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Der Kannibalismus einer dämonischen Mutter - »Der Spuk von Winslow Manor«

Der Spuk von Winslow ManorDer Kannibalismus einer dämonischen Mutter
»Der Spuk von Winslow Manor«

Sadie und August haben nach der dämonischen Madenmutter im Geisterhaus Beacon Hill nun auch die Verbindung zum Rainier Asylum aufdecken können, wo mit der dämonischen Kreatur, die man auch den  "wachsamen Tom" nennt, ebenfalls nicht wirklich gut Kirschen essen ist. Und langsam verdichtet sich für Sadie immer mehr, dass das Böse es schon seit ihrer Geburt auf sie abgesehen hat. Oder genauer gesagt ihre eigene Mutter, die offiziell ja bei ihrer Geburt gestorben sein soll.

Der Spuk von Winslow ManorDoch in einem alten Kästchen befinden sich einige weitere Hinweise und Spuren nicht nur hinsichtlich Beacon Hill oder dem Rainier Asylum, sondern auch zu Sadies Mutter Sophie Winslow, die laut Sadies Vater eventuell in eine der damaligen New-Age-Sachen verstrickt gewesen sein könnte. Doch mit der Zeit kommt auch ihr Vater Arnold Young mit dem angeblichen Therapeuten und Freund Marcus Halloran hinter das Geheimnis um Sophie, die er anfänglich sogar für eine Art Hexe hielt.

Es war nichts weiter als eine Illusion gewesen, die den Schrecken ihrer Geburt kaschieren sollte. Wenn das Mädchen gewusst hätte, dass es eine Ausgeburt des Teufels war, wäre es jemals so sorglos und voller Freude gewesen?

(Ambrose Ibsen: Der Spuk von Winslow Manor/Seite 56)

Denn schon viele Jahre zuvor sind junge Frauen immer wieder direkt nach der Geburt eines Babys spurlos verschwunden. Doch handelte es sich hier wirklich um verschiedene junge Frauen? Und was hat dies eben mit Sophie Winslow zu tun, die ja eigentlich bei der Geburt von Sadie gestorben sein soll?

Als Sadie bemerkt, dass sie einfach nicht loslassen kann und das Geheimnis um ihre Mutter endlich ergründen muss, um wieder ruhig schlafen zu können, macht sie sich auf die Suche nach dem besagten Dr. Marcus Halloran, zu den schon ihre Großeltern im Auftrag des Vaters Sadie gebracht hatten. Denn nur er soll damals die Möglichkeiten gehabt haben, Sadie als Kind zu helfen, als ihre Empfänglichkeit für das Übernatürliche immer stärker wurde und sie offenbar erstmalig die Geister der Verstorbenen sehen konnte. Allerdings wirklich daran erinnern kann sich Sadie heute nicht mehr an Dr. Halloran.

Weißt du, da war etwas an Sophie, das seltsam war - sie hatte keine Vergangenheit. Sie war anders als andere Mädchen vom College. Ihr Name stand nicht im Telefonbuch und sie war in keinem Verzeichnis der Universität zu finden.

(Ambrose Ibsan: Der Spuk von Winslow Manor/Seite 81)

Doch als sie ihn aufsucht, kommen ihr einige Dinge sehr merkwürdig vor. Warum hält Halloran sich nur noch im Keller auf, zwischen Unmengen von okkulten Schriften und Folianten? Und ist Halloran in Wirklichkeit etwa nie ein wirklicher Doktor bzw. Therapeut gewesen? In Sadie steigt dabei immer mehr die Erkenntnis auf, das ihr gesamtes bisheriges Leben aus einer einzigen großen Lüge bestand.

Halloran wiederum ist nur zu gerne bereit, Sadie über ihre Vergangenheit aufzuklären, in der nicht nur der italienische Okkultist Sinistrari eine wichtige Rolle spielte, der nun offenbar selbst ein höchst unmenschliches Dasein fristen könnte. Von ihm erfährt sie auch mehr über ihren Vater und ihrer bildschönen Mutter Sophie, die eigentlich nie im normalen Sinne stirbt, da sie selbst ein schier unbesiegbares dämonisches Wesen ist, welches über die Jahrzehnte auch ihre dunklen Kräfte immer weiter ausgebaut hat, indem sie ihre eigenen Kinder verspeiste. Zumindest war es ihrem Vater und Halloran damals gelungen, die dämonische Sophie im Keller des Rainier Asylum über längere Zeit und damit auch geschwächt gefangen zu halten. Doch Sophie ist wieder frei und will bei Sadie nun das nachholen, was man ihr damals verwehrt hatte. Und offenbar zieht diese dämonische Kreatur, die gleichsam ihre Mutter ist, die tödliche Schlinge um Sadie immer enger. Sollte dies der dämonischen Sophie allerdings gelingen, könnte dies auch zu einer Katastrophe für die Menschheit werden.

So unmöglich solch ein Ereignis auch erschien, hielten die Zeugen standhaft an ihren Behauptungen fest und begannen die Gestalt als "der gefallene Engel" zu bezeichnen. Die Identität dieser angeblichen Gestalt wurde nie bekannt und viele Experten taten sie als eine Art Massenhalluzination ab.

(Ambrose Ibsen: Der Spuk von Winslow Manor/Seite 104)

Mithilfe einiger Tagebucheinträge seitens ihres Vaters wird Sadie und August klar, dass sie sich der teuflischen aber noch geschwächten Sophie stellen müssen, wenn sie eine auch nur geringe Chance nutzen wollen. Und so machen sich Sadie und August nach Winslow Manor auf, dem abgelegenen Haus des Okkultisten Sinistrari, welches versteckt im Wald liegt und seit vielen Jahrzehnten ein düsteres Geheimnis hegt. Doch haben sie wirklich eine Chance gegen das unsägliche Böse, oder laufen sie vielleicht direkt in eine totbringende Falle dieser dämonischen Kreatur, die einst als Sophie Winslow Sadies eigene Mutter war?

Der Spuk von Winslow ManorRecht umsichtig schickt der Autor ...
... Ambrose Ibsen hier seine Protagonisten Sadie und ihren Freund und Kollegen August nicht gleich nach einer düsteren Einführung wieder ins nächste Spukhaus. Viel eher nimmt er sich hier sehr viel mehr Zeit dafür, Sadie die Geheimnisse um ihre Mutter, ihres verstorbenen Vaters und den höllischen Hintergründen ihrer bisherigen Existenz zu ergründen. Das Sadie nicht nur die Geister der Toten sehen, sondern auch mit ihnen kommunizieren kann, kommt bei einer offensichtlich dämonischen Mutter daher auch nicht gerade von ungefähr. Und gegenüber der grausigen "Madenmutter" und dem gehörnten "wachsamen Tom" aus den ersten zwei Büchern (DER SPUK VON BEACON HILL & "DER SPUK IM RAINIER ASYLUM), ist nun in DER SPUK VON WINSLOW MANOR das eigentliche Böse nicht abgrundtief hässlich in seiner irdischen Form, sondern sogar (immer noch) verführerisch schön und von ewiger Jugend geprägt. Und irgendwie macht gerade diese Darstellung bzw. Beschreibung im Roman die Figur von Sadies Mutter nur noch schauriger. Denn ihre grausamen Handlungen und ihre verstörenden Taten stehen so in einem noch wesentlich größeren und damit auch surrealerem Kontrast zu ihrem offensichtlich ansprechenden Aussehen.

Das auch das sehr versteckt liegende Winslow Manor gleichsam eine Falle ist, bei der ein schneller Tod sicherlich noch als Belohnung durchgehen würde, bekommt man als Leser allerdings schon zu Beginn mit. Denn zuerst lernen wir das junge Paar Rachel und Dan kennen, die mit ihrem Wagen mitten in der Wildnis liegengeblieben sind und sich nun in diesem düsteren Gemäuer Hilfe erhoffen, zumal aus dem Schorstein auch offensichtlich Rauch aufsteigt. Und wo man Feuer im Kamin schürt, da sollten eigentlich normale menschliche Bewohner mit einem Telefon auch nicht weit sein. Doch in Winslow Manor ist eben nichts mit normalen Maßstäben zu messen.

Der Spuk von Winslow ManorWenn dies der letzte Roman einer ...
... Trilogie ist, dann finde ich dies irgendwie schon schade, denn längst sind mir Sadie Young und ihr Kollege und Freund in der Not, August, irgendwie ans Herz gewachsen. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und Ambrose Ibsen hat ganz zum Schluss ja auch noch einen hübsch-fiesen Cliffhanger eingebaut, der einer vierten Fortsetzung durchaus Tür und Tor offenhält. Und schließlich ist auch die Gefahr für Sadie ja noch längst nicht als gebannt zu betrachten. Von daher mache ich mir natürlich eine gewisse Hoffnung darauf, das Ambrose Ibsen hier weiter am Ball bleibt.

Wäre die Handlung im dritten Band gegenüber den beiden Vorgängern in Sachen Spannung usw. eher eingebrochen, wäre dies wahrscheinlich nicht so. Nur leider schaffte es Ambrose Ibsen es spielend im dritten Band mit dem Titel DER SPUK VON WINSLOW MANOR, mich wieder wie gebannt an die Seiten zu fesseln, auch wenn es nun eher einen längeren Zeitraum dauert, bis das Sadie und August in das nächste düstere Gemäuer zwischen staubiger Luft und Spinnenweben förmlich eintauchen.

Das es dabei ja auch um das eigene Leben von Sadie geht, hält ihr natürlich auch keine wirklichen Alternativen offen, als zu versuchen, sich der eigenen tödlichen Mutter aus der Finsternis zu stellen.

Und so spendiert uns der Autor Ambrose Ibsen hier nun durch Marcus Halloran oder die Tagebucheinträge seitens Sadies Vater, Arnold Young, wesentlich tiefere Einblicke in die Vergangenheit und die Hintergründe z.B. auch hinsichtlich der Satanisten, die im Rainier Asylum vor vielen Jahren ihr Unwesen trieben. Und die offensichtlichen Fäden zog hierbei immer die hübsche, aber auch abgrundtief böse Dämonin mit dem Namen Sophie Winslow - Sadies Mutter.

Mein Fazit:
Es gibt ja bekanntlich eine Menge Romane, in denen es um Spukhäuser geht, die ein recht düsteres bis morbides Eigenleben besitzen. Leider schafft es nicht jeder Autor (oder auch Autorin) es immer, hierbei einen gewissen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten.

Wenn es dann noch eine kleine Buchreihe ist, so ist es auch von nicht unbedeutender Wichtigkeit, dass die Leserschaft auch einen intensiven Bezug zu den Hauptfiguren entwickeln können. Denn nichts ist tödlicher für eine Buchreihe, als wenn einem die Hauptfiguren eher relativ egal werden oder gar bleiben.

Ambrose Ibsen gelingt es in seinen vorliegenden Romanen allerdings mit einer Leichtigkeit, den Spannungsbogen hoch zu halten und uns seine Figuren ans Herz zu legen. Grundsätzlich könnte man auch einfach jeden Band der Reihe ganz für sich, bzw. alleine konsumieren, da sie inhaltlich schon einen eigenen Abschluss besitzen. Aber seien wir ehrlich, wenn man anfängt, mit den Protagonisten mitzufiebern, dann will man natürlich auch wissen, wie es weitergeht und ist dann auch auf den nächsten Band gespannt wie ein Flitzebogen.

Von dieser Warte aus gesehen, hoffe ich doch irgendwie sehr, dass hier seitens des Autor noch Nachschub kommt. Denn auch wenn der dritte Band der Reihe in sich durchaus wieder einen eigenen inhaltlichen Abschluss servieren kann, so sind doch weiterhin einige wichtige rote Fäden vorhanden, die geradezu danach rufen, aufgegriffen und weitergesponnen zu werden. Andererseits könnte man allerdings auch diese der eigenen Phantsie der Leserschaft überlassen. Aber dies wäre sicherlich wohl die eher schwächere Lösung.

Lesenswert waren und sind die bisher im Festa Verlag erschienenen Bände seitens Ambrose Ibsen sicherlich und irgendwo tief in mir drin hoffe ich natürlich, dass der Verlag uns auch weitere schaurigen Werke von Ibsen präsentieren möge. Denn eins ist für mich völlig sicher - hinter Stephen King oder Dean Koontz braucht sich Ambrose Ibsen wirklich nicht zu verstecken.  
Der Spuk von Winslow Manor
Der Spuk von Winslow Manor
(The Haunting of Winslow Manor/The Beckoning Dead #3)
von Ambrose Ibsen
Übersetzung: Heiner Eden
Erstveröffentlichung: USA/2020 by Ambrose Ibsen
Deutsche Erstausgabe: Dezember 2022
Genre: Horror/Thriller
Seitenanzahl: 272 Seiten
Ausführung: Paperback, Umschlag in Festa-Lederoptik
ISBN: 978-3-98676-026-7
Preis: 14,99 Euro
FESTA Verlag

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