Peter Lorre
PETER LORRE
In den Folgejahren spielte er an den "Vereinigten Breslauer Bühnen", dem "Thalia-Theater" und dem "Züricher Schauspielhaus".
Einer seine ersten Publikumserfolge war die Titelrolle in dem Stück "Das tapfere Schneiderlein". Nach einem Streit mit dem Intendanten stand Lorre einige Zeit später in Wien an der Seite von Hans Moser, Paul Verhoeven und Marlene Dietrich auf der Bühne.
1929 gab er in dem Ufa-Film "Die verschwundene Frau", sein Kino-Debüt. Danach war er an der Berliner Volksbühne u. a. in den Stücken "Pioniere" unter der Regie von Berthold Brecht, "Dantons Tod" und "Frühlings Erwachen" zu sehen. Bei einem dieser Engagements lernte er auch seine spätere erste Frau, die Schauspielerin Cäcilie Lvovsky kennen, mit der er seit 1930 zusammenlebte.
Zwei Jahre später gelang ihm mit dem Fritz Lang -Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" der große internationale Durchbruch. Mit seiner Darstellung als unheimlicher Kindermörder ging in die Filmgeschichte ein.
Unmittelbar nach "M" erhielt Lorre viele Hunderte von Filmangebote (Zahlen sprechen von 310), die alle eine ähnliche Rolle beinhalteten. Er lehnte jedoch alle ab, um zu versuchen, nicht in die Rollenschublade des Psychopathen und Mörders gelegt zu werden.
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, ging Lorre, der jüdischer Abstammung war, zurück nach Wien. Dort drehte er mit "Der Unsichtbare Gegner" einen seiner letzten deutschsprachigen Filme.
Ende 1933 verließ er Deutschland endgültig und ließ sich mit seiner Frau Cäcilie zunächst in Paris nieder.
1934 wurde der Hollywood-Produzent Harry Cohn auf ihn aufmerksam und nahm Lorre bei Columbia Pictures unter Vertrag.
Nach Abschluss der Dreharbeiten zum Hitchcock - Film "Der Mann, der zuviel wusste", in England, in der er einen Killer spielte, wanderte Lorre 1935 in die USA aus.
Dort traf er viele frühere Kollegen, die sich ebenfalls im Exil befanden. U. a. Fritz Lang, Josef von Sternberg, Berthold Brecht, Marlene Dietrich und Billy Wilder.
Zu Beginn hatte Lorre jedoch Schwierigkeiten in Hollywood Fuß zu fassen. Es dauerte mehr als ein Jahr bis er in der MGM - Produktion "Mad Love" wieder auf der Leinwand zu sehen war. Mit Columbia drehte er während dieser Zeit nur einen Film: "Schuld und Sühne" von Josef von Sternberg.
Mit der Titelrolle des japanischen Detektivs Mr. Moto in "Mr. Moto und die Schmugglerbande" gelang Lorre in Hollywood ein größerer Wurf. Er wurde durch diesen Film nicht nur einem breiteren Publikum bekannt, der Film war auch so erfolgreich, dass er bis 1939 in insgesamt sieben Fortsetzungen die Titelrolle des Mr. Moto spielte.
Aufgrund der politischen Lage zwischen den USA und Japan, wurde die Film Serie allerdings 1939 abgesetzt.
Nach den Moto-Filmen dauerte es zwei Jahre, bis Peter Lorre wieder eine Hauptrolle bekam. In "Das Gesicht hinter der Maske" spielt er einen durch Brandwunden entstellten ungarischen Emigranten, der sich aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung hinter einer Maske versteckt
Anfang der 1940er Jahre veränderte der "Film noir" das Krimi - Genre vollständig. Zu dieser Kategorie zählt auch der John Huston - Klassiker "Die Spur des Falken" aus dem Jahr 1941, in welchem Lorre mit Humphrey Bogart (als Philip Marlowe) und Sidney Greenstreet zusammen spielte.
Mit diesem Film begann eine langjährige Zusammenarbeit mit Bogart und Greenstreet. So stand er schon ein Jahr später im Hollywood - Klassiker "Casablanca neben Bogart wieder auf der Leinwand. Der Film spielte, bei einem Budget von 100.000 Dollar, in den USA rund 4 Millionen Dollar ein.
1942 wurde Peter Lorre amerikanischer Staatsbürger. Mittlerweile war er mit durchschnittlich vier Filmen pro Jahr zu einem vielbeschäftigten und gefragten Schauspieler geworden. Überschattet wurde sein Aufstieg nur durch finanzielle Probleme, die ihn aufgrund seines verschwenderischen Lebensstils ständig begleiteten.
1944 gründete Lorre gemeinsam mit Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann und anderen bekannten Exil-Deutschen die Organisation "Council for a Democratic Germany".
Zur selben Zeit glänzte er neben Cary Grant in der schwarzen Komödie "Arsen und Spitzenhäubchen".
1944 war er in "Die Maske des Demitrios" und 1946 in "Hier irrte Scotland Yard" erneut an der Seite von Sidney Greenstreet zu sehen.
"Die Maske des Dimitrios" basiert auf den Roman des britischen Autors Eric Ambler, der als einer der Begründer des Thrillers gilt.
Der Film DIE MASKE DES DIMITRIOS ist eine ausgezeichnete Umsetzung des Romans und Peter Lorre beweist in diesem Thriller, das er nicht nur Bösewichte faszinierend darstellen konnte, sondern durchaus auch in der Lage war, Helden zu mimen, wie er bereits in den Moto - Filmen in ausgezeichneter Weise bewiesen hatte.
Ein weiteres kleines Highlight in Lorres Karriere, ist der Film DA IRRTE SCOTLAND YARD, in dem das Team Lorre/Greenstreet wieder vereint ist und durch ihre Darstellung den Film in ein kleines, aber leider vergessenen Meisterwerk verwandeln.
Kurz nach Kriegsende ließ sich Lorre von seiner Frau Cäcilie scheiden und heiratete die Schauspielerin Kaaren Verne, eine gebürtige Deutsche. Nach dem Konkurs seiner eigenen Produktionsfirma und mehreren Misserfolgen geriet Lorre mit Drogen in Kontakt und wurde 1947 aufgrund dessen verhaftet.
Im Anschluss an einen Aufenthalt in einer Entzugsklinik arbeitete er vorwiegend für verschiedene Rundfunkanstalten. Große Beachtung fand seine Lesung der Geschichte Das verräterische Herz von Edgar Allan Poe für den Radiosender NBC.
Als ab Ende der 1940er Jahre unter Senator McCarthy die Hexenjagd auf potentielle Kommunisten in der Filmbranche begann, war Lorre einer der prominentesten Gegner dieser Politik. Da er dadurch jedoch kaum noch Rollenangebote bekam, stand er 1949 kurz vor dem finanziellen Ruin.
1949 kehrt Lorre daraufhin ins Nachkriegsdeutschland zurück. Er widerstand dem Werben der kommunistischen Künstler, wie zum Beispiel Berthold Brecht, im Osten Deutschlands zu arbeiten. Statt dessen realisierte Lorre 1951 in Deutschland seinen ersten Film als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller.
Der Film DER VERLORENE ist das Psychogramm eines von Gewissensbissen aus der Nazizeit gepeinigten Mannes
Der Film wurde jedoch kein großer Erfolg, da die Zeit für den Stoff eines mordenden Wissenschaftlers zur Nazi-Zeit noch nicht reif war und im aufblühenden Wirtschaftswunderland BRD wollte kaum jemand an diese Zeit erinnert werden.
Trotzdem erhielt der Film das Prädikat "wertvoll" und wurde für die Biennale in Venedig vorgeschlagen. In Amerika fand der Film allerdings keinen Verleiher.
Nach einem einjährigen Aufenthalt in London spielte Lorre ab 1953 am Broadway und erfüllte sich damit einen lange gehegten Traum.
Kurze Zeit später ließ er sich scheiden und heiratete seine dritte Frau Annemarie Brenning, ebenfalls eine Deutsche.
Lorre hatte allerdings Schwierigkeiten, in Hollywood wieder Fuss zu fassen. Erst mit der Filmrolle in John Hustons "Schach dem Teufel", im Jahr 1954, ging es wieder etwas bergauf.Der Film bedeutete allerdings auch einen großen Einschnitt in Lorres Leben.
Er hatte zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren keinen Film mehr gedreht und in dieser Zeit 50 Kilo zugenommen, die eine Funktionsstörung seiner Drüsen verursacht hatten.
1954 war Lorre in der Jules Verne - Verfilmung "20.000 Meilen unter dem Meer", in seiner letzten großen Hollywood - Produktion zu sehen.
In der ersten Folge der TV-Serie Climax!, Casino Royale (basierend auf Ian Flemings gleichnamigem James Bond-Roman), spielte er im selben Jahr den Schurken. Er gilt somit als erster Bond-Bösewicht überhaupt.
1956 hatte er neben zahlreichen anderen Prominenten (u. a. Buster Keaton, Frank Sinatra, Marlene Dietrich) einen Cameo-Auftritt in dem Film "In 80 Tagen um die Welt".
Nach einem Herzinfarkt im Jahr 1959, verschuldete sich Lorre hoch und musste seine Ranch verkaufen. Um in dieser Zeit an Geld zu kommen, spielte er ab 1962 neben Boris Karloff und Vincent Price in den B-Movies "Schwarze Geschichten", "Der Rabe - Duell der Zauberer" und "Ruhe sanft GmbH".
In RUHE SANFT GMBH hat Peter Lorre als Felix Gillie allerdings nicht viel mit den sinistren Bösewichtern gemeinsam, die er vor allem zu Beginn seiner Karriere des öfteren spielen durfte. Er stellt hier einen Mann dar, der einfach nur seine Arbeit machen möchte, und die gut, aber von seinem Chef nur herumgeschubst und nieder gemacht wird.
Übergewichtig und abgeklärt spielt Lorre gemeinsam mit den Horror-Legenden Boris Karloff und Vincent Price diese köstlichen Horror-Nummern für Roger Corman und Jacques Tourneur, die Kultstatus erlangten.
1962 trennte sich Lorre von Annemarie, mit der er eine gemeinsame Tochter, Cathy, hatte. Zwei Jahre später drehte er unter der Regie von Jerry Lewis mit "Der Wunderknabe", seinen letzten Film.
Peter Lorre starb am 23. März 1964 an einem Schlaganfall und wurde auf dem Hollywood Memorial Cemetery in Los Angeles beigesetzt.
Filmographie
© by Ingo Löchel