heraus gekommen ist. Aber natürlich glänzt hier auch Peter Cushing in seiner Paraderolle als Dr. van Helsing und drückt dem Film so seinen unvergleichlichen Stempel auf. Einziger kleiner Wermutstropfen ist der Titel des Filmes selbst, denn von Dracula ist weit und breit keine Spur und seinen Namen dürfte man in den Titel nur deshalb mit aufgenommen haben, um zum einen einen gewissen Wiedererkennungswert zu schaffen und zum anderen, um möglichst viele Zuschauer in die Kinos zu locken. Ein Titel wie „Der Vampir und seine Bräute“ hätte es jedenfalls besser auf den Punkt gebracht. Zumal auf der DVD-Cover-Rückseite ebenfalls fälschlicher Weise steht, dass es sich hier um „Ein gespenstisches Kapitel aus dem Horrorleben von Dracula, dem blutsaugenden Mädchenmörder“ handeln soll. Nun, sei es drum, besser oder schlechter wäre er auch dann nicht geworden. Ein weiteres Kuriosum ist die Namensänderung bei zwei Schauspielerinnen. Andree Melly heißt in der deutschen Übersetzung „Carla“, im englischen Original aber „Gina“. Und Marie Devereux ist in der deutschen Übersetzung „Gina“, im englischen Original jedoch einfach nur das „Village Girl“. Für Fans der phantastischen Filmklassiker ist „Dracula und seine Bräute“ jedenfalls ein Fest für die Augen und kann von mir daher nur wärmstens empfohlen werden.
Ein kleiner Ausblick
Bei manchen Filmen, wie etwa „Frankenstein“ scheiden sich ja manchmal die Geister, ob es nun Horror oder gar schon Science Fiction ist. Ähnliches dürfte auch der nächste Film auslösen, den ich in der Reihe DER PHANTASTISCHE FILMKLASSIKER vorstellen werde. Die Grenzen unter den Genres können ja oftmals fließend sein.Dracula und seine Bräute
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Kommentare
Sangsters ursprüngliche Fassung wäre wirklich interessant zu lesen, da sollte Draculas Geist beschworen werden und von Van Helsing gab es noch keine Spur. Sangster ist deutlich unterbewertet. Er hat die Bücher für alle großen Hammererfolge geschrieben. Seine Autobiografie ist amüsanter Lesestoff.
Nur eines: Christopher Lee sollte hier eigentlich wieder den Grafen mimen, aber er hatte keine Lust dazu. Und das erklärt auch den "Dracula-Titel", weil's anfänglich ja ein "Dracula-Movie" werden sollte, Trotzdem wird der Graf am Anfang ja im Intro erwähnt..("Fürst Dracula ist tot...ect..")
Die Baronin Meinster erwähnt ja indirekt auch, dass ihr Söhnchen vom Grafen verwandelt wurde..("...bis einer kam....etc..")
Lee hatte übrigens nach seinem ersten "Dracula-Film" nie wirklich Lust auf eine Fortsetzung. Es gibt die Anekdote, dass man ihn regelrecht angebettelt habe, weil "Hammer" immer kurz vor der Pleite stand.
Wie Andreas Decker schon erwähnte: In der Urfassung vom Script sollte Van Helsing Draculas Geist beschwören, der dann den Baron vernichten sollte...
Der Name DRACULA in den Filmtiteln war natürlich damals auch ein Kassenmagnet, deshalb verzichtete man nicht gerne auf diese Namensnennung.