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Ein einschneidender Fehler und das heiße Wesen - »Nekrose«

NekroseEin einschneidender Fehler und das uralte Wesen
»Nekrose«

Wenn es in Richtung Extrem-Horror geht, dann sollte man nicht nur männliche Autoren wie Edaward Lee oder etwa Matt Shaw im Auge behalten, die es recht gut verstehen, auch in dieser Sparte die Fans unter Hochspannung durch die Seiten ihrer Romane zu peitschen. Auch weibliche Autoren wie Rayne Havok wissen hier die Leserschaft durchaus nicht nur zu schockieren, sondern auch durch Hardcore-Spannung an ihre Geschichten zu fesseln.

NekroseUnd der Band NEKROSE bietet gleich zwei heftige Novellen von ihr.

Die Rede ist hier von Band 81 der Reihe "Festa Extrem", welche man auch nicht über den Buchhandel erwerben kann, sondern eben nur direkt über den Verlag selbst, da es sich hier bei der Reihe um sogenannte Privatdrucke ohne ISBN-Nummer handelt.


Und Band 81 mit dem Titel NEKROSE beinhaltet gleich zwei Novellen der Autorin Rayne Havok, die in Phoenix (Arizona) lebt und schon seit ihrer Kindheit ein großer Horrorfan war. Nach dem Jahr 2000 lebte sie aber auch für einige Jahre in Kitzingen (Deutschland), da ihr Ehemann als Soldat der US-Armee hier eben einige Zeit stationiert war.

Der eher klassische Horror ist allerdings nicht das bevorzugte Programm, welches sich Rayne Havok gerne in ihren Romanen und Novellen annimmt. Daher sollte man als Leserin oder Leser nicht gerade zur zartbesaiteten Fraktion des Genre gehören, da uns die Autorin auch hier in ihren zwei Novellen mit den Titeln KILLSTREME (von 2020) und NEKROSE (von 2021, welcher auch dem vorliegenden Taschenbuch des Festa Verlag den Titel gab), wieder mit so einigen Tabubrüchen in Sachen Gewalt, Sex und Blut konfrontiert.

Die eher etwas kürzere Novelle KILLSTREME nimmt sich daher auch dem abgründigen Thema der Snuff-Pornos an. Doch auch hier läuft nicht immer alles so, wie sich mancher abartige Bösewichte es sich sicherlich erträumt hatte.

KillstremeKillstreme
(Killstreme)
2020 by Rayne Havok
Wesley hat ein ganz spezielles wie abartiges Problem. Denn seit er im Darknet auf einen Snuff-Porno gestoßen ist, bekommt er eigentlich nur noch eine richtige Erektion, wenn er einem dieser miesen Gewalttätern in dessen Filmen zusehen kann, wie dieser hübsche junge Frauen nicht nur brutal vergewaltigt sondern dabei auch noch auf grausame Weise ermordet.

An sich ist seine eigene Frau auch nicht mehr das, was er wirklich als begehrenswert bezeichnen würde, auch wenn sie liebend gerne mal wieder ganz normalen ehelichen Sex mit ihm hätte. Und was diese grausamen Snuff-Filme angeht, die er heimlich konsumiert, so kosten die eben auch ein kleines Vermögen. Aber da hat Wesley wohl eher Verständnis für, schließlich haben die Täter ja auch das Problem, die Leichen danach spurlos verschwinden zu lassen. Und dann bekommt er über das Darknet plötzlich von der kriminellen Produktionsfirma Killstreme die einmalige Chance, selbst in seinem ganz persönlichen Snuff-Film mitzuspielen. Wesley kann dabei sogar selbst das weibliche Opfer aus einer Art Katalog aussuchen, wo offenbar entsprechende Frauen bereits als Opfer auserkoren wurden, ohne das sie hiervon im Vorfeld eine Ahnung hätten. Dies ist also eine Chance, die Wesley sich nur ungern entgehen lassen würde. Nur ahnt Wesley leider auch nicht, dass es eben auch Angebote gibt, die am Ende anders verlaufen können, als man es sich hätte träumen lassen.

Wenn ich das mache, bevor ich gekommen bin, habe ich Angst, dass ich zu erregt bin, um Warnzeichen oder Fallen von Strafverfolgungsbehörden, die jemanden im Darknet hochnehmen wollen, zu bemerken. Ich kann es nicht ändern, dass ich diesen Kram liebe, es ist das Einzige, das mich noch befriedigt.

(NEKROSE, Seite 12, aus der Novelle KILLSTREME)

Mein Fazit:
Ganz ehrlich gesagt, konnte ich mir ab einem gewissen Zeitpunkt ein gehässiges Grinsen nicht mehr beim lesen verkneifen. Denn welche Richtung die Handlung bald einschlagen würde, war mir bereits früh ersichtlich. Aber wenn perverse Vorstellungen eines Täters wie eine Droge dann noch mit einer geschmeidigen Portion Dummheit zusammentreffen, dann darf dieser später auch nicht um die Gnade winseln, die man selbst wahrscheinlich nie dem vermeintlichen Opfer gewährt hätte.

Kritisch hingegen ist hier eher die Ich-Form der Darbietung zu sehen. Denn Havok erzählt hier die Geschichte hauptsächlich eben in der Ich-Form seitens des perversen Täters, was an sich nicht schlimm wäre. Nur wirken seine direkten Schilderungen dann doch schlicht zu abgeklärt, als das man es ihm nun ernsthaft abnehmen würde, dass diese Grausamkeiten gerade mit ihm passiert. Ich persönlich würde bei solchen blutigen Gewalteinwirkungen wohl kaum noch zwei vernünftige Sätze zusammen bekommen, um meinen brutalen Todeskampf so ausführlich und abgeklärt schildern zu können. Dieses kleine Manko hätte man mit einer anderen Form der Schilderung sicherlich besser lösen können. Aber wenn man als Leser genügend Voraussetzungen mitbringt, um hier den bissigen schwarzen Humor hinter der Handlung auch auszukosten, dann kommt man bei dieser Novelle trotzdem mühelos auf seine Kosten.

Ich würde der Novelle KILLSTREME daher noch gerne knappe drei von insgesamt fünf Sternchen als Höchstbewertung vergeben.

NekroseNekrose
(Necrosis)
2021 by Rayne Havok
Der junge Josh Whitmore hat ein Problem, denn er soll einen richtig geilen Junggesellenabend organisieren und im schlimmsten Fall, fallen ihm später die Braut samt den anderen Freundinnen  bzw. Partnerinnen seiner Kumpels wie Hyänen über ihn her. Besonders wenn sie herausbekommen, was bei diesem Jungesellenabend im anrüchigen Nachtclub "Virya" abgehen kann, den er hierzu bereits Wochen vorher buchen musste. Am Ende dieser denkwürdigen Nacht wird man ihn jedoch im nahegelegenen kleinen Park mit heruntergelassenen Hosen und völlig leblos auf einer Parkbank sitzend vorfinden.

Und dieser Todesfall der einerseits keine Gewalteinwirkungen erkennen lässt, andererseits aber immer mysteriösere Umstände bei der genaueren Untersuchung der Leiche durch den Rechtsmediziner mit sich bringt, ruft wiederum bei Chief Cunningham die polizeiliche Spürnase auf den Plan. Und die führt ihn direkt in den sündigen Club zur atemberaubend schönen Stripperin Tula, die zuletzt Kontakt zum noch lebenden Josh Whitmore hatte. Doch nach dem Sex im Park hatte laut Überwachungskamera das Opfer noch gelebt, als Tula wieder gegangen ist. Doch kurze Zeit später kommt es zu einem weiteren mysteriösen Todesfall in Verbindung mit dem Club und der schönen Tula.

Etwas nachweisen kann Cunningham Tula direkt nicht, dafür fühlt auch er sich immer intensiver zu der sehr freizügigen Stripperin hingezogen und verfällt ihr bei den weiteren Untersuchungen immer mehr. Doch Tula selbst scheint nicht wirklich von dieser Welt zu sein, sofern man eben von normalen Menschen ausgeht. Dafür scheint sie aber einen mehr als exquisiten Geschmack bei ihrer Nahrungsaufnahme zu haben. Und dann hat Cunningham einen teuflichen Plan, mit dem er Tula für immer an seine Seite zwingen will. Vielleicht hätte er aber bei klarem Verstand wissen sollen, das man ein solch schönes, aber auch düsteres Wesen eben nicht auf Dauer unterschätzen sollte.

Verdammt, natürlich hat sie recht, und jetzt weiß sie, dass ich ganz wuschig bin.
"Prima", sage ich und lege meine Hand auf den Griff meiner Pistole. Nicht das ich sie benutzen will, aber es zeugt von Autorität, außerdem fühle ich mich in die Ecke gedrängt und das ist unangenehm.

(NEKROSE, Seite 90, aus der Novelle NEKROSE)

NekroseMein Fazit:
Vielleicht glaubt hier jemand schon zu wissen, um welche Art von Wesen es sich bei der gnadenlos schönen wie tödlichen Tula handelt. Aber man sollte sich da auch die Frage stellen, ob es uns die Autorin Rayne Havok wirklich so einfach macht? Ich habe da jedenfalls so meine Zweifel, will aber hier natürlich jetzt auch nicht spoilern. Schließlich kenne ich die Novelle ja nun und hatte sie bereits mit steigender Spannung und sichtlicher Begeisterung in geradezu Rekordzeit gelesen. Aber das heißt ja nun nicht, das ich euch hier gleich alles verrate. Wäre ja auch gemein, schließlich macht selber lesen ja erst schlau.

Auch in dieser, gegenüber der recht kurzen Novelle KILLSTREME wesentlich längeren Geschichte, wählt die Autorin durchaus gerne die Ich-Form der Erzählung. Und so führt uns Chief Cunningham durch die Handlung. Aber auch Tula wird uns hier durch die eigene Sichtweise einige Hergänge schildern. Und auch Whitmore erzählt uns zu Beginn mal, wie er eigentlich in diese für ihn so tödliche Situation gelangen konnte.

Und hier passt die Ich-Form durchaus bei allen Figuren wie die Faust aufs Auge und man hat hier schnell als Leser das Gefühl, gleich neben den einzelnen Charakteren zu stehen und alles direkt mitzuerleben. Aber auch was die Novelle selbst betrifft, nimmt uns die Autorin mit auf einen gekonnten Tripp, der uns hier oder da glauben lässt, bereits zu wissen, was bzw. wer sich hinter den seltsamen Todesfällen verbirgt. Das Tula hier der Dreh- und Angelpunkt ist, daraus macht die Autorin allerdings auch kein großes Geheimnis. Spannend und überraschend wird es eher in der Frage, was Tula in Wirklichkeit ist und wie es dann zu den seltsamen Todesfällen kommt. Und auch Cunningham wusste mich im Verlauf der Handlung noch ungewöhnlich zu überraschen. Aber wer da nun mehr wissen will, der sollte lieber gleich den Band 81 aus der Reihe "Festa Extrem" bestellen und zügig zur Hand nehmen.

Bei der Novelle NEKROSE jedenfalls kann ich einfach nicht anders, als locker vom Barhocker gleich insgesamt alle fünf Sternchen zu vergeben.
Nekrose
Nekrose
Mit den zwei Novellen KILLSTREME (2020) & NEKROSE (2021)
von Rayne Havok
Deut. Erstausgabe: Dezember 2022/Reihe FESTA EXTREM, Band 81
Genre: Horror
Seitenanzahl: 176 Seiten
Übersetzung: Tim Lemke
ISBN: Ohne/Nur über den Verlag erhältlich
Preis: 13,99 Euro
FESTA
Altersempfehlung: 18 Jahre
Bezug über: festa-verlag.de

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