Das Grauen hinter der brüchigen Fassade - »Die Flut«
Das Grauen hinter der brüchigen Fassade
»Die Flut«
Chaos bricht unter den jungen Leuten aus, denn dieser Naturgewalt hat das Boot nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Doch die jungen Leute haben dabei scheinbar noch Glück im Unglück, denn sie werden alle lebend an den Strand einer ihnen unbekannten Insel angeschwemmt.
Und während Brooke, die Freundin von Derek, bei dem Vogelgezwitscher und dem warmen Sand die Meinung vertritt, sie müsse bereits tot und gerade im Himmel sein, fällt ihr noch ein, dass sie eigentlich wirklich gerne eine Zigarette qualmen würde. Doch darf man im Himmel rauchen? Dafür versucht nicht nur ihr Freund ihr klar zu machen, dass sie immer noch unter den Lebenden weilt, nur offensichtlich nicht gerade ganz bei sich ist.
Allerdings versucht Derek auch gleich wieder auf der Insel das Kommando an sich zu reißen. Denn zuerst muss erst einmal alles geborgen werden, was aus dem Boot noch auf den Wellen schwimmt, bevor auch diese Dinge untergehen, die ihnen in der jetzigen Situation durchaus helfen könnten. Zwar meckern die anderen gleich gegen Derek, doch ändert dies nichts an der Richtigkeit der Aufgaben und Aufteilung unter den Paaren.
Und so gelingt es allen, hier erst einmal eine angenehmere Situation zu schaffen, zumal die hübsche Phoebe auch aus der Kindheit bei den Pfadfindern her weiß, wie man auch ohne Feuerzeug ein Feuer machen kann. Doch offensichtlich scheinen sie sich doch nicht alleine auf der Insel zu befinden.
Plötzlich taucht nämlich ein fremder älterer Mann auf und wirft ihnen einen Fisch samt dessen blutigen Eingeweiden zu, verschwindet dann allerdings auch genauso schnell wieder im dichten Grün der Insel. Und während sich Derek, Brooke, Trevor, Amber, Joshua und Phoebe fragen, ob es sich bei dem seltsamen Kerl um einen Freund oder Feind handelt, entschließt man sich, auch das innere der Insel zu erkunden. Und so ziehen einige los, während die anderen das Feuer am Strand überwachen.
Dabei dauert es auch nicht lange, bis man auf ein Gebäude mitten in der grünen Wildnis der Insel trifft, welches sogar einen großen Pool besitzt, dessen Wasser jedoch seit Jahren völlig verdeckt ist. Und überhaupt scheint diese Anlage schon seit langem verlassen zu sein, wobei es sich hier eindeutig um einen militärischen Stützpunkt zu handeln scheint. Nur für welchen Zweck dieser Militärstützpunkt einmal gedient haben mag, weiß man nicht. Und könnte es sogar sein, dass dieser Fremde vielleicht der letzte Überlebende aus diesem Stützpunkt ist?
Als sie jedenfalls wieder zurückkehren, werden sie mit einem blutigen Horror an ihren zurückgelassenen Freunden konfrontiert. Denn die wurden offenbar angegriffen und der Täter benutzt eine von ihrem Boot ebenfalls geborgene Stichsäge dabei sicherlich nicht zum zerkleinern von Holz. Und so beginnt ein blutiger Reigen, bei dem offenbar nur der Fremde auf der Insel auch der grausige Killer sein kann, wie etwa Phoebe und Joshua meinen. Doch trifft dies wirklich zu, oder kommt der Tod doch aus einer Richtung, welche niemand der jungen Leute auf der Rechnung hat?
"Der Mensch ist des Menschen Wolf, schon mal gehört? Wir sind alle so verdammt zivilisiert. Kratzt man einmal an der Fassade tritt gar Scheußliches zutage. Und geht's dazu um Sex und Fressen, dann ist der beste Freund vergessen."
( Klappentext der CD DARK MYSTERIES: DIE FLUT)
Der hübsche Text oben, den man ...
...auf der Rückseite der Hörspiel-CD vorfindet, gehört auch zu einer Dialog-Szene seitens des Fremden auf der Insel, der übrigens den Namen Archer trägt. Aber so wirklich vertrauenswürdig erscheint dieser auch durch sein sonstiges Verhalten nicht wirklich.
Doch reicht das wirklich aus, jemanden für einen teuflischen Killer zu halten, nur weil er quasi der letzte Rest eines längst vergessenen militärischen US-Stützpunkt auf der ansonsten verlassenen Insel ist? Oder aber muss er die Bestie sein, weil er durch die Einsamkeit mit den Jahren immer schräger im Kopf geworden ist?
Aber selbst wenn dieser seltsame Fremde nicht der Killer wäre, wieso rückt er dann nicht mit der Wahrheit heraus, denn zumindest scheint er irgendwie mehr zu wissen, als er z.B. Phoebe wirklich bereit ist, mitzuteilen. Und dann steht da ja auch noch die Frage im Raum, weshalb der Killer überhaupt versucht, die jungen Leute nach und nach auf recht grausame Weise niederzumetzeln. Welches schreckliche Geheimnis steckt dahinter?
Tja, die Handlung braucht ein wenig, um sich dann auf der Insel selbst in rascher Folge in ein blutiges Inferno zu steigern. Langweilig ist der Beginn jedoch wirklich nicht, da die insgesamt sieben Sprecherinnen und Sprecher es z.B. wirklich gut hinbekommen, die bestehende Situation untereinander spannend aufzubereiten.
Man bleibt also am Ball, schon deshalb, weil Amber durchaus recht eifersüchtig auf Phoebe ist, welche ihr Freund Trevor bereits aus der Kindheit her kennt. Und Amber nimmt da wirklich kein Blatt vor den Mund und wirkt hierdurch interessanter Weise wie eine junge Frau mit ordentlichen Haaren auf den Zähnen, um es mal so auszudrücken. Gesprochen wird Amber übrigens von Tanja Dohse, die lustiger Weise auch ihre Stimme der Figur Laa-Laa aus den TELETUBBIES geliehen hatte. Und mal ehrlich, diese Fernsehreihe für Kleinkinder war schon recht gruselig ... irgendwie.
Archer, der seltsame Mann von der Insel wurde indessen von Hartmut Neugebauer gesprochen, der auch als Synchronsprecher z.B. im Film INSPECTOR CLOUSEAU - DER BESTE MANN BEI INTERPOL (1976) oder auch im Film GEHEIMCODE WILDGÄNSE (1984) seine Stimme einbrachte. Leider verstarb Neugebauer aber bereits am 22. Juni 2017 in München.
Auch Marie Bierstedt möchte ich hier beispielhaft für alle Sprecherinnen und Sprecher des Hörspiel DIE FLUT etwas näher beleuchten, welche hier als Phoebe zum Einsatz kommt. Und diese Figur des Hörspiel hat am Ende wohl auch das wohl grausigste Päckchen der vorliegenden Handlung zu tragen. Ihre Stimme lieh sie übrigens auch folgenden US-Schauspielerinnen wie etwa Kate Beckinsale (z.B. in den ab 2006 gedrehten Vampirfilmen der UNDERWORLD Reihe als Selena), Jessica Alba (z.B. in INTO THE BLUE als Sam aus dem Jahr 2005) oder aber Anne Hathaway (z.B. 2012 in THE DARK KNIGHT RISES als Selina Kyle/Catwoman).Man könnte jetzt natürlich ...
... auch sagen, dass ich hier eventuell auch ein wenig mehr aus der Handlung hätte bringen können, denn in Sachen Horror ist der Handlungsüberblick ja nicht gerade verwöhnt von mir. Das ist aber enorm schwer. Eigentlich hätte ich es auch eher gleich besser bei den zwischenmnschlichen Auseinandersetzungen der drei Pärchen belassen können, um nur ja nicht zu viel zu spoilern. Aber wer will schon was über ein Hörspiel erfahren, welches sich scheinbar um verschiedene Beziehungsprobleme und Eifersüchteleien dreht? Schließlich soll es sich hier ja um ein Horror-Hörspiel handeln und nicht um einen Beziehungsratgeber für die Ohren.
Dabei ist die Idee mit dem Killer am Ende auch nicht wirklich neu. Macht aber nichts, denn trotzdem gelingt es hier, die Schlusssequenz äußerst intensiv und verstörend für die Hörer einzubinden. Oder anders gesagt, es bringt nichts, hier nun bei einer Rezension auch noch ins Detail zu gehen, denn man muss es einfach selbst hören, damit sich hierzu auch die Nackenhärchen aufrichten können.
Dabei verzichtet man in dieser Horror-Geschichte nach einer Idee von Markus Winter aber meist darauf, zu detailreich die einzelnen recht blutigen Morde zu schildern. Allerdings schon die groben Schilderungen um die Morde haben mitunter bereits Gänsehaut-Garantie und dürften nicht immer für zartbesaitete Menschen leicht zu verdauen sein. Ein Umstand übrigens, den ich auch bereits bei den bisher gehörten Hörspielen aus der Reihe DARK MYSTERIES durchaus positiv zu schätzen weiß.
Auch hier bei DIE FLUT kann man wieder von einer richtig geilen Story mit eindeutigem Horror-Flair sprechen, bei der jedoch zu keiner Zeit irgendwann ein übernatürliches Element innerhalb der Handlung zum tragen kommt. Das wohl schrecklichste Monster bleibt also auch hier wieder der Mensch selbst, was die Spannung durchaus positiv in die höhe treibt.
Hinzu kommen dann noch die recht gut platzierten Ton-Effekte und die fasst schon filmreifen musikalischen Einsätze, die gleich zu Beginn für eine unheilvolle Atmosphäre sorgen und die Spannung dann auch über die gesamte Handlung hinweg aktiv tragen.
Mein Fazit:
Auch wenn wir im ersten Akt erst einmal eine reichlich motzende wie kotzende Amber haben, der die Eifersucht geradezu aus den Augen zu brennen scheint, wird man gerade von ihr und ihrem gehässigen Mundwerk gleich an die Handlung gefesselt.
Da bekommt man nämlich gleich schon irgendwie Mitleid mit ihrem Freund Trevor, der offenbar auch nicht zwischen den Sätzen lesen kann, die Amber gerade kratzbürstig ihm gegenüber zum Besten gibt.
Und auch wenn Brooke am Strand die Meinung äußert, sie müsse schon tot sein, kann man sich ein gewisses Schmunzeln als Zuhörer nicht verkneifen. Besonders dann nicht, als sie dann auch noch darüber sinniert, wie sie nun an die nächste Zigarette kommt.
Die Männer verhalten sich dafür irgendwie ... na ja ... eben wie Männer. Jeder möchte in der neuen Situation natürlich nun das Alfa-Männchen sein und so kommt es zu dem eher typisch gifigen Geplänkel. Doch das reißt dann plötzlich ab, als blitzartig eine völlig fremde Person auf dieser scheinbar verlassenen Insel auftaucht und eines der Mädels von den blutigen Innereien eines Fisch getroffen wird. Das ist so gut eingebaut, dass es selbst mich als Hörer eher unvorbereitet traf. Und das ist auch irgendwie die Stärke des Hörspiel DIE FLUT. Denn das es bald zu gewaltsamen bis blutigen Todesfällen kommt, damit rechnet man ja durchaus als Hörer schon im Vorfeld. Nur das wie oder in welchem Zustand man eines der Opfer dann geboten bekommt, macht den eigentlich spannenden wie auch gruseligen Reiz wirklich aus. Denn man wird auch als Hörer plötzlich mit einer grausigen Situation konfrontiert, die man so nicht gerade erwartet hätte und was dann natürlich auch die passenden schaurigen Bilder im Kopf erzeugt.
Von daher hat man auch bei dem zehnten Hörspiel aus der Reihe DARK MYSTERIES alles richtig gemacht. Darüber hinaus punktet auch der Umstand, dass z.B. die Toneffekte durchaus sparsam aber sehr gut platziert, die Handlung geradezu perfekt tragen. In dem Punkt hat man bei DARK MYSTERIES durchaus gelernt, dass weniger durchaus mehr sein kann, statt ganze Szenen mit entsprechenden Effekten und jeder Menge Geschrei völlig zu überladen. Und so gibt es von mir als Bewertung für das Hörspiel DIE FLUT wieder beide, in Blut getränkte Daumen nach oben.Die Flut