Verdrängtes Grauen der Vergangenheit - »Poltergeist«
Verdrängtes Grauen der Vergangenheit
»Poltergeist«
Auf der anderen Seite stört sie aber auch der Umstand, dass es hier an der Küste so viele Möwen gibt. Denn Brittany hat es irgendwie nicht wirklich mit Vögeln. Eigentlich fürchtet sie sich sogar vor ihnen. Und als sie dann in das Haus einzogen, taucht auch noch plötzlich ein völlig unbekanntes Mädchen auf, welches Brittany warnt, eine bestimmte Kiste zu öffnen. Außerdem erfährt Brittany, dass das Mädchen wohl aus einer Familie stammt, in der es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen kommt. Doch plötzlich ist dieses Mädchen auch wieder spurlos verschwunden, als wäre sie ein Geist gewesen.
Die Kiste war gefüllt mit toten Möwen in unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Und was das Schlimmste war: Man hatte die Tiere aufgeschlitzt. Aus den gefiederten Leibern quollen Maden, Würmer und Eingeweide.
(Zitat aus dem Hörspiel DARK MYSTERIE: POLTERGEIST/#12)
Doch auch sonst ereilen Brittany immer häufiger sehr verstörende Visionen. Und von Abernathy, der ihnen das gesamte Anwesen vorgeführt hatte, erfuhren Brittany und Ethan zudem, dass sich in diesem Haus vor rund 15 Jahren einmal eine wahre Tragödie abgespielt hatte. Hierbei verschwand seitens der hier lebenden Familie zuerst die Ehefrau Clarissa spurlos und der Ehemann Lloyd soll einige Zeit darauf Selbstmord begangen haben. Nur ihre kleine Tochter Sarah soll wohl überlebt haben, kam damals allerdings in eine psychatrische Anstalt.
In der nahe gelegenen Ortschaft trifft Brittany zudem auf den alten Forrester, der ihr zuerst ebenfalls von einer düsteren Vergangenheit ihres Hauses berichtet, dann allerdings Brittany mit der damaligen Tochter "Sarah" wohl verwechselt und dabei auch die für Brittany bedrohlich Fassung verliert. Doch Deputy Kyle kommt ihr gerade noch zu Hilfe, als Forrester offenbar immer mehr ausrastet.
Damit nicht genug, kommt es auch für Brittany zu weiteren bedrohlichen aktivitäten im Haus selbst, wo sie z.B. die Möbel plötzlich seltsam verstellt vorfindet, obwohl außer ihr sich zu diesem Zeitpunkt niemand im Haus befunden hat. Und in weiteren grausigen Visionen sieht Brittany zudem plötzlich einen Mörder mit einer Axt.
Und während die Situation immer bedrohlicher nicht nur für Brittany wird, scheint ihr offenbar niemand wirklich zu glauben. Viel eher sieht sogar der Sheriff die Gefahr eher von ihr ausgehen, als es zu einem schrecklichen Unfall von Ethan mit dem Rasenmäher kommt. Nur Deputy Kyle scheint der jungen Frau zu glauben, auf den sogar Ethan kurz vor dem Unfall recht eifersüchtig reagierte.
Wenn Brittany nicht Gefahr laufen will, bald selbst ein Opfer zu werden, muss sie Antworten auf die Fragen finden, was die Vergangenheit des Hauses mit ihr zu tun hat und warum offenbar manche meinen, in ihr das damalige Mädchen Sarah wieder zu erkennen? Und wer ist dieses geisterhafte Mädchen, welches Brittany zu warnen versucht und danach wieder spurlos verschwindet? Fragen, auf die vielleicht Julia, eine Kellnerin eines nahen Diner Antworten haben könnte.Manche Vergangenheit kann so extrem ...
... gewesen sein, dass man späterhin die Erinnerungen hierzu weitgehend verdrängt. Und wenn man dann an den Ort der Kinheit zurückkehrt, kann es daher durchaus zu sehr verstörenden Situationen kommen. Und wenn dann noch Rache mit im Spiel ist, können aus verstörenden Situationen brandgefährliche Ereignisse entstehen, über die man allerdings selbst keinerlei Kontrolle hat.
Und in dieser Hinsicht ist das vorliegende zwölfte Hörspiel aus der Reihe DARK MYSTERIES unter dem Titel POLTERGEIST durchaus sehr spannend aufgebaut und weiß mit einer recht düsteren wie schaurigen Atmosphäre zu überzeugen. Allerdings fragte ich mich am Ende dann doch irgendwie, wie hier z.B. Markus Duschek und Markus Winter (Skript & Idee) bei diesem Hörspiel auf den Titel "Poltergeist" gekommen sind?
Denn es kommt im Haus nur zu einer einzigen Situation, die irgendwie auch gleich an eine Szene in der Küche der Familie Freeling aus dem Horrorfilm POLTERGEIST seitens Tobe Hooper (Regie) und Steven Spielberg (Drehbuch/Produktion) aus dem Jahre 1982 erinnert.
Ansonsten hat jedoch die gesamte Handlung, so positiv gruselig sie auch aufgebaut ist, nichts mit einem übernatürlichen Übergriff zu tun, welche man eventuell auch einem "Poltergeist" zurechnen könnte. Im Grunde führt der Titel sogar seine Hörer zu Beginn ziemlich in die Irre und weckt auch Erwartungen, die hier aber dann wirklich nicht befriedigt werden.
Das macht das vorliegende Hörspiel natürlich nicht schlecht, denn Spannung kommt direkt zu Beginn positiv auf und steigert sich auch kontinuierlich im weiteren Verlauf der Handlung. Nur ist es eben irgendwie doch etwas blöde, wenn man einen Titel für die Handlung wählt, welcher im Grunde nichts mit eben dieser Handlung zu tun hat. Und so ist auch selbst zum Ende hin nicht völlig gesichert zu klären, ob es hier innerhalb der Handlung eventuell doch zu übernatürlichen Ereignissen kommt, oder sich diese nur als Visionen im Kopf von Brittany abspielen.
Natürlich kann man ihre Visionen eventuell als übernatürliche Elemente auslegen, wie auch das erscheinen des geisterhafen Mädchens, welches nur von Brittany wahrgenommen wird. Nur genauso könnte alles auch eben auf völlig verdrängte Erinnerungen basieren, die nun konfrontiert mit diesem Haus und diesem Ort Stück für Stück wieder freigesetzt werden.
Zu viel will ich aber hier auch nicht auf diese Möglichkeiten eingehen, weil ich dann in Sachen Handlung wirklich zu viel spoilern müsste. Also bleibt für die Leserschaft meiner kleinen Rezension nur der eine Ausweg, sich selbst ein klareres Bild zu verschaffen, indem man sich das besagte Hörspiel selbst vielleicht nicht zur Brust, aber zu Gehör nimmt (irgendwie ein lustiges Wortspiel).
Zumindest aber zweifelt selbst Brittany schon recht bald an ihrem eigenen Verstand, was wiederum bei dem, was sie da an verstörenden Dingen erlebt, auch durchaus nur zu verständlich sein dürfte. Gesprochen wird Brittany, der man hier ja recht übel mitspielt, durchaus sehr überzeugend von Julia Stöpel, während der Erzähler, der hier ab und zu die Handlung überleitet, gekonnt und mit passender Klangfarbe der Stimme, von Douglas Welbat gesprochen wird. Nur Johannes Berenz, der hier den jungen Deputy Kyle spricht, wirkt mir vom Klang der Stimme her einfach irgendwie zu alt, als wäre er sogar älter als der Sheriff selbst.
Mein Fazit:
POLTERGEIST ist durchaus eine recht schön aufgebaute und düster gehaltene Story, die nur inhaltlich meilenweit am Poltergeist-Thema vorbeigelaufen zu sein scheint. Ein Titel der für die vorhandene Handlung wesentlich besser passen würde, hätte dem Ganzen daher schon gut getan. Denn als gespannter Zuhörer geht man hier durch den ungünstig gewählten Titel natürlich mit völlig anderen Erwartungen heran.
Wenn man die Erwartungen allerdings aufgrund des irreführenden Titels mal in die nächste Ecke gestellt hat, weil sie eh nichts bringen, dann bekommt man eine recht spannende und zeitweise auch gruselige Handlung geboten, bei der man allerdings nicht unbedingt auf Logik achten sollte.
Denn das eine junge Frau quasi einen nicht unwesentlichen Teil ihrer gesamten Jungen so intensiv verdrängen kann, erscheint mir ein wenig unglaubwürdig. Irgenwie dürfte es ihr doch schon im Vorfeld recht komisch vorkommen, dass wesentliche Jahre ihres Lebens alternativlos einfach nicht mehr in ihren Erinnerungen vorhanden sind. Aber das scheint Brittany ja irgendwie nicht wirklich zu stören. Obwohl auch sie langsam gemerkt haben dürfte, dass das Leben nicht erst mit 12 oder 13 Jahren plötzlich anfängt. Da wäre also auch hinsichtlich des Hörspiel eine gewisse sorgfältigere Vorgehensweise positiv gewesen, um das Ganze auch nachvollziebarer für die Zuhörer rüber zu bringen.
Wer aber über solche Kleinigkeiten gut hinwegsehen kann, wird mit einer spannenden wie beizeiten gruseligen Handlung durchaus bestens bedient.Poltergeist
Kommentare
Das ist nämlich das Cover des letzten Hörspiel-Artikels von mir.
Harantor sagt: Ist korrigiert