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Schrecken im Schwarzwald … oder wenn Deutsche einen Horrorfilm drehen – Black Forest

Black ForrestSchrecken im Schwarzwald …
… oder wenn Deutsche einen Horrorfilm drehen
Black Forest

Der Schwarzwald hat jede Menge schöner Naturlandschaften und deshalb ist er auch immer wieder ein beliebtes Ziel für Urlauber aus dem Inland wie auch aus dem Ausland, sofern man nicht auf jede Menge Trubel steht. Da bieten sich dann auch jede Menge Ecken, wo einem die Märchen aus der Jugend einfallen, in denen es z.B. vor Hexen und Co. nur so wimmelte.


Black ForrestEigentlich also wie geschaffen für manche schaurige Geschichte.

Letzteres dachte sich dann wohl auch Gert Steinheimer und begann mit BLACK FOREST eben einen schaurigen Horrorfilm (oder nach seinem Einwand später einen Thriller) zu drehen, der dann im Jahre 2010 erschien. Man frage mich aber hier nun nicht, wann und wo der Film bisher ausgestrahlt worden ist, denn dieses ging an mir wohl damals gänzlich vorbei. Für das Kino jedenfalls, möchte ich hier mal behaupten, war BLACK FOREST wohl nie gedacht gewesen, zumal hierfür wohl einige Gelder der Fernsehanstalten eventuell mit verwand worden sind, soweit sie von diesen Stellen überhaupt geflossen sind. Wer in diesem Punkt mehr Informationen besitzt, wer hier finanziell zugebuttert haben könnte, der möge dieses bitte gerne mitteilen. Der Vollständigkeit wegen wären diese Informationen ja recht interessant und hilfreich um sich ein Gesamtbild zu schaffen.

Doch kommen wir hier einfach mal zu der Handlung selbst, zumal der Film ja auch als DVD durchaus erhältlich ist.

Den Anfang machen zwei junge Pärchen die in einem ziemlich entlegenen Bauernhaus im Schwarzwald Urlaub machen wollen, um dem Treiben der Großstadt einmal zu entfliehen.

Mike und Sabine, sowie Jürgen und Eva werden vom einheimischen Vermieter auch sogleich mit allen Möglichkeiten und Widrigkeiten vertraut gemacht, die sich ihnen hier mitten im Wald bieten können. Komfort ist hier jedenfalls ein glattes Fremdwort und so kommen bei den Jungs schon recht schnell gewisse Entzugserscheinungen hervor, denen sie zum Leidwesen der Frauen auch irgendwie Abhilfe schaffen wollen. Ich werfe hier einfach mal den Grund ein und sage „Bundesliga“...*Gähn!)

Sowas fängt bei jungen Männern bekanntlich schon mit dem fehlen eines Fernsehers an und der ist durchaus schnell gefunden. Leider ist der gute Apparat aber ziemlich defekt und so beginnt man schnell daran herum zu schrauben. Zwar passt den Mädchen dies nicht, hatten sie sich die Zeit hier doch anders vorgestellt, als vor dem Fernseher zu hängen, aber die geballte Männlichkeit lässt sich nun mal nicht beirren.

Black ForrestIrgendwann jedenfalls (warum auch immer, denn ob die Reparatur gelungen ist, erfährt man eigentlich nicht wirklich) beginnt der Fernseher ein zaghaftes Eigenleben zu entwickeln. Zumindest sendet der Fernseher plötzlich eine dubiose Kochsendung, in der ein Fernsehkoch hübsche nette Pilze anpreist, die lecker schmecken sollen und im Wald wohl auch leicht zu finden sind. Besonderes Merkmal der Pilze ist das knollenartige Ende.

Der Sache ziemlich angetan und weil man ja gerade sowieso etwas zubereiten will, macht sich Sabine sogleich auf in den Wald um die Ecke und findet auch recht schnell eine ausreichende Ansammlung eben dieses besagten Pilzes, der nun auch flott in den heimischen Kochtopf wandert. Ein einheimischer Wanderer, der am Abend noch zu unseren Pärchen stößt, wird sogleich zum Essen eingeladen. Als dieser jedoch sieht, um was es sich dort für Pilze handelt, kann er gerade noch einschreiten. Die Pilze sind nämlich hoch giftig.

Doch damit nicht genug, beginnt der Fernseher erneut zu senden und gaukelt den jungen Leuten vor, das es sich bei dem vermeidlichen Wanderer, der bereits zum Schlafen gegangen ist, um einen höchst gefährlichen und gesuchten Mörder handelt. Als dieser dann auch noch im Haus herum irrt, kommt es zur Auseinandersetzung, bei der dieser ums Leben kommt (Der Vollständigkeit wegen sei hier noch erwähnt, das die Jungs auch noch ein Gewehr samt Munition finden).  Doch wenig später, nach der Tat, teilt der dubiose Sender mit, das der eigentliche Täter gefasst wurde und dieser sieht auch plötzlich völlig anders aus. So entwickelt sich der Urlaub langsam zu einem Alptraum für die jungen Leute (aber wohl auch langsam für den Zuschauer), die nun nicht wissen, wie sie den Tod des Wanderers der Polizei klar machen sollen. Deshalb kommt man zum naheliegenden Schluss, das Opfer im Wald zu verscharren.

Aber auch Eva hat bereits seltsame Bekanntschaft mit dem Fernseher gemacht, als er plötzlich Bilder vom Ferienhaus selbst sendet. Dabei handelt es sich vielmehr um die Stelle mit der Kinderschaukel, auf dem ein kleines Mädchen in der Nacht sitzt und ihr scheinbar lächelnd zuwinkt. Ganz geheuer kommt Eva das natürlich nicht vor (aber irgendwie war es das auch schon mit dem logischen Handeln). Zumindest als sie den anderen das besagte zeigen will, hat der Fernseher plötzlich keinen Empfang mehr.

Doch der Geist (nennen wir ihn mal den Geist aus der Glotze) zeigt sich nun bald jedem Einzelnen der Pärchen, wobei er auch hier Bilder sendet, die der Realität (zum Beispiel der Aufnahme der Videokamera) nicht entsprechen. Es gelingt ihm immer mehr die jungen Männer gegeneinander aufzuhetzen bis das diese langsam anfangen, sich gegenseitig (und den Frauen) nach dem Leben zu trachten.

Black ForrestNun sind aber erst einmal gegenseitige Anfeindungen, Unterstellungen sowie dergleichen mehr an der Tagesordnung und schaukeln sich so bedenklich hoch. Jürgen ist überzeugt davon, das Mike und Sabine ihm den Mord an dem Wanderer alleine in die Schuhe schieben wollen und Mike ist durch die vom Geist hervorgerufenen Bilder überzeugt, das Jürgen ein heimliches Verhältnis mit seiner Sabine hat und diese wiederum ihm alles anhängen wollen um freie Bahn für eine neue Beziehung zu haben. Nur Eva wird immer wieder von dem Fernseher mit Bildern des kleinen Mädchens konfrontiert (laut Wikipedia-Information soll es sich um eine Annemarie handeln, die vor Jahren auf dem besagten Bauernhof verstorben sein soll). Schon bald gehen die vermeintlichen Kontrahenten aufeinander los und es kommt zu einem Blutbad, das am Ende nur Eva überlebt.

Als der Vermieter zurück kehrt, findet er nur noch drei Leichen vor. Eva als einzige Überlebende flüchtet in Richtung zum nächsten Dorf. Gleiches, nämlich ihre Flucht überträgt auch der Fernseher, der vom Geist des damals verstorbenen kleinen Mädchens beherrscht wird.

Einige kleine Einblicke seien hier noch gestatte. Bei dem Bauernhof handelt es sich laut Wikipedia um den Wunderlehof bei Hinterzarten (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), wo bereits der Skispringer Georg Thoma als Hirtenjunge gearbeitet haben soll. Einige nicht vorhandene Teile wie etwa die Kinderschaukel oder eine Holzbrücke wurden für den Film hinzugefügt. Nur die Schlussszene wurde bei Breitnau gedreht. Der Film selber wurde  laut Information bereits im Jahre 2007 fertig gestellt, verschwand aber wohl erst einmal wieder in einer Schublade (wo er besser auch geblieben wäre).

Der Schauspieler Hans-Joachim Weiser (Fahrer/Vermieter, im Film wird dies auch nicht eindeutig geklärt), der zu Beginn und am Ende des Films auftaucht, spielt laut Wikipedia sonst nur auf der Alemannischen Bühne in Freiburg.

Für Steinheimer selbst soll die Suche nach geeigneten Sponsoren für den Film mehrere Jahre gedauert haben, da laut Wikipedia-Informationen die Fernsehanstalten ziemliche Bedenken hatten wegen der Handlung und sich wohl eher gegen die Finanzierung sperrten (siehe den Aufruf oben: Wer hat da vielleicht nähere Informationen).

Zur Kritik an BLACK FOREST: Zuerst sei gesagt, das die Handlung ziemlich durchsichtig selbst für Zehnjährige ist und kaum eine wirkliche Überraschung für den Betrachter birgt. So gut gewählt wie der Handlungsort und so manche Bilder des gleichen auch sind, so unlogisch und lieblos verläuft die Handlung und das Schauspiel selbst. Letzteres mit einem denkbar (und auch durchaus ersichtlichem) kleinen Budget zu entschuldigen, reicht da bei weitem nicht aus. Die Schauspieler (mir irgendwie völlig unbekannt und auch über Wikipedia fällt da der Informationsfluss oft Mangelhaft aus) spielen ihre Rollen lieblos und ohne Inspiration herunter. Denn alles was man an ihrem Spiel irgendwie erkennen kann, ist die Tatsache, das sie wohl auch eher nur Theatererfahrungen wirklich in die Waagschale werfen können. Das Wort Laiendarsteller trifft hier böse ausgedrückt, auf alle Schauspieler gleichermaßen zu, um hier zumindest den guten Willen noch loben zu können. Aber auch die Dialoge, für die die Schauspieler nun nichts können, sind mitunter recht grenzwertig, was wohl eher dem Drehbuch und dessen Schreiber Gert Steinheimer wieder angelastet werden muss.

Black ForrestDas Drehbuch dürfte daher auch Hauptgrund für viele unlogische Patzer sein, die man sicherlich ohne Mühe hätte verhindern können. So scheint es nur Eva in der Handlung komisch vor zu kommen, das ein Fernseher der kaputt ist, plötzlich immer wieder selbstständig etwas sendet. Und das dieser dann auch noch Bilder vom Bauernhof selbst liefert, behält sie irgendwo für sich und wenn sie es dann mitteilen will, dann hört ihr niemand zu, als wäre sie völlig durchsichtig für die anderen Darsteller. Drum versucht sie sich dann als mittelmäßige Spurensucherin entlang des Kabels im Alleingang und findet (oh Wunder) ein geheimes Kinderzimmer. Auch sonst scheint es Gert Steinheimer wohl etwas daran gelegen gewesen zu sein (so kommt es dem Zuschauer jedenfalls vor), die Dialoge so zu konzipieren, als würden die Darsteller mehr aneinander vorbei als miteinander reden. Man könnte hier die Liste unlogischer Elemente beliebig fortsetzen, was ich mir und den Lesern hier jedoch ersparen möchte.

Mein Fazit: Uninspiriertes Schauspiel der Darsteller (zumindest das kleine Geistermädchen konnte da nicht viel falsch machen, was schon ein Lichtblick ist), eine durchsichtige Handlung ohne Höhen, interessanten Wendungen und mittelmäßiger Spannung mit der Tendenz nach unten und Dialoge die jedem Werbeblock im Fernsehen spotten, reichen längst nicht aus, um einen guten Horrorfilm oder Thriller zu machen. Selbst mit kleinem finanziellen Budget hätte sich da einiges vermeiden lassen können und man hätte somit dem Film etwas auf die Sprünge geholfen. Wenig Geld entschuldigt so manches im Filmgeschäft, aber bei Leibe nicht alles. Da reicht es dann auch nicht, wenn Gert Steinheimer zurück rudert und behauptet, es handele sich bei BLACK FOREST nicht um einen Horrorfilm, sondern nur um einen Thriller. Denn auch unter der Bezeichnung Thriller wird der Film nicht besser!

Grundsätzlich habe ich selber durchaus immer Bauchschmerzen, wenn ich höre, das Deutsche einen „Horrorfilm/Thriller“ drehen (oder das, was sie dafür halten), ganz einfach weil sie es nicht können. BLACK FOREST bestätigte mir in diesem Punkt meine Vorahnung nur wieder. Ein Geist in der Glotze, ein paar (mir) unbekannte Darsteller, sinnfreie Dialoge, unlogische Handlungen und das Menü angereichert mit ein paar Toten ergeben noch lange keinen spannenden Horrorfilm/Thriller der diesen Namen auch verdient.

Black Forrest Bleibt als einziges die hübschen Sequenzen der Landschaft und des Bauernhofes positiv zu erwähnen, doch das bekommt man auch in der Serienschnulze DIE SCHWARZWALDKLINIK reichlich geboten. Wer so etwas mag, sollte zugreifen, alle anderen machen bitte einen großen Bogen um die besagte DVD BLACK FOREST.


Daten zum Film:
Black Forest
mit Nicola Kastner, Johanna Klante, Adrian Topol, Bernhard Bulling, Andreas Hoppe, Hans-Joachim Weiser
Regie und Drehbuch: Gert Steinheimer
Produktion: Christian Drewing
Kamera: Pascal Remond
Musik: Andreas Adler
Deutschland 2010
Genre: Horror oder laut späterer Aussage des Regisseur Thriller

Spielzeit: 76 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Lighthouse/Kinostar

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-05-05 15:53
Können sie wirklich nicht :D

Hast du je Flashback-Mörderische Ferien gesehen? Das war auch so ein Rohrkrepierer, trotz einer immerhin professionellen Besetzung und einiger weniger zugegeben netter Gags.

Oder "Schrei-denn ich werde dich töten", diesen Möchtegern-Slasher.

Oder jede beliebige Folge der John Sinclair-Fernsehserie. Dagegen ist jede Folge von Cobra 11 Emmyverdächtig.
#2 Laurin 2013-05-05 18:50
Ja, diese Beispiele unterstreichen die Aussage recht nett, Andreas. Wobei ich bei der John Sinclair-Serie irgendwie den Verdacht habe, das die Macher nichts, aber auch garnichts vom Inhalt der Roman-Serie wussten. Das ganze war sowas von neben der Spur das es an den Augen schon mächtig weh tat.

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