Poe's Schrecken in der Moderne - »Die Maske des roten Todes«
Poe's Schrecken in der Moderne
»Die Maske des roten Todes«
Und ein Heilmittel gegen diese völlig neue Pest scheint es auch noch nicht zu geben.
Doch die Gruppe der jungen Leute scheint bei ihrem Vorhaben durchaus die Seuche im Land wirkungsvoll ausblenden zu können. Viel eher fragt man sich, ob es wirklich gelingen wird, sich auf diese Party des Millionärs schmuggeln zu können. Und so macht man sich im Wagen gleich durchs Land, um möglichst noch zeitlich die offensichtliche Chance auch wirklich ergreifen zu können.
Auf ihrem Weg treffen sie aber auch auf die etwas ältere, aber ebenfalls recht hübsche Rose, die mit ihrem roten Wagen am Straßenrand liegengeblieben ist. Doch auffällig ist nicht nur ihr rotes Auto, sondern auch ihr auffälliges rotes Kleid wie auch ein kleiner roter Koffer.
Während sowohl Marvin wie auch Roach nur zu schnell bereit sind, Rose mitzunehmen, kommt sie Gemma hingegen eher irgendwie sehr suspekt vor. Und so macht sie Rose auch schnell klar, dass sie ihren Charme nur bei Marvin spielen lassen, aber ihre Finger dafür besser von Gemmas Freund Roach lassen sollte, wenn sie wirklich wüsste, was für sie gut ist.
Der nächste Halt, den die jungen Leute vor ihrem Ziel einlegen, ist an einer Tankstelle, an der sie vom Besitzer, der sich ihnen als Mick vorstellt, auch recht freundlich aufgenommen werden. Und Mick ist auch nicht gerade ein Mensch, der sich durch die Narchrichten hinsichtlich der gefährlichen Seuche ins Boxshorn jagen lässt. Dabei kommt er auch mit den jungen Leuten eigentlich recht gut klar. Sein Hund scheint allerdings gerade auf Rose irgendwie sehr aggressiv zu reagieren, und auch Rose selbst zeigt sich gegenüber Mick deshalb nicht unbedingt von ihrer umgänglichen Seite. Als späterhin Mick seinen Hund sogar sucht, muss er schockiert feststellen, das Rose den Hund nicht nur brutal getötet hat, sondern nun auch zu einer akuten Gefahr für Mick wird.
Von allem bekommen Gemma, Roach und Marvin allerdings recht wenig mit. Jedoch sind Roach und Marvin recht Neugierig, warum Rose niemanden an ihren roten Koffer lassen will. Und deshalb nutzen sie die Gunst der Stunde und öffnen ihn. Hervor kommen dabei grausame Bilder von Menschen, die offensichtlich gerade an der neuen Pest sterben und deshalb extrem entstellt wirken, als würden sie sich verformen und sogar langsam verflüssigen. Von Gemma zur Rede gestellt, offenbart Rose ihnen, dass sie den Millionär Vernon Ferox mit diesen Bildern konfrontieren will, weil dieser nach ihrer Aussage auch der eigentliche Auslöser dieser tödlichen Epidemie ist.
Und so macht man sich trotz dieser Unstimmigkeit weiter gemeinsam auf, dass eher abgeschottete Anwesen des Millionärs aufzusuchen. Und tatsächlich gelingt es ihnen sogar ohne Probleme, in das Anwesen von Ferox zu gelangen und sich unter dessen berühmten wie reichen Partygäste zu schmuggeln. Dabei fällt besonder Gemma auf, dass Rose, die nun auch passend zu ihrem roten Kleid auch noch rote Handschuhe trägt, bestens bei den Männern ankommt, diese aber nur kurz umgarnt, um danach sich gleich dem nächsten Verehrer zu widmen. Und dann bricht unter den Partygästen plötzlich die Panik aus, denn eine neue Variante der Pest scheint nun ebenfalls gegenwärtig zu sein, während das Sicherheitssystem des Hauses beginnt, eine Flucht der Menschen unmöglich zu machen, zumal die tödliche Seuche nun auch im rasenden Tempo die Menschen körperlich deformiert und somit qualvoll tötet. Gibt es trotzdem bei diesem Wahnsinn noch eine mögliche Rettung für Gemma und ihre Freunde?
Ja, diese neue Pest legt gerade ...
... im Anwesen des Millionär und Wirtschaftsbonzen Ferox so richtig los, denn während normalerweise der Krankheitsverlauf durchaus langsamer verläuft, überschlägt sich diese grausame Erkrankung nun hier geradezu. Und so sind es nun nur noch qualvolle Minuten, in denen diese neue Pest die Körper der Opfer grausam deformiert und sogar am lebendigen Leib verflüssigt, bevor der Tod diesem qualvollen Schrecken dann endlich ein Ende setzen kann. Und es dürfte hier niemanden wundern, wenn gerade Rose hier die treibende Kraft ist, die hinter dem grausamen Sterben steht. Denn schon der Titel DIE MASKE DES ROTEN TODES lässt da wirklich keine großen Fragen offen. Nur warum tötet diese neue Pest plötzlich in einer rasenden Geschwindigkeit?
Und ja, der Titel weist auch sehr schön darauf hin, dass hinter dem Hörspiel von Markus Duschek (Buch) sich irgendwie eben auch Edgar Allan Poe verbirgt. Denn die nun in die Moderne verlegte Geschichte bedient sich durchaus recht frei den Motiven der gleichnamigen Novelle von Poe, die erstmalig 1842 im Graham's Magazine in Philadephia erschinen ist. Poe selbst hatte übrigens auch für dieses Magazin mal rund ein Jahr in der New Yorker Redaktion als Chefredakteur gearbeitet.
Entgegen der Handlung in der Novelle von Poe tritt hier nun jedoch keine übernatürliche Kraft an, um eben die Menschen mittels einer Pest vom Leben in den Tod zu befördern. Dafür gibt es hier aber durchaus im Hörspiel klare kritische Aussagen hinsichtlich des modernen Geldadel, der für maximale Profite durchaus bereit ist, auch in menschenverachtender Weise über Leichen zu gehen. Man könnte also hier durchaus von einer unterschwelligen Kapitalismuskritik sprechen, was hier zudem auch sehr interessant wie erschreckend in ihrer Konsequenz umgesetzt wurde. Doch mehr mag ich hier nun nicht verraten wollen, um hierzu nicht doch noch zu viel zu spoilern.
Aber ehrlich, diese Informationen zum Hörspiel bekommt man als Hörer auch schon geliefert, ohne auch nur vorher einen einzigen Ton des Hörspiel gehört zu haben. So bietet auch schon der Einleitungstext auf der Rückseite der Hörspiel-CD durchaus treffende Hintergrundinformationen. Hier daher mal den Info-Text in voller Länge:
"Wir haben es nicht besser verdient, wir Menschen! Schau Dir das doch nur an. Die Leute sind schlimmer als Tiere! Zertrampel die Schwachen und Alten. Bringen sich gegenseitig um! Stecken einander absichtlich an! Das ist die Hölle! Unsere ganz eigene Hölle!"
(Zitat: Hörspiel-CD-Infotext zu DARK MYSTERIES: DIE MASKE DES ROTEN TODES/Folge 8)
Das es am Anfang etwas länger dauert ...
... bis die Handlung dann richtig in Gang kommt, hatte mich persönlich nicht wirklich gestört. Denn der Beginn wirkte zu jedem Zeitpunkt glaubhaft und führte die jeweiligen Charaktere auch recht passend wie ausführlich ein, ohne dabei aber allgemein das Interesse negativ zu schleifen. Dafür ging es am Ende allerdings dann etwas flotter ins heftige Finale, was vielleicht eher etwas zu kritisieren gewesen wäre. Da hätten vielleicht eher rund 10 bis 20 Minuten mehr an Handlung durchaus auch nicht geschadet, um die Spannung noch etwas ausführlicher nach oben zu kitzeln. Denn mit gerade einmal 56 Minuten Spieldauer und dabei auch einigen durchaus ausgedehnten musikalischen Zwischenelementen, wäre da sicherlich noch Luft nach oben gewesen.
Allerdings muss man hier aber auch festhalten, dass zum einen diese musikalischen Zwischenelemente recht passend und spannend die Story aufwerten und die Spielzeit von ca. 56 Minuten auch durchaus angenehm in der Gesamtdauer auf mich als Hörer wirkte. Also wollen wir hierzu nicht zu streng sein, was hier mögliche Kritikpunkte betreffen könnte. Ich kann aber auch trotzdem ohne Probleme hier bestätigen, dass dieses Hörspiel auch so, wie es eben vorliegt, durchaus eine schöne runde Sache in Sachen Horror ist. Und der Horror wird hier auch durchaus recht modern und ansprechend umgesetzt.Und so komme ich mal zu einigen Stimmen ...
... aus dem Hörspiel als Beispiel. Denn die Hörspielreihe DARK MYSTERIES konnte sich hierbei mit einem recht hohen Niveau auch gleich bei mir einschmeicheln. Auffallend hier auch wieder Annina Braunmiller-Jest, die mich stimmlich ja schon bei meinem letzten Hörspiel aus der Reihe GESPENSTER-KRIMI (in der Folge ERLÖSUNG) sehr positiv einnehmen konnte. Hier nun überzeugte sie mich als Gemma durch die Bank weg, da sie auch diese Figur wieder in allen Facetten sehr glaubwürdig rüberbringt.
Aber auch Uschi Hugo konnte mich als Rose mit dem Hang zur Farbe Rot durchaus überzeugen, da es ihr durchaus spielerisch gelungen ist, in den passenden Situationen durchaus bedrohlich zu wirken, ohne das sich dies vielleicht aufgesetzt angehört hätte.
Aber auch alle weiteren SprecherInnen wie etwa Konrad Bösherz (als Melvin)oder Helmut Krauss (als Tankwart Mick) konnten durchweg überzeugen, so das ich auch in diesem Punkt recht wenig bis nichts zu kritisieren hätte.
Mein Fazit:
Die eher kurze Novelle seitens Edgar Allan Poe mit dem Titel DIE MASKE DES ROTEN TODES und seinem teuflischen Despoten Prinz Prospero hatte mir bereits recht gut gefallen. Und auch die Verfilmung von 1964 mit Vincent Price und Jane Asher in den Titelrollen seitens Roger Corman, mit dem deutschen Titel SATANAS - DAS SCHLOSS DER BLUTIGEN BESTIE (welcher in Deutschland aber erst 1971 in die Kinos kam), gehört bei mir mit Sicheheit zu den wohl gelungensten Poe-Verfilmungen, die ich mir von Zeit zu Zeit immer mal wieder gerne ansehe.
Dementsprechend war ich natürlich nun auch neugierig auf eine wesentlich modernere Version, die nach den Motiven von Edgar Allan Poe in der Hörspielreihe DARK MYSTERIES umgesetzt wurde.
Die Idee hinsichtlich einer neuen tödlichen Pest durch Menschenhand ist hierbei durchaus erschreckend, wie aber auch auf schauriger Weise nahe am Realismus umgesetzt worden. Daher kann auch der Hintergrund zur neuen Pest punkten, indem dieser aufzeigt, wozu Menschen eventuell fähig sein könnten, egal ob aus persönlichen Profitinteressen oder hinsichtlich menschenverachtender militärischer Entwicklungen.
Und hier setzt eben Rose und ihre roten Handschuhe an, die zwar wie ein Model aussieht, allerdings eine Wissenschaftlerin ist, wie ihr Vater Professor Prendergast (in einer Rückblende gesprochen von Bodo Wolf). Und mal ehrlich, ich hatte ja schon mit einigen potenziellen Möglichkeiten gerechnet, jedoch die Art und Weise, wie hier der schnelle wie grausame Tod aus purer Rache Einzug hält, hatte selbst mich irgendwie doch noch überraschen können.
Alles in allem braucht es zu Beginn zwar etwas, bis das die Spannungsschraube dann merklich angezogen wird. Allerdings kann auch der eher ruhige Anfang mit der Einführung der verschiedenen Figuren das allgemeine Interesse durchaus wach halten. Auf einer Skala von Eins bis Fünf, wobei Eins etwa so toll ist, wie Fußpilz auf einem Käsebrot und Fünf wie Marzipan mit gleichzeitigen Orgasmuswallungen, kann ich durchaus sagen, dass das Hörspiel DIE MASKE DES ROTEN TODES bei mir locker in der Bewertung eine Vier abräumen kann. Und insgesamt habe ich für die nähere Zukunft noch locker zur Zeit fünf weitere Hörspiele aus der Reihe DARK MYSTERIES (aus zwei Horror Hörspiel Boxen) vor der Brust, die ich euch mit Sicherheit auch noch hier näher bringen möchte. Allerdings, da die Hörspiele ja auch in sich abgeschlossen sind, werde ich sie nicht der nummerierten Reihenfolge nach rezensieren, sondern je nach dem Thema, welches mir eben gerade eher in den Fingern kribbelt. Schließlich will ja auch der Rezensent seinen Spaß dabei haben und nicht einfach nur etwas abarbeiten. Von daher also bis demnächst ...Die Maske des roten Todes