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Die Sünden der Vergangenheit - »Mörderisches Klassentreffen«

Das verbotene ZimmerDie Sünden der Vergangenheit
»Mörderisches Klassentreffen«

Nach so einigen Jahren freut sich Anke eigentlich darauf, so manche ehemalige Klassenkameradinnen und Kameraden wiederzusehen. Und so macht sich die Psychotherapeutin mit ihrem Wagen auf den Weg zur alten Schule, wo das Klassentreffen durchgeführt werden soll. Dumm nur das sie während der Fahrt auch einen Anruf von einem Stalker erhält, der behauptet, sich gerade in ihrer Wohnung zu befinden. Und sie solle ja nicht die Polizei rufen.

Mörderisches KlassentreffenDenn er droht ihr damit, ihre zwei Goldfische (ernsthaft jetzt?) um die Ecke zu bringen, wenn er merkt, das sie die Polizei verständigt.

Dann wechselt die Handlung zur Schule selbst, wo mittlerweile auch der ehemalige Klassenlehrer Rohrbach auf die ehemalige Hausmeisterin Frau Funke trifft, die nicht nur für das Klassentreffen die Türen "bewacht", weil man wohl die Schlösser ausgewechselt hatte, sondern auch netter Weise auch gleich zum besagten Klassentreffen mit eingeladen wurde.

Doch kaum mit einer gewissen Vorfreude eingetroffen, wird Rohrbach auch gleich von Ankes Stalker in dessen Gewalt genommen, der nur mit einer technisch verzerrten Stimme spricht. Für Rohrbach dürfte der Spaß damit jedenfalls bereits ein grausiges Ende gefunden haben, denn dieser brandgefährliche Typ kennt hier wahrlich keinen Spaß, sondern will reichlich Blut sehen, bevor seine Opfer sterben sollen. Ein wirklich schneller Tod kommt in der Rechnung von Ankes Stalker jedenfalls nicht vor. Vielmehr sucht er nun bei den ehemaligen SchülerInnen nach grausamer Rache, die er sich nun auch genüßlich auf der Zunge zergehen lassen möchte.

Und so ahnen die anderen ehemaligen Klassenkameradinnen und Kameraden, die nun nach und nach auftauchen, auch nicht, was ihnen hier blühen wird. Dafür treten schnell wieder die früheren Freundschaften wie aber auch größere Gegensätzlichkeiten der ärgerlichen Art auf. Darunter z.B. Georg, der schon damals als Schüler und auch jetzt immer noch keinen Preis in Sachen Feinfühligkeit und Sympathie gewinnen würde. Dazu gesellen sich dann auch Sascha und Niko, die sich schon früher immer an Georg angehangen hatten, um andere Mitschüler fertig zu machen.

"Ist das nicht offensichtlich? Ich will dich du kleine Psychoschlampe! Und wer ich bin? Vielleicht kennen wir uns ja. Vielleicht kennen wir uns ja sogar richtig gut. Vielleicht findest du mich unter deinen alten Freunden und Bekannten, zu denen du gerade unterwegs bist. Das Wochenende wird es zeigen. wir sehen uns!"

(Zitat seitens Amazon-Produktbeschreibung zu DARK MYSTERIES - MÖRDERISCHES KLASSENTREFFEN/Hörspiel-CD)

Daneben taucht auch Babette auf, die von Georg gleich wieder wegen ihrem kurzen Rock anzüglich von der Seite angemacht wird. Da wollen Sascha und Niko auch nicht mit verbalen Seitenhieben nachstehen, was jedoch einem von ihnen bald einen saftigen Tritt in die Kronjuwelen einbringt, bevor Babette wütend das Klassentreffen vorzeitig wieder per Taxi verlassen will. Doch das war ein dummer Fehler, denn so gerät sie als nächstes in die Klauen des sadistischen Killers, der auch gleich einige sehr grausame wie blutige Torturen für sie auf Lager hat.

Bevor aber auch Anke merkt, dass auf dem Klassentreffen die Sense des Schitters kreist, versucht sie sich zu erinnern, welcher Schüler eigentlich Jonathan war, da sie ihn eigentlich in ihren Erinnerungen nicht wirklich zuordnen kann. Dafür findet sie ihn allerdings recht nett und vielleicht könnte gerade er die Rettung für sie und die anderen Teilnehmer des Klassentreffen sein, schließlich ist Jonathan ja mittlerweile Kommissar bei der Polizei. Doch wer ist eigentlich der Killer mit der verzerrten Stimme und warum hasst er die ehemaligen SchülerInnen und Lehrer, dass er ihnen allen ein brutales Ende wünscht?

Mörderisches KlassentreffenNun ja, so ganz logisch ...
... ist es nicht, dass der Killer sich so schnell in der Schule befindet, wo das Klassentreffen stattfindet. Oder war er eigentlich nicht wirklich in Ankes Wohnung, wo er ihre ... ähm* ...Goldfische bedroht? Aber egal, Anke scheint es dann eh egal zu sein, ob sich in ihrer Wohnung ein unberechenbarer Stalker befindet und ihre schwimmenden "Lieblinge" bedroht, wenn er nicht gerade in ihrer Unterwäsche kramt, wie er es ihr per Telefon ja offen ausgedrückt hatte.

Im Grunde könnte es auch mir eigentlich irgendwie egal sein, da man sich hier nun der Handlung wegen durchaus Mühe gibt, so einige Figuren, seien es ehemalige MitschülerInnen oder deren Lehrer, gebührend einzuführen, bevor es dann zum blutigen Eingemachten geht, was mir als Hörer ja auch irgendwie in den Ohren kribbelt.

Und das macht man auch nicht wirklich schlecht, auch wenn man hier kaum wirklich mal vom auffrischen alter Freundschaften reden könnte. Denn wirkliche Liebe untereinander flammt da zu keiner Zeit wirklich mal auf. Zumindest versuchte man hier aber durchaus viele unterschiedliche Stimmen einzubauen, damit man so die einzelnen Figuren auch anhand der jeweiligen Klangfarbe unterscheiden kann. Das klappt allerdings nicht wirklich immer so ganz perfekt, da hier doch so recht viele Sprecherinnen und Sprecher in Aktion treten.

Ganz schlimm fand ich dann allerdings die verfremdete Stimme des Killers, welche sich irgendwie anhörte, als sei sie aus einer der Verfilmungen der kleinen blauen Schlümpfe entsprungen. Da wollte dann auch nicht unbedingt gleich eine spannende bis gruselige Stimmung bei mir zünden. Das lag aber auch etwas daran, dass man trotz der Verfremdung der Stimme trotzdem auch noch bald erahnen konnte, wer von den Gästen des Klassentreffen nun der rachsüchtige Killer sein dürfte.

Allerdings muss ich hier auch ohne jetzt zu spoilern zugeben, dass es hierzu auch noch einen anderen Hinweise gab, der durchaus schnell in Sachen Killer auf eine ganz bestimmte Person innerhalb der Handlung hinweist. Man achte da nur auf eine Äußerungen seitens Anke.

Trotzdem hatte die Geschichte ...
... selbst hinsichtlich des Finale und der Aufdeckung des Killers so einige recht gute und durchaus überraschende Wendungen zu bieten. Und auch mit der musikalischen Unterfütterung gab man sich hier wieder sehr große Mühe, die richtige Atmosphäre zu transportieren. Allerdings rettet das leider bei mir die Gesamthandlung nicht wirklich, die in Sachen Spannung und einem gruseligen Flair eher auf einem mittelmäßigen Niveau schwächelte.

Kritisiert wurde bei einer Amazon-Rezension zum 11. Hörspiel aus der Reihe DARK MYSTERIE allerdings die sadistischen Torturen, die z.B. Babette durchleben musste. Seien es als ein paar Beispiele nun ein Trampolin welches unter Strom steht, Liegestützen mit Glasscherben am Boden oder aber ein mit Nägeln gespickter Ball, den das Opfer z.B. auch noch ins Ziel köpfen sollte. Gut, wenn man dann die leidenden Geräusche des Opfers vernimmt und man weiß (sofern man durch den Effekt der Stimmverzerrung den Killer auch wirklich verstanden hat) was für eine Folter sie gerade durchlebt, kann das Kopfkino schon etwas in Wallung kommen. Allerdings empfand ich diese Szenen nun nicht unbedingt als zu brutal und genau genommen hatten mich gerade diese Szenen eigentlich noch wirklich im Hörspiel zu diesem Zeitpunkt noch bei der Stange gehalten. Denn wie gesagt, die Spannung dümpelte hier leider für mich eher schon etwas dahin und mein Interesse begann schon merklich im Vorfeld der (durchaus dann doch fantasievollen) Torturen zu schwinden.

Was allerdings die jeweiligen SprecherInnen des Höspiel angeht, wie etwa Uschi Hugo als Anke, Wolfgang Bahro (bekannt aus der Dauerserie GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN bei RTL) als Unsympath Georg oder Lutz Schnell als Kommissar Jonathan, kann man eigentlich nicht ernsthaft meckern, denn hier geben alle durchweg ihr bestes. Und auch die Soundeffekte sowie die musikalische Unterfütterung ist (fasst) wieder perfekt gelungen. Einzig der Effekt der Stimmenverzerrung des Stalker/Killer wirkte bei mir vom schlumpfigen Klang her eher etwas belustigend bis unverständlich statt gruselig oder auch bedrohlich. Zumindest hatte ich sofort einen kaltblütigen Mörder mit blauer Haut und weißer Mütze im Kopfkino, der bereits von jedem Wald- und Wiesenpilz erschlagen werden könnte.

Nein, das eigentliche Manko lag diesmal ganz alleine für mich bei der Story selbst (Idee von Markus Winter), welche mir dieses mal irgendwie nicht wirklich ausgereift vorkam, weshalb es für mich auch stark in der Spannungskurve und mit einer ernstzunehmenden Logik haperte.

Mein Fazit:
Mal ehrlich, jemandem am Telefon zu drohen, man würde seine Goldfische töten, wenn diese/dieser die Polizei vertändigt, ist irgendwie so, als würde ich sagen, ich mach die Dose auf und foltere die Ölsardinen wenn ich das Klo putzen muss. Und das direkt zu Beginn mit dieser typischen Schlumpfstimme. Da hat es die Spannung bei mir gleich irgendwie ganz schwer, um ungeahnte Höhen erklimmen zu wollen.

Und dann wurden eben die einzelnen Charaktere eingeführt, wobei ich schon da recht schnell den Finger drauf legen konnte, wer unser sadistischer Killer mit der Schlumpfmütze sein dürfte. Und das erkannte ich nicht nur an der Ähnlichkeit zu seiner Normalstimme, denn auch sonst befand sich da ein satter Wink mit dem Zaunpfahl, eher aber wohl ungewollt, seitens der Äußerungen von Anke. Also auch in diesem Punkt bleibt hier leider die Spannungskurve eher auf einer überschaubaren Höhe unterhalb der Kniescheibe.

Was das Ganze dann für mich etwas herausreißen konnte, waren dann die recht fantasievoll gewählten sadistischen Methoden des Killers mit der Quitschstimme. Allerdings hoben die eben durch die nicht immer gut verständliche Stimmverzerrung das Spannungsniveau dann auch nicht mehr steil nach oben.

Da war ich in Sachen Hörspiele seitens der Reihe DARK MYSTERIE doch vorher wesentlich besseres gewohnt gewesen. Aber überall ist mal ein eher taubes Ei dazwischen, womit man dann auch irgendwie bei einer Hörspielreihe mal leben kann. Trotzdem schade, weil sich die SprecherInnen wirklich viel Mühe gegeben hatten und auch in Sachen Toneffekte und Musik eigentlich alles wieder auf hohem Niveau lag, wenn man mal von eben der Stimmverzerrung beim Killer absieht. Rundherum würde ich dem Hörspiel MÖRDERISCHES KLASSENTREFFEN aber noch nette drei von insgesamt fünf Punkten zugestehen.

Das verbotene Zimmer Mörderisches Klassentreffen
Idee, Lektorat & Dialogpolishing: Markus Winter
Hörspielreihe: Dark Mysteries (Folge/CD 11)
Sprecher: Uschi Hugo, Lutz Schnell, Sandra Schwittau, Wolfgang Bahro, Martin Sabel, Till Hagen, Michael Bideller, Bodo wolf, Helmut Krauss, Luise Fink, Rita Engelmann, Annina Braunmiller-Jest, Arianne Borbach
Regie & Sprachschnitt: Patrick Holtheuer
Mix und Sounddesign: Markus Winter
Produktion: Sebastian Pobot & Markus Winter
VÖ: 2016
Dauer: 60 Minuten
ISBN: 978-3-9456243-5-7
Preis: 8,99 Euro (Audio-CD)
WinterZeit-Audiobooks

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